Der Erste Weltkrieg und seine Bedeutung in der heutigen Zeit.

Wenn ich Turgot so höre kommt es mir vor als stelle er den Vertrag als super unfair dar. Stimmt das? Mal eine andere Meinung -

"Und wie gerecht war der Vertrag für die Deutschen?

MacMillan: Er war nicht so schlecht. Wenn man ihn mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk vergleicht, den Deutschland im März 1918 Russland aufgebürdet hat, dann war der sehr viel härter. Deutschland hat Russland dabei große Territorien weggenommen, aus der Ukraine eine Art Protektorat gemacht, ebenso aus den baltischen Staaten und Weißrussland. Nach Paris musste Deutschland zwar Reparationen zahlen – was zum größten Teil dann ohnehin nicht geschehen ist –, hat einige Kolonialgebiete verloren, aber kaum eigenes Territorium. Und noch ein Gedanke: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland viel schlechter behandelt – besetzt, zweigeteilt, die Sowjets haben alles mitgenommen, was sie konnten, aus Zentraleuropa wurden viele Deutsche vertrieben, aber darüber gab es sehr viel weniger Klagen."

Lernen aus der Geschichte - science.ORF.at

Außerdem war doch wohl Deutschland in erster Linie der Agressor. Die erste Kriegserklärung stammt von unserem Land. Da muss man sich über eine harte Behandlung nicht wundern, auch wenn die Historiker heutzutage vielleicht anders drüber denken. Worüber wir auch noch nicht gesprochen haben sind die Auswirkungen des Deutsch-Französischen Kriegs auf die Haltung der anderen Großmächte, insbesondere dem Verlierer der diese Schmach tilgen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Moment reden wir von Versailles. Brest war ebenfalls ein brutaler, ungerechten Diktatfrieden. Der Zweite Weltkrieg ist nicht Thema. Davon abgesehen ist die Schuld Deutschlands hier vollkommen unstrittig und die unglaublichen Verbrechen Nazideutschlands sind ebenfalls unstrittig. Aber um das geht es hier überhaupt nicht.

Du bemüht die alte Leier. Deutschland hat Schuld und selbst Schuld.

Ich glaube so einfach ist das aber ganz und gar nicht.

Frau McMillan ist die Urenkelin von David Lloyd George und ich glaube nicht wirklich, daß sie dessen Andenken beschädigt.
 
Du bemüht die alte Leier. Deutschland hat Schuld und selbst Schuld.

Warum alte Leier? Für mich ist das Fakt.

Frau McMillan ist die Urenkelin von David Lloyd George und ich glaube nicht wirklich, daß sie dessen Andenken beschädigt.

Wovon redest du?

In Moment reden wir von Versailles. Brest war ebenfalls ein brutaler, ungerechten Diktatfrieden. Der Zweite Weltkrieg ist nicht Thema. Davon abgesehen ist die Schuld Deutschlands hier vollkommen unstrittig und die unglaublichen Verbrechen Nazideutschlands sind ebenfalls unstrittig. Aber um das geht es hier überhaupt nicht.

Ich hab vor allem vom Deutsch-Französischen Krieg gesprochen. Außerdem sagt die Historikerin klar das Deutschland gar nicht so hart bestraft wurde. Das muss man auch im Kontext des 2. Weltkriegs sehen.
 
Du hast McMillian in deinem Beitrag bemüht und ich habe zu ihr eine weitergehende Information geliefert.

Das für dich die Allein- oder Hauptschuld Deutschlands unerschütterlich, auf Basis deines Schulwissens, welches recht oberflächlich vermittelt wird, feststeht, ist mir durchaus geläufig.
 
Du hast McMillian in deinem Beitrag bemüht und ich habe zu ihr eine weitergehende Information geliefert.

Das sie mit dem Deutschlandverteidiger verwandt ist? Wie hilft das mir? Wie kommst du auf "Andenken beschädigen". Drück dich mal klarer aus.

