Aus Wikipedia (Fettschreibung durch mich):

Der Tross in römischen Legionen hatte die Aufgabe, die Versorgung der Legionäre auf einem Feldzug zu gewährleisten. Neben einfachen Hilfskräften wie je einem Maultiertreiber, meist Unfreie, mit einem Maultier je Contubernium, gehörten auch diverse Handwerker, Vermesser für den Feldlager- und Straßenbau sowie Ärzte und Sanitäter zum Tross jeder Legion. Die Maultiertreiber mit ihren Maultieren folgten außer unmittelbar vor einem Gefecht hinten angeschlossen an jede Centurie, damit das darauf verlastete Material wie Schanzzeug und Zelt unmittelbar bei Eintreffen im Feldlager zum Bau zur Verfügung stand. Bestandteil waren auch weitere Hilfskräfte mit der Anschlussversorgung der Verpflegung, die der Legion und ihren Hilfstruppen täglich nachgeführt werden musste.

Tross zählte zum nichtkämpfenden Teil der Legion und umfasste etwa 1000 Mann. Außer in unmittelbaren Notsituationen wurde dieser in einer Schlacht nicht eingesetzt, da seine Mitglieder weder über die Ausbildung noch die Ausrüstung dafür verfügten.

Innerhalb der Marschordnung nahm der Tross verschiedene Positionen ein. Dies hing immer von der Gefahrenlage und dem Gelände ab, in dem sich die Legion bewegte. Typischerweise marschierten vor dem Tross die Hauptkräfte der Legion, während der Schluss von einer Nachhut gesichert wurde. In besonders kritischen Situationen marschierten Teile der Legion auch an den Flanken des Trosses.

Zusammen mit dem Tross erreichte eine Legion eine Marschlänge von vier bis fünf Kilometer. Die Größe des Trosses und die Beschaffenheit des Marschweges hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Geschwindigkeit des gesamten Großverbandes. Daher nutzten die römischen Legionen – wo immer es ging – die von ihnen selbst angelegten und befestigten Römerstraßen.

Varus`Legionen marschierten anfangs wohl ziemlich arglos auf wenig befestigten Wegen durch den Wald: Daher waren sie langsam. Und sie hatten wohl keinen Flankenschutz. Und wenn hinter jeder Centurie ihr Tross marschierte, so marschierten hinter je 80 Legionären, mindesten 10 Mann mit Maultieren und Wägen. Es gab 64 Centurien/Legion, was (64x90) 5760 Mann ergibt + min. 90 Maultiere + eine unbekannte Anzahl von Wägen mit ihren Besatzungen. Das zusammen ergibt eine Länge von ca. 5 km pro Legion. Und wenn man bedenkt, dass man gehend nicht mehr als 5 km pro Stunde schafft, so war der Kopf der Legion 1 Stunde vom deren Ende entfernt. Es waren aber 3 Legionen unterwegs, die ganze Kolonne war also 15 km lang und die Entfernung vom ersten bis zum letzten Mann betrug 3 Stunden.

Da relativiert sich die große Zahl an Soldaten (15.000) auf wenige hundert, die im Falle eines Falles einander zur Hilfe kommen können. Auf diese Weise konnten auf beiden Seiten des Weges wartenden Germanen punktuell Überzahl schaffen und eine Centurie niedermetzeln, bevor die benachbarten Centurien wirksam eingreifen konnten: Sie mussten erst durch die beiden Trosse hindurch und dann wegen der Enge des Weges maximal zu dritt oder viert angreifen, die 80 Mann einer Centurie nutzen da nicht viel, außer dass sie die vorderen 3 oder 4 Mann ersetzen können, wenn die fallen.

Und wenn man nur jede fünfte Centurie in der Kolonne angreift, so kann man auf diese Weise eine Mannschaft in der Stärke einer Legion, wenn nicht vernichtet, so doch erheblich dezimiert oder in die Flucht schlägt, wo die versprengten Legionäre hinterher im unbekannten Gelände leichte Beute werden konnten.

Gut, auf dieser Weise blieben immer noch numerisch Mannschaften in der Stärke von 2 Legionen übrig, allerdings hätten alle 3 Legionen Verluste erlitten, was das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des jeweiligen Kampfverbandes erheblich schwächen würde.

