Warum haben sich die kleindeutschen Staaten Österreich angeschlossen?

Wenn ich mich richtig erinnere, war es vor allem Preußen, dass den Krieg gegen Dänemark um Schleswig mit sehr kreativen Interpretationen des Ripener Vertrags von 1460 gerechtfertigt hatte und mit der dort festgehaltenen Formulierung, dass Schleswig und Holstein "up ewig ungedeelt" bleiben müssen, obwohl diese Bestimmung schon, im ausgehenden Mittelalter in die Binsen gegangen war und mit der Realität des 19. Jahrhunderts schon lange nichts mehr zu tun hatte und obwohl Preußen und Österreich selbst 1815 und folgend eine Teilung von Holstein und Schleswig herbeigeführt hatten, in dem sie Holstein in den neugegründeten Deutschen Bund aufnahmen und Holstein mit Lauenburg somit den Bestimmungen der Deutschen Bundesakte unterfiel (und damit auch nachfolgenden Regelungen innerhalb des Bundes, wie z.B den Karlsbader Beschlüssen), Schleswig aber außen vor blieb und der Bundesakte nicht unterfiel.
Da erinnerst Du Dich nicht ganz richtig. Der Ripener Vertrag und vor allem das Schlagwort "Up ewig ungedeelt" diente zwar der deutschen Nationalbewegung in Schleswig und Holstein (und darüber hinaus) als ideologisches Futter, aber bei der Bundesexekution gegen Dänemark und den folgenden Krieg von Preußen und Österreich gegen Dänemark, ging es um die Verletzung des Londoner Protokolls von 1852, das seinerseits eine Folge der Schleswig-Holsteinischen Erhebung von 1848-51 war. Dänemark versuchte durch die sog. Novemberverfassung Schleswig entgegen dem Londoner Protokoll enger an das Königreich zu binden und andererseits sollte der Einfluss des holsteinischen Adels auf die Regierung des Gesamtstaates beschnitten werden.


Mit der Aufnahme Holsteins (und Lauenburgs) in den Deutschen Bund wiederum wurde nur der Status Quo ante wieder hergestellt, denn Holstein und Lauenburg waren vor dem Ende des HRR deutsche Reichslehen gewesen, Schleswig dagegen ein dänisches Reichslehen (allerdings kein Teil des dänischen Königreichs).

Das kann man sicher als eine merkwürdige Konstruktion ansehen und die unterschiedliche Zugehörigkeit Schleswigs und Holstein zu den Reichen scheint dem "Up ewig ungedeelt" zu widersprechen, aber es ist keine Erfindung aus dem Jahr 1815, sondern historisch gewachsen.

Man muss dabei berücksichtigen, dass das HRR ja ohnehin kein Zentralstaat war (und ebenso wenig der spätere Deutsche Bund), sondern die Teilstaaten vor allem in den letzten Jahrhunderten der Existenz des Reiches fast selbstständig waren, vor allem die größeren und das Schleswig eben nur dänisches Lehen, aber nicht Teil des Königreichs war. Daher fiel die unterschiedliches Reichzugehörigkeit nicht so sehr ins Gewicht. Im Zeitalter der Nationalstaaten funktionierte diese Konstruktion dann immer schlechter und wurde sowohl von der deutschen, als auch der dänischen Nationalbewegung in Frage gestellt.
 
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Da erinnerst Du Dich nicht ganz richtig. Der Ripener Vertrag und vor allem das Schlagwort "Up ewig ungedeelt" diente zwar der deutschen Nationalbewegung in Schleswig und Holstein (und darüber hinaus) als ideologisches Futter, aber bei der Bundesexekution gegen Dänemark und den folgenden Krieg von Preußen und Österreich gegen Dänemark, ging es um die Verletzung des Londoner Protokolls von 1852, das seinerseits eine Folge der Schleswig-Holsteinischen Erhebung von 1848-51 war.
Nein.

Denn mit dem Londoner Protokoll und dem Beruf darauf wäre nur die Wiederherstellung des vorherigen Zustands zu rechtfertigen gewesen, da es nicht nur die staatsrechtliche Trennung Schleswigs von Dänemark festschrieb, sondern auch die Einbeziehung Schleswigs in den Deutschen Bund untersagte oder eine Annexion durch andere deutsche Staaten untersagte.

Mit dem Londoner Protokoll ließ sich die Bundesexekution gegen Holstein rechtfertigen und die wiederherstellung der Trennung Schleswigs von Dänemark, aber nicht die Inkorporation in den Bund, in irgendeiner Weise.

