Rom und Mowgli vs. Rotkäppchen, die drei kleinen Schweinchen und die Sieben Geißlein

Ein Fuchs kann im Hühnerstall genauso wüten, wie ein Wolf unter Schafen. Trotzdem ist der Fuchs in der Fabel immer noch ein sympathischer Trickster, der sich von Käse und süßen Trauben ernährt und anders als der Wolf keine blutrünstige Bestie.

Dass Schafe gegen Wölfe keine Chance haben liegt sicherlich nicht an der Überzüchtung der Schafe. Auch Mufflons haben in Deutschland keine Chance gegen Wölfe und ihre Bestände brechen zusammen, sobald Wölfe im Revier auftauchen. Das natürliche Habitat des Mufflons ist das Hochgebirge. An den steilen Hängn des Kaukasus können die Wildschafe ihren Fressfeinden leicht entkommen. Im Flachland haben sie jedoch ohne Herdenschutz keine Chance.

Die Idee, dass man Schafe einfach ohne Hirten oder Hunde nachts auf der Weide lässt, entstand erst in den wenigen wolfsfreien Jahrzehnten. Im 20. Jahrhundert war es dann die Hauptsorge, dass die Schafe nicht auf der Straße herumlaufen und den Verkehr aufhalten. DIe Aufgabe des Zaunes war es zu verhindern, dass die Schafe nicht weglaufen. Jetzt müssen die Deutschen den Herdenschutz wieder neu lernen.

Zu Mowgli:
Das Dschungelbuch entstand bekanntlich zur Zeit des Hochimperialismus. Kiplings berühmtestes Werk nach dem Dschungelbuch ist das Gedicht "The White Man's Burden"/"Die Bürde des weißen Mannes", welches als Sinnbild der Epoche gilt und auch seine eigenen politischen Ansichten unzweifelhaft offen legt. Die Wölfe vermitteln Mowgli das "Gesetz des Dschungels", das inhaltlich sicherlich nicht zufällig mit der Regel Survival of the fittest des Sozialdarwinisten übereinstimmt. Bedeutsam ist vielleicht auch, dass Wölfe auch in Europa vorkommen und daher auch ein europäisches Tier sind und genau sie zu den Lehrmeistern und Brüdern Mowglis werden.

Jack London:
Die gleiche Wolfsbild findet sich auch in den Romanen von Jack London. Der Wolf ist Sinnbild für den unbarmherzigen Übelebensinstikt, das Recht des Stärkeren usw. Zu beachten ist, dass der Wolf bei Jack London auch die Konkurrenz innerhalb der eigenen Art ausschaltet.

Bemerkenswerterweise fehlt das Rudelverhalten des Wolfes in der Antiken Fabel. Zwar ist der Wolf auch bei Äsop unbarmherzig und brutal und fordert das Recht des Stärkeren ein, aber er unterjocht nur das Lamm und nicht den Omega-Wolf.

Wenn im Christentum das Lamm zur Allegorie Christi wird, wird der Wolf als natürlicher Gegner auch zur Allegorie des Antichristen. Ende des 19. Jahrhundert ändert sich der Bild des Wolfes nicht grundleggend, allerdings scheinen sozialdarwinistische Ansichten einen postiven Blick auf den Wolf begünstigen, sodass der Wolf gerade wegen seiner angeblichen Blutrünstigkeit zum Idol wird.
 
Ein Fuchs kann im Hühnerstall genauso wüten, wie ein Wolf unter Schafen. Trotzdem ist der Fuchs in der Fabel immer noch ein sympathischer Trickster, der sich von Käse und süßen Trauben ernährt und anders als der Wolf keine blutrünstige Bestie.

Dass Schafe gegen Wölfe keine Chance haben liegt sicherlich nicht an der Überzüchtung der Schafe. Auch Mufflons haben in Deutschland keine Chance gegen Wölfe und ihre Bestände brechen zusammen, sobald Wölfe im Revier auftauchen. Das natürliche Habitat des Mufflons ist das Hochgebirge. An den steilen Hängn des Kaukasus können die Wildschafe ihren Fressfeinden leicht entkommen. Im Flachland haben sie jedoch ohne Herdenschutz keine Chance.

Die Idee, dass man Schafe einfach ohne Hirten oder Hunde nachts auf der Weide lässt, entstand erst in den wenigen wolfsfreien Jahrzehnten. Im 20. Jahrhundert war es dann die Hauptsorge, dass die Schafe nicht auf der Straße herumlaufen und den Verkehr aufhalten. DIe Aufgabe des Zaunes war es zu verhindern, dass die Schafe nicht weglaufen. Jetzt müssen die Deutschen den Herdenschutz wieder neu lernen.

Zu Mowgli:
Das Dschungelbuch entstand bekanntlich zur Zeit des Hochimperialismus. Kiplings berühmtestes Werk nach dem Dschungelbuch ist das Gedicht "The White Man's Burden"/"Die Bürde des weißen Mannes", welches als Sinnbild der Epoche gilt und auch seine eigenen politischen Ansichten unzweifelhaft offen legt. Die Wölfe vermitteln Mowgli das "Gesetz des Dschungels", das inhaltlich sicherlich nicht zufällig mit der Regel Survival of the fittest des Sozialdarwinisten übereinstimmt. Bedeutsam ist vielleicht auch, dass Wölfe auch in Europa vorkommen und daher auch ein europäisches Tier sind und genau sie zu den Lehrmeistern und Brüdern Mowglis werden.

