Wenn die Slawen teilweise schon christlichen Glaubens sind, wovon ich im 8. Jhd. ausgehe
Wie hätten sie es, ohne das ihnen jemand das Konzept des Christentums in bei ihnen gängigen Sprachen, hätte erklären können, werden sollen?
, lernen sie den Rest allein schon durch das wiederholen von Gebeten, die einen gewissen Grundwortschatz vermitteln.
Die Vorstellung halte ich für etwas optimistisch.
Was enthalten regelmäßig widerholte Gebete denn so als Wortschatz? Das "Vater unser" in moderner deutscher Sprache enthält 63 Worte, die sich darin zum Teil wiederholen, (also nehmen wir mal tatsächlich 40-50 unterschiedliche Worte an) unter denen teilweise noch abstrakte Konzepte wie "Ewigkeit" sind, die, wenn wir ehrlich sind reichlich weit von der nutzbaren Alltagspraxis wegführen.
Ich weiß nicht welche Erfahrungen du mit Sprachenlernen so hast, aber ein paar Dutzend Worte, vielleicht auch ein paar hundert, noch dazu im immer gleichen Kontext ohne aktive Anwendung, sind in jedem Fall nicht ausreichend sich darüber eine ganze Sprache zu erschließen und sie tatsächlich auch aktiv nutzen zu können.
3.000-5.000 Wörter machen vielleicht einen einigermaßen soliden Grundwortschatz aus, der übersertzt, erklärt und erlernt sich aber nicht automatisch qua Gebet.
Und wenn man es genau nimmt ist das mit dem Islam genauso. Auch hier wird Arabisch über Islamschulen verbreitet und hat in Arabien die alten Sprachen vollkommen ersetzt.
In Arabien? Eher in Ägypten, Syrien, Mesopotamien und dem Maghreb.
Im Iran, bei den Turkvölkern, in weiten Teilen Afrikas, in Pakistan, Indien, Bangladesch, Malaysia und Indonesien allerdings nicht.
Hier stellt sich also die Frage, fand die Verbreitung primär durch den Glauben statt und wenn ja, warum funktionierte das in diversen Regionen nicht oder aber lag es nicht so sehr am Glauben, sondern mehr daran, dass die Bevölkerung, die ihre früheren sprachlichen Gewohnheiten mit der Zeit ablegte, darin andere Vorteile sah, z.B. eine Aufwertung der eigenen Person oder Gruppe innerhalb des weltlichen Herrschaftssystems?
Hat sich doch zum Teil, nehmen wir Altfranzösisch, das hat sich aus Vulgärlatein entwickelt und wurde erst durch Pippin (glaube ich) zur Nationalsprache erhoben, was etwa zeitgleich mit Deutsch als Nationalsprache geschah. Spanisch, Portugiesisch und Italienisch sind auch aus dem Vulgärlatein hervor gegangen.
Also erstens mal entsprechen diese Sprachen nicht dem Lateinischen, auch wenn sie sich daraus entwickelt haben, zweitens haben sich Latein, bzw. daraus entstandene Dialekte ja bereits deutlich vor dem Christentum, in Westeuropa festgesetzt, es passierte also nicht durch das Christentum.
Viel mehr dürfte Latein sich im westlichen Europa als Lithurgiesprache durchgesetzt haben, weil dass die Sprache der römischen Kaiser war und weil es im westlichen Mittelmeerraum im Gegensatz zu den eigentlichen Ur-/Lithurgiesprachen des Christentums Hebräisch/Aramäisch/Altgriechisch verstanden wurde.
Und hätte es keine Franken und Angelsachsen gegeben, würden wir vielleicht heute auch eine romanische Sprache haben.
Was genau haben die angelnden Sachsen damit zu tun, dass in Zentraleuropa romanische Sprachen nicht übernommen wurden? Die Franken wiederrum haben ja zum Teil die romanischen Dialekte übernommen, insofern wir über das Westfrankenreich reden, inwiefern genau haben die eine Übernahme romanischer Sprachen in Zentraleuropa verhindert?
Und wie passt das These, dass sich die Lithurgiesprachen einer Religion mit der Religion automatisch verbreiten würden?
Also wenn man diese These wirklich konsequent bis zum Ende durchdeklinieren wollte, müsste daraus ja resultieren, dass alle durch das Christentum geprägten Räume, das Hebräische, Aramäische oder wenigstens das Altgriechische als die Sprachen der alten religiösen Texte angenommen hätte. Das ist offenbar nicht der Fall.
Würde man es damit nicht ganz so genau nehmen und behaupten eine eigentlich festgelegte Lithurgiesprache habe sich im Westen erst mit dem Lateinischen Verfestigt, dann müsste wenigstens dieses ja überall im auf Rom orientierten christlichen Europa, als allgemein verbreitete Volkssprache Fuß gefasst haben.
Auch das ist mit Blick auf den germanischen und westslawischen Sprachraum nicht der Fall, der romanische Sprachraum entfernte sich sogar trotz Latein als Lithurgiesprache zunhemend von seinen im Latein verhafteten sprachlichen Wurzeln.
Die These funktioniert nicht.