Varus erkannte wohl, dass der Tross die Legionäre entscheidend behinderte, und ließ die Wägen nach dem 1. Tag verbrennen, wohl um schneller aus der Gefahrenzone zu kommen. Das hat aber nicht viel genutzt, denn Germanen stellte neue Fallen und nicht zuletzt erwartete Varus ein Wegstelle, die noch enger war als diejenigen zuvor im Wald: Links ein Berg, rechts ein Moor.

PS: Ich habe jetzt nicht alles noch mal nachgelesen und auch die Zahlen sich nur Zirkaangaben. Trotzdem finde ich diese Idee der vielen punktuellen Angriffe zumindest nicht schlecht. Und sicher auch nicht neu.
 
Es gab 64 Centurien/Legion, was (64x90) 5760 Mann ergibt + min. 90 Maultiere + eine unbekannte Anzahl von Wägen mit ihren Besatzungen.
Wie kommst du auf 90 Maultiere? Im wiki-Artikel steht ein Maultier kommt auf ein Contubernium, einer Zeltgemeinschaft von 8 Personen. Wenn man also 5760 Soldaten pro Legion annimmt wären das 720 Maultiere, bei drei Legionen 2160 Maultiere.
 
...und der Cherusker war ein urwüchsiger Naturbursche, der sich und seine Truppen bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit ökologisch nachhaltig im Einklang mit der Natur......? ;)
In der Bücherflut von 2009 war in einem die These zu lesen:

  • Cherusker lebten von Viehzucht
  • Angrivarier lebten von Ackerbau
Das ist mir haften geblieben. Wer es geschrieben hatte und wie es begründet wurde, nicht mehr präsent. Der Durchschnitts-Cherusker war auf jeden Fall kein Städter. Mangels archäologische Funde hauste der auf dem Land und nicht in einer Großstadt
 
Ja. Ich habe noch während meiner Schulzeit gehört, dass Legionen am Rhein meuterten weil sie zuviel Lachs bekamen. Ich möchte meinen Brei ja schließlich mit bestem Garum von der Atlantikküste abschmecken und nicht immer den gleichen Rheinfisch dazu.
 
Woher weiß man, dass die Mehrheit der Legionäre der frühen Kaiserzeit (groß)städtisch sozialisiert waren?
Was wir haben sind Grabsteine von Legionären, aus denen ihr Tribus hervorgeht. Tribus ist der Wahlbezirk, aus dem sie stammten. Ich habe jetzt keine belastbare Literatur. Aber so in der Erinnerung reden wir eher von Kleinstädten plus Umland (beides zusammen ergibt den Tribus).

Nach der Varusniederlage hat man in Stadtrom eine Legion ausgehoben um die Verluste zu ersetzen. Aus der Literatur von 2009 war das eine ziemlich problematische und zweitklassige Truppe. Ein Bauer aus der Toskana war vermutlich der geeignetere Rekrut als ein Walker aus Rom. Ich habe mal bei WIKI nach dem Namen der nach der Varus-Niederlage neu aufgestelten Legion gesucht. Leider habe ich auf die Schnelle die richtige nicht gefunden.
 
Zur Flanken- und Umfeldsicherung gehörten berittene Verbände. Die konnten aber sehr wohl germanische und vor allem gallische Auxiliarverbände sein (in Hedemünden gab es gallische Ausrüstungsgegenstände). Selbstverständlich konnten sie ein Reh, einen Hirsch erlegen und für die abendliche Fleischeinlage begeisterte Zustimmung erhalten.

Ich habe auf den Reliefs der Trajans- und Mark Aurel-Säule allerdings keine Legionäre bei der Jagd gesehen.
 