Die preußischen Kriegsziele gingen also über das Londoner Protokoll heraus und dass was darüber hinausging, wurde mit dem Ripener Vertrag gerechtfertigt, nämlich in der Weise, dass Schleswig in den Bund aufgenommen werden müsse, einerseits um es vor weiteren dänischen Versuchen zu schützen in den dänischen Staat inkorporiert zu werden, andererseits damit, dass es als mit Holstein zusammengehörendes Gebiet nicht außerhalb des Bundes bleiben könne, während Holstein aber Bundesmitglied ist.
Und da sind wir wieder beim Ripener Vertrag.

Du kannst jetzt sagen, ich habe mich falsch ausgedrückt, weil nicht der Krieg selbst, sondern nur die Modalitäten des Friedensvertrags damit gerechtfertigt wurden das Narrativ der schleswig-holsteinischen Bewegung aufzugreifen, geschenkt.
Das ändert aber nichts daran, dass preußischerseits auf genau dieser Agrumentationslinie operiert wurde, um sie danach umgehend, zu verwerfen.

Das kann man sicher als eine merkwürdige Konstruktion ansehen und die unterschiedliche Zugehörigkeit Schleswigs und Holstein zu den Reichen scheint dem "Up ewig ungedeelt" zu widersprechen, aber es ist keine Erfindung aus dem Jahr 1815, sondern historisch gewachsen.
Stopp.

Es geht nicht um die Zugehörigkeit zu verschieden reichen generell, sondern um die gemeinsame innere Verwaltung, weil sich die Ständeversammlungen von Schleswig und Holstein im ausgehenden Mittelalter mal darauf verständigt hatten, die Angelegenheiten der Herzogtümer gemeinsam zu behandeln.
Das lag dem Ripener Vertrag seinerzeit ja zu Grunde.

Das ging aber schon einige Jahrzehnte später wieder in die Binsen und es wurde wirder getrennt in den jeweiligen Herzogtümern getagt, außerdem wurden die Herzogtümer selbst in der Folge duch diverse Erbteilungen auf längere Zeit extrem kleinteilig zersplittert, so dass Jahrhundertelang die Festellung "Up ewig ungedeelt" in jeder Hinsicht wie ein schlechter Witz klingen musste, der mit der Realität nichts zu tun hatte.

Robert Bohn widtmet sich in seiner "Kleinen Geschichte Dänemarks" in einigen Worten den Verhältnissen der beiden Herzogtümer innerhalb des dänischen Gesamtstaates, die das einigermaßen anschaulich darstellen.

Die Unterschiedliche Zugehörigkeit, zu zwei Reichen stellte historisch so lange kein Problem dar, wie es in den beiden verschiedenen Reichen keine einheitlichen Gesetzgebungen gab und wie die Herrscher in Lehensbeziehung zueinander standen, das war ja die Krux an der gesamtdänischen Verfassung einerseits und der deutschen Bundesakte andererseits, weil das eben entfallen war.

Vorher im Heiligen Römischen Reich, war das kein Problem, weil Holstein ein Reichslehen war und somit theoretisch der König von Dänemark zumindest für Holstein ein Vasall des Kaisers und damit theoretisch auch auf das Reichsrecht und seine wenigen Bestimmungen verpflicht (Heerfolge und so weiter).
und insofern einheitliches und Recht und Gleichheit aller vor dem Recht im alten Heiligen Römischen Reich kein Thema war war es auch überhaupt kein Problem, wenn in Schleswig und Holstein ähnliches Recht herrschte und die Ständeversammlungen zusammen tagten, ohne dass die Rechtsgepflogenheiten dem restlichen Dänemark oder Norddeutschland dem ensprochen der deren Ständeversammlungen beteiligt gewesen wären.

In dem Moment, in dem es mit der Etablierung des Deutschen Bundes anstatt des alten Kaiserreiches keinen Kaiser mehr gab, dessen Vasall/Lehensmann der dänische König weiterhin hätte sein können, fiel die Verklammerung, die Auch Schleswig über die Lehensbeziehung zwischen Römisch-Deutschem Kaiser und Dänischem König theoretisch hatte weg.
Und vor allem die Modernisierung und Schaffung einheitlichen Rechts, die die Sonderregelungen und Ausnahmen, mit der Widersprüche in der alteuropäischen Tradition gekittet werden konnten um Territorien zusammen zu halten, abschaffte, brachten die Probleme.
 
