Vergewaltigungen in Kriegen sind zu einem Großteil Teil der Strategie, sie sind kalkulierter Zivilationsbruch, nicht Kontrollverlust.
Das möchte ich in Abrede stellen, denn alle Armeen haben seit min. 100 jahren Vergewaltigungen nicht in ihren Strategiepapieren als Waffe, vielmehr gehen sie streng gegen Vergewaltiger in ihren Reihen vor. Jedenfalls solange die Offiziere ihre Truppen noch im Griff haben.
Was jedoch z.B. die serbische Soldateska (dieser Begriff ist mit Absicht gewählt) in Bosnien und die der IS in Syrien und Irak angerichtet haben, steht auf einem anderen Blatt: Die haben aus ethischen bzw. Religionsgründen „Säuberungen“ der eroberten Gebiete betrieben, in dem sie Männer töteten und Frauen und Kinder versklavten – wie zu Attilas Zeiten.
Aber worauf ich hinwollte und du bisher ignoriert hast: Es gibt auch Zivilisationsbruch und/oder Kontrollverlust ohne Kriegshandlungen. Sie entstehen immer dann, wenn die öffentliche Ordnung nicht mehr aufrechterhalten werden kann – war z.B. zu Zeiten der Pest so. In Brasilien ist z.B. in den großen Städten jetzt immer noch lebensgefährlich, nachts in unbeleuchteten Straßen unterwegs zu sein. Dies war auch in Europa während des Mittelalters und der Neuzeit der Fall – bis man die Straßenbeleuchtung installierte.
Der Firnis der Zivilisation/Kultur hält die Biologie des Menschen nur solange unter Kontrolle, solange dieser stark genug ist, die angedrohten Konsequenzen auch zu vollstrecken.
Aber das ist es nicht allein: Auch in der Rechtsprechung galt lange bei uns, ich glaube bis in die 1970er Jahre der Grundsatz, dass bei einer Vergewaltigung die Frau eine Mitschuld trägt, wenn sie zu dem Zeitpunkt oder kurz vorher nur leicht bekleidet war, weil der Mann praktisch nichts dafür konnte, von seiner Biologie überwältigt zu werden. In den islamischen Ländern gilt das zum Teil immer noch.
Es ist also nur ein halbes Jahrhundert her, seitdem man die Vergewaltigungen so sieht wie jetzt, du aber argumentierst, als ob das auch in der Vergangenheit – von Attila bis Vietnamkrieg – galt.
… wohingegen es bei Machtausübung zuallermeist nicht sonderlich weit her ist mit dem Konsens.
Das ist richtig. Aber das sind Details, denn es ist völlig egal, warum oder wie das Patriarchat sich durchgesetzt hat. Falls es sich überhaupt durchsetzen musste, denn man könnte auch sagen: Patriarchat war von Anfang an da.
Okay, jetzt könnte man einwenden, wir sind am Anfang mehr Bonobos gewesen, aber dann hatte (leider) die Schimpansengenlinie die Führung übernommen, die Kriege der Menschheitsgeschichte zeigen uns das. Etc.