Na, das ist ja eine tolle Grundlage, weil du es nicht siehst. Ich habe die Belege für das Gegenteil zitiert und schon genannt. Aller spätesten ab April 1917 war der Diktatfrieden Programm.
Diese "eigenen Friedenbedingungen" waren 1916 vollkommen unrealistisch.
Ich habe meine Beiträge hier zusammenkopiert, damit du diese mal liest.
»…Eine Anregung ohne Bedingungen für die Eröffnung von Verhandlungen ist kein Friedensangebot. Der angebliche Vorschlag … erscheint weniger als ein Friedensangebot denn als Kriegsmanöver. Er beruht auf der systematischen Verkennung des Charakters des Streites in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Für die Vergangenheit übersieht die deutsche Note die Tatsachen, die Daten und die Zahlen, die feststellen, dass der Krieg gewollt, hervorgerufen und erklärt worden ist durch Deutschland und Österreich-Ungarn…
Für die Gegenwart stützt sich das angebliche Angebot Deutschlands auf eine ausschließlich europäische "Kriegskarte“, die nur den äußeren und vorübergehenden Schein der Lage und nicht die wirkliche Stärke der Gegner ausdrückt, Eine Friede, der unter solchen Voraussetzungen geschlossen wird, würde einzig den Angreifern zum Vorteil gereichen, die geglaubt hatten, ihr Ziel in zwei Monaten erreichen zu können, und nun nach zwei Jahren merken, dass sie es niemals erreichen werden.
Für die Zukunft verlangen die durch die Kriegserklärung Deutschlands verursachten Verwüstungen, die unzähligen Attentate, die Deutschland und seine Verbündeten gegen die Kriegführenden und gegen die Neutralen verübt haben, Sühne, Wiedergutmachung und Bürgschaften … Deutschland weicht listig dem einen wie dem anderen aus…«
Paul Cambon, Botschafter Frankreich in London, äußerte gegenüber seinen Sohn:" Man muß das Manöver des Kanzlers vereiteln. Hier gibt es eine schöne Partie zu spielen." Gegenüber Unterstaatssekretär Hardinge führte Cambon aus, das er das Angebot für gefährlich halte, da es in pazifistischen Kreisen und vielleicht in den Parlamenten bedauernswerte Kampgagnen hervorufe.
Cambon korrespondierte mit dem Chef der Politischen Abteilung Margerie. Cambon meinte, das man Vorschläge erwarte. Margerie kommentierte dies gegenüber Briand als unendlich gefährlich. Man würde territoriale Fragen berühren und wirtschaftliche beiseite lassen, die gleicherweise wichtig seien. Cambon dagegen hoffte, das die deutsche Regierung veranlaßt werde, die die Weigerung in Verhandlungen einzutreten, rechtfertigen. Die Note Wilson fährt Cambon fort, könnte sich in ein Angebot der Vermittlung wandeln und die Ententemächte nötigen, ihre Friedensbedinungen zu formulieren.
Paul Cambon, Correspondance, Paris 1946 III. (15.15.1916)
Paul Cambon an Briand, 13.12.1916, Notiz de Magerie für Briand
In England traf das Friedensangebot auf das neue Kabinett von Lloyd George. Neuer Staatssekretär des Äußeren war Balfour.
Balfour war zu jenem Zeitpunkt erkrankt und wurde von seinem Cousin, den Blockademinister Cecil vertreten. Cecil meinte, man könnte im äußersten Notfall darauf zurückkommen. Er war gegenüber dem deutschen Angebot zur schroffen Ablehnung entschlossen. Er hatte kurz zuvor seine Meinung klipp und klar gegenüber Lansdowne in einen Memo zum Ausdruck gebracht. Ein Frieden sei gegenwärtig nur unheilvoll sein könne denn es sei nicht mehr zu erhoffen als ein Frieden des status quo zusammen mit einem starken Anwachsen der deutschen Macht in Osteuropa. Das erklärte er dann auch dem Kriegskabinett am 15.12.1916 .