Das für dich die Allein- oder Hauptschuld Deutschlands unerschütterlich, auf Basis deines Schulwissens, welches recht oberflächlich vermittelt wird, feststeht, ist mir durchaus geläufig.

So oberflächlich ist das gar nicht.
 
Kriegsbeute ist aber letztlich wohl gar nicht hereingekommen, wenigstens nicht in nenneswertem Ausmaß.

Bereits vor dem Fridensschluss im Rahmend des Waffenstillstandsabkommens einiges an Eisenbahnmaterial, die ganzen mit dem Waffenstillstand abgeetretenen Beutewaffen konnten natürlich eingeschmolzen und mit sehr viel kleinerem Energieaufwand zu anderen Metallwaren verarbeitet werden, als Erze und mit dem Einrücken in die im Waffenstillstand vereinbarten Besatzungsgebieete, fiel der Entente die Kontrolle der Kohlegruben an der Saar, in Lothringen und im Aachener Revier zu, auf deren Förderkapazitäten die Entente damit zugreifen konnte.

Im Gegensatz zur deutschen Kreigsbeute von 1870/71. Die ganzen Reparationsabkommen waren ja (wie Keynes prognostiziert hatte) letztlich Fehlschläge.

Die Finanziellen Aspekte der Reparationen waren ein Problem, ebenso wie die damit zusammenhängenden Bewertungsfragen im Hinblick auf Sachgüter.
Die in Sachgütern abgetretenen Teile der Reparation, in Form von Eisenbahnmaterial, Teilen der deutschen Handelsflotte, Kriegsschrott und vor allem jahrelange Ablieferungen größerer Mengen an Steinkohle, waren durchaus ein Faktor, der der französischen Industrie bei der Instandsetzung und Erhohlung durchaus half.

Sicherlich lief die Reparation nicht so, wie sich die französische und auch die britische Seite sich das vorstellten, im Hinblick auf den Wiederaufbau Westeuropas allerdings waren die Reparationsgüter und im Besonderen die Steinkohle als Energielieferant durchaus nicht unbedeutentd.
 
Wahrscheinlich wäre ein großherziger Frieden in der französischen und auch der britischen Gesellschaft nicht durchsetzbar gewesen,

Die Frage ist, was man unter "großherzig" versteht.
Wenn man darunter versteht, dass die französische Regierung doch auf Reparationen hätte verzichten und die Bevölkerung in den zerstörten Landesteilen ihrem Schicksal hätte überlassen sollen, sicherlich nicht.

Von britischer Seite hatte man sich eigentlich verhältnismäßig entgegenkommend gezeigt und in einigen Fragen durchaus zu Gunsten Deutschlands interveniert.
Das Oberschlesien Abstimmungsgebiet wurde und dass mit Deutschland sehr zum Vorteil gereichenden Bedingungen, dahingehend wer dort abstimmungeberechtigt wurde, ght z.B. weitgehend auf die britische Kappe, nach der französischer Position wäre das ohne jede Abstimmung an Polen abgetreten worden.

Dass man in Großbritannien in finanziellen Fragen hart blieb, mag daran liegen, dass die britische Handelsflotte unter dem U-Boot-Krieg massiv zu leiden hatte und auch daran, dass auf Grund der geringen Kreditwürdigkeit Russlands, Großbritannien die Absicherung von Krediten aus den USA an Russland übernehmen musste und nachdem die ausgefallen waren und sich der Sieg der Bolschewiki, die die zaristischen Schulden nicht anerkennen wollten, im russischen Bürgerkrieg abzeichnete (Konkret wurden die Reparationsforderungen der Entente-Mächte in ihrer Gesamthöhe erst mit dem Londoner Ultimatum 1921, oder allenfalls Ende 1920), bedeutete das dass Großbritannien effektiv nicht nur die eigenen Kriegsschulden in den USA an der Backe hatte, sondern de facto auch einen großen Teil der russischen Kriegsschulden tragen musste, sofern sie Garantien übernommen hatten.

