Female Choice? Damenwahl?

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Die Kriege zu Zeiten Attilas und die unserer Tage unterscheiden sich in ihrer Grausamkeit gegenüber dem weiblichen Teil der Bevölkerung in keiner Weise. Ich habe dafür nur eine Erklärung: Angesichts des ihn ständig bedrohenden Todes, will ein Krieger zuvor noch seinen Samen unterbringen – das ist Biologie pur. Dass der Verstand, also die Kultur, bei diesem Unterfangen keine oder nur eine geringere Rolle spielt, zeigt sich bei Massenvergewaltigungen, weil da die Wahrscheinlichkeit, dass gerade er die Frau schwängern wird, äußerst gering ist.

Nadenn, dann brauchen wir uns ja nicht über Massenvergewaltigungen aufregen, ist ja nur "Biologie". Dann ist ja auch erklärt, dass "Krieger" alles um sich herum umbringen, weil sie Angst haben müßten, sie selber könnten von denen umgebracht werden, die noch am Leben sind. Massenmord wird dann zur "biologisch" legitimen Form der Selbsterhaltung des "Kriegers".
 
Die Kultur ist ein ganz dünner Firnis, der schon in normalen Zeiten kaum die darunterliegende Biologie verbergen kann, in Krisenzeiten aber binnen Tagen fast ganz verschwindet: Die Kriege zu Zeiten Attilas und die unserer Tage unterscheiden sich in ihrer Grausamkeit gegenüber dem weiblichen Teil der Bevölkerung in keiner Weise.
Dieser Behauptung nach müsste ja jede Frau abends dankbar sein, wenn sie tagsüber nicht vergewaltigt wurde. Das ist Blödsinn. Vergewaltigung im Krieg ist eine Waffe, die im Jugoslawienkrieg vorwiegend gegen Muslime und im Syrienkrieg vorwiegend gegen Jesiden eingesetzt wurde und natürlich im zwischenstaatlichen Kriegsrecht geächtet ist. Es ist ein Teil kriegerischer Kommunikation: Man will die Menschen demütigen, nicht nur die Frauen, auch deren Männer, man will dem Gegner vor Augen führen, dass er seine Frauen nicht verteidigen kann (dahinter steckt natürlich ein radikalchauvinistisches Weltbild, welches Frauen nur eine passive Rolle zubilligt und Männer in die Kategorie "kann seine Familie verteidigen"/"kann seine Familie nicht verteidigen" ordnet).
Aber auch im Krieg und auch unter kriegführenden Soldaten ist Menschlichkeit durchaus ein Wert. Die Erziehung oder auch die Empathie fällt auch im Zivilisationsbruch nicht einfach von einem ab. Es gibt reichlich Studien dazu. Wir haben belegte Fälle von deutschen Polizisten, die im WKII an Massenmorden beteiligt waren, die Menschen haben entkommen lassen: Weil sie sich durch Kameraden und Vorgesetzte unbeobachtet gefühlt haben (es gibt Überlebendenberichte z.B. aus der Ukraine, die u.a. bei Welzer aufgeführt werden). Also selbst in einer Situation, wo ein Kriegsziel die Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen ist, muss man zwischen politischer Agenda (sei es der Nazis, der Großserben oder des Islamischen Staates) und dem Denken und Fühlen der beteiligten Soldaten unterscheiden.

dann hätten Soziologen und vor allem Soziologinnen weniger zu tun, was sie hinzunehmen verständlicherweise nicht gewillt sind. Deswegen produzieren sie fleißig weiter Studie und Bücher, die auf nichts als einer Annahme basieren: Es habe mal Matriarchat gegeben, es gehe jetzt fast nur noch darum, wann. Beweise dafür: Keine.
Nur weil im Internet gerne irgendwelche Heijopeis behaupten, es habe ein globales vorgeschichtliches Matriarchat gegeben - es gibt Matriarchate - z.B. bei den Hakka - und ich will auch gar nicht ausschließen, dass es in der Prähistorie an der einen oder anderen Stelle ein Matriarchat gegeben hat, das Problem ist eher, dass die Darstellung gerne unterkomplex ist, nämlich alle Kulturen einer Entwicklungsstufe über denselben Kamm geschnitten werden, - ist das in der Wissenschaft keineswegs ein vieldiskutiertes Thema. (Den Hauptsatz habe ich wegen des langen Einschubs hervorgehoben). Die Behauptung, Soziologen und Soziologinnen würden sich quasi ständig mit Patriarchaten und Matriarchaten beschäftigen, entbehrt jeder Grundlage. Ich würde vorschlagen, du schlägst mal in ein paar Vorlesungsverzeichnissen nach, was tatsächlich Forschungsgegenstände in der Soziologie (oder auch der Ethnologie) sind.
 