Ja. Ich habe noch während meiner Schulzeit gehört, dass Legionen am Rhein meuterten weil sie zuviel Lachs bekamen. Ich möchte meinen Brei ja schließlich mit bestem Garum von der Atlantikküste abschmecken und nicht immer den gleichen Rheinfisch dazu.
Fisch hat aber einen hohen Nährwert. Ob man damit auch ganze Legionen im Feindesland ergänzend oder hinreichend ernähren konnte, entzieht sich meiner Kenntnis. Immerhin fand man im WK2 bei gefallenen Sowjetsoldaten einen Hering im Brotbeutel.
 
aber Du weißt doch, dass es sich nicht mit wenigen Sätzen darstellen lässt, womit ich seit 2016 intensiv beschäftigt bin.
@Leyhe
nein, das weiß ich nicht.
...sooo schwierig und gar von Proust´schen Ausmaßen werden ein paar Fakten wohl nicht sein, als dass man sie nicht nennen könnte (so man solche denn auch hätte, woran ich in Deinem Fall sehr zweifele...)
 
Wenn man also 5760 Soldaten pro Legion annimmt wären das 720 Maultiere, bei drei Legionen 2160 Maultiere.
Deine Rechnung ist wesentlich besser als meine, aber richtig muss es heißen: 10 Maultiere pro Centurie (pro 8 Legionäre eines), und weil es 64 Centurien/Legion gab, gab es 640 Maultiere/Legion, und das mal 3 Legionen ergibt 1920 Maultiere. Für die muss Futter mitgeführt werden, was die Zahl der Wagen und/oder der Tiere und natürlich der Menschen, die sie führen, weiter erhöht.

Man sieht, was für eine gewaltige Logistik dahinterstand, und wenn die nicht funktioniert, funktionieren auch Soldaten nicht. Das hat sich bis heute nicht geändert. Deswegen war die Entscheidung, Wagen zu verbrennen und den Tross seinem Schicksal zu überlassen, eine falsche. Varus hatte dann zwar vielleicht noch 10.000 Legionäre, aber die hatten wenig bis nichts zu essen, geschweige denn Zelte und sonstige Ausrüstung: Zum Beispiel die auf Maultieren geladenen Mahlsteine, um Gerste, die Legionäre gewöhnlich in ihren Rucksäcken mitführten und ev. nicht hatten zurückgelassen müssen, mahlen zu können.
 
Der Wald, in dem die Varusschlacht stattfand muss ziemlich groß gewesen sein, wenn die Legionen über mehrere Tage in ihm marschieren mussten. Die Marschgeschwindigkeit wird nicht sehr hoch gewesen sein und wurde durch vermutlich durch ständige Angriffe noch weiter verringert.
Durch diesen Wald muss ein einigermaßen belastbarer, mit Fuhrwerken befahrbarer, Weg geführt haben. Querfeldein ist noch kein Legionär marschiert. Das heißt dieser Weg wird regional schon eine gewisse Bedeutung gehabt haben.
Darüber hinaus muss die Topographie dieses Waldes sehr unübersichtlich gewesen sein. Er musste Möglichkeiten der gedeckten Annährung, des Ausweichens sowie der Durchführung von Hinterhalten bieten. D.h. der Weg in diesem Wald muss verschiedene Engstellen gehabt haben, die die römischen Streitkräfte zur Kanalisierung zwangen und somit den Angriff der Germanen auf kleinere römische Kräfte ermöglichte, ohne dass diese nennenswert verstärkt oder entsetzt werden konnten. Somit kann m.E. ein Wald im Flachland ausgeschlossen werden. Aber auch viele Mittelgebirge bieten nicht zwingend die hierfür überall die erforderlichen Voraussetzungen.

Ich vermute zudem, dass die durch Varus beabsichtigte "Polizeiaktion" noch möglichst weit östlich durch die Germanen geplant wurde. Zum einen, um eine Verstärkung durch römische Truppen unmöglich zu machen und zum anderen, um die Römer am Rhein durch Meldereiter o.ä. zeitgerecht informieren zu können.