Das musste für Großbritannien natürlich dazu führen mit Blick auf die eigene finanzielle Situation hier einigermaßen hart zu bleiben, zumal Deutschland am Entstehen des Lenin-Regimes, dass die Anerkennung der zaristischen Schulden und deren Bedienung verweigerte ja durchaus einen gewissen Anteil hatte.

aber wenn wir mal einen solchen Frieden unterstellen (der vielleicht regionale Abstimmungen über die Zugehörigkeit Elsass-Lothringens oder Westpreußens vorgesehen und nur maßvolle, also eher symbolische Kontributionen beinhaltet hätte), dann hätte eine nach westlichem Vorbild gebaute Demokratie in Deutschland eine gute Chance gehabt, und zwar auch deshalb, weil es in Deutschland in den 20er Jahren keine destruktive, nämlich auf das Vermeiden von Reparationszahlungen ausgerichtete Wirtschaftspolitik gegeben hätte.

Eine Abstimmung in Elsass-Lothringen, möglicherweise noch die Teilbarkeit des Gebietes hätte keine französische Regierung mittragen können, schon aus sicherheitspolitischen Gründen nicht.

Westpreußen ist ja durchaus nicht vollständig ohne Abstimmung abgetreten worden. Ein Teil der westlichen Gebite der Provinz blieb ohne Abstimmung bei Deutschland (wurde mit verbliebenen Teilgebieten der Provinz Posen anschließend zur "Grenzmark Posen und Westpreußen" zusammengefasst, das historisch zu Westpreußen gehörende Gebiet um Elbing blieb bei Deutschland und wurde administrativ Ostpreußen zugeschlagen, der westpreußische Kreis Marienwerder wurde dem masurischen Abstimmungsgebiet zugeschlagen und verblieb nach der Volksabstimmung 1920 unter Eingliderung nach Ostpreußen bei Deutschland.

Insofern war auch der Umgang mit Deutschland in Sachen Westpreußen durchaus nicht vollständig rücksichtslos, dass Beharren darauf, dass Polen einen Zugang zum Meer brauche um nicht in völlige wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands zu geraten, war vor dem Hintergrund, dass dies Deutschland einen Hebel zur Revision eetwaiger Abtretungen in Masuren und Oberschlesien gegeben hätte durchaus verständlich.

Ich bin insofern bei dir, als dass ich die Regelung mit dm Korriddor in der Art, wie man sie vornahm für unglücklich halte und denke, dass man das besser hätte lösen können (allerdings nicht durch eine Volksabstimmung, sondern dadurch den Norden des Korridors zum Mandatsgebieet des Völkerbunds zu machen und durch internationale Truppenpräsenz die Transitinteressen beider Staaten und die Rechte aller Bevölkerungsteile zu wahren).

Um ehrlich zu sein sehe ich aber auch hier nicht unbedingt Rücksichtslosigkeit, sondern man scheint sich auf Seiten der Entente durchaus übeerlgt zu haben, mit welchen Teilen der Provinz Westpreußen man was am sinnvollsten tut.


1648 und 1815 ist der Friede gelungen,

1648 ist der Frieden gelungen, weil es keinen klaren Sieger gab, der sich am Verlierer schadlos hätte halten können.
1815 ist der Frieden vor allem deswegen gelungen, weil man die Kleinstaaten und säkularisierten geistlichen Gebiete als Manövriermasse verwenden konnte und die Sieger sich anderswo als bei Frankreich bedienen Kosten, dies vor allem auf Kosten der Polen, Italiener und Belgier.
Das sollte man dabei nicht vergessen.
 
MacMillan: Er war nicht so schlecht. Wenn man ihn mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk vergleicht, den Deutschland im März 1918 Russland aufgebürdet hat, dann war der sehr viel härter. Deutschland hat Russland dabei große Territorien weggenommen, aus der Ukraine eine Art Protektorat gemacht, ebenso aus den baltischen Staaten und Weißrussland. Nach Paris musste Deutschland zwar Reparationen zahlen – was zum größten Teil dann ohnehin nicht geschehen ist –, hat einige Kolonialgebiete verloren, aber kaum eigenes Territorium.