... unterschiedlichen Formen von Macht ... vier unterschiedliche Machtzentren in Staaten, die jeweils über eine Form von Macht verfügen.

Es ist sinnvoll, diese Formen staatlicher Macht zu unterscheiden. Stoverock argumentiert aber von einem biologischen Phänomen ausgehend, eben der female choice, die man wiederum als Folge der Libido-Differenz zwischen Frauen und Männern als dem eigentlichen hormonell biologisch gesteuerten Phänomen ansehen kann. Diese Differenz führt aber nur zu einem Machtverhältnis auf der persönlichen Ebene, zunächst sogar nur auf den sexuellen Bereich eingeschränkt.

Selbst wenn diese persönliche Machtbeziehung massenhaft auftritt, ist völlig unklar bzw. zweifelhaft, ob daraus ein soziales Phänomen oder sogar staatliche Machtstrukturen entstehen. Dieser Fehlschluß ist aber offenbar wesentlich in der Argumentation von Stoverock.
 
Du tauschst hier einfach mal so eben den Begriff "Macht" durch "fitter sein" aus. Dies erachte ich für mehr als fragwürdig.
Es geht um diesen Satz – Zitat: Patriarchat hat sich als fitter als Matriarchat* erwiesen, wäre dem anders, hätten wir es heute nicht.

Du meinst also, dass wenn ich anstelle von fitter mächtiger gesagt hätte, wäre die Aussage dann nicht mehr "mehr als fragwürdig"?

Nadenn, dann brauchen wir uns ja nicht über Massenvergewaltigungen aufregen, ist ja nur "Biologie". Dann ist ja auch erklärt, dass "Krieger" alles um sich herum umbringen, weil sie Angst haben müßten, sie selber könnten von denen umgebracht werden, die noch am Leben sind. Massenmord wird dann zur "biologisch" legitimen Form der Selbsterhaltung des "Kriegers".
Ich habe nichts von legitim oder nichtlegitim gesagt, sondern nur eine Erklärung aus biologischer Sicht geliefert, weil dann verständlich wird, warum beinahe in allen Kriegen Ähnliches geschieht.

Dieser Behauptung nach müsste ja jede Frau abends dankbar sein, wenn sie tagsüber nicht vergewaltigt wurde.
Das habe ich nicht gesagt und auch nicht gemeint. Fakt ist, dass bei jedem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung Dinge geschehen, die sonst nicht geschehen - und sei es nur ein 3-tägiger Stromausfall in einer Großstadt der Grund. Schon bei etwas geringerer Präsenz der Ordnungskräfte, traut sich kaum eine Frau nachts in einen Park. Aus dem gleichen Grund sind die Frauenparkplätze nicht in weit entfernten Ecken einer Tiefgarage untergebracht, sondern dort, wo die Wahrscheinlichkeit für den potenziellen Kriminellen, gesehen zu werden, groß ist.

Vergewaltigung im Krieg ist eine Waffe, die im Jugoslawienkrieg vorwiegend gegen Muslime und im Syrienkrieg vorwiegend gegen Jesiden eingesetzt wurde und natürlich im zwischenstaatlichen Kriegsrecht geächtet ist.
Ja, Vergewaltigungen werden im Kriegsrecht geächtet – trotzdem gibt es sie: Bei der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter, wie viel später im II. Weltkrieg, Vietnam, Bosnien oder Syrien.

Die Erziehung oder auch die Empathie fällt auch im Zivilisationsbruch nicht einfach von einem ab. Es gibt reichlich Studien dazu. Wir haben belegte Fälle von deutschen Polizisten, die im WKII an Massenmorden beteiligt waren, die Menschen haben entkommen lassen: Weil sie sich durch Kameraden und Vorgesetzte unbeobachtet gefühlt haben (es gibt Überlebendenberichte z.B. aus der Ukraine, die u.a. bei Welzer aufgeführt werden).
Klar, es gibt solche Fälle, aber das sind Ausnahmen – sonst würden wir nicht von Fällen sprechen.

Also selbst in einer Situation, wo ein Kriegsziel die Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen ist, muss man zwischen politischer Agenda (sei es der Nazis, der Großserben oder des Islamischen Staates) und dem Denken und Fühlen der beteiligten Soldaten unterscheiden.
Du meinst, man müsse unterscheiden zwischen denen, die ein Massenmord befürworten und/oder anordnen, und denen, die es ausführen?

