Stefan_Schaaf
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Am 23. August 2025 wurde die Mohrenstraße in Berlin-Mitte in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt. Grund für diese Namensänderung war es, den Begriff "Mohr" als Bestandteil eines Straßennamens zu ersetzen, da dieser Begriff allgemein als rassistisch konnotiert gilt. Ich möchte an dieser Stelle nicht erörtern, ob diese Einstufung zu recht besteht. Mir persönlich reicht es, daß weite Teile der Menschen in Deutschland mit subsaharaafrikanischem Hintergrund diesen Begriff als rassistisch empfinden.
Anton Wilhelm Amo gilt als erster afrodeutscher Akademiker, er gehörte dem Volk der Nzema im heutigen Ghana an, und kam 1707, noch als Kind, in Begleitung des Sergeanten Christian Bodel auf einem Schiff der Niederländisch-Westindischen Kompanie nach Amsterdam. Von dort kam er an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Am 29. Juli 1708 wurde Amo in der Schlosskapelle Salzdahlum in Wolfenbüttel evangelisch getauft. Seine Taufpaten und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und dessen Sohn August Wilhelm. Einige Forscher vermuten, dass Amo von 1717 bis 1721 die Ritterakademie Rudolph-Antoniana in Wolfenbüttel besuchte. Im Juni 1727 schrieb Amo sich an der hallischen Universität für Philosophie ein. Im November 1729 hielt er eine Disputation über das Thema De iure Maurorum in Europa. Am 2. September 1730 immatrikulierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg und erhielt den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, was ihm erlaubte, Vorlesungen anzubieten.
Nach einer erfolgreichen akademischen Laufbahn als Dozent und Autor verließ Amo auf eigenen Wunsch Ende 1746 Deutschland und kehrte nach Ghana zurück, wo er im April 1747 eintraf. Dort lebten noch sein Vater und