Liman-von-Sanders-Krise und die Dardanellen. (..Ein Versuch)

Es ergibt sich für Liman eine Doppelfunktion, indem er als Leiter der Mission eine der höchsten Positionen in der osmanischen Armee einnahm und gleichzeitig – zunächst - als Kommandeur eines Korps eine formal „nachgeordnete Funktion“ wahrnahm. Gleichzeitig kommandierte er die wichtigste Einheit der Armee, die Konstantinopel, die „Straße“, die Ministerien und die Botschaften schützte. In seiner Position eines Korps-Kommandeur war er formal also einerseits der Position des Kommandeurs der 1. Armee untergeordnet, andererseits als als zweit- oder dritthöchster Offizier ihm übergeordnet.

Liman als Chef der Liman-Mission war gewiss direkt dem Kriegsminister unterstellt oder - falls dienstälter - dem Chef des Generalstabes. Seine Missionschef-Stellung war keine kommandierende-operative, er konnte damit weder die 1. Armee und damit indirekt das 1. Armeekorps kommandieren, war also formal durchaus nicht auch auch noch sein eigener Vorgesetzter.

Der Kommandeur für den Bereich Konstantinopel war dem 1. Korps unterstellt, also Liman. Und der Kommandeur für den Festungsbereich Konstantinopel war in Friedenszeiten auf einem selbstständigen Kommando, allerdings wurde er in Kriegszeiten der 1. Armee bzw. dem 1. Korps unterstellt, also ebenfalls Liman. In diesem Sinne war Liman für die Sicherung von Konstantinopel zuständig und ebenfalls für die Sperrung der Seestraße.

Vor Limans Ankunft war der Kommandeur des 1. Armeekorps auch Platzkommandant von Konstantinopel. Mit der Übernahme durch Liman wurde die Platzkommandantur davon getrennt und ein türkischer Oberst übernahm mit den Befugnissen eines Divisionskommandeur diese Position (Wallach, Anatomie einer Militärhilfe, S. 133).

Limans Missionsvertrag galt für Friedenzeiten, im Vertrag wie auch in der Iradé des Sultans ist daher keine operative Stellung für Kriegszeiten angegeben. Limans Kommandeur-Stellung über die 1. Armee wurde entsprechend erst im Rahmen der türkischen Mobilisierung und dem Bündnisvertrag Kaiserreich-Osmanisches Reich (2. August) von Enver Anfang August festgelegt.
 
Im Zuge der Lösung der Liman-Krise wurde er zum Marshall der osmanischen Armee befördert und auf den Posten eines „Generalinspekteurs“ berufen. Die Literatur ist an disem Punkt widersprüchlich, ob diese Aufgabe sich auf die gesamte Armee bezog oder er im Rahmen der vier Armee- Inspektionen (vgl. oben den Hinweis) der 1. Armee als Inspekteur zugeordnet wurde.

Die einschlägige Literatur wie auch die einschlägigen Quellen sind durchaus eindeutig, meine ich, Liman wurde Mitte Januar auf die Position des Generalinspekteur der Osmanischen Armee berufen; die Stellung eines Inspekteurs bei einem der vier Territorialkommando hatte auch die reichsdeutsche Seite m.E. nach nie in Erwägung gezogen, die russische Administration sowieso von vorn herein ausgeschlossen.

Quellen: Siehe GP 38, #15512 v. 6.1.14, #15524 v. 20.1.14; BD, X, Part I, #468, S. 418, britischer Botschafter Buchanan in St. Petersburg an britischen Außenminister Grey; Pokrowski, Drei Konferenzen (1920), S. 36 (russische Administration, Sitzung 31.12.1914, Ausschluß eines Territorial-Inspektionskommandos)

Literatur: u.a. Wallach, Anatomie, S. 143; Aksakal, Ottoman Road, S. 83; McMeekin, Ottoman Endgame, S. 89.

Mühlmann, Deutschland und die Türkei 1913-1914, S. 25.
 