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ind eigentlich immer die gehässigen Einseitigkeiten dieser Art hier:

jedesmal unbedingt notwendig?

Du wirst nun unsachlich? Seit wann sind historische Fakten "Gehässigkeiten"?

Wir sprechen und diskutieren gerade über die Ereignisse des Jahres 1866!

Möchtest du die Ereignisse von 1864 nochmals diskutieren? Ich meine, das es dafür schon einen Faden gibt und das ich mich dort sehr ausführlich zu der Thematik geäußert habe. Aber hier geht es um 1866.

Es wird gern und viel zu schnell Preußen an den Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich gegeben. Dabei gibt es reichlich Material, was dieser Sichtweise diametral entgegensteht. Vieles davon habe ich schon, mit Quellenbelegen, ausgeführt; wird aber offenkundig wieder und wieder souverän ignoriert.

Jedenfalls war sich Europa sich weitgehend einig, das Dänemark die eben die Londoner Protokolle völkerrechtswidrig gebrochen hat. Jeder Player verfolgte dabei seine eigenen Interessen. Gortschakow wollte keine neue Großmacht an der Ostsee. Russell wollte Napoleon III. ins Boot holen; doch dieser war unentschlossen.

Auf der Londoner Konferenz waren selbst die Briten, die angetreten waren um die Dänen zu unterstützen, von der Sturheit und Impertinenz der dänischen Verhandlungskommission mehr als genervt.Im Prinzip erwarteten die Dänen nichts anderes, als die Briten für die Dänen ihren Willen durchsetzten.
Auf der Londoner Konferenz wäre Dänemark vergleichsweise "ganz gut weggekommen." Das Ende vom Lied ist bekannt und das hat Dänemark sich selbst zuzuschreiben. Niemand war nach London noch bereit für die Dänen auch nur ein Finger zu krümmen.

Beispielsweise am 25.April 1864 wurde auf der Konferenz in London über einen Waffenstillstand gesprochen. Die Dänen, den das Wasser eigentlich schon bis zum Halse reichte, wollten sich nur auf einer Waffenruhe zu Lande einlassen. Ihre Kaperei und schlecht bis gar nicht funktionierende Blockade der deutschen Ostseehäfen wollten sie fortsetzten. Unterstützt wurden die Dänen hierbei von England. Für Preußen und Österreich war verständlicherweise so eine Idee nicht annehmbar. Russel liebäugelte schon wieder mit der englischen Flotte, die in die Ostsee einlaufen sollte, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Er schrieb an Palmerston am 25.04.1864: " The question ist suspension of arms with blockade or without. It ist not a point to break off upons; but I think wie must send our fleet to the Baltic, if Russia refuses to the reasonable request of Denmark to have the blockade remain."
 
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Denn mit dem Londoner Protokoll und dem Beruf darauf wäre nur die Wiederherstellung des vorherigen Zustands zu rechtfertigen gewesen, da es nicht nur die staatsrechtliche Trennung Schleswigs von Dänemark festschrieb, sondern auch die Einbeziehung Schleswigs in den Deutschen Bund untersagte oder eine Annexion durch andere deutsche Staaten untersagte.

Den vorigen Zustand wollte Dänemark nicht wiederherstellen. Übrigens der Deutsche Bund hat die Londoner Protokolle gar nicht unterschrieben gehabt. Preußen und Österreich hingegen schon und deshalb beriefen sich sich auf die Einhaltung des Völkerrechts als Signatarmächte.

Und damit sind wir wieder von 1866 weggekommen.
 
Du wirst nun unsachlich? Seit wann sind historische Fakten "Gehässigkeiten"?
Zur Gehässigkeit wird es durch die Betonung und das Weglassen anderer Fakten, nämlich die inkonsequente Politik, die auch Preußen hinsichtlich der Schleswig-Holstein-Frage fuhr.
Du tust hier so, als wäre das ein Österreichisches Unikum gewesen, und der Versuch die Gegendarlegung damit abzubügeln, die nicht in diesem Faden haben zu wollen, machts nicht besser.

Der Titel des Fadens lautet übrigens "Warum haben sich die Kleinstaaten Österreich Angeschlossen", nicht "Hat sich Österreich an den Gasteiner Vertrag gehalten?" oder " War die Österreichische Schleswig-Holsteinpolitik inkonsequent und eigennützig?"