Die Behauptung, Soziologen und Soziologinnen würden sich quasi ständig mit Patriarchaten und Matriarchaten beschäftigen, entbehrt jeder Grundlage.
Das habe ich nicht gesagt, sondern – Zitat: „… dann hätten Soziologen und vor allem Soziologinnen weniger zu tun …“.
 
Ja, Vergewaltigungen werden im Kriegsrecht geächtet – trotzdem gibt es sie: Bei der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter, wie viel später im II. Weltkrieg, Vietnam, Bosnien oder Syrien.
Du hast den Punkt nicht verstanden. Folgte man deinen Behauptungen, müsste man Vergewaltigungen als Teil der menschlichen Biologie kennzeichnen ("ganz dünner Firnis, der schon in normalen Zeiten kaum die darunterliegende Biologie verbergen kann, in Krisenzeiten aber binnen Tagen fast ganz verschwindet: [...] Angesichts des [...] drohenden Todes, will ein Krieger zuvor noch seinen Samen unterbringen – das ist Biologie pur"), dem ist aber nicht so. Vergewaltigungen in Kriegen sind zu einem Großteil Teil der Strategie, sie sind kalkulierter Zivilationsbruch, nicht Kontrollverlust.

Klar, es gibt solche Fälle, aber das sind Ausnahmen – sonst würden wir nicht von Fällen sprechen.
Auch hier hast du das Argument nicht verstanden (oder wohl eher: nicht verstehen wollen). Es geht nicht um die Häufigkeit dieser Fälle, sondern wann sie geschehen: Die Polizisten haben sich dann als gnädig gezeigt, als die Kontrollinstanz Kameraden und die Kontrollinstanz Vorgesetzte abwesend waren. Also genau dort, wo die Kontrollinstanzen nicht anwesend waren, ist die Menschlichkeit nicht verschwunden, sondern war wieder da!

Du meinst, man müsse unterscheiden zwischen denen, die ein Massenmord befürworten und/oder anordnen, und denen, die es ausführen?
Nein, ich meinte folgendes: Täterhandeln ist situativ. Täter A ist ein Überzeugungstäter, der folgt der Agenda seines Vorgesetzten blind, der tötet auch, wenn die Kontrollinstanz wegfällt. Täter B dagegen interessiert sich eigentlich gar nicht für die Agenda, der tötet vor allem deswegen, weil das für ihn einfacher ist, als seinem Vorgesetzten zu widersprechen und die scheelen Blicke seiner Kameraden zu ertragen oder als "zu weich" für den Einsatz zu gelten. Insbesondere, wenn er zuvor bei den Vorarbeiten mitgeholfen hat. Wenn Täter B mit dem Opfer alleine ist, lässt er es mitunter laufen und schaut weg.
Es ist nicht der Wegfall der Kontrollinstanz, der zu Grausamkeiten führt, sondern im Falle dessen, dass die Kontrollinstanz eine grausame Politik fährt (wie bei den Nazis, Da'esh oder den Großserben) der Wegfall der Kontrollinstanz, der individuell menschliches Verhalten wieder ermöglicht.

Das habe ich nicht gesagt, sondern – Zitat: „… dann hätten Soziologen und vor allem Soziologinnen weniger zu tun …“.
Das ändert nichts an dem unterstellendem Charakter der Aussage und dass du offensichtlich nur eine vage Vorstellung von dem hast, was in der Soziologie diskutiert wird.
 
Du meinst also, dass wenn ich anstelle von fitter mächtiger gesagt hätte, wäre die Aussage dann nicht mehr "mehr als fragwürdig"?
Abgesehen davon, dass ich sowohl das eine wie das andere für eine absolut unzutreffende Aussage erachte...
Es geht um diesen Satz – Zitat: Patriarchat hat sich als fitter als Matriarchat* erwiesen, wäre dem anders, hätten wir es heute nicht.
... oh JA, ich sehe bezüglich ihre Aussagekraft wahrlich einen signifikanten Bedeutungsunterschied zwischen mächtiger oder fitter. Fitter würde ich bspw. mit versierter, fähiger, qualifizierter, geeigneter oder erfahrener ersetzen. Da scheint mir doch einiges an Konsensualem innewohnend, wohingegen es bei Machtausübung zuallermeist nicht sonderlich weit her ist mit dem Konsens.
 