Zum Thema Flankenschutz. Ich bin mir nicht sicher, wie der Forschungsstand hierzu ist, aber grundsätzlich wurden die Hilfstruppen zum Flankenschutz eingesetzt. Keine Legion marschierte je ohne Flankenschutz und Aufklärung voraus.
Meine These aus operativer Sicht ist die, dass die germanischen Aufklärungskräfte keine feindlichen Kräfte auf dem Marsch aufklären konnten, da das Teil des Plans war. D.h. die Römer marschierten ohne etwas zu Ahnen in einen ersten gut geplanten Hinterhalt. In diesem Moment wechselte die Flankensicherung nach Plan die Seiten und griff die nichtsahnenden Römer aus den Flanken heraus an. Massive erste Verluste dürften die Folge gewesen sein.
Weitere Hinterhalte wurden immer wieder auf dem Marschweg durchgeführt, die die Truppe immer weiter dezimierten. Bis zum bekannten Ende. Ich glaube kampfentscheidend war der unvermutete und für die Römer psychologisch schockierende Wechsel der Hilfstruppen zu den Aufständischen. Dafür gibt es auch mehrere Beispiele in der Kriegsgeschichte.
Klar kann man diese These nicht nachweisen. Aber sie wäre grundsätzlich plausibel.
 
Deine Rechnung ist wesentlich besser als meine, aber richtig muss es heißen: 10 Maultiere pro Centurie (pro 8 Legionäre eines), und weil es 64 Centurien/Legion gab, gab es 640 Maultiere/Legion, und das mal 3 Legionen ergibt 1920 Maultiere. Für die muss Futter mitgeführt werden, was die Zahl der Wagen und/oder der Tiere und natürlich der Menschen, die sie führen, weiter erhöht.
Zum Beispiel die auf Maultieren geladenen Mahlsteine, um Gerste, die Legionäre gewöhnlich in ihren Rucksäcken mitführten und ev. nicht hatten zurückgelassen müssen, mahlen zu können.
Mahlsteine vergehen nicht. Wenn sie nicht im Sumpf versanken, liegen sie entweder heute noch an der Stelle, wo die Wagen verbrannt wurden, oder in den Siedlungen, in welche sie die Germanen schleppten. Ich selbst habe von unseren Feldern verschiedene Steine aus vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit aufgefunden und dem Museum übergeben. Wo sind die römischen Steine also geblieben?
 
ergibt 1920 Maultiere. Für die muss Futter mitgeführt werden, was die Zahl der Wagen und/oder der Tiere und natürlich der Menschen, die sie führen, weiter erhöht.
Maultiere sind recht genügsam und fressen neben Gras auch mal Zweige und Grün von Birken und Weiden.

Zum Thema Flankenschutz. Ich bin mir nicht sicher, wie der Forschungsstand hierzu ist, aber grundsätzlich wurden die Hilfstruppen zum Flankenschutz eingesetzt. Keine Legion marschierte je ohne Flankenschutz und Aufklärung voraus.
Meine These aus operativer Sicht ist die, dass die germanischen Aufklärungskräfte keine feindlichen Kräfte auf dem Marsch aufklären konnten, da das Teil des Plans war.
Der vermeintliche Flankenschutz waren die Feinde. Es heißt aber auch, dass die drei alae verloren gingen.

Klar kann man diese These nicht nachweisen. Aber sie wäre grundsätzlich plausibel.
Eigentlich ist diese These in den historiographischen Quellen sogar angelegt und drängt sich auf. Auch wenn wir die Geschichte von Segestes, dass er Varus vor Arminius‘ Verrät gewarnt habe nicht glauben (wofür ich sehr plädiere), ändert das ja nichts daran, dass alle Quellen darauf hinweisen, dass Arminius bis unmittelbar vor der Schlacht im Gefolge Varus‘ war.

Mahlsteine vergehen nicht. Wenn sie nicht im Sumpf versanken, liegen sie entweder heute noch an der Stelle, wo die Wagen verbrannt wurden, oder in den Siedlungen, in welche sie die Germanen schleppten. Ich selbst habe von unseren Feldern verschiedene Steine aus vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit aufgefunden und dem Museum übergeben. Wo sind die römischen Steine also geblieben?
Guter Punkt.
Allerdings waren römische Handmühlen aus Eifelbasalt, die waren von guter Qualität (Mohs-Härte), dass die verschleppt wurden, sollte nicht verwundern. Da hätte man deutlich weniger Steinabrieb im Getreide als bei anderen Steinen. Noch im FMA wurde Mühlsteine aus Eifelbasalt als Halbfertigprodukte nach Skandinavien verhandelt. In Haithabu hat man jede Menge gefunden. Durchaus vorstellbar, dass eine Handmühle, selbst ein zerbrochener Mühlstein, aus Basalt für wertvoller erachtet wurde, als manches Stück Metall.