Es wird gern und viel zu schnell Preußen an den Krieg gegen Dänemark, Österreich und Frankreich gegeben. Dabei gibt es reichlich Material, was dieser Sichtweise diametral entgegensteht. Vieles davon habe ich schon ausgeführt; wird aber offenkundig souverän ignoriert.
Da gehe ich im Bezug auf Dänemark und Frankreich mit, wie dir sehr wohl bekannt ist.
Bei Österreich nicht, weil hier, anders als in den beiden anderen Fällen von preußischer Seite auf Krieg hingearbeitet wurde um die Frage der Vorherrschaft in Deutschland militärisch zu entscheiden, so lange man gegen Österreich im Vorteil war.
Österreich konnte er nicht gelegen kommen, nachdem man die Niederlage gegen Frankreich einstecken, die Gründung Italiens verdauen, mit der eigenen wirtschaftlichen Rückständigkeit und der immer unruhigeren Situation in Ungarn umgehen musste.
Österreich hätte zur Modernisierung seiner Wirtschaft und Armee eigentlich eine Konsolidierungsphase benötigt.

Du bist doch beim 1. Weltkrieg immer so versessen darauf, Ursachen und Anlass von einander zu trennen. Warum hier nicht?

Die Schleswig-Holstein-Frage war in keiner Weise eine für Preußen existenzbedrohliche Angelegenheit.
Selbst wenn man auf der politischen/diplomatischen Ebene am Ende verloren und einen eigenständigen Schleswig-Holsteinischen Staat im Bund unter dem Augustenburger hätte akzeptieren müssen, hätte das Preußens Stellung als dominierende Macht in Norddeutschland in keiner Weise angekratzt und bisher hatte man damit, dass diese Territorien nicht zu Preußen gehörten auch leben können.

Die Schleswigholsteinische Frage und die Diskussion um die Reform des Bundes, die sich politisch blockieren ließ waren Anlass nicht Auslöser des Konfliktes und der ging nicht um Schleswig-Holstein, sondern um die Vorherrschaft in Deutschland.
Und das von anfang an.
Du behandelst es, in deinen Ausführungen, als seien Schleswig-Holstein und die Diskussionen über die Bundesreform die eigentliche Ursache gewesen.
Waren sie nicht.

Jedenfalls war sich Europa sich weitgehend einig, das Dänemark die eben die Londoner Protokolle völkerrechtswidrig gebrochen hat.
Ja, natürlich, genau wie dann später Preußen und Österreich, als es um die Inkorporierung Schleswigs in den Deutschen Bund ging, die hatte das Londoner Protokoll auch verboten.

Das eine Seite Recht bricht, rechtfertigt, wie wir uns hoffentlich einig sind, nicht die Rechtsbrüche anderer.
 
Zur Gehässigkeit wird es durch die Betonung und das Weglassen anderer Fakten, nämlich die inkonsequente Politik, die auch Preußen hinsichtlich der Schleswig-Holstein-Frage fuhr.
Du tust hier so, als wäre das ein Österreichisches Unikum gewesen, und der Versuch die Gegendarlegung damit abzubügeln, die nicht in diesem Faden haben zu wollen, machts nicht besser.

Eben nicht. 1864 hat nun gar nichts mit Italien und seinem Verhalten 1866 zu tun. Du versuchst lediglich nunmehr Preußen "mit Dreck zu bewerfen" und damit von eigentlich italienischen Verhalten abzulenken.
Und tatsächlich geht es hier im Faden um 1866.

Der Titel des Fadens lautet übrigens "Warum haben sich die Kleinstaaten Österreich Angeschlossen", nicht "Hat sich Österreich an den Gasteiner Vertrag gehalten?" oder " War die Österreichische Schleswig-Holsteinpolitik inkonsequent und eigennützig?"

Na, das habe ich doch schon mitgeteilt. Für dich noch einmal. Österreich legte unter Mensdorff nach Gastein einen formidablen Kurswechsel hin, den der den Mittelstaaten entsprach, da man im Ballhausplatz erkannte, das der Gasteiner Vertrag die eigene Position in Deutschland schwächt.


Die Schleswig-Holstein-Frage war in keiner Weise eine für Preußen existenzbedrohliche Angelegenheit.
Hat das irgendwer behauptet? Bist du der Meinung, man hätte den Dänen den Völkerrechtsbruch ruhig durchgehen lassen sollen, da Preußen seine Existenz dadurch nicht gefährdet war? Klingt irgendwie so.