Jack London:
Die gleiche Wolfsbild findet sich auch in den Romanen von Jack London. Der Wolf ist Sinnbild für den unbarmherzigen Übelebensinstikt, das Recht des Stärkeren usw. Zu beachten ist, dass der Wolf bei Jack London auch die Konkurrenz innerhalb der eigenen Art ausschaltet.

Bemerkenswerterweise fehlt das Rudelverhalten des Wolfes in der Antiken Fabel. Zwar ist der Wolf auch bei Äsop unbarmherzig und brutal und fordert das Recht des Stärkeren ein, aber er unterjocht nur das Lamm und nicht den Omega-Wolf.

Wenn im Christentum das Lamm zur Allegorie Christi wird, wird der Wolf als natürlicher Gegner auch zur Allegorie des Antichristen. Ende des 19. Jahrhundert ändert sich der Bild des Wolfes nicht grundleggend, allerdings scheinen sozialdarwinistische Ansichten einen postiven Blick auf den Wolf begünstigen, sodass der Wolf gerade wegen seiner angeblichen Blutrünstigkeit zum Idol wird.

Auch bei Kipling ist das Wolfsbild nicht uneingeschränkt positiv. Mowgli wird sowohl von den Wölfen wie von den Menschen verbannt. Ihm gegenüber loyal bleiben nur seine (wölfischen) Adoptiveltern und -Brüder und der Rudelführer Akela loyal gegenüber Mowgli. Der Rest des Rudels schlägt sich auf die Seite Sheere Khans. Akela verliert durch Intrigen die Führerschaft und soll-wie Mowgli am Ratsfelsen getötet werden.

Mowgli kann das nur mit Hilfe Bagheeras verhindern, der ihm rät, die "rote Blume" aus den Dörfern der Menschen zu holen.

Wölfe spielen im Werk Jack Londons eine wichtige Rolle. Jack London war zwar Sozialist, war aber auch durchdrungen von einem gewissen Sozialdarwinismus nach dem Motto der Selection of the fittest oder auch von Nietzsches These des Übermenschen. Zwei der bekanntesten Romane Jack Londons handeln von Buck, dem "zivilisierten" Hund aus dem Südland, der nach dem Tod eines verehrten Herrn in die Wildnis zurückkehrt und Anführer eines Wolfsrudels wird. Ganz anders dagegen White Fang (Wolfsblut). Seine Mutter Kishe lockte einst die Schlittenhunde einer Expedition aus dem Lager, damit das Rudel über sie herfallen kann. Sie paart sich mit Einauge, einem Wolf, kehrt aber in ein Indianerlager zurück. White Fangs erster "Gott", der Indianer Grauer Bär zeigt ihm das Prinzip des Rechts des Stärkeren und verkauft ihn für Schnaps an Beauty Smith, der Hundekämpfe arrangiert. White Fang bringt als vierbeiniger Gladiator alles um, was man ihm entgegenstellt, bis jemand den ersten Bulldog nach Dawson bringt. Ein Zuschauer rettet Whitefang, der ihn mit nach Kalifornien in die Zivilisation nimmt.
In gewisser Weise geht es auch in Londons Roman der Seewolf um die Auslese. Der Autor Van Weyden, der humanitären Idealen verpflichtet ist, wird vor die Aufgabe gestellt, sich in einem ihm völlig fremden Milieu bewähren zu müssen, in einem Umfeld, das nur das Recht des Stärkeren akzeptiert.
 
Im lateinischen Sprichwort "homo homini lupus" wird der Wolf zum Sinnbild der bösartigen Natur des Menschen - gewissermaßen eine ältere Version des "Gesetz des Dschungels". Bekannt ist diese Metapher vor allem durch Thomas Hobbes und dessen Staatstheorie. Der Naturzustand ist laut Hobbes ein "Krieg aller gegen alle", während in der Ziviliasation immerhin die Staaten Krieg führen.
Der Mensch ist also ein Wolf und der Absolutismus die Lösung.

Abseits von diesem zweifelhaften Menschenbild will ich aber auch auf das Wolfsbild eingehen. Der Wolf ist hier das ikonische Raubtier. Der Wolf steht pars pro toto für das Raubtier an sich bzw. den Mörder, den Räuber oder den Feind.
Löwen und Bären sind eigentlich viel gefährlicher für erwachsene Menschen als Wölfe. Trotzdem hat der Wolf einen viel schlechteren Ruf. Ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, dass der Wolf fast schon ein Kulturfolger ist und wandernde Wölfe eigentlich überall in einer Kulturlandschaft auftauchen können, während z.b. Luchse eher im Verborgenen bleiben.