[Drei Beiträge - 20:55, 21:05, 21:12 - zusammengeführt]
 
Weit vor den Monokulturen galten die Wälder hier als äußerst wildreich, so dass sogar der dt. Kaiser hier an der Elbe gern jagte.

Der Kaiser ging in den Hofjagdrevieren jagen, wo man den Wildbestand künstlich hochgepäppelt hat und dem Kaiser dann auch noch gezielt vor die Flinte getrieben hat:

Die jagdliche Nutzung der zur Oberförsterei Hammer gehörenden Forsten durch die Preußischen Könige und die Hohenzollern-Kaiser hatte eindeutig Vorrang vor den forstwirtschaftlichen Belangen und erfolgte in unterschiedlicher Intensität. Im Jahre 1864 wurden im Revier Hammer rund 6000 Hektar Forst als Wildpark eingegattert und zum Hofjagdrevier erklärt. Zur Sicherstellung großer Strecken wurde mehrmals Damwild und Schwarzwild in den Wildpark eingesetzt.

Die zunächst jährlich stattfindenden Hofjagden wurden ab 1881 nur noch alle zwei bis drei Jahre durchgeführt. Diese Jagden wurden innerhalb des Wildparks in aller Regel als „eingestellte Jagden“ organisiert, in denen das zusammengetriebene Wild in „Läufen“ vor die Schützen gebracht wurde. Damit wurden sowohl dem Monarchen als auch seinen Gästen aus dem Hochadel hohe Strecken garantiert

Wo der Kaiser auf die Jagd ging

Die Jagd auf Hirsche und Wildschweine war schon im Mittelalter ein Privileg des Hochadels; in der Neuzeit sorgen die entsprechenden Gesetze (Reviere, Jagdrechte, Jagdscheine, Schonzeiten) und deren Überwachung durch Wildhüter für einen einigermaßen konstanten Wildbestand. In Zeiten, wo das nicht funktionierte, kam es schnell zu dramatischen Einbrüchen des Wildbestands durch Wilderer:
Rotwild im Nationalpark Eifel – Leitart zum Ausgleich der Menschen und der Wildtiere


Im allgemeinen werden die Möglichkeiten, sich von Sammeln und Jagen zu ernähren, weit überschätzt. Die Bedingungen werden eher unterschätzt: Vom Sammeln und Jagen zu leben erfordert Erfahrung, Ortskenntnis, viel Zeit und auch viel Platz (20 km² ernähren vielleicht eine große Familie). Im Zusammenhang mit den Legionen des Varus braucht man darüber überhaupt nicht zu diskutieren.
 
Maultiere sind recht genügsam und fressen neben Gras auch mal Zweige und Grün von Birken und Weiden.
Dann musst du auch die entsprechende Zeit einkalkulieren, bis das Maultier sich mit dem Grünzeug die entsprechenden Kalorien einverleibt hat, beim Pferd in freier Natur sind das ungefähr 16 Stunden am Tag. Es hat schon seinen Grund, dass sich die Legionen nicht auf das Gras am Wegesrand verlassen haben, sondern Kraftfutter in Form von Gerste mitgeführt haben.
 
Wald muss verschiedene Engstellen gehabt haben, die die römischen Streitkräfte zur Kanalisierung zwangen und somit den Angriff der Germanen auf kleinere römische Kräfte ermöglichte, ohne dass diese nennenswert verstärkt oder entsetzt werden konnten. Somit kann m.E. ein Wald im Flachland ausgeschlossen werden.

Warum kann ein Wald im Flachland ausgeschlossen werden? Neben steilen Hängen wären genau so auch Sumpfgebiete/ sumpfige Abschnitte als Hindernisse, die für Engstellen gesorgt haben könnten denkbar (rein hypothetisch).