Vergewaltigungen in Kriegen sind zu einem Großteil Teil der Strategie, sie sind kalkulierter Zivilationsbruch, nicht Kontrollverlust.
Das möchte ich in Abrede stellen, denn alle Armeen haben seit min. 100 jahren Vergewaltigungen nicht in ihren Strategiepapieren als Waffe, vielmehr gehen sie streng gegen Vergewaltiger in ihren Reihen vor. Jedenfalls solange die Offiziere ihre Truppen noch im Griff haben.

Was jedoch z.B. die serbische Soldateska (dieser Begriff ist mit Absicht gewählt) in Bosnien und die der IS in Syrien und Irak angerichtet haben, steht auf einem anderen Blatt: Die haben aus ethischen bzw. Religionsgründen „Säuberungen“ der eroberten Gebiete betrieben, in dem sie Männer töteten und Frauen und Kinder versklavten – wie zu Attilas Zeiten.

Aber worauf ich hinwollte und du bisher ignoriert hast: Es gibt auch Zivilisationsbruch und/oder Kontrollverlust ohne Kriegshandlungen. Sie entstehen immer dann, wenn die öffentliche Ordnung nicht mehr aufrechterhalten werden kann – war z.B. zu Zeiten der Pest so. In Brasilien ist z.B. in den großen Städten jetzt immer noch lebensgefährlich, nachts in unbeleuchteten Straßen unterwegs zu sein. Dies war auch in Europa während des Mittelalters und der Neuzeit der Fall – bis man die Straßenbeleuchtung installierte.

Der Firnis der Zivilisation/Kultur hält die Biologie des Menschen nur solange unter Kontrolle, solange dieser stark genug ist, die angedrohten Konsequenzen auch zu vollstrecken.

Aber das ist es nicht allein: Auch in der Rechtsprechung galt lange bei uns, ich glaube bis in die 1970er Jahre der Grundsatz, dass bei einer Vergewaltigung die Frau eine Mitschuld trägt, wenn sie zu dem Zeitpunkt oder kurz vorher nur leicht bekleidet war, weil der Mann praktisch nichts dafür konnte, von seiner Biologie überwältigt zu werden. In den islamischen Ländern gilt das zum Teil immer noch.

Es ist also nur ein halbes Jahrhundert her, seitdem man die Vergewaltigungen so sieht wie jetzt, du aber argumentierst, als ob das auch in der Vergangenheit – von Attila bis Vietnamkrieg – galt.

… wohingegen es bei Machtausübung zuallermeist nicht sonderlich weit her ist mit dem Konsens.
Das ist richtig. Aber das sind Details, denn es ist völlig egal, warum oder wie das Patriarchat sich durchgesetzt hat. Falls es sich überhaupt durchsetzen musste, denn man könnte auch sagen: Patriarchat war von Anfang an da.

Okay, jetzt könnte man einwenden, wir sind am Anfang mehr Bonobos gewesen, aber dann hatte (leider) die Schimpansengenlinie die Führung übernommen, die Kriege der Menschheitsgeschichte zeigen uns das. Etc.
 
Das möchte ich in Abrede stellen, denn alle Armeen haben seit min. 100 jahren Vergewaltigungen nicht in ihren Strategiepapieren als Waffe, vielmehr gehen sie streng gegen Vergewaltiger in ihren Reihen vor.
In der Propaganda der vorrückende Roten Armee 1944/45 sah man sich als Richter und Rächer an den deutschen Verbrechen in der UdSSR, dies schloß unzählige ungestrafte Vergewaltigungen mit ein.
 
Das möchte ich in Abrede stellen, denn alle Armeen haben seit min. 100 jahren Vergewaltigungen nicht in ihren Strategiepapieren als Waffe,
Was niemand behauptet hat, musst du auch nicht in Abrede stellen. Bitte lies noch mal nach, was ich geschrieben habe!

Was jedoch z.B. die serbische Soldateska (dieser Begriff ist mit Absicht gewählt) in Bosnien und die der IS in Syrien und Irak angerichtet haben, steht auf einem anderen Blatt: Die haben aus ethischen bzw. Religionsgründen „Säuberungen“ der eroberten Gebiete betrieben, in dem sie Männer töteten und Frauen und Kinder versklavten
Richtig. Und das war Teil der Strategie. Weil es in dem jeweiligen Krieg um "ethnische Säuberung", sprich Genozid ging. Die physische und psychische Vernichtung.

Es gibt auch Zivilisationsbruch und/oder Kontrollverlust ohne Kriegshandlungen. Sie entstehen immer dann, wenn die öffentliche Ordnung nicht mehr aufrechterhalten werden kann – war z.B. zu Zeiten der Pest so.
Und in der Pest kam es vermehrt zu Vergewaltigungen?