Wegen der römischen Wölfin bin ich mir auch nicht so sicher, wie positiv das gemeint sein könnte. Romulus und Remus agieren in der Sage geradezu wölfisch: Viehdiebstahl, Frauenraub, Brudermord
Haben die Zwillinge dieses wölfische Verhalten etwa mit der Wolfsmilch aufgesaugt?
Eine quasi magische Wirkung ist auch aus der Herakles-Sage bekannt. Erst durch die Milch der Hera wird der Halbgott zum Supermann. Nebenbei ist so bekanntlich die Milchstraße entstanden.
Und bei diesem Experiment mit der Wolfsmilch entstand Rom.
 
Mitunter schöne Wolfsgeschichten findet man ja auch immer wieder in Märchen.

So z.B. bei den Jukagiren (ein kleines paläosibirisches Volk in der Republik Sacha. ( Sacha eine Republik im nordöstlichen Teil des asiatischen Russlands).
Die Geschichte: „Wie der Rabe dem Krebs und dem Wolf mitspielte“.

Oder auch bei den Altaier (bis 1948 nannte man sie „Oiroten“) in der Republik Altai. Republik Altai, aber nicht zu verwechseln mit der angrenzenden größeren Region Altai im Nordwesten Sibiriens; im Süden grenzend an die Mongolei und Kasachstan .
Die Geschichte: „Wie sich der Fuchs, der Wolf und der Bär den Honig teilen wollten.“

Und dann möchte ich auch die Novelle „Lokis“ von 1869 des Franzosen Prosper Mérimée verweisen.
Prosper Mérimée schreibt hier über eine Legende in Litauen. Spannung pur wie alle Geschichten von Prosper Mérimée!
Gibt sogar in Vilnius in der Altstadt ein Restaurant „Lokis“. In die Kellerbar kann man aber nur gebückt rückwärts gelangen, Vorwärts gibt der Abstand zwischen Treppe und Decke nicht her.

Aber auf was ich noch hinweisen möchte...
Der Verlag „Neues Leben“ hat 1983 ein interessantes Buch mit dem Titel „Jagd im Zwielicht“ herausgegeben.
Historische Ereignisse rund um die Jagd.
Da gibt es ein Kapitel: „Die Jagd auf Bär und Wolf“.
Die Wolfsjagden beginnen bei 1454 in der Grafschaft Nassau-Dillenburg mit 404 erlegten Wölfen.
Bei der Bärenjagd beginnt es bei 1484 im thüringischen Ruhla.
 
Ich habe kürzlich einen Artikel von Hermann Löns gelesen, in der er sich mit Raubwild auseinandersetzt. Der Artikel dürfte aus der Zeit von 1909 stammen. Damals waren Wölfe in Deutschland längst ausgerottet, es kam immer wieder vor, dass Wölfe aus den Vogesen nach Westen zuwanderten oder dass Wölfe aus dem Zarenreich sich nach Ostpreußen verirrten. Die meisten dieser "Zuwanderer" wurden meistens nach kurzer Zeit abgeschossen oder wanderten wieder ab. Löns hielt es für völlig ausgeschlossen, dass sich jemals wieder Wolfspopulationen dauerhaft in Deutschland etablieren könnten- außer in Kriegszeiten.

Herman Löns hat manchen Unsinn geschrieben, seine Jagd- und Tiergeschichten und seine Beiträge, in denen er sich für Artenschutz aussprach und diesen Artenschutz auch für "schädliches Raubwild" forderte, zeichnen sich aber durchaus durch hohe Kompetenz aus. Löns pessimistische Beurteilung der Zukunftsaussichten von Canis Lupus hat sich nicht bewahrheitet. Eigentlich aber hatte er schon recht, unter normalen Umständen hatte der Wolf eigentlich keine Chance. Es war durchaus so etwas wie ein Krieg, eben der Kalte Krieg, der dazu führte, dass Wölfe wieder in ein deutlich verkleinertes und stärker bevölkertes Deutschland einwanderten. Seit 20 Jahren haben sich Wölfe wieder angesiedelt, und zumindest als Irrgäste und Wechselwild haben sie sich weit nach Westen verbreitet. Vor einigen Jahren brach ein Wolf aus dem nordhessischen Wildpark Knüll aus. Das Tier wurde einige Wochen später in Baden-Württemberg überfahren. Ein sächsischer Wolf wanderte ab und wurde im Baltikum wieder lokalisiert. So richtig hatte kaum jemand den Wolf mehr auf dem Schirm.
Wirklich willkommen ist der Wolf nur theoretisch. Über die Meinung von Schafzüchtern braucht man nicht zu sprechen. Viele Jäger befürchten, dass Wölfe zur Abwanderung von Wild führen können. Wenn man hohe Pacht etwa für ein Rotwildrevier zahlt, hält sich die Begeisterung in Grenzen, wenn Hirsche abwandern, über die sich ein Nachbarpächter freut. Erfahrungen aus Revieren mit etabliertem Wolfsbestand zeigen andere Erfahrungen. Rot- Dam- und Schwarzwild wird von Wölfen anscheinend nicht beunruhigt oder in Panik versetzt.

Fatal sind allerdings tatsächlich Abgänge von (eingeführtem) Muffelwild. Mufflons sind Wildschafe, die eigentlich auf Korsika und Sardinien heimisch sind. Mufflons wurden in manchen Revieren seit dem 19. Jahrhundert ausgesetzt. In Gebieten, in denen Wolfrudel heimisch sind, werden Mufflonbestände oft regelrecht dezimiert.
 