Ich vermute zudem, dass die durch Varus beabsichtigte "Polizeiaktion" noch möglichst weit östlich durch die Germanen geplant wurde. Zum einen, um eine Verstärkung durch römische Truppen unmöglich zu machen und zum anderen, um die Römer am Rhein durch Meldereiter o.ä. zeitgerecht informieren zu können.
Denke ich nicht, einfach weil man von germanischer Seite her die Römer zu einer Spontanaktion verleiten musste.
Und ob die sich darauf einließen, wird sicherlich davon abgehangenn haben, ob sie damit kalkulieren konnten mindestens genügend Proviant für Hin- und Rückweg plus mindestens einige Tage Aufenthalt spontan erübrigen zu können.
Je weiter man die Römer von ihren eigenen Stützpunkten wegzulocken versucht hätte, desto unwahrscheinlicher musste es sein, dass diese sich tatsächlich darauf einlassen würden.

Meine These aus operativer Sicht ist die, dass die germanischen Aufklärungskräfte keine feindlichen Kräfte auf dem Marsch aufklären konnten, da das Teil des Plans war. D.h. die Römer marschierten ohne etwas zu Ahnen in einen ersten gut geplanten Hinterhalt. In diesem Moment wechselte die Flankensicherung nach Plan die Seiten und griff die nichtsahnenden Römer aus den Flanken heraus an.

Aus Operativer Sicht hätte es für überlaufende Germanen wahrscheinlich mehr Sinn ergeben nicht die Flanken anzugreifen (das konnten ihre Verbündeten tun), sondern sich zurückfallen zu lassen um den Römern den Rückweg blockieren zu können, andernfalls hätte nämlich die Gefahr bestanden dass die Römer kehrt gemacht und möglicherweise die Möglichkeit gehabt hätten, durch Umdrehung der Marschrichtung die Germanen aus dem Wald auf offeneres Gelände heraus zu locken.

Deswegen war die Entscheidung, Wagen zu verbrennen und den Tross seinem Schicksal zu überlassen, eine falsche. Varus hatte dann zwar vielleicht noch 10.000 Legionäre, aber die hatten wenig bis nichts zu essen, geschweige denn Zelte und sonstige Ausrüstung: Zum Beispiel die auf Maultieren geladenen Mahlsteine, um Gerste, die Legionäre gewöhnlich in ihren Rucksäcken mitführten und ev. nicht hatten zurückgelassen müssen, mahlen zu können.

Zunächstmal die Vorstellung Varus hätte seine Wagen verbrennen lassen, halte ich aus 2 Gründen für ausgemachten Unfug:

1. Wenn man sich entschied sich vom Tross zu trennen, konnte man damit neben einer Beschleunigung des eigenen Tempos, dadurch das schwerfällige Material zurück zu lassen noch auf einen anderen Effekt hoffen, nämlich auf den, dass sich Teile der Germanen möglicherweise mehr für Plündern, als für weitere Angriffe interessieren und sich eher auf die Beute stürzen, statt den flüchtenden Gegner weiter verfolgen würde.

Warum also Vorräte und mitgeführte Luxusartikel verbrennen, wenn man ggf. darauf hoffen konnte einen Teil der angreifenden Germanen abhängen zu können, wenn man ihnen Gelegenheit zum Plündern gab?

2. Wenn wir unterstellen, dass das ganze in einem dichten Waldgebiet stattgefunden hat, durch dass die Römer noch wer weiß wie lange marschieren mussten, empfiehlt es sich natürlich nicht Massen von Wagen einfach abzufackeln und damit möglicherweise einen unkontrollierbaren Waldbrand auszulösen, der dann für einen selbst zur Gefahr wird.

Im Übrigen, sollte es (um hier nochmal auf die Eilassungen zum Wetter zurück zu kommen) in Strömen geregnet und dass die Römer vor massive Probleme gestellt haben, wäre es wahrscheinlich auch gar nicht mal so einfach gewesen, das überhaupt anzuzünden.

Zweiter Punkt Nahrungsmittel:

- Also wenn du unterstellst, es wäre noch Zeit gewesen die Wagen auszurangieren und zu verbrennen, dann war auch noch Zeit die eine oder andere Lebensmittlration zu bergen.

- Wenn wir Kalkriese als Schlachtfeld annehmen sind deine Ausführungen dazu, dass es eine Fehlentscheidung gewesen wäre den Tross zurück zu lassen Unsinn.
Von da aus hätten Varus Truppen bis zur Lippe, wo sie hätten versorgt werden können allenfalls 3-4 Tage gebraucht, in Gewaltmärschen möglicherweise weniger.