Es war Österreich, welches konsequent eine Gleichberechtigung Preußen vehement ablehnte. Es gab keinen Grund für Preußen dies auf Dauer zu akzeptieren, da Preußen auf dem aufsteigenden Ast saß und Wien auf dem absteigenden. Eine duale Machtteilung im Bund wäre zeitgemäß und dem Umständen entsprechend gewesen. Österreich wollte aber von seiner Macht nichts abtreten. Das hast du in deinen Ausführung nicht angemerkt. Und wer weiß wie die Geschichte sich gestaltet hätte, wenn Rechberg für die auswärtige Politik zu der Zeit noch der Verantwortliche gewesen wäre. Mensdorff war zu sehr auf Krawall gebürstet und die Dänen, dazu habe ich schon genug gesagt.
 
Du versuchst lediglich nunmehr Preußen "mit Dreck zu bewerfen"
Aha. Jetzt ist die Benennug des offensichtlichen Widerspruchs zwischen den Narrativen mit denen der Krieg und der Freidensschluss gerechtfertigt wurden und dem, was danach im Bezug auf die selbe Frage passierte ein "Werfen mit Dreck".

Der Anwurf ist absurd.

Und tatsächlich geht es hier im Faden um 1866.
Hier geht es um die Frage, warum sich die Kleinstaaten Österreich anschlossen, nicht um die Frage des Verhalten Österreichs in der Schleswig-Holstein-Frage. Insofern hast du mit den themenfremden Abweichungen vorgelegt.

Und was die eigentliche Frage des Fadens angeht, lässt die sich relativ simpel beantworten:

1848 war klar geworden, dass es für Österreich schwierig bis unmöglich wäre Teil eines geeinten, deutschen Nationalstaates zu werden, wegen der nichtdeutschsprachigen Gebiete innerhalb des Habsburger Imperiums, die sich gegen solche Versuche gewehrt hätte und von denen die liberale Nationalbewegung die meisten Territorien auch nicht als Teil eines künftigen deutschen Staates sehen wollte.

Wenn Österreich aber selbst nicht Vorreiter einer deutschen Einigung sein konnte, musste es ein Interesse daran haben, die Mittelstaaten zu erhalten um seine eigene Macht in Deutschland zu sichern, während Preußen wegen seines nicht zusammenhängenden Terriroriums Interesse haben musste, mindestens Teile der Mittelstaaten zu schlucken um ein zusammenhängendes Staatsgebiet zu schaffen und wer beabsichtigte Hannover und Kurhessen zu schlucken, der konnte ja auf die Idee kommen auch andere Staaten zu schlucken.

Also hatten die größeren Mittelstaaten, die anders als die Kleinststaaten im Norden, wie die Hansestädte oder die Sächsischen Kleinstaaten im heutigen Thüringen, die keine nennenswerten Streitkräfte hatten, generell gute Argumente, sich eher hinter Österreich, statt hinter Preußen zu stellen.
Und das hätten sie wahrscheinlich auch getan, wenn es aus Anlass eines anderen Problems als dem Schleswig-Holsteinischen zwischen beiden zum Krieg gekommen wäre.

Na, das habe ich doch schon mitgeteilt. Für dich noch einmal. Österreich legte unter Mensdorff nach Gastein einen formidablen Kurswechsel hin, den der den Mittelstaaten entsprach, da man im Ballhausplatz erkannte, das der Gasteiner Vertrag die eigene Position in Deutschland schwächt.
Das ist aber für Frage der Haltung der Mittelstaaten allenfalls in nachgeordneter Weise von irgendeiner Relevanz.

- Hannover war als potentielle Landbrücke zwischen den beiden Teilen Preußens und als potentieller preußischer Nordseezugang mit zumindest Emden und der Landverbindung nach Wilhemlshaven per se von Preußen bedroht.
- In Dresden wird man sich noch gut daran erinnert haben, wie sehr sich Preußen seinerzeit auf dem Wiener Kongress darum bemüht hatte das Territorium in die eigenen Fingern zu bekommen, außerdem war es wirtschaftlich wertvoll, weil gut entwickelt.
Da dürfte man, zumal Preußen in seiner Geschichte ja bereits halb Sachsen übernommen hatte, während Sachsen aber nie Territorium an Österreich verloren hatte auch eher skeptisch in Richtung Berlin geblickt haben.
- In Bayern und Würtemberg hatte man schon bei der Erfurter Union nicht mitgemacht, unter anderem, weil man einem von Preußen dominierten protestantischen Kleindeutschland skeptisch gegenüberstand.

Die wäre alle bei einem Kräftemässen zwischen Preußen und Österreich aus individuellen Gründen sowiso auf der Österreichischen Seite gewesen, weil die für den Status Quo stand, mit dem die Mittelstaaten gut leben konnten.