Dieser Bericht fasst ganz gut den allgemeinen Kenntnisstand über Wölfe und Wolfsattacken:
Mein Gedankengang ist eigentlich der: Wir haben in Dtld. ja seit ca. 20 Jahren mit der Wiederkehr des Wolfs "zu kämpfen". Es gibt Leute, die die Wiederkehr des Wolfs begrüßen und es gibt solche, denen das Angst macht. Ich selbst gehöre zu beiden Gruppen. Ich finde das toll und denke auch, dass Wölfe im Normalfall keine Gefahr für den Menschen darstellen. Allerdings: Ich habe schon im Kindergartenalter alleine im Wald gespielt. Ich weiß nicht, ob ich das heute noch so erlauben würde, wenn ich Kinder hätte. Ein Kind könnte ein leichtes Opfer sein. Und deshalb interessiert mich, welche historischen Erfahrungen hinter den verschiedenen Legenden stecken, die vom Wolf als Räuber und vom Wolf als Lebensretter sprechen.

Wölfe, die Menschen angreifen sind sehr selten, solche, die Menschen fressen, sie im Beuteschema haben, noch seltener. Es gibt aber aus verschiedenen Jahrhunderten gut dokumentierte Angriffe auf Menschen unter bestimmten Bedingungen:

-Wölfe sind auch Aasfresser, in Kriegszeiten, bei Seuchen, Anarchie hatten sie unter Umständen Zugang zu Leichen auf Schlachtfeldern

-im 30 Jährigen Krieg vermehrten sich Wölfe
-Brehm berichtet, dass Wolfsrudel der französischen Armee folgten bis nach Ostpreußen
-Wenn dann noch natürliche Beute rar wird, können Wölfe u,. U. nicht nur sehr lästig, sondern auch recht gefährlich werden.

Wo Angriffe auf Menschen dokumentiert sind, waren meistens Frauen und Kinder, seltener erwachsene Männer Opfer.

Inzwischen hatte ich Gelegenheit, mich näher zu dem "Wolfsfrieden 1916" zu informieren.

Im Baltikum waren mehrere Rudel sozusagen vom Krieg abgeschnitten worden. Im Baltikum war durch die Armeen die natürliche Beute vertrieben oder dezimiert worden. Die Wölfe fanden aber auf den Schlachtfeldern, im Niemands- und Hinterland beste Bedingungen. Es gab reichlich Leichen, die niemand bestatten konnte. Die Wölfe fanden reichlich Nahrung, dummerweise gab es bald nur noch das Beutetier Mensch und seine Haustiere. Die Wölfe verloren durch die Menschenfleisch-Diät die Scheu vor Menschen und wurden immer kühner. Soldaten waren allerdings eine gefährliche, wehrhafte Beute. Die Wölfe begannen Haustiere der Zivilbevölkerung anzugreifen und Kinder. Das führte teils zur Flucht von Zivilisten. Die Wölfe wurden geschickter, begannen Ställe von Soldaten, Pferde zu überfallen, es kam zu gezielten Angriffen von Wölfen auf Soldaten, die sich von der Gruppe entfernten, die ihre Notdurft verrichten wollten. Die Deutschen und Russen erließen Befehle, die es verboten, sich allein und unbewaffnet von der Truppe zu entfernen.
Man stellte bei Deutschen und Russen Scharfschützen auf, die Wölfe erlegen sollten. Anscheinend wurden einige Scharfschützen selbst zur Beute, das Rudel griff sie an, als sie vom Ansitz herunterkletterten. Bei einem Wolfsangriff auf russische Soldaten kamen ihnen Deutsche zur Hilfe. Der Krieg hatte auch bei Wölfen artuntypisches aggressives Verhalten zur Folge. Die Wölfe waren so lästig und gefährlich geworden, dass man nicht mehr ordentlich Krieg führen konnte-und jetzt war das Maß voll. Deutsche und russische Militärs arbeiteten zusammen, um eine koordinierte Wolfsjagd zu organisieren. Das mittlerweile auf über 100 Tiere angewachsene Großrudel wurde bekämpft. Russen und Deutsche kreisten und lappten die Wölfe ein und schossen sie ab.

Das Rudel war gesprengt, Wölfe die überlebten, "durch die Lappen gingen", zogen sich zurück, und wendeten sich wieder natürlicher Beute zu.

Das Canis Lupus es überhaupt schaffen konnte, in Deutschland wieder heimisch zu werden, war einer historisch einmaligen Situation geschuldet.

Um 1900 kamen hin und wieder in Ostpreußen und in den Vogesen Wölfe als Irrläufer vor. Sie hatten meist keine hohe Lebenserwartung. Inzwischen kommen wieder Wölfe in vielen Bundesländern vor.

Die Gefahr durch den Wolf ist relativ gering:

Tollwut ist in Deutschland so gut wie ausgerottet
-Es gibt keine Waldweide mehr, und keine Kinder, die Vieh hüten
-Leichen werden in Mitteleuropa nicht Beute von Wölfen
Es gibt ein Wolfsmanagement, bestätigte Rudel stehen unter Beobachtung

Genaues weiß man nicht, in der modernen Agrarsteppe sind die Karten neu gemischt. Seit 150 Jahren hat kaum jemand noch Erfahrung mit Herdenschutz. Den Wolf hatte seit 100 Jahren keiner mehr auf dem Schirm.