In Brasilien ist z.B. in den großen Städten jetzt immer noch lebensgefährlich, nachts in unbeleuchteten Straßen unterwegs zu sein. Dies war auch in Europa während des Mittelalters und der Neuzeit der Fall – bis man die Straßenbeleuchtung installierte.
Wir reden immer noch über deine These, dass Vergewaltigungen der biologische Naturzustand des Mannes seien?
Offensichtlich:

Der Firnis der Zivilisation/Kultur hält die Biologie des Menschen nur solange unter Kontrolle, solange dieser stark genug ist, die angedrohten Konsequenzen auch zu vollstrecken.
Okay, kurze Frage: Wo kann ich nachlesen, dass vor der Installation der Straßenbeleuchtung die Vergewaltigung der Normalfall war?

Aber das ist es nicht allein: Auch in der Rechtsprechung galt lange bei uns, ich glaube bis in die 1970er Jahre der Grundsatz, dass bei einer Vergewaltigung die Frau eine Mitschuld trägt, wenn sie zu dem Zeitpunkt oder kurz vorher nur leicht bekleidet war, weil der Mann praktisch nichts dafür konnte, von seiner Biologie überwältigt zu werden.

Das nennt man Blaming the victim und das ist eine ebenso alte wie durchschaubare Strategie. Zu Deutsch: Täter-Opfer-Umkehr. Wir finden sie überall dort wieder, wo es gruppenbezogene Voruteile und daraus resultierende Gewalt gibt. Müssen wir da ernsthaft drüber reden?

However I dress, whereever I go:
Yes means yes and no means no!

Okay, jetzt könnte man einwenden, wir sind am Anfang mehr Bonobos gewesen, aber dann hatte (leider) die Schimpansengenlinie die Führung übernommen, die Kriege der Menschheitsgeschichte zeigen uns das. Etc.
Das erinnert wieder an deine Behauptung, dass unter Primaten Vergewaltigung der Normalfall sei, was sich - wie so vieles - als Falschbehauptung herausgestellt hat.
 
In der Propaganda der vorrückende Roten Armee 1944/45 sah man sich als Richter und Rächer an den deutschen Verbrechen in der UdSSR, dies schloß unzählige ungestrafte Vergewaltigungen mit ein.
Danke für den Link, aus dem ich auch Folgendes zitieren darf:
Die sowjetischen Tagesbefehle, die zu Beginn der sowjetischen Winteroffensive 1945 (Weichsel-Oder-Operation vom 12. Januar 1945 bis 3. Februar 1945 auf einer 1.200 Kilometer breiten Front zwischen der Ostsee und den Karpaten) herausgegeben wurden, enthielten im Wortlaut weder gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Tötungsaufforderungen, noch finden sich explizite Aufrufe zu anderen Völkerrechtsverstößen.

Es geht bei diesem Punkt um die Behauptung El Quijotes, „Vergewaltigungen in Kriegen sind zu einem Großteil Teil der Strategie“. Ich bestreite das, es sei denn, es geht um gezielten ethnischen und religiösen Säuberungen wie z.B. in Bosnien und Syrien geschehen. Und selbst da musste die Führung nicht viel sagen, es genügte, die Männer zu töten und die Frauen den Soldaten zu überlassen, d.h. die Vergewaltigungen zuzulassen.

Was niemand behauptet hat, musst du auch nicht in Abrede stellen. Bitte lies noch mal nach, was ich geschrieben habe!
Du hast geschrieben - Zitat: „Vergewaltigungen in Kriegen sind zu einem Großteil Teil der Strategie, sie sind kalkulierter Zivilationsbruch, nicht Kontrollverlust.“

Ich habe das in Abrede gestellt und auch begründet. Meine Begründung ignorierst du, was dein gutes Recht ist, allerdings hindert uns das, eine echte Diskussion zu führen.

Und in der Pest kam es vermehrt zu Vergewaltigungen?
Nein. Früher wurde das von Historikern behauptet, aber die neuere Forschung verneint das. Sorry, das Beispiel war an der Stelle unangebracht, weil ich nicht auf dem neuen Stand war.

Wo kann ich nachlesen, dass vor der Installation der Straßenbeleuchtung die Vergewaltigung der Normalfall war?
Vergewaltigung war nie der Normalfall, die Dunkelheit begünstigte sie aber wie andere Verbrechen auch – das tut sie bis heute. Das Buch heißt „Eine Geschichte der Dunkelheit“ oder so ähnlich – ich habe das Buch jetzt eine Stunde bei mir gesucht und nicht gefunden; wahrscheinlich ist es im Wochenendhaus, wo ich aber erst Ende März wieder bin.