Hat das irgendwer behauptet?
Jedenfalls behandelst du sie regelmäßig so, wenn du versuchst den preußischen Einmarsch in Holstein damit zu rechtfertigen, dass Österreich ja den Gasteiner Vertrag gebrochen habe (ob es das tatsächlich hatte, da sehe ich einigen Diskussionsspielarum) und so tust, als habe Wien Preußen damit einen Krieg faktisch aufgezwungen.

Es war Österreich, welches konsequent eine Gleichberechtigung Preußen vehement ablehnte. Es gab keinen Grund für Preußen dies auf Dauer zu akzeptieren, da Preußen auf dem aufsteigenden Ast saß und Wien auf dem absteigenden.
Das ist nun reichlich aus der Ex-Post-Perspektive betrachtet.

Österreich war nach dem Krimkrieg und nach dem Krieg 1859/1860 in eine Abwärtsspirale geraten, das bedeutet aber nicht, dass es ohne Krieg mit Preußen auf die Dauer so weitergegangen wäre. Das wissen wir nicht.

Österreich hatte 1848 eine Krise und 1860 eine Niederlage erlitten, aber das war nicht die erste Niederlage in der Geschichte der Habsburger Monarchie, da hatte das Habsburgerreich wahrlich schlimmeres erlebt und sich im Nachhinein bei Gelegenheit wieder aufgerichtet.

Den weiteren Abstieg darüber hinaus, führte Preußen erst selbst herbei, er kann also nicht als Begründung dafür herhalten, dass Wien nicht bereit war dem preußischen Ansinnen zu entsprechen.
Gemessen an Einwohnerzahl und Landesfläche war Österreich nach 1860 noch immer Preußen vorraus, ebenfalls bei der Größe der Armee. Preußen hatte lediglich bei der Wirtschaft Österreich überholt und hatte infolge einer Leistungsfähigeren Wirtschaft und Infolge ausgebliebener kostspieliger Niederlagen, wie die Österreichische gegen Frankreich kurzfristig mehr in die Modernisierung seiner Armee investieren können, so dass die für den Moment etwas leistungsfähiger war.
Das hätte sich im zeitablauf ohne Krieg aber durchaus auch wieder umkehren können, wenn in Österreich die Industrialisierung stärker Fahrt aufgenommen hätte.
Insofern gab es von Seiten Wiens durchaus gute Gründe am Vorranganspruch fest zu halten.
 
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Hier geht es um die Frage, warum sich die Kleinstaaten Österreich anschlossen, nicht um die Frage des Verhalten Österreichs in der Schleswig-Holstein-Frage. Insofern hast du mit den themenfremden Abweichungen vorgelegt.
Schön das du dir dessen nunmehr bewusst wirst.
Ich habe 1864 nicht in diesem Faden eingeführt.
 
Aha. Jetzt ist die Benennug des offensichtlichen Widerspruchs zwischen den Narrativen mit denen der Krieg und der Freidensschluss gerechtfertigt wurden und dem, was danach im Bezug auf die selbe Frage passierte ein "Werfen mit Dreck".

Der Anwurf ist absurd.

Gar nicht, denn du hast vom Thema, das italienische Verhalten 1866 auf ein ganz anderes Thema gelenkt, was mit 1866 nun gar nichts zu tun hat.
 
Hier geht es um die Frage, warum sich die Kleinstaaten Österreich anschlossen, nicht um die Frage des Verhalten Österreichs in der Schleswig-Holstein-Frage. Insofern hast du mit den themenfremden Abweichungen vorgelegt.

Nein. Ich habe klar gemacht, dass die österreichische Kehrtwendung nach 1865 der Deutschlandpolitik Österreich zuwiderlief. Und der Kurswechsel brachte die Sympathien der Mittel- und Kleinstaaten überwiegend auf die Seite Wiens.
 
a, natürlich, genau wie dann später Preußen und Österreich, als es um die Inkorporierung Schleswigs in den Deutschen Bund ging, die hatte das Londoner Protokoll auch verboten.

Hat nur niemanden mehr interessiert. Warum? Siehe dänisches Verhalten und Auftreten im Zuge der Londoner Konferenz. Da hatte Dänemark sich sämtliche Sympathien mit einer Haltung, die die Realität vollkommen ausgeblendet hatte, verscherzt. Der Wiener Frieden war deutlich ungünstiger für Dänemark und es gab kein Geschrei in Europa.
 