Wie groß die (potenzielle) Gefahr durch den wolf ist, kann niemand sagen- man weiß nur, sie ist größer, als 0.
 
Hier im Faden wird ja vor allem die Gefährlichkeit des Wolfes thematisiert, doch gibt es ja in den Mythen und Märchen, aber auch in den ländlichen Erzählungen auch das genaue Gegenteil: die Wolfskinder, deren bekannteste Exemplare Romulus und Remus sind. Es werden aber auch Bären, Rinder, Schafe etc. angeführt, im deutschen Wikipedia-Artikel zum Wolfskind – Wikipedia schön in einer Tabelle aufgelistet.
Es gibt wohl keine sicher belegten Fälle, so dass man von Phantastereien ausgehen wird. Auch die Plausibilität spricht gegen die Annahme einer Aufzucht menschlicher Babys von wilden Tieren: warum sollten sie das tun und die Kinder nicht einfach als willkommenen Brunch ansehen? (Allerdings: auch der Kugelblitz und die Monsterwelle wurden jahrelang als Phantasterei abgetan.)
Gibt es denn überhaupt speziesübergreifende Aufzucht Tier A zu Tier B? Mir fällt da nur der Ameisenbläuling ein, der allerdings seine Aufzucht-Spezies (Ameise) dank eines Geruchsfakes (er tarnt sich als Königin) täuscht. Dann noch der Kuckuck, der ebenfalls auf Täuschung beruht. Oder eben das Andersen-Märchen vom hässlichen Entlein.
 
"Cat adopts ducklings" bei youtube; sehr niedlich, und (angeblich) eine reine Initiative der Katze. (Hatte gerade selber geworfen, Hormone etc; kann nicht bewerten, wie wahrscheinlich oder glaubwürdig das ganze ist.)
 
Google mal "Katze adoptiert Igel".
Erstaunlich! Mal sehen, wenn die Stacheln der Kleinen fühlbar werden...

"Cat adopts ducklings" bei youtube; sehr niedlich, und (angeblich) eine reine Initiative der Katze. (Hatte gerade selber geworfen, Hormone etc; kann nicht bewerten, wie wahrscheinlich oder glaubwürdig das ganze ist.)
Das sieht fast noch erstaunlicher aus. Immerhin säugt sie die Entlein nicht... :)

Nun ja, eine Hauskatze wird man wohl kaum als Wildtier bezeichnen können, aber bei dem Beispiel der Entlein fallen mir die Prägungsexperimente von Konrad Lorenz mit seinen Graugänsen ein. Wobei auch Lorenz kein Wildtier war.
 
aber bei dem Beispiel der Entlein fallen mir die Prägungsexperimente von Konrad Lorenz mit seinen Graugänsen ein. Wobei auch Lorenz kein Wildtier war.
Jepp, ein Wildtier ist der Lorenz, Konrad, nicht gewesen, aber wie es heisst ein Nazi, woraus dann zwingend folgt, dass er Gänsekind Martina zum BdM-Mädel geprägt haben muss (vor ein paar Jahren hatten wir dieses Thema mal)
 
Gibt es denn Erfahrungen, die besagen, daß Einzelgänger vielleicht gefährlicher sind?

In Schweden gab es einen aufsehenerregenden Fall: Um 1820 tötete eine Jagdgesellschaft mehrere Wölfe, und sie fanden einen Bau mit Jungwölfen. Einen Welpen wollten die Bauern nicht töten und nahmen ihn mit, zogen ihn wie einen Hund auf. Das Tier wurde größer und schwieriger, attackierte Hühner und wurde aggressiver und immer schwieriger. Schließlich kamen die Bauern nicht mehr mit dem Wolf klar, wollten ihn aber auch nicht töten. Sie setzten den Wolf aus und gingen davon aus, dass er ohne Rudelanschluss nicht überleben würde.

Der Wolf hatte nicht gelernt zu jagen, und griff Haustiere, aber vor allem Kinder und Jugendliche an. Es stellte sich später heraus, dass der Wolf seinen Unterschlupf im Dorf suchte, wo er aufgewachsen war und sich auf die Beute Mensch spezialisierte. Nachdem der Wolf erlegt war, und die Geschichte sich in Schweden verbreitete, versuchte man Wölfe systematisch auszurotten.

Bei Fällen, in denen Wölfe Menschen angriffen oder als Beute betrachteten, handelte es sich häufig um einzelne Tiere ohne Rudelanschluss. Ein berüchtigter "Maneater", der Wolf von Ansbach wurde relativ unspektakulär erlegt. Er bekam Lust auf ein Huhn, das man lebend als Köder für eine "Wolfskuhle" präpariert wurde. Der Wolf fiel in die Kuhle und wurde von Dorfbewohnern getötet. Es war auch die Rede von einem Werwolf, und ein Zeitgenosse wollte eine Ähnlichkeit zwischen dem erlegten Wolf und einem einige Zeit vorher verstorbenen Ratsherren feststellen.
 