Auch in der Rechtsprechung galt lange bei uns, ich glaube bis in die 1970er Jahre der Grundsatz, dass bei einer Vergewaltigung die Frau eine Mitschuld trägt, wenn sie zu dem Zeitpunkt oder kurz vorher nur leicht bekleidet war, weil der Mann praktisch nichts dafür konnte, von seiner Biologie überwältigt zu werden. In den islamischen Ländern gilt das zum Teil immer noch.
Das nennt man Blaming the victim und das ist eine ebenso alte wie durchschaubare Strategie. Zu Deutsch: Täter-Opfer-Umkehr. Wir finden sie überall dort wieder, wo es gruppenbezogene Voruteile und daraus resultierende Gewalt gibt. Müssen wir da ernsthaft drüber reden?
Ja, denn hier gibst auch du zu, dass „es gruppenbezogene Voruteile und daraus resultierende Gewalt gibt“. Diese Vorurteile waren nicht nur bei Männern vorhanden, sondern auch bei Frauen, d.h. fast das ganze Volk (eine Folge des Patriarchats!) dachte damals, Frauen hätten eine Mitschuld bei ihrer eigenen Vergewaltigung; das galt allerdings nicht für die von russischen Soldaten begangenen.

Das erinnert wieder an deine Behauptung, dass unter Primaten Vergewaltigung der Normalfall sei, was sich - wie so vieles - als Falschbehauptung herausgestellt hat.
Dass unter Primaten Vergewaltigung Normalfall sei, habe ich nie behauptet – bitte um ein Zitat.
 
Nein. Früher wurde das von Historikern behauptet, aber die neuere Forschung verneint das. Sorry, das Beispiel war an der Stelle unangebracht, weil ich nicht auf dem neuen Stand war.
Welche Historiker haben das früher behauptet? Wo kann man das nachlesen?

Vergewaltigung war nie der Normalfall, die Dunkelheit begünstigte sie aber wie andere Verbrechen auch – das tut sie bis heute.
Danke schön, das klingt doch schon ganz anders als die Behauptung, dass quasi in jedem Mann ein schlummerndes Monster steckt, dass man nur von der Kette lassen muss, damit es über jegliche Fraue herfällt, weil das ja "Biologie pur" sei.

Ja, denn hier gibst auch du zu, dass „es gruppenbezogene Voruteile und daraus resultierende Gewalt gibt“. Diese Vorurteile waren nicht nur bei Männern vorhanden, sondern auch bei Frauen, d.h. fast das ganze Volk (eine Folge des Patriarchats!) dachte damals, Frauen hätten eine Mitschuld bei ihrer eigenen Vergewaltigung; das galt allerdings nicht für die von russischen Soldaten begangenen.
Hast du denn wenigstens dafür eine Quelle?
(Kleiner Hinweis: Gewöhn dir die starken Tatsachenbehauptungen ab, dann nervt dich auch keiner mit Nachfragen....)

Dass unter Primaten Vergewaltigung Normalfall sei, habe ich nie behauptet – bitte um ein Zitat.

Diese Aussage von dir ist gerade drei Tage alt, um deinem Kurzzeitgedächtnis mal auf die Sprünge zu helfen:

deswegen werden Vergewaltigungen in fast allen Staaten dieser Erde bestraft. Das ist aber eindeutig eine kulturelle Leistung, denn bei anderen Primaten wird eine Vergewaltigung nicht bestraft: Wenn ein Männchen stark genug ist, kann es sich nehmen, was es will.
 
Dass unter Primaten Vergewaltigung Normalfall sei, habe ich nie behauptet – bitte um ein Zitat.

Oder auch in dem ersten Post von dir zu diesem Thema:

Menschliche Weibchen sind als einzige der Primaten immer paarungsbereit. Und weil sie körperlich schwächer sind als Männchen, können sie sich einer Vergewaltigung kaum entziehen. Das bedeutet: Sie können grundsätzlich nicht selbst bestimmen, mit wem sie Sex haben. Dass sie das aber trotzdem tun, ist eine kulturelle Leistung, die es „in präkulturellen Zeiten“ schon von der Definition her nicht geben konnte.
 