So sehr ich MacMillan und vor allem ihr Werk "Die Friedensmacher" als eine durchaus interessante Darstellung des Diskurses und der Problematiken des Friedensschlusses auf seiten der Entente schätze, diesen Vergleich würde ich hier so nicht mittragen wollen, weil er der Art der Herrschaft Russlands über die abgetretenen Territorien keine Rechnung trägt.
Stellt man das in Rechnung, kann man kaum zu dem Urteil kommen, dass es sich bei den von Russland abgetretenen Territorien im Gegensatz zu den deutschen Kolonien um eigenes Kerngebiet gehandelt habe, jedenfalls nicht en gros.

Es ist ja seit dem letzten Jahr unter anderem von Timothy Snyder recht häufig ein Kolonialer Blick auf die Gebiete Osteuropas kritisiert worden, die zwischen dem 18. un 20. Jahrhundert zwischen Russland und Deutschland verschiedentlich aufgeteilt worden waren und dieses Urteil ist eigentlich ein schönes Beispiel dafür.

Man wird zutreffend behaupte können, dass das Brest-Litowsker Diktat Russland wirtschaftlich härter traf als Versailles Deutschland, das ist mit Sicherheit richtig.
Aber angesichts der russischen Politik (sowohl die ukrainische, als auch die litauische Bevölkrung wurden in Sachen kultureller Eigenständigkeit, der Möglichkeit ihre eigene Kultur uns Sprachlichkeit offen zu leben, etc. mindestens seit dem 19. Jahrhundert zunehmend schikaniert, von Polen und Finnland fange ich hier lieber gar nicht erst an), wird man durchaus behaupten können, dass die russische Herrschaft über diese Gebiete durchaus koloniale Züge trug.
Insofern halte ich das Postulat Russland habe eigenees Territorium abtreten Müssen, Deutschland hingegen lediglich Kolonien, daher sei der Frieden für Russland härter gewsen, für durchaus fehlgeleitet.
 
Es war leicht für Großbritannien etwas entgegenkommender zu sein, denn die britischen Interessen waren durchgesetzt.

Die Franzosen wollten maximale Sicherheit; die gab und gibt es nicht. 1870 hatte Frankreich den Krieg erklärt und in den davor liegenden Kriegen ebenfalls. Deutschland hätte also mit gleichen Recht Sicherheit beanspruchen können. Aber das ging nicht, denn die Deutschen hatten zu unterschreiben und das war es denn schon.

Ein gerechter "Frieden" wäre kein Karthgpfrieden, hätte auf Willkür, Schikane und Diskriminierung verzichtet.
 
Gelegentlich wird rechtskonservativ der Vertrag von Versailles (1919) als Karthagischer Friede bezeichnet.[1]
Nicht nur - laut Kolb - rechtskonservativ.

Das Bild „Karthago“ war eine gängige Polemik gegen die s.g. „Novemberverbrecher“ und später „Systemparteien“. Hitler hat es wiederholt benutzt: (so auf die Schnelle: )

Aber das, was im Jahre 1918 geschehen ist, war nicht die Unterzeichnung eines Waffenstillstandes, sondern die Unterschrift und der Vollzug einer vollkommenen Kapitulation. Das konnte nur einer Armee, die umringt war, oder einer Festung, die sich übergeben mußte, zugemutet werden. Der Sinn bedeutet nichts anderes, als daß Deutschland ohne jede Zusicherung für sein ferneres Schicksal sich vollkommen wehrlos einem Gegner ausgeliefert hat, der mit ihm tun konnte, was er wollte. Die Geschichte gibt hierfür Beispiele, was dann geschehen ist. Das hauptsächlichste Beispiel ist Karthago. Es gehört ein Wahnsinn dazu zu meinen, daß wenn ein Gegner einem solche Forderungen auferlegt, wie sie uns durch den Waffenstillstand aufgebürdet wurden, Gutes im Schilde führt. Hätte man beabsichtigt, uns zu den Friedensverhandlungen einzuladen, wenn wir den Waffenstillstand nicht abgeschlossen hätten. Man wollte uns gar nicht zu den Verhandlungen. Da war der Vertrag, den mußten wir unterzeichnen. Weil man es so wollte. Man hat uns wehrlos gemacht.
(18.1.1928)

