schön zusammengefasst für eine Vielzahl von „Vorfällen bei fast allen“ in Kriegstagebüchern:
HStA Dresden, 26882, Divisions-Tagesbefehl, Stabsquartier, Hargnies, 26. August 1914.
@silesia besten Dank für diese Quelle (Tagesbefehl) !
Was General von Olenhusen allgemein und völlig zurecht als unzivilisiert und barbarisch mißbilligt, findet sich in nahezu allen Zeiten: schon die Merowingerkönige mussten ihre Truppen disziplinieren, weil diese beim Aufmarsch im eigenen Territorium schon zu plündern begannen... Schiller: "(Isolani) Der Krieg ernährt den Krieg. (...)" Und von Olenhusen ist offensichtlich kein großer Anhänger des Gewaltmarkts (Elwert) - aber in von Olenhusens Missbilligung kommt noch eine weitere Scheußlichkeit (sic!) hinzu:
Unter dem Vorwand der Beitreibung und Durchsuchung nach Waffen hat die Truppe Haus und Hof der Landeseinwohner in geradezu barbarischer Weise verwüstet und beschmutzt, so daß die Häuser sogar zur Quartierbelegung völlig ungeeignet geworden sind.
und das geht weit über das "übliche" Maß der Drangsalierung der annektierten Zivilbevölkerung (Einquartierung, Teilrequirierungen etc) in Kriegszeiten hinaus. General von Olenhusen attestiert eindeutig seiner Truppe, vorsätzlich zu plündern/schikanieren/bestehlen/niederbrennen und sehr wohl zu wissen, was sie tun und mit einem fadenscheinigen Vorwand zu kaschieren versuchen. (Obendrein ärgert es den General, dass seine Truppe mit ihrem schändlichen Verhalten die in seinen Augen "normale" Einquartierung unmöglich macht)
Ob und welches Licht diese erschreckende (!) Quelle auf die Diskussion in diesem Faden wirft, kann ich nicht beurteilen. Isoliert betrachtet wirft diese Quelle ein eindeutig negatives Licht auf die 40. Division am Ende des August 1914, daran kann gar kein Zweifel bestehen.
Aber du
@silesia hast diese Quelle in folgenden Zusammenhang gepostet:
Wenn der Schütze Schulze dem Bauern Gaston die letzte Sau wegrequiriert und er dann aus Wut zur Schrotflinte greift, würdest du das unter "massive irreguläre Freischärler-Aktivität" im Sinne von Keller und Krumeich subsumieren?
Und rechtfertigt es irgendwie die Ermordung von Gastons Frau und Kindern?
Wo finde ich diesen Schütze-Bauer-letzte-Sau Vorfall? Oder ist der fiktiv?
Zum Beispiel schön zusammengefasst für eine Vielzahl von „Vorfällen bei fast allen“ in Kriegstagebüchern:
Welchen Unterschied macht das? Wie würdest du einen solchen beispielhaften Vorgang einordnen? Als ein Fall der unter die "massiven irregulären Freischärler-Aktivitäten" fällt, wie sie Krumeich und Keller erwähnen?
Den Unterschied zwischen fiktiven Geschichten und realen Vorkommnissen.
Als fiktive Geschichte würde ich es nicht sonderlich ernst nehmen, weil plump konstruiert und durchschaubar (gut möglich, dass ich mit nicht nettiqeuttekonformen Adjektiven darauf bestehen würde, mit dergleichen nicht beherzigt zu werden)
Als realer Vorfall würde ich die Quelle gerne wissen wollen und ich würde besonders gerne nachlesen, ob und wo Krumeich genau das als "massive irreguläre Freischärler-Aktivität" bezeichnet.
Ich würde jetzt doch sehr gerne wissen, ob und wo Gerd Krumeich und Ulrich Keller genau so einen "beispielhaften Vorgang", wie er in den Zitaten ausformuliert wurde, als massive irreguläre Freischärleraktivität bezeichnen oder einordnen.
denn wenn man das nachweisen kann, sind die gründlich unten durch!
Zu meinem Erstaunen sind Gerd Krumeich und Sönke Neitzel von mehreren Teilnehmern unserer Diskussion hier teils als Geschichtsrevisionisten verdächtigt, teils als solche bezeichnet worden. Leider wurden diese Verdächtigungen/Behauptungen nicht belegt. Weniger erstaunt hat mich, dass Ulrich Keller ebenfalls als Geschichtsrevisionist bezeichnet wurde, denn seine aggressiv und übertrieben vorgetragene Kritik am Standardwerk von Horne/Kramer verleitet dazu.
...sehr bedauerlich an der Diskussion hier, die eine erfreuliche Beitragsdichte zeitigt, finde ich es, dass in der Hitzigkeit (oder aus Stänkerei?) mittlerweile Teilnehmer einander als Revisionisten beschimpfen - das ist so nötig wie ein Kropf!
Ich selber halte Horne/Kramer für ein exzellentes Buch und speziell das neue Vorwort, worin die Autoren Stellung zu Kellers Kritik beziehen und ein paar Irrtümer in Details einräumen, hat mich beeindruckt. Insbesondere ihr Argument, dass innerhalb einer riesigen Materialmasse ein Dutzend / eine Handvoll Fehler die Grundaussage eher nicht tangieren, halte ich für sehr bedenkens-, aber auch für überprüfenswert. Dass dieses Standardwerk
teilweise hinterfragt, überprüft wird, halte ich nicht für eine Sünde: das widerfährt allen Standardwerken, die allmählich in die Jahre kommen. Herwig Wolframs Gotenbuch beispielsweise ist ein Standardwerk und bleibt das auch, wiewohl die Fachwelt mittlerweile ein paar Details anders deutet.
Mich selber interessiert dieses Thema hier*) weil ich bei meinem Interesse am Festungsbau bislang zum Kriegsalltag bei den Belagerungen der belgischen Festungen wenig wusste - eine Manko, das zu ändern mir u.a. diese Diskussion hier hilft - und weil ich erstaunt war, dass mit so viel Grimm und Zorn renommierte aktuelle Historiker wie Krumeich und Neitzel schwer verdächtigt wenn nicht diskreditiert werden.
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*) ich wäre sogar dafür, den Titel dieses Fadens zu ändern in "belgische Franctireus im Ersten Weltkrieg???"