Nein.

Denn mit dem Londoner Protokoll und dem Beruf darauf wäre nur die Wiederherstellung des vorherigen Zustands zu rechtfertigen gewesen, da es nicht nur die staatsrechtliche Trennung Schleswigs von Dänemark festschrieb, sondern auch die Einbeziehung Schleswigs in den Deutschen Bund untersagte oder eine Annexion durch andere deutsche Staaten untersagte.

Mit dem Londoner Protokoll ließ sich die Bundesexekution gegen Holstein rechtfertigen und die wiederherstellung der Trennung Schleswigs von Dänemark, aber nicht die Inkorporation in den Bund, in irgendeiner Weise.

Die preußischen Kriegsziele gingen also über das Londoner Protokoll heraus und dass was darüber hinausging, wurde mit dem Ripener Vertrag gerechtfertigt, nämlich in der Weise, dass Schleswig in den Bund aufgenommen werden müsse, einerseits um es vor weiteren dänischen Versuchen zu schützen in den dänischen Staat inkorporiert zu werden, andererseits damit, dass es als mit Holstein zusammengehörendes Gebiet nicht außerhalb des Bundes bleiben könne, während Holstein aber Bundesmitglied ist.
Und da sind wir wieder beim Ripener Vertrag.

Du kannst jetzt sagen, ich habe mich falsch ausgedrückt, weil nicht der Krieg selbst, sondern nur die Modalitäten des Friedensvertrags damit gerechtfertigt wurden das Narrativ der schleswig-holsteinischen Bewegung aufzugreifen, geschenkt.
Das ändert aber nichts daran, dass preußischerseits auf genau dieser Agrumentationslinie operiert wurde, um sie danach umgehend, zu verwerfen.
Zwischen der Begründung des Krieges und der späteren Kriegszielen oder der Begründung von Forderungen bei Friedensverhandlungen muss man nun aber wirklich unterscheiden.

Es war doch zu der Zeit ganz normal, dass, wenn der Krieg einmal ausgebrochen war, die Kriegsziele weitergingen als den unmittelbaren Anlass des Krieges zu beseitigen und dass es, wenn es einen eindeutigen Sieger gab und das war im Deutsch-Dänischen Krieg ja wohl der Fall, dann der Sieger auch territoriale Veränderungen beanspruchte und meist auch bekam. Wenn möglich, bezog man sich dann auf irgendwelche dynastischen oder historischen Ansprüche, aber zwingend war das nicht.

Hätte es den Vertrag von Ripen nicht gegeben, hätte man (nur) mit der überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung Schleswigs argumentiert. Letzten Endes war das imho ohnehin das weit wichtigere Argument und auf der Londoner Konferenz vom 25. April bis zum 25. Juni schlug Preußen ja auch eine Teilung Schleswig in etwa in Höhe der Sprachgrenze, nahe dem heutigen Grenzverlauf vor.

(Siehe dort die Karte zu den Grenzvorschlägen)

Erst nach der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen nach dem Scheitern der Londoner Konferenz wurde die vollständige Loslösung ganz Schleswigs (und natürlich auch von Holstein und Lauenburg) aus dem Dänischen Gesamtstaat zum Kriegsziel.

Das Londoner Protokoll von 1852 war durch den Krieg hinfällig geworden. Dieses beendete ja endgültig die Auseinandersetzungen im Zuge der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und nach dem neuen Krieg konnte sich Dänemark darauf ebenso wenig berufen, wie Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg auf den Frieden von Frankfurt, der den Deutsch-Französischen Krieg beendete oder Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Frieden von Versailles.


In dem Moment, in dem es mit der Etablierung des Deutschen Bundes anstatt des alten Kaiserreiches keinen Kaiser mehr gab, dessen Vasall/Lehensmann der dänische König weiterhin hätte sein können, fiel die Verklammerung, die Auch Schleswig über die Lehensbeziehung zwischen Römisch-Deutschem Kaiser und Dänischem König theoretisch hatte weg.
Zur Zeit des HRR war der dänische König über Holstein eben Reichsfürst und nach der Gründung des Deutschen Bundes eben über Holstein und Lauenburg Mitglied im Deutschen Bund bzw. der Fürst von Mitgliedern. Wo ist da der entscheidende Unterschied?