Gleichzeitig kommandierte er die wichtigste Einheit der Armee, die Konstantinopel, die „Straße“, die Ministerien und die Botschaften schützte.

Wie schon geschrieben: Vor Limans Ankunft war der Kommandeur des 1. Armeekorps auch Platzkommandant von Konstantinopel. Mit der Übernahme durch Liman wurde die Platzkommandantur davon getrennt und ein türkischer Oberst übernahm mit den Befugnissen eines Divisionskommandeur diese Position (Wallach, Anatomie einer Militärhilfe, S. 133).

Liman konnte daher nicht der Platzkommandant von Konstantinopel sein, beschützte entsprechend auch nicht Konstantinopel, die Ministerien und die Botschaften usw.

Zudem: Keine Hinweise habe ich gefunden, ob die Position des Kommandeurs der 1. Armee zwischen dem Amtsantritt von Liman im Dezember 1913 und seiner Beförderung zum Kommandeur der 1. Armee Anfang August 1914 mit einem türkischen Offizier besetzt war und welche effektive Rolle er zwischen Enver Pasa und Liman hätte spielen können (vgl. Erikson, S. 29) Im September 1914 war Liman als kommandierender General der 1. Armee intensiv mit operativen und organisatorischen Planungen beschäftigt (Trumpener, S. 188)

Dazwischen liegen die Zuständigkeiten bzw. Kommando-/Kommandeurstrukturen der Osmanischen Armee in Friedenszeiten - Eintreffen der Liman-Mission im Dezember 1913 - und den jenen in Mobilisierungs-/Kriegszeiten, von Enver am bzw. ab 1. August 1914 veranlasst. Die einzelnen Armeen wurden wie üblich erst im Mobilisierungs-/Kriegsfall aus den Armeekorps zusammen gestellt, die Einteilungen waren im Mobilisierungsplan festgehalten. Es wäre daher verwunderlich, ließe sich für die Friedenszeit vor dem August 1914 ein Kommandeur der 1. Armee recherchieren......
Die Überwachung/Kontrolle der Armeekorps fand im Osmanischen Reich zumindest im Dezember 1913 durch jene Inspekteure auf Ebene der (vier) Territorial-Kommandos statt, siehe Pokrowski, Drei Konferenzen, S. 36.

Izzet Pascha hat im Dezember 1913, Enver ab Januar 1914, er löste Izzet ab, umfangreiche Neustrukturierungen in die Wege geleitet.

Erickson, Ottoman Army Effectiveness in World War I: A Comparative Study, S. 8-10; Mehmet Besikçi, The Ottoman Mobilization of Manpower in the First World War: Between Voluntarism and Resistance (2012), S. 102-105.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und das verweist auf die weitere Kooperation nach Kriegsbeginn. Im Rahmen des Vertrags von 1913 über die Kooperation zwischen dem Osmanischen Reich und dem Deutschen Reich wurde ein „gewisser“ Einfluss auf die Operationen der osmanischen Armee zugestanden.

Im Vertrag vom 27.11. 1913 zur Schaffung einer deutschen Militärmission war nichts dergleichen bzw. im diesem Sinne formuliert (Wallach, Anatomie, S. 130 f., Mühlmann, Deutschland und die Türkei, S. 88-92, Wiedergabe des Vertrages).
Die entsprechenden Iradés des Sultans v. 4.12.1913 bzw. vom 7.1.1914 enthalten ebenfalls nichts dergleichen.

Erst der Bündnisvertrag vom 2.8.1914 enthält in Punkt 3 die Formulierung, der Militärmission und ihrem Chef werde ein wirksamer Einfluss auf die allgemeine Ausführung/Armeeführung zugesichert.
 