Die Gründe warum das englische Kriegskabinett eine Konferenz zur Vorbereitung der Antwort an Deutschland sind interessant. Man fürchtete, dass dies eine falsche Atmosphäre gegenüber den Krieg in den alliierten Ländern hervorrufe und irrige Hoffnungen wecke.
Rothwell, 60 (Cecil Drumommond),
Kernek, The British Governments Reaction to Peace Wilson`s Note
In einem Gespräch zwischen Cambon und dem Premier Lloyd George nannte dieser den Ton der Note Wilsons eine Art von Beleidigung. Doch man müsse antworten und das sei nicht leicht. Er (Lloyd George) wünsche eine Verständigung zwischen Frankreich und England. Von Russland war schon nicht mehr die Rede. Wenn die drei Demokratien England, Italien und Frankreich den Wünschen des Präsidenten entgegentreten, könne dieser die Dinge nicht weitertreiben. Lloyd George hat die entsprechenden Ministerien angewiesen, zu prüfen wie abhängig man bezüglich Munition und Lebensmittel abhängig von den USA sei und ob eine Verweigerung der Kredite und Lieferungen möglich sei.
Lloyd George glaubt wohl auf die USA verzichten zu können.
Paul Cambon selbst nannte Wilsons Note einen Streich, über den man mindestens sagen könne, dass er den Deutschen größtes Vergnügen bereiten würde. Die Note nannte er das lächerlichste Memorandum des Präsidenten der Vereinigten Staaten und Briands Ergüsse dagegen lang und weitläufig.
Schon erhellend, wie über die Friedensbemühungen Wilsons gedacht wurde.
Cambon, Correspondance III. S.135f
In Paris war die Friedensabsichten Wilson und Deutschlands sowieso Ende 1916 höchst unwillkommen. Ministerpräsiden Briand hatte nämlich im Sommer 1916 mehre Kommissionen eingesetzt, die sich mit den beabsichtigten französischen Annexion gegenüber dem Deutschen Reich beschäftigten.
Man muss sich das einmal vorstellen. Die französischen Truppen haben beachtliche Teile ihres eigenen Territorium verloren; eine Perspektive zur erfolgreichen Rückeroberung bestand Ende 1916 nicht. Egal, Friedensangebote werden abgelehnt; Soldaten und Zivilisten müssen weiter sterben.
Auch in Frankreich gab es eine Friedenssehnsucht der kämpfenden Truppe und der notleidenden Bevölkerung. Im Jahre 1916 musste bereits der Jahrgang 1918 zu den Fahnen einberufen werden. Verdun und die Somme haben große, blutige Opfer gekostet. Es gab Mangel an Arbeitskräften, ständig steigende Preise, wachsende Unzufriedenheit. Alles ähnlich wie in Deutschland.
Anfang 1917 hatte die Regierung die Pläne an seinen Botschafter Cambon in London übermitteln lassen, damit das ganze durchgewinkt wird. Elsaß Lothringen wurde übrigens nicht als Eroberung klassifiiert, sondern als Wiederherstellung alten Rechts.
Aber die Regierung bevorzugte an Eroberungsplänen zu arbeiten und die waren opulent.
Im Sommer 1916, 14.06. bis 17.06., fand auf Betreiben England eine Wirtschaftskonferenz in Paris statt. Hier wurde der Krieg nach dem Krieg geplant.
Selbst nach einen künftigen Friedensschluss sollte das Deutsche Reich wirtschaftlich diskriminiert und insbesondere seine Rohstoffzufuhr behindert werden. Die Wirtschaftsweltmacht Deutschland sollte gebrochen werden. Es durfte nicht sein, dass das Deutsche Reich ggf. eine stark gebeutelte Entente wirtschaftlich dominierte.
Den Westmächten ging es ganz klar darum, Deutschlands Stellung in der Welt nachhaltig zu schwäche und zwar territorial, militärisch und wirtschaftlich.