Es geht bei diesem Punkt um die Behauptung El Quijotes, „Vergewaltigungen in Kriegen sind zu einem Großteil Teil der Strategie“. Ich bestreite das, es sei denn, es geht um gezielten ethnischen und religiösen Säuberungen wie z.B. in Bosnien und Syrien geschehen.
Ich habe das explizit (und dies mehrfach!) auf Bosnien und Syrien bezogen. Wieso tust du jetzt so, als wären das die Ausnahmefälle auf die eine global formulierte These zufällig zuträfe?
 
Vergewaltigung war nie der Normalfall, die Dunkelheit begünstigte sie aber wie andere Verbrechen auch – das tut sie bis heute. Das Buch heißt „Eine Geschichte der Dunkelheit“ oder so ähnlich – ich habe das Buch jetzt eine Stunde bei mir gesucht und nicht gefunden; wahrscheinlich ist es im Wochenendhaus, wo ich aber erst Ende März wieder bin.

Solltest du In der Stunde der Nacht. Eine Geschichte der Dunkelheit von A. Roger Ekirch (At Day's Close: Night in Times Past 2006; At Day's Close: A History of Nighttime 2013) meinen: Da kommt vor allem die Vergewaltigung der Lucrezia vor. Ansonsten eher Sex als Moralfrage und die Nacht in den Befürchtungen der Moralisten als Zeit für sexuell libertines Verhalten.
(Trotz der beiden unterschiedlichen Titel im Englischen ist der Text beider Bücher inhaltlich ziemlich gleich. Es gibt bei Google Books von den englischen Ausgaben sehr ausführliche Vorschauen, von der deutschen Ausgabe leider nur das Buchcover.)
 
Welche Historiker haben das früher behauptet? Wo kann man das nachlesen?
Hier – Zitat: Wie veränderte sich das gesellschaftliche Leben? Gab es Unruhen und Aufstände? Löste sich die öffentliche Ordnung auf?

Es ist auf jeden Fall ein schwerer Schlag für das soziale Gefüge gewesen. Vieles wird auf die Probe gestellt. Die öffentliche Ordnung bricht jedoch nicht zusammen, hier bin ich anderer Meinung als die ältere Forschung. Es wird weiter gewählt, die Ämter werden weiter besetzt. Auch Kunstaufträge laufen weiter. Der Mensch ist ein relativ robustes Lebewesen. Der in der Forschungsliteratur vielzitierte Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung hat nachweislich nicht stattgefunden.


Danke schön, das klingt doch schon ganz anders als die Behauptung, dass quasi in jedem Mann ein schlummerndes Monster steckt, dass man nur von der Kette lassen muss, damit es über jegliche Fraue herfällt, weil das ja "Biologie pur" sei.
Die Biologie spielt bei der Vergewaltigung dennoch die Hauptrolle – siehe The Causes of Rape –, wäre es erlernt, gäbe dieses Verhalten bei den weiten Teilen der Tierwelt nicht.

Männer sind von Haus aus aggressiver – Zitat:

In jeder Altersklasse werden mehr Männer als Frauen mit Verhaltensstörungen diagnostiziert. Männliche Menschen sind zudem in jeder Altersklasse physisch und verbal aggressiver als weibliche und begehen mehr Straftaten. So waren in Deutschland laut polizeilicher Kriminalstatistik im Jahr 2011 86,9 % der Tatverdächtigen in der Straftatengruppe „Mord und Totschlag“ männlich, in der Kategorie „Raubdelikte“ waren es 90,4 %.

Lebenslanges persistentes antisoziales Verhalten wie Aggressivität tritt bei Männern ungefähr 10 bis 14 Mal häufiger auf als bei Frauen. Als Erklärung haben einige Forscher die unterschiedliche Konzentration von Testosteron bei Frauen und Männern vorgeschlagen.


Hast du denn wenigstens dafür eine Quelle?
Ja – Selber Schuld?

Diese Aussage von dir ist gerade drei Tage alt, um deinem Kurzzeitgedächtnis mal auf die Sprünge zu helfen:
Natürlich ist das nicht Normalfall, deswegen werden Vergewaltigungen in fast allen Staaten dieser Erde bestraft. Das ist aber eindeutig eine kulturelle Leistung, denn bei anderen Primaten wird eine Vergewaltigung nicht bestraft: Wenn ein Männchen stark genug ist, kann es sich nehmen, was es will.
Okay, ist missverständlich formuliert. Gemeint war: Wenn ein Rivale den sogenannten Silberrücken besiegt, also selbst zum Silberrücken wird, übernimmt er seine Weibchen, ob die es wollen oder nicht.[/QUOTE]
 
Hier – Zitat: Wie veränderte sich das gesellschaftliche Leben? Gab es Unruhen und Aufstände? Löste sich die öffentliche Ordnung auf?