Seit 13 Jahren buhlen diese Parteien der Schwäche und der Ohnmacht, der Halbheit, Feigheit und Unfähigkeit um die Gunst des Auslandes und erhalten Fußtritte um Fußtritte. Kleinstaaten verhöhnen heute Deutschland, die großen Mächte aber verachten uns. Seit Karthagos Untergang ist kein bedeutendes Volk so behandelt worden wie das deutsche. Aber seit Karthagos Vernichtung hat auch kein Volk durch innere politische Würdelosigkeit eine solche Behandlung sich selbst so sehr zugezogen, ja geradezu verdient.
(2.4.1932)

Ein Heer von Arbeitslosen, Tausende schreien nach Beschäftigung, und wieder andere haben ihr Vermögen verloren, eine ganze Flut von Problemen steigt auf, eingeleitet durch den einzigen Akt, mit dem man sich wehrlos einem übermächtigen Gegner ausgeliefert hat. Es gibt kein Beispiel, bei dem man einem Gegner die Wehrlosigkeit aufschwindelte und dann nicht suchte, ihn zu vernichten. Das Schicksal Deutschlands ist das Schicksal Karthagos.
(21.11.1927)


[Noch einen drauf: viel schlimmer als Karthago:]

Noch immer standen unsere Armeen tief im Feindesland. Die Art des Waffenstillstandes, dieser bedingungslosen Waffenstreckung hat sich noch nie in der Welt zugetragen. Nicht einmal in Karthago. Es ist ganz sicher: wenn das in einem anderen Staate als Deutschland passiert wäre, daß 3 Jahre später alle Verantwortlichen auf dem Schafott geendet hätten. (Stürmischer Beifall.)
(17.4.1928)
 
Muss man jetzt ein Bild bemühen das "rechtskonservativ" eingestuft worden ist? Das klingt doch im Vergleich zu anderen Darstellungen sehr übertrieben.

Und was hat Turgot geschrieben, dass es gelöscht wurde?
 
Außerdem war doch wohl Deutschland in erster Linie der Agressor.

Im Hinblick auf Luxemburg und Belgien definitiv. Bei Frankreich und Russland wird die Sache dann difiziler, weil beide mobilisierten, ohne dass aus irgendeinem bestehenden Vertragswerk ein zwingender casus foedereis abzuleiten gewesen wäre.
Mindestens Frankreich wurde von der Deutschen Seite auch (wenn auch durchaus nicht uneigennützig) anheimgestellt sich aus dem Konflikt herauszuhalten, damit Kampfhandlungen im Westen vermieden werden könnten, worauf sich Paris allerdings (wenig überraschend, weil das vor allem deutschen Interessen gedient hätte) nicht einließ.

Insofern weder Paris noch London dazu bereit waren Deutschland ihre Neutralität zu garantieren, falls Deutschland weder sie noch seine anderen westlichen Nachbarn angreifen würde, haben beide durchaus ihren Teil dazu beigetragen einen deutschen Angriff herauszufordern.
Das Berlin, im Besonderen KWII einen Angriff im Westen wohl unterlassen hätte, hätte es aus London oder Paris entsprechende Zusagen gegeben, zeigt die Episode um die Fehlinformation der deutschen Botschafters Lichnowsky in London die KW II dazu veranlasste Moltke zurückzupfeiffen und ihm die Besetzung Luxemburgs gemäß Schlieffenplan zunächst streng zu verbieten.

Die erste Kriegserklärung stammt von unserem Land.