Zitat von thanepower:
Die Wirksamkeit der Unterstützung durch die Militärmission von Liman zeigte sich im Verlauf des Krieges und versetzte die osmanische Armee erst in die Lage, die erfolgreichen Abwehrkämpfe durchzustehen. Im Verlauf des Krieges, vor allem nach 1915, erfolgten umfangreiche militärische Unterstützung für das Osmanische Reich. Ca. 550 Artillerie Geschütze, 1600 MG (die besonders benötigt wurden), 557.000 Gewehre, 100.000 Karabiner, 300 Flugzeuge, große Mengen an Munition. Nicht zuletzt wurden 120 Lokomotiven geliefert, neben umfangreichen finanzieller Unterstützung (Trumpener, 2012, S. 108 und Erikson, S. 231 ff)

Trumpener wie Erikson stellen a.a.O. keine (Trumpener) bzw. keine explizite Verbindung (Erikson) mit der Militärmission her, so wie Du sie formuliert hast, auch sinngemäß so nicht, scheint mir.

Und Erikson resümiert S. 234 u.a. (Du schreibst: versetzte die osmanische Armee erst in die Lage, die erfolgreichen Abwehrkämpfe durchzustehen):

Overall, German assistance was a substantial asset to the Turk's ability to prosecute the war. Unquestionable, the german military aid and equipment packages enabled the Turks to sustain themselves for a much longer period that they could have without such assistance.
(deepl-Übersetzung: Insgesamt war die deutsche Hilfe für die Fähigkeit der Türken, den Krieg zu verfolgen, von erheblichem Nutzen. Es steht außer Frage, dass die deutschen Militärhilfe- und Ausrüstungspakete die Türken in die Lage versetzten, sich über einen viel längeren Zeitraum zu erhalten, als sie es ohne diese Hilfe hätten tun können.)​

Noch zur Erinnerung: Der Militärmission Liman von Sanders hatten Ende Juli 1914 etwa 70 Personen angehört. Admiral Souchon wurde im Mittelmeer mit den Kriegsschiffen Breslau und Goeben zufällig vom Kriegsbeginn überrascht, er brachte mit der Flucht seiner Schiffe in türkische Gewässer rund 1600 Mann Besatzung (Wallach, Anatomie, S. 154) mit - und zwei moderne Kriegsschiffe; militärische Schwergewichte mit großer Bedeutung für die weitere Entwicklung und ohne geplante und tatsächliche Verbindung zu Limans (Armee-)Militärmission.

Es war entsprechend die reichsdeutsche Marine (via Souchon, Tierpitz, deutschem Militärattaché Human in Konstantinopel), deren 'Sonderkommando' Ende August Konstantinopel erreichte, das bald auf ungefähr 700 Personen anwuchs (Walllach, Anatomie, S. 155). Diese Marine-Einheiten übernahmen unter dem Oberbefehl der Admiräle Merten und von Usedom zunächst die Befestigungen und ihre Verstärkung/Verteidigung der Meerengen (Wallach, S. 187 + 155). Und nicht Liman bzw. die Militärmission.
 
Martin Kröger resümiert abschließend (in Letzter Konflikt vor der Katastrophe. Die Liman-von-Sanders-Krise 1913/1914, in Kröger u.a., Vermiedene Kriege 1997, S. 657-671, S. 671), das deutsche Verhalten deute nicht auf eine Kriegsabsicht hin, [...]. Ebenso widersprüchlich sei die russische Politik zu bewerten, die harte Reaktion sei nur durch eine Bedrohungsperzeption verständlich, welche die tatsächlichen Ereignisse maßlos übersteigert habe.

Kröger notiert weiter, Die Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Militärmission [...] boten hierzu keinen ausreichenden Anlass. Wichtig, so sinngemäß Kröger: Eine militärisch sowie bündnispolitische Basis sei für eine russische Drohpolitik nicht vorhanden gewesen, sie wäre früher oder später in sich zusammengefallen.

Vor allem Letzteres, die anfangs/zunächst erfahrene Machtlosigkeit gegen die fundamental abgelehnte und bekämpfte Liman-Mission und ihre völlig überzogene Einschätzung, hat aufgrund nicht ausreichender eigener militärischer Drohmittel und der zu geringen Unterstützung durch die Bündnispartner die späteren Anstrengungen bei der militärischen Aufrüstung initiiert/ausgelöst, so m. A. in Anlehnung an Kröger.