Es ist auf jeden Fall ein schwerer Schlag für das soziale Gefüge gewesen. Vieles wird auf die Probe gestellt. Die öffentliche Ordnung bricht jedoch nicht zusammen, hier bin ich anderer Meinung als die ältere Forschung. Es wird weiter gewählt, die Ämter werden weiter besetzt. Auch Kunstaufträge laufen weiter. Der Mensch ist ein relativ robustes Lebewesen. Der in der Forschungsliteratur vielzitierte Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung hat nachweislich nicht stattgefunden.

Damit gebe ich mich nicht zufrieden.
Rekapitulieren wir noch mal:
Deine ursprüngliche Behauptung war: Zerreißt der Firnis der Zivilisation, sind Vergewaltigungen an der Tagesordnung.
Dann hast du behauptet, während der Pest war das z.B. so.
Bei Reinhardt ist davon aber gar keine Rede, sondern nur davon, dass während der Pest die öffentliche Ordnung nicht zusammengebrochen sei.
 
Deine Behauptung lautete: "fast das ganze Volk dachte damals, Frauen hätten eine Mitschuld bei ihrer eigenen Vergewaltigung". Wo in deinem Link wird das sinngemäß so wiedergegeben? bitte zitiere die entsprechende Passage.
Gleich in der Eröffnungsrede auf der ersten Seite steht - Zitat:

Die in unserer Gesellschaft weit verbreiteten Vorurteile bezüglich des Themas sexualisierte Gewalt an Frauen prägen ganz massiv das öffentliche Bewusstsein und führen zu einer Verharmlosung von sexualisierter Gewalt und Aggression, zur Relativierung der Schuld der Täter, sowie zu Vorwürfen und Schuldzuweisungen an die betroffenen Frauen. Beispiele für Mythen in der sexualisierten Gewalt sind: aufreizende Kleidung oder aufreizendes Verhalten sind eine Einladung und rechtfertigen sexuelle Übergriffe; nur junge und attraktive Frauen werden vergewaltigt; Vergewaltigungen passieren in erster Linie durch Unbekannte; Opfer verhalten sich oft leichtsinnig und dadurch provozieren sie Gewalt und sexuelle Übergriffe; wenn eine Frau „Nein“ sagt, meint sie eigentlich „Ja“. Diese Aussagen sind nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, da sie in letzter Konsequenz zu einer Schuldumkehr führen, den Täter entschuldigen und dem Opfer die Schuld oder zumindest eine Mitschuld an der erlebten Gewalttat geben. Deshalb ist es so wichtig, diese in uns allen manifestierten Mythen und Fehleinschätzungen zu reflektieren, zu hinterfragen und aufzubrechen.

Da wird von weit verbreiteten Vorurteilen im Jahr 2011 gesprochen, die in der Gesellschaft der 1960er Jahre, von denen ich gesprochen habe, sicher noch weiter verbreitet waren. Mildernde Umstände – z.B. aufreizende Kleidung des Opfers – wurden erst 1973 aus § 177 StGB gestrichen.
 
Weit verbreitet heißt nicht "fast das ganze Volk" (Zitat Dion). Fast das ganze Volk heißt: "die überwiegende Mehrheit des Volkes". Für weit verbreitet gibt es keine klare Definition. Auch die Annahme, Corona sei eine Erfindung der Echsenmenschen, um uns dazu zu bringen uns Chips einsetzen zu lassen, damit wir demnächst alle in New Yorker Pizzerien freiwillig das Blut frisch geschlachteter Kinder trinken, ist erschreckend "weit verbreitet". Aber dennoch weit entfernt davon, dass eine konsiderable Bevölkerungsmehrheit diesen Humbug glaubt. Weit verbreitet ist eine weiche Aussage, die alles und nichts bedeuten kann. Aslo unabhängig davon, dass die Aussage, etwas sei "weit verbreitet" sogar objektiv richtig sein kann, eignet sie sich nicht als quantitaive Diskussionsgrundlage.


Noch mal zur Erinnerung: Es geht in dieser Diskussion um die Female Choice-These von Stoverock und in der Nebendiskussion um deine These, dass Vergewaltigung "Biologie pur" sei. Ich habe nämlich den Eindruck, dass du längst nicht mehr bei "Biologie pur" bist, man dir aber schrittchenweise dieses Eingeständnis aus der Nase ziehen muss, anstatt dass du einfach zugibst, dass du dich total verrannt hast.
 
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