Jepp, ein Wildtier ist der Lorenz, Konrad, nicht gewesen, aber wie es heisst ein Nazi, woraus dann zwingend folgt, dass er Gänsekind Martina zum BdM-Mädel geprägt haben muss (vor ein paar Jahren hatten wir dieses Thema mal)

Konrad Lorenz hat zweifellos in der Verhaltensforschung Maßstäbe gesetzt, und er hat der Verhaltensbiologie sicher entscheidende Impulse verliehen.

Wahr ist aber auch, dass er sich in vorauseilendem Gehorsam der Rasseforschung angedient hat und selbst auch daran beteiligt war, in den besetzten Gebieten die Bevölkerung nach rassekundlichen Kriterien in höherwertige und "minderwertige" Klassen zuzuordnen.

Auch nach 1945 ließ er immer wieder erkennen, dass er sich von sozialdarwinistischen und rassistischen Ideen keineswegs distanziert hatte, sondern das dergleichen bei ihm durchaus Überzeugung war. Bei Vertretern der Bürgerrechts-, Protest- und Studentenbewegung machte Lorenz "Anzeichen von "Degeneration" aus, und angesichts einer solchen "Ver-Hausschweinung des Menschen" entwickelte Konrad Lorenz auf seine alten Tage Sympathie für die Seuche Aids, die immerhin geeignet war, als "Populationssenke" und Korrektiv Überbevölkerung und Degeneration zu reduzieren und das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen.

Konrad Lorenz deckt seit Jahrzehnten schon der grüne Rasen. Ihm die Ehrendoktorwürde abzuerkennen, wie es eine Universität vor ein paar Jahren tat, hat ein bisschen Geschmäckle- Lorenz kann sich eben nicht mehr verteidigen.

Was zum Aufhänger der Kritik an Konrad Lorenz wurde, waren ja gerade nicht seine verhaltensbiologischen Arbeiten über und mit Graugänsen, sondern seine rassebiologischen Arbeiten nach 1933 und seine rassebiologischen Tätigkeiten. Nicht zuletzt auch seine sozialdarwinistisch-rassistischen Äußerungen, die sich durch ein beträchtliches Maß an Menschenverachtung auszeichnen.

Konrad Lorenz war eben nicht nur der brillante Verhaltensbiologe und ihn als einen gemütlichen "Gänsevater" zu skizzieren bedeutet eben auch, die dunkleren Seiten seiner wissenschaftlichen Karriere ausblenden und seine Rolle bei rassepolitischen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Rasse- und Vernichtungskrieg ausblenden.
 
Konrad Lorenz war eben nicht nur der brillante Verhaltensbiologe und ihn als einen gemütlichen "Gänsevater" zu skizzieren bedeutet eben auch, die dunkleren Seiten seiner wissenschaftlichen Karriere ausblenden und seine Rolle bei rassepolitischen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Rasse- und Vernichtungskrieg ausblenden.
Das ist sicher richtig, hat aber mit dem Thema hier nichts zu tun.

Um zum Mythos zurückzukehren: Man wird wohl bei der Säugung menschlicher Kinder von Wölfen davon ausgehen dürfen, dass hier eine Verletzung der natürlichen Ordnung vorliegt. Das ist wohl der Hintergedanke solcher Geschichten: Wenn die Natur verletzt wird, müssen Götter im Spiel sein.

Im Fall Romulus / Remus sogar mehrere:
- die 2 Säuglinge sind Kinder des Mars und einer menschlichen Frau, Rhea, also Halbgötter, wenn man Fabius Pictor glauben darf
- die Empfängnis (genauer gesagt: Vergewaltigung) findet in einem heiligen Hain statt (dem Mars gewidmet)
- der Gott Tiburinus (der Gott des Tibers) rettet die Zwillinge, die von ihrem Stiefvater Amulius dem Tod preisgegeben werden, indem er sie einer Wölfin übergibt
- die Wölfin selbst gilt in der latinischen Tradition als heiliges Tier

Es ist also eine Menge Göttliches / Heiliges versammelt, um den Gründungsmythos auszuschmücken, und zwar derart, dass er der üblichen Ordnung der Natur widerspricht, denn normalerweise wären die Zwillinge umgekommen. Dank der Hilfe der Götter geschah das nicht. Wobei ich mir vorstellen kann, dass allein das Säugen von einer Wölfin selbst etwas Besonderes bedeuten mag. Was ich aber, da ich nicht so tief in die römische Mythologie eingedrungen bin, nicht weiß.

Wären die Brüder R/R einfach nur an den Tiber gekommen, hätten sich niedergehockt und gesagt: "Hey, hier gründen wir eine Stadt!", dann wäre das ein langweiliges und profanes Ereignis gewesen, das der besonderen Rolle Roms keinesfalls entspricht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist sicher richtig, hat aber mit dem Thema hier nichts zu tun.

Um zum Mythos zurückzukehren: Man wird wohl bei der Säugung menschlicher Kinder von Wölfen davon ausgehen dürfen, dass hier eine Verletzung der natürlichen Ordnung vorliegt. Das ist wohl der Hintergedanke solcher Geschichten: Wenn die Natur verletzt wird, müssen Götter im Spiel sein.