Und welche Alternative hätte es denn dazu gegeben? Holstein war nun mal traditionell deutsch und hatte eine praktisch rein deutschsprachige Bevölkerung (anders als das gemischtsprachige Schleswig). Ein quasi offizielles Ausscheiden aus Deutschland durch Nichtaufnahme in den Deutschen Bund wäre wohl weder für die deutschen Mächte, noch für die Holsteiner selbst akzeptabel gewesen.

Und vor allem die Modernisierung und Schaffung einheitlichen Rechts, die die Sonderregelungen und Ausnahmen, mit der Widersprüche in der alteuropäischen Tradition gekittet werden konnten um Territorien zusammen zu halten, abschaffte, brachten die Probleme.
Ich hatte ja selbst geschrieben, dass die Konstruktion im Zeitalter der Nationalstaaten nicht mehr gut funktionierte. Das hatte imho aber wenig mit dem Wechsel vom HRR zu Deutschen Bund zu tun.
 
Mit dem Londoner Protokoll ließ sich die Bundesexekution gegen Holstein rechtfertigen und die wiederherstellung der Trennung Schleswigs von Dänemark, aber nicht die Inkorporation in den Bund, in irgendeiner Weise.

Es gab drei verschiedene Positionen. Die Dänen bestanden auf der in der Novemberverfassung beschlossene Einverleibung Schleswigs.
Die deutsch Nationalen stellten sich hinter dem Anspruch des Augustenburger; ohne die Ansprüche überhaupt geprüft zu haben. Die dritte Position war die von Preußen und Österreich, die sich auf die Londoner Protokolle beriefen. Sie lehnten den Anspruch des Augustenburgers ab. Sie wollten, das die Dänen sich an die Londoner Protokolle der Jahre 1851/52 halten. Nach längerem Verhandlungen beschloss der Bund dann eine Resolution, derzufolge auf der Grundlage der Londoner Protokolle eines Bundesexekution durchgeführt werden soll. Am 23. Dezember war es denn so wweit.

Robert Bohn widtmet sich in seiner "Kleinen Geschichte Dänemarks" in einigen Worten den Verhältnissen der beiden Herzogtümer innerhalb des dänischen Gesamtstaates, die das einigermaßen anschaulich darstellen.

Na, dann weißt du ja auch mit "wie viel Fingerspitzengefühl" die dänische Verwaltung mit den Deutschen umgesprungen war. Vorausgesetzt Bohn hat das erwähnt.

Die preußischen Kriegsziele gingen also über das Londoner Protokoll heraus

Du meinst nach dem alle Lösungsvorschläge an der Renitenz der Dänen gescheitert waren? Eine vollständige Annexion der Herzogtümer war zu jenem Zeitpunkt, also nach dem Scheitern der Londoner Konferenz, nicht erreichbar und das wusste auch Bismarck und der war kein Träumer.
 
Erstaunlich, das hierzu nichts gesagt angemerkt wurde.

Daraus könnte man ja mal zitieren, das vollständige Protokoll gibt es hier:

Was genau wurde da eigentlich beschlossen?

"Se. Majestät äußerte zum Schlusse die Ansicht, daß Er damit einverstanden sei, kriegerische Vorbereitungen vorderhand zu unterlassen und auf diplomatischem Wege ferner die Wahrung der Ehre und Würde des Landes sowie seiner Interessen zu versuchen. Die Vorbereitungen können übrigens auf dem Papier alle getroffen werden, und es seien hiefür die erforderlichen Weisungen an das Kriegsministerium bereits ergangen."
 
Die Mittelstaaten fühlten sich den Augustenburger, warum auch immer, ohne die Ansprüche sorgfältig geprüft zu haben, verbunden.


"Sechszehn Juristenfacultäten, bzw. deren Spruchcollegien, nämlich die in Heidelberg, Bonn, Tübingen, Göttingen, Berlin, Freiburg, Giessen, Würzburg, Kiel, Erlangen, Marburg, Innsbruck, Wien, Grätz, Jena und München haben, nach eingehender Prüfung der Rechtsfrage, in ihren Gutachten und Erklärungen sich entschieden und ausdrücklich zu Gunsten der legitimen Erbfolge des Herzogs Friedrich VIII. ausgesprochen.
Aus mehreren Gutachten und Erklärungen erhellt, dass unter allen Mitgliedern völlige Einstimmigkeit über das gewonnene Resultat stattfand. Nur in einem Gutachten tritt eine Meinungsverschiedenheit zwischen einer Mehrheit und Minderheit hervor (III. 31,33). Doch auch dort erklärt die Minorität: positiv Entgegengesetztes als begründet und erwiesen nicht behaupten zu wollen."

 
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