Fehlende Nahrung mag die Kampfkraft der Truppen schwächen, allerdings ist bei 3-4 Tagen ohne Versorgung nicht damit zu rechnen, dass da irgendwer verhungert und hinreichend Trinkwasser wird man in der region durchaus unterstellen können.
Im Grunde genommen mussten die Römer es ja nur aus dem Wald heraus in offenes Gelände schaffen, wo die Vorteile es Formationskampfes wieder gegriffen hätten. Wäre das gelungen, hätte allein das die Germanen möglicherweise von der Fortsetzung ihrer Angriffe abgehalten.
Ansonsten wird man in Sachen Versorgung durchaus davon ausgehen dürften, dass mindestens ein Teil der Tagesrationen weiterhin mitgeführt werden konnte.

Es ist ja überliefert, dass es den Römern zweitweise noch gelungen sein soll unter diesen Prekären Umständen ein Marschlager aufzuschlagen.
Wenn man das als gegeben annimmt, bedeutete das, dass jedenfalls wo viel an Gerät und Tross bis zu diesem Zeitpunkt mitgeführt werden konnte und dann wird das auch Nahrungsmittel betroffen haben, denn die sind naturgemäß das Letzte, was man aufgibt.
Die Vorstellung die Römer hätten beim ersten Angriff alles wegwerfen müssen und es nicht bergen können, wird man unter diesen Umständen als falsch betrachten können.

Vielleicht hatte man nicht mehr genug Proviant um die ordentlichen Rationen für jeden Tag des Rückwegs vorzuhalten, aber über Halbrationen, oder Marschrationen für 1 oder 2 Tage im Schnitt wird man sicherlich noch verfügt haben und sofern man eine grobe Ahnung hatte, wo man sich befand und dass man sich binnen 3-4 Tagen an die Lippe hätte durchschlagen können, konnte man durchaus damit kalkulieren, dass das hinreichen würde.
Zumal die Germanen ebenfalls seit Tagen kämpften und verfolgten, dementsprechend angenommen werden durfte, dass die ähnlich erschöpft waren.
Kommt war Nahrungsmittel angeht noch hinzu, dass selbst wenn man die schwerfälligen Wagen zurückließ, die Römer sehr wahrscheinlich noch immer über einen Großteil ihrer Lasttiere verfügten.
Die konnte man nötigenfalls natürlich schlachten und die davon gewonnenen Fleischrationen hätten sicherlich ebenfalls noch mal ein paar Tage hingereicht.
Man hätte dann weiteres Equipment zurücklassen müssen was materiell ein herber Verlust gewesen wäre, konnte aber selbst dann, was die reine Wegstrecke angeht, sicherlich noch darauf rechnen wenigstens einen Großteil der erfahrenen Truppen plus Waffen zu retten.

Insofern Varus spätestens seit dem 2. Tag klar sein musste, dass das kein vereinzelter Überfall war und dass es nicht enden würde, musste seine Aufgabe darin bestehen, seine Armee zu retten, was bedeutet er musste sie so schnell als möglich aus dieser Falle heraus manövrieren.
Angesichts dessen und angesichts des Umstands, dass er wahrscheinlich nicht mehr als 3-4 Tagesmärsche von den römischen Stützpunkten entfernt war, war das Zurücklassen von Teilen des Trosses keine strategische Fehlentscheidung.
Im Gegenteil, wird man in dieser Lage Varus allenfalls zum Vorwurf machen können, sich gegebenenfalls nicht schnell und umfassend genug vom Ballast getrennt zu haben um möglichst schnell aus der unhaltbaren Situation in Richtung der eigenen Versorgungsbasen ausbrechen zu können.
 
Maultiere sind recht genügsam und fressen neben Gras auch mal Zweige und Grün von Birken und Weiden.

...
Guter Punkt.
Allerdings waren römische Handmühlen aus Eifelbasalt, die waren von guter Qualität (Mohs-Härte), dass die verschleppt wurden, sollte nicht verwundern. Da hätte man deutlich weniger Steinabrieb im Getreide als bei anderen Steinen. Noch im FMA wurde Mühlsteine aus Eifelbasalt als Halbfertigprodukte nach Skandinavien verhandelt. In Haithabu hat man jede Menge gefunden. Durchaus vorstellbar, dass eine Handmühle, selbst ein zerbrochener Mühlstein, aus Basalt für wertvoller erachtet wurde, als manches Stück Metall.