Im Fall Romulus / Remus sogar mehrere:
- die 2 Säuglinge sind Kinder des Mars und einer menschlichen Frau, Rhea, also Halbgötter, wenn man Fabius Pictor glauben darf
- die Empfängnis (genauer gesagt: Vergewaltigung) findet in einem heiligen Hain statt (dem Mars gewidmet)
- der Gott Tiburinus (der Gott des Tibers) rettet die Zwillinge, die von ihrem Stiefvater Amulius dem Tod preisgegeben werden, indem er sie einer Wölfin übergibt
- die Wölfin selbst gilt in der latinischen Tradition als heiliges Tier

Es ist also eine Menge Göttliches / Heiliges versammelt, um den Gründungsmythos auszuschmücken, und zwar derart, dass er der üblichen Ordnung der Natur widerspricht, denn normalerweise wären die Zwillinge umgekommen. Dank der Hilfe der Götter geschah das nicht. Wobei ich mir vorstellen kann, dass allein das Säugen von einer Wölfin selbst etwas Besonderes bedeuten mag. Was ich aber, da ich nicht so tief in die römische Mythologie eingedrungen bin, nicht weiß.

Wären die Brüder R/R einfach nur an den Tiber gekommen, hätten sich niedergehockt und gesagt: "Hey, hier gründen wir eine Stadt!", dann wäre das ein langweiliges und profanes Ereignis gewesen, das der besonderen Rolle Roms keinesfalls entspricht.

Eine ähnliche Geschichte überliefert Herodot über die Kindheit und Jugend von Kyros dem Großen. Vorstellungen von "wilden Männern" gibt es in unterschiedlichen Kulturen. In dem Märchen "Eisenhans" spielt ein Wilder Mann eine Hauptrolle.

In den 1920er Jahren erregten die Schwestern Kamala und Amala eine Rolle. Nach dem 30 Jährigen Krieg häufen sich Berichte über "Wolfskinder" "wilde Kinder", die völlig ohne menschliche Sozialisation und Fürsorge aufgewachsen waren und "tierhaftes Verhalten" zeigten. In den meisten Fällen ließ sich nicht belegen, dass solche Kinder wirklich versorgt oder gesäugt wurden. Häufig starben solche Kinder nach kurzer Zeit, viele konnten Lern-Defizite nicht mehr aufholen.

Wolfsexperten wie David Mech, Erik Ziemen erreichten bei wochenlangen Beobachtungen, dass sie von einem Rudel geduldet wurden.
Denkbar und noch einigermaßen plausibel ist, dass hin und wieder "wilde Kinder", auf sich gestellt von Wolfsrudeln toleriert und nicht als Beute angesehen wurden oder dass sie in einem verlassenen Bau übernachteten und solche Erfahrungen ausgeschmückt und weitergegeben wurden und sich in Legenden verdichteten.

Ein bekannter Tierfilmer dokumentierte, dass eine Löwin ein Gnukalb verschonte und gegen Hyänen und Artgenossen verteidigte. In einem anderen Fall wurde eine Leopardin gefilmt, die ein Pavianjunges verschonte und es behutsam wie ein Leopardenjunges unverletzt in einem Versteck deponierte.

Auch Orcas, die an der Küste Patagoniens durch bewusstes stranden junge Robben jagen-und fressen wurden schon wiederholt dabei beobachtet, wie sie, fast wie Angler, die einen untermaßigen Fisch zurücksetzen, eine Robbe fangen, sie aber behutsam und unverletzt freilassen.
Wenn wilde Kinder um sich bissen oder sich unzivilisiert benahmen, lag es für die Zeitgenossen nahe, eine Sozialisation unter wilden Tieren anzunehmen. Es ist nicht völlig unwahrscheinlich, dass immer wieder mal in unterschiedlichen Kulturen junge Kinder entgegen aller Wahrscheinlichkeit, lange genug auf sich gestellt überleben konnten, dass sie bis zu einem bestimmten Grad von Wölfen geduldet wurden und das solche Vorfälle ausgeschmückt wurden und sich schließlich in Sagen und Überlieferungen niedergeschlagen haben.

Immer wieder mal werden Beutegreifer dabei beobachtet, dass sie ungewöhnliches Verhalten gegenüber (potenzieller) Beute zeigen. "Mutterinstinkte" mögen dabei durchaus eine Rolle spielen, oft sind es weniger erfahrene, junge weibliche Tiere, bei denen solches Verhalten beobachtet wurde. Abgesehen von den Orcas, die hin und wieder ein Robbenjunges unbeschadet zurücksetzen. Bei den Orcas mag tatsächlich hier Training und durchaus so etwas wie Freude am "Sport" eine Rolle spielen.

