Bei Popp habe ich gefunden, dass den Arabern, nachdem sie auf der Halbinsel (bei Tariq) Fuß gefasst hatten, bewusst war, dass sie Lusitanien noch nicht erreicht hatten.
Popp, in Ohlig-Popp, 2005, Die dunklen Anfänge: neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte ... S. 101.
Die dunklen Anfänge
Ohlig und Popp wollen den Islam disreditieren, indem sie die Geschichte des Islam umschreiben, sie sind keine geeigneten Gewährsleute für die Frühgeschichte des Islam, bei allen Problemen, vor die uns die Frühgeschichte des Islam stellt. Sie sind Referenz für so heterogene Gruppen wie Chronologiekritiker (Leute, die Passagen der Geschichte, wie etwa die Karolingerzeit, für erfunden halten) und missionarisch gesinnte Atheisten (eine Gruppe, die Theologieprof. Ohlig vielleicht selber gar nicht so gut findet), aber wissenschaftlich bzgl. ihrer Thesen zum frühen Islam isoliert.
Wenn du eine kritische Geschichte des Frühislams lesen möchtest, halte dich lieber an Tilman Nagel als an Ohlig/Popp.
Vielleicht war Lusitanien für die Araber "das Land der Träume". Denn die Fläche, die Lusitanien einnimmt, ist die Regen- und wasserreichste Süd- und Mittelspaniens.
Die Lusitania war das antike Portugal und die heutige Extremadura. die Extremadura gehört mit der Meseta Central und der Wüste von Tabernas (Almería) und Bardenas Reales in Aragón zu den trockensten Gebieten in Spanien.
1. Die von ihnen genannte Münze von 713 enthält leider eben gerade n i c h t die Inschrift Al-Andaluz. Diese Inschrift gab es erst im Jahre 719, Popp, in Ohlig-Popp, 2005, Die dunklen Anfänge: neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte ... S. 101.
Die dunklen Anfänge
Auf diesem Beispiel hier fehlt in der lateinischen Umschrift die Jahreszahl (FERITOS SOLIdus IN SPAN ANno und dann fehlt die Jahreszahl, obwohl
Anno angegeben ist). Auf der arabischen Seite ist in der Umschrift. In der Inschrift steht
mḥamd r
sūl Allāh
zu lesen als
Muḥammad rasūl Allāh - Muḥammad, (der) Botschafter/Prophet Allāhs
In der Umschrift ist zu lesen:
ضرب هذا الدينر بالاندلس سنة ثمان و تسعين
ḍuriba hadā 'l-dīnar bi-l-andalus sana(t) tamān wa tis'ayn
ḍuriba - es wurde geprägt
hadā - dieser
'l-dīnar - Dinar
bi-l-andalus - im al-Andalus
sana(t) - des Jahres
tamān wa tis'ayn - achtundneunzig
Hier noch mal das isolierte bi-'l-Andalus:
Und hier noch mal eine zweite Münze, wobei hier in der lateinischen Umschrift ein XCI (91) steht und in der arabischen Umschrift wieder das Jahr 98
سنة ثمان و تسعين als Prägedatum definiert wird.
Ich empfehle im Übrigen für arabische und auch andalusische Münzen nicht Katholische Religionspädagogen sondern Numismatiker mit Arabischkompetenz, als da wären der auf spanisch, englisch und arabisch publizierende spanisch-arabische Archäologe Tawfiq Ibrahim oder der Arabist und Numismatiker Lutz Ilisch (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Peter Ilisch, der zwar auch Numismatiker ist, aber eben einer - meines Wissens - ohne Arabischkenntnisse).
2. Die Vorsilbe "Al" bedeutet nur, dass das Land nicht zu Alt- Arabien gehört.
al- ist der arabische Artikel. Er bestimmt ob etwas determiniert oder undeterminiert ist. Da Namen per se deteminiert sind, werden sie normalerweise nicht mit einem Artikel versehen. Arabische Namen mit einem
al- vorweg sind daher per definitionem Entlehnungen, da hier das anlautende
l- oder al- des Namens von Arabern mit ihrem Artikel verwechselt wurde.
Beispiele:
Alexander der Große > Iskandar (das Al- als vermeintlicher Artikel wird omittiert)
Alexandria > al-Iskandariyya
Lombardei/Langobardei > al-Ankubardyya
Lucentum > Al-Akant > Alicante
Lawrence von Arabien > Awrins (das L- als vermeintlicher Artikel wird omittiert)
Demnach muss al-Andalus auf einen mit L oder Vokal-L-beginnenden Namen begonnen haben. Und daher ist Halms
Landahlauts-Hypothese die mit dem besten Argument, auch wenn Noll und Bossong dem heftig widersprochen haben.
3. "Das halbe Lusitanien unterschlagen" ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Lusitanien wurde nicht innerhalb weniger Wochen arabisch.
Das hat auch niemand behauptet. Du hast schlicht nicht verstanden, was ich geschrieben habe.
4. Ob sich die arabische Silbe innerhalb von 1300 Jahren immer hart (Anta) oder irgenwann weich (Anda) und ggf. irgendwann wieder hart, dann wieder weich sprach, weiß kein Mensch zu sagen.
Wir wissen, wie man t und d schreibt. Und wir wissen, wie die Araber
anta schreiben. Nämlic
h انت
Andalus dagegen schrieb man
اند لس. (aus editorischen Gründen habe ich hier -d- und -l- voneinander abgerückt.)
Auch hier hast du mein eigentliches Argument aber nicht verstanden. Selbst dann, wenn 'du'
anda und nicht
anta wäre deine These "du Lus" höchst fragwürdig. Du gehst ja auch nicht davon aus, dass bei Dortmund jemand "dort Mund" wie "da Nase" sagen wollte. Oder?
Aber dass im Arabischen eher weiche Laute zu finden sind, wissen wir alle, auch, dass lateinische Fremdwörter im Arabischen häufig weich klingen (eben g anstatt k, d anstatt t).
So wie in al-Akant? Oder al-Ankubardiyya? Oder al-Qaṣr?
Was du hier schreibst, stimmt - so wie dargestellt - schlicht nicht. Zum Beispiel aus dem weichen lateinischen
Gades wurde arabisch
Qādis, aus Cor
duba wurde Qur
ṭuba.
Was es tatsächlich nicht im Arabischen gibt, das ist das -p-, dies wird i.d.R. durch -b- ersetzt, hier ist das Arabische tatsächlich weicher. Daraus aber eine Regel abzuleiten und zu behaupten, wir wüssten ja alle, dass das Arabische weicher sei, ist falsch. Im Hocharabischen gibt es z.B. das -g- überhaupt nicht. Das gibt es nur im ägyptischen (wo es das weichere ǧ ersetzt) und magribinischen Arabisch.
Der dieses Frühjahr verstorbene spanische Arabist Federico Corriente Córdoba meinte allerdings bzgl. des -p-, dass es im andalusischen Arabischen existierte. In andalusischen Texten taucht hin und wieder mal
Tašdīd auf, wo man es im Arabischen eigentlich nicht erwarten sollte. Federico Corriente hat das bei -b- mit guten Argumenten als Verhärtungszeichen (anstatt als Verdopplungszeichen, wie im normalen Arabischen) gewertet, zu ähnlichen Ergebnissen kam auch Wilhelm Hoenebach bei seiner Edition von Aljamiado-Texten.