[Drei Beiträge - 20:55, 21:05, 21:12 - zusammengeführt]
Pro Zeltgemeinschaft gab es eine Handmühle. Die Gesamtanzahl lässt sich also bei Varus auf mehere Tausend Exemplare schätzen. Ob diese auf dem Marsch durch unwegsames Gelände mit ihren Tragtieren beim Tross oder unmittelbar bei den Legionären blieben, ist unbekannt. Auf jeden Fall blieb eine riesige Menge schwerer Mühlen liegen. Diese müsste sich zumindest in Bruchstücken oder komplett in der näheren Umgebung nachweisen lassen. Zum Einmauern eignen sie sich nicht, eher zum Straßenbau. Gibt es bei Kalkriese entsprechende Funde?
 
Diese müsste sich zumindest in Bruchstücken oder komplett in der näheren Umgebung nachweisen lassen.
Ja, wenn man die nähere Umgebung in einigen Kilometern Umkreis systematisch ergraben könnte, würde man garantiert noch einige Krümel finden.
Auf dem Schlachtfeld selber ist wenig bis gar nichts zu erwarten, denn das wurde ja offensichtlich geplündert.
Halbwegs komplette Mahlsteine sind auch im weiteren Umkreis nicht zu erwarten.



"Bei den meisten Ausgrabungen kaiserzeitlicher und frühmittelalterlicher Siedlungen in Ostfriesland gehören Fragmente von Mahlsteinen zum Standardinventar der Funde. Oft handelt es sich um auf den ersten Blick unscheinbare, kleine und kleinste Brocken eines grauen, porösen, eher leichten und offensichtlich vulkanischen Gesteins. In den meisten Fällen dürfte es sich bei diesem Gestein um die sogenannte Basaltlava handeln. Die stark fragmentierten und abgenutzten Überreste der Mahlsteine lassen nur selten ihre ursprüngliche Form erkennen, geschweige denn die Handhabung und Nutzung der kompletten Mahlsteine nachvollziehen. Funde vollständiger bzw. nahezu kompletter Mahlsteine sind nördlich und östlich des Rheins selten. Ein zerbrochener aber fast vollständiger Mahlstein aus Basaltlava konnte 2008 aus einem während der Römischen Kaiserzeit (1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) an der Wurt Jemgumkloster, Ldkr. Leer, vorbeifließenden Priel geborgen werden.
[...]
Römische Drehmühlen aus Basaltlava boten im Vergleich zu den einfachen Reibsteinen vorangegangener Epochen alle diese Vorteile und sind sicherlich Exportschlager gewesen. Dies gilt nicht nur für die Römische Kaiserzeit, sondern auch für das Mittelalter. Welch große Wertschätzung die Mahlsteine genossen haben müssen, ist auch an dem Umstand absehbar, dass in Nordwestdeutschland meist nur kleine und sehr stark abgenutzte Bruchstücke gefunden werden. Benutzt wurden die Steine solange es irgend möglich war."​
Eine römische Handmühle aus der Eifel in Ostfriesland
 
Da wir nicht wissen, wie weit der Tross vom Schlachtfeld entfernt war. als man die Wagen verbrannte, und ob dieser einen Großteil der Mühlen zurückbehielt, wissen wir natürlich auch nicht, wo man suchen müsste. Aber Basaltlava ist magnetisch und ließe sich leicht mit dem Magnetometer aufspüren. Stark zerbrochene Mühlen stellten wohl kaum einen Exportschlager dar und blieben wahrscheinlich am Ort.
 
Verbreitung der Mahlsteine im sog. freien Germanien (1. bis 4. Jhdt n.Chr.)
Screenshot 2023-11-05 at 12-52-32 1_Schaefer_Basaltlava.pdf.png
Aus: Schaefer, Klaus (2001): Basaltlava und Tuff - Exportschlager in römischer Zeit. In: Beiträge zur
Rheinkunde 53. Koblenz: Rhein-Museum Koblenz e.V.. S. 6-27.
 
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