Die Protokolle z.B. der beiden Sitzungen der russischen Administration vom 31.12.1913 und vor allem vom 8.2.1914, siehe Pokrowski, Drei Konferenzen, verdeutlichen m.E. die fortdauernde Erschütterung bis Wut von Teilen der Administration durch die (vor allem anfangs) erfahrene Machtlosigkeit. Krögers letzter Satz schließt inhaltlich daran an: Das Umdenken an der Newa war deshalb nur folgerichtig; eine Lehre der Limankrise, die man in Berlin nicht sah.
 
Also kann man festhalten, das weder der russische Import noch Export durch die paar Soldaten der deutschen Militärmission gefährdet gewesen war. Ebenfalls wurde auch das diplomatische Personal der Mächte nicht durch deutsches Militär bedroht.
Fazit: Sasonow hat also die Entsendung der deutschen Militärmission zu einer schweren diplomatische Krise hochgekocht und hat dafür eigentlich keinen nennenswerten Anlass gehabt. Dabei lag die letzte Krise erst ein paar Monate zurück und auch dort war Sasonow nicht unbeteiligt.
 
Also kann man festhalten, das weder der russische Import noch Export durch die paar Soldaten der deutschen Militärmission gefährdet gewesen war. ….

Fazit: Sasonow hat also die Entsendung der deutschen Militärmission zu einer schweren diplomatische Krise hochgekocht und hat dafür eigentlich keinen nennenswerten Anlass gehabt. ...

Wieso kann man das „festhalten“?
Hatte denn nicht der KW II dem Sanders persönlich eingeschärft, das Ziel seiner Mission bestünde darin, dass die deutsche Fahne über dem Bosporus wehe? (#231, #232)
Und es ging doch nicht um ein „paar Soldaten der deutschen Militärmission“ sondern um militärische Befehlsgewalt an der empfindlichsten Stelle Russlands und der wackligen Hohen Pforte.

Lt. Bobroff (Roads To Glory S. 85ff) hatte bis zur Liman-von-Sanders Krise keine andere Großmacht eine vergleichbar bestimmende (authoritative) Position erreicht. Nämlich die Befehlsgewalt über osmanische Soldaten in der Hauptstadt.
Und auch ohne direkte Befehlsgewalt über die Forts der Meerengen, würden von Deutschen ausgebildete Offiziere schnell in bedeutende Positionen aufsteigen und die Deutschen selbst könnten rasch eintreffen um das Kommando zu übernehmen.
(Man darf sich bei der Gelegenheit das Ausmaß der Instabilität des „Osmansichen Reiches“ vor Augen führen.)

Und @Turgot, was heißt „hochgekocht“?
Hat der Sasonov sich Vorteile aus einer Destabilisierung versprochen, kam er einfach nur zu anderen Schlüssen, oder wollte er sich profilieren?
 
Wie bitte sollte das denn realisiert werden, das die Fahne des Deutschen Reichs über den Bosporus weht? Wilhelm II. hat sehr viel, vor allem dummes Zeug, geredet. Gemessen werden sollte er an seinen tatsächlichen Taten. Und eines wollte er nicht: Krieg.

Von deutschen Offizieren ausgebildete osmanische Offiziere sind deshalb doch noch keine Befehlsempfänger des deutschen Kaisers und seine Offiziere. Wie sollten denn schnell deutsche Truppen nach Konstantinopel gelangen? Das Personal der Militärmission war ja sicher nicht ausreichend.

Aus den Beiträgen von @andreassolar wird doch deutlich, das die deutsche Militärmission über keine entsprechende Befehlsgewalt an den Stellen verfügte, über die sich Sasonow so sehr erregte. Sein Agieren, sein Drohen fehlte die sachliche Grundlage. Es waren keine russischen Sicherheitsinteressen unmittelbar gefährdet.