Um ein Menschenbaby großzuziehen, müsste eine Wölfin es mehrere Monate säugen, sie müsste ein Kind mindestens drei Jahre beschützen und mit Nahrung versorgen. Das, während sie eigene Welpen hat, sie müsste eine ganze Wolfsgeneration lang ein statistisches durchschnittliches Wolfsleben Fraß für ein Menschenjunges heranschaffen, das nebenbei neben dem was Wölfe sonst so tun, jagen, Revier verteidigen, Junge zur Welt bringen usw. In der Zeit, die ein Mensch braucht, um einigermaßen selbstständig zu leben, wachsen drei Wolfsgenerationen heran. Alles Tiere, die ihren Platz in der Welt, in der Rangordnung erst finden müssen. Was unter Wölfen normale Rangkämpfe sind, kann ein Kleinkind nicht ab.

Auch wenn Beutegreifer ungewöhnliches Verhalten zeigen, das wie Mitgefühl wirkt, ist das nicht typisch artgerechtes Verhalten, und ich glaube nicht, dass man bei Beutegreifern abstrakte ethische Begriffe unterstellt. In der Natur eines Beutegreifers liegt es, die leichteste Beute zu schnappen und das sind Jungtiere. Viele Raubtiere töten Jungtiere der eigenen Art. Infantizid und Kannibalismus wird auch bei Säugetieren häufig beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wölfin ein Neugeborenes verschont und es lange genug am Leben erhält, um für sich selbst sorgen zu können, ist so wenig wahrscheinlich, dass man getrost davon ausgehen kann, dass so etwas in den Bereich der Legende zu verweisen ist.
 
Der Beitrag von @Scorpio zeigt, dass es vielleicht doch, in sehr sehr seltenen Fällen solche "Fremd-Aufzucht" geben kann - jenseits der Hauskatze. Dank dir hierfür, da lernt man ja auch etwas, was mit einem Geschichtsforum nur am Rand zu tun hat.

Mich interessiert vor allem die Wölfin-Episode bei Romulus und Remus. Dazu habe ich Tennant, The Lupercalia and the Romulus and Remus Legend, gelesen. Leider nicht sehr aussagekräftig für das, was ich suche, aber einen Hinweis habe ich dennoch gefunden.

Meine Ursprungsthese lautete: Das Säugen der menschlichen Kinder an der Wölfin ist ein Verstoß gegen die natürliche Ordnung. Um so wichtiger muss das Ereignis gewesen sein, das dazu führte.

Eine 2. These entnehme ich dem Text; sie ist vielleicht noch plausibler:

Die Luperci des Festivals der Lupercalia bestimmt Tennant als "Wolfs-Männer" [auch wenn der Charakter des Festes als Wolfskult von anderen kritisiert wird], Wolfs-Männer, die Wolfs-Kräfte besitzen, womit sie böse Geister fernhalten können. Ob diese These mit den Luperci nun richtig ist oder nicht, jedenfalls erscheint mir folgende Überlegung plausibel, warum R & R gesäugt wurden: Ihnen wurden eben genau diese Wolfskräfte wortwörtlich mit der Milch der Wölfin eingeflößt. Aber das sind genau die Eigenschaften, die zukünftige Stadtgründer brauchen: mit Hilfe der Götter erworbene Kräfte für die Errichtung einer Stadt, in die böse Geister - und womöglich auch Wölfe - nicht eindringen können. Zum Beleg dieser These führe ich den damaligen Brauch an, dass eine Braut nach der Hochzeit Wolfsfett auf die Türschwelle strich, um genau diese bösen Geister fernzuhalten.
 
@Eumolp einerseits so mythisch "hochangesehene" Wölfe mit Lupercalia, andererseits das Lupanar (der Puff, abgeleitet von lat. Wölfin) - irgendwie ein Widerspruch (?)
 
Die Bedeutung 'Prostituierte' ist spät. Zuvor soll lupa 'Amme' bedeutet haben. Ob die Wölfin ursprünglich eine Amme war oder diese erst umgekehrt von jener den Namen bekam ist kaum zu entscheiden, da die bekannten Monumente zu spät sind. Wir haben dazu irgendwo schon einen alten Thread oder es zumindest themenfremd besprochen.
 
@Eumolp einerseits so mythisch "hochangesehene" Wölfe mit Lupercalia, andererseits das Lupanar (der Puff, abgeleitet von lat. Wölfin) - irgendwie ein Widerspruch (?)
Zwar ist der Charakter der Lupercalia für meine These - Wolfsmilch als Kraftübertragung - nicht entscheidend, aber ich versuche trotzdem eine Antwort. Der Ausschnitt aus der wiki zeigt eine gewisse Beziehung zum Wolf, wie er nämlich die Böcke reißt (wir sollten nicht vergessen, dass die Brüder Romulus / Remus nach der Wolfssäugung bei einem Schafshirt landeten):
Während der Opferzeremonie wurden zwei vornehme junge Männer herbeigeführt und von den Opferern mit dem blutigen Messer an der Stirn berührt, worauf andere das Blut mit in Milch getränkter Wolle wieder abwischten ... Nach dem Mahl banden sich die ansonsten nackten Priester, die Luperci, die Felle der geopferten Böcke um die Hüften.
Es wurden bei den L. übrigens zusätzlich Hunde geopfert (an die Originale hat man sich wohl nicht getraut...). Auch die Stiftung des Festes von Romulus deutet auf die Verbindung zur Wolfssäugersage hin, und nicht zuletzt der Name, so Tennant.
 
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