Das ist faktenwidrig, die erste Kriegserklärung des Ersten Weltkriegs erging von Österreich Ungarn an Serbien und zwar am 28.7.1914.
Hinzu kommt, dass den Franzosen und Russen sehr wohl bekannt war, dass beiderseitige Generalmobilmachung Deutschland zum Beginn der Feindseeligkeiten zwingen würde, da beiden bekannt war, dass Deutschland allein nicht die Mittel haben würde seine Grenzgen gegen beide nötigenfalls zu verteidigen und daher einen Aufmarsch beider mächte gleichzeitig an der eigenen Grenze nicht hinnehmen konnte.

Schaut man sich die französische Politik in der Julikrise, im Besonderen diejenige an, die darauf hinauslief Russland völlig ohne Not eine möglichst harte Haltung anzuempfehlen und damit einen großen Krieg deutlich wahrscheinlicher zu machen, könnte man auch in dieser Hinsicht behaupten, dass Frankreich einiges dafür getan hat, sich letztendlich mit Deutschland im Kriegszustand zu befinden.

Worüber wir auch noch nicht gesprochen haben sind die Auswirkungen des Deutsch-Französischen Kriegs auf die Haltung der anderen Großmächte, insbesondere dem Verlierer der diese Schmach tilgen wollte.

Mit Verlaub, der Deutsch-Französische Krieg war 40 Jahre her.
Er hat sicherlich in Frankreich zu Revanche-Gelüsten geführt, wobei allerdings fraglich ist, ob die unterblieben wären, wären die Annexion des Elsass und Lothringens unterlassen worden. Das würde zeitgleich postulieren, dass Frankreich ohne dem die Reichseinigung ohne Probleme hingenommen hätte. Der Umstand, dass noch im ersten Weltkrieg auf der französischen Seite sehr ernsthaft darüber nachgedacht wurde, wie man das rückabwickeln und Deutschland zerschlagen könnte, spricht für mich neben anderen Dingen ("Rache für Sadowa") dagegen, dass ein milderer Frieden das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich nicht in ähnlicher Weise eingetrübt hätte.

Die Reparation damals war zwar hoch, allerdings nicht so hoch, dass es Frankreich dauerhaft schweren Schaden zugefügt hätte.

Ob der Frankfurter Frieden tatsächlich maßgeblichen Einfluss auf das Verhältnis Deutschland-Frankreich hatte, der im Sinne dieser Konstellation entscheidend war, darf man meine ich, durchaus hinterfragen, zumal die französischen Revanche-Gelüste da waren, sich aber nie in wirklich konkreten Kriegsabsichten (Wenn wir die Posse um General Boulanger mal wohlwollend übergehen, aber wirklich gefährlich war die nicht) manifesstierte.

Das Verhältnis zu Wien verbesserte sich massiv und das Verhältnis zu St. Petersburg und London war dadurch ebenfalls nicht negativ berührt, Deutschland hatte zwischen dem deutsch-französischen Krieg und dem 1. Weltkrieg in beide Richtungen zeitweise realistische Bündnisoptionen, die die Kaiserliche Außenpolitik nach Bismarck leider leichtfertig vertändelte.

Lang Rede, kurzer Sinn: Die Bünddniskonstellationen des 1. Weltkriegs auf den Deutsch-Französischen Krieg zurück zu projizieren funktioniert in dieser Form nicht, die Schlüsselentscheidungen dazu fielen wesentlich später.
 
Frau McMillan ist die Urenkelin von David Lloyd George und ich glaube nicht wirklich, daß sie dessen Andenken beschädigt.

@Turgot , verzeih mir bitte, aber das ist in dieser Form ein reines Argumentum ad hominem.

Wenn du der Meinung bist, dass Lloyd George auf Grund verwandtschaftlicher Verhältnisse bei MacMillan zu gut weg kommt, wäre es wünschenswert wenn du konkret benennen würdet, wo das deiner Meinung nach der Fall ist und warum.
Einfach zu erklären, dies wäre auf Grund der verwandschaftlichen Verhältnisse vermutlich wohl so, ist da ein wenig wohlfeil, da bin ich von dir anderes gewohnt.
 
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