Es ist auch kein Geheimnis das die Russen auf die Meerengen fixiert waren und die lieber früher als später unter russische Kontrolle gestellt hätte.

Der britische Admiral Limpus und seine Vorgänger hatten einen vergleichbare Position und Machtfülle. Das sah man auch in England so. Als Grey davon Kenntnis erhielt, hat er sich in dieser Krise sehr zurückgehalten, worüber sich Sasonow doch sehr geärgert hatte.
 
Wie sollten denn schnell deutsche Truppen nach Konstantinopel gelangen?
Istanbul war mit dem Eisenbahnnetz des DR verbunden.
Aus den Beiträgen von @andreassolar wird doch deutlich, das die deutsche Militärmission über keine entsprechende Befehlsgewalt an den Stellen verfügte, über die sich Sasonow so sehr erregte.
Ist das so?
Hat Sasonov sich darüber erregt, dass die Militärmission offiziell mit Gewalten betraut war, die sie nicht innehatte? Oder darüber, dass sich im Falle einer Krise sehr schnell solche entwickeln konnten?
Worüber aber er sich sicher erregt hat, war seine Wahrnehmung, dass ein solcher Akt wie diese Mission mit Russland hätte abgestimmt werden müssen.

Es scheint mir durchaus bemerkenswert mit welcher Zielsicherheit in dieser Diskussion bisweilen am eigentlichen Konflikt vorbeigeschossen wird.
 
Also kann man festhalten, das weder der russische Import noch Export durch die paar Soldaten der deutschen Militärmission gefährdet gewesen war. Ebenfalls wurde auch das diplomatische Personal der Mächte nicht durch deutsches Militär bedroht.

Letzteres hatte sowieso nur die russische Administration anfangs behauptet, siehe BD X, Part 1, Kapitel Liman von Sanders Mission 1913-1914, S. 338-422. Irgendeine (mögliche) operative Befehlsgewalt der Liman-Mission über die Meeresengen hat die russische Administration ebenfalls nur anfangs suggeriert. Der britische Militärattachè in Instanbul, Tyrrell, hat keine entsprechende Möglichkeit der Liman-Mission postuliert.
Genauso wenig der israelische Oberst Jehuda Wallach in Anatomie einer Militärhilfe, oder der langjährige ö-u. Militärattaché Pomiankowski in Istanbul, zur Zeit der Liman-Mission.


Lt. Bobroff (Roads To Glory S. 85ff) hatte bis zur Liman-von-Sanders Krise keine andere Großmacht eine vergleichbar bestimmende (authoritative) Position erreicht. Nämlich die Befehlsgewalt über osmanische Soldaten in der Hauptstadt.

Siehe #241/243
Vor Limans Ankunft war der Kommandeur des 1. Armeekorps auch Platzkommandant von Konstantinopel. Mit der Übernahme durch Liman wurde die Platzkommandantur davon getrennt und ein türkischer Oberst übernahm mit den Befugnissen eines Divisionskommandeur diese Position (Wallach, Anatomie einer Militärhilfe, S. 133).

Liman wurde erst am 7.1.1914 durch den Iradé des Sultans zum Kommandierenden General des I. Armeekorps ernannt (Wallach, Anatomie, S. 133); bereits am 13.1.14 wurde Liman zum Marschall (Türkei) ernannt und damit Generalinspekteur der Osmanischen Armee, damit wurde er automatisch von seiner Stellung als Kommandeur des I. Armeekorps entbunden (Wallach, Anatomie, S. 143).

Ansonsten siehe nochmals Kröger, Letzter Konflikt vor der Katastrophe. Die Liman-von-Sanders-Krise 1913/14, in Kröger u.a., Vermiedene Kriege, S. 671:

Die harte Reaktion aus Petersburg läßt sich nur durch eine Bedrohungsperzeption erklären, die die tatsächlichen Ereignisse am Bosporus maßlos übersteigerte. Die Entwicklungsmöglichkeiten der deutsche Militärmission in der Türkei boten hierzu keinen ausreichenden Anlaß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Istanbul war mit dem Eisenbahnnetz des DR verbunden.



Es scheint mir durchaus bemerkenswert mit welcher Zielsicherheit in dieser Diskussion bisweilen am eigentlichen Konflikt vorbeigeschossen wird.


Kannst du das bitte präzisieren?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, das man selten eine Krise isoliert betrachten kann. Es gibt immer Ursachen und Wirkungen.

Schon die Begründung des Balkanbundes, der ja von Petersburg aktiv befördert wurde, wurde ja auch nicht mit Wien abgestimmt, hat beispielsweise die Sicherheitsinteressen Österreich-Ungarns außer Acht gelassen. Das verheerende Ergebnis ist ja bekannt und hat gerade wenige Monate vor dieser Krise ein Ende gefunden.

Wilhelm II. hat übrigens den Zaren über diese Mission informiert gehabt. Wenn dieser das nicht an seine Administration weitergibt, so ist dies wohl ziemlich nachlässig.
 

Eben.
Und genau deswegen würde mich interessieren, inwiefern also die zeitnahe Verbringung deutscher Truppen nach Konstantinopel zu gewährleisten gewesen wäre.
Das impliziert ja als Grundvoraussetzung, dass die Balkanstaaten, auf deren Territorien die Trasse lag, sich in keinem Fall querstellten und die deutschen Truppen brav passieren ließen.

Warum noch gleich sollten sie das tun, sofern sie in einem Krieg zwischen den Zentralmächten und Russland für keine Seite Partei ergreifen wollten oder anders gefragt, wie wahrscheinlich war bei der Gemengelage der Interessen der Staaten am Balkan, dass diese sich geschlossen auf die Seite der Zentralmächte schlügen?

Von dem Standpunkt aus, ist die Vorstellung der zügigen Verlegung deutscher Truppen an die Meerengen in einem potentiellen Kriegsfall wohl eher eine theoretische Option, die an der Realität gescheitert wäre und das mit Ansage.
 
Es scheint mir durchaus bemerkenswert mit welcher Zielsicherheit in dieser Diskussion bisweilen am eigentlichen Konflikt vorbeigeschossen wird.

Kannst du das bitte präzisieren.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, das man selten eine Krise isoliert betrachten kann. Es gibt immer Ursachen und Wirkungen.

Schon die Begründung des Balkanbundes, der ja von Petersburg aktiv befördert wurde, wurde ja auch nicht mit Wien abgestimmt, hat beispielsweise die Sicherheitsinteressen Österreich-Ungarns außer Acht gelassen. Das verheerende Ergebnis ist ja bekannt und hat gerade wenige Monate vor dieser Krise ein Ende gefunden.

Wilhelm II. hat übrigens den Zaren über diese Mission informiert gehabt. Wenn dieser das nicht an seine Administration weitergibt, so ist dies wohl ziemlich nachlässig.

Und ob der Truppentransport über die Balkanstaaten so ohne weiteres ruck zuck möglich gewesen wäre, stelle mal in Frage.

Ich meine ich habe bei Röhl gelesen, das Wilhelm Nikolaus informiert hatte. Aber, wie schon mehrfach ausgeführt, sind meine Bücher in Moment, ändert sich erst in den nächsten Wochen, nicht zugänglich. Aber du darfst mir glauben. Es gibt für mich keine Veranlassung Märchen zu erzählen.

Was meinst du bitte mit "super"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht doch nicht um Sasonow (allein), siehe beispielsweise Pokrowski, Drei Konferenzen, oder British Documents, X, Part 1 a.a.O; Kröger, Sean McMeekin, Ottoman Endgame, S. 89-91;
 
Von dem Standpunkt aus, ist die Vorstellung der zügigen Verlegung deutscher Truppen an die Meerengen in einem potentiellen Kriegsfall wohl eher eine theoretische Option, die an der Realität gescheitert wäre und das mit Ansage
Was für ein Unfug. Es ist doch das Gegenteil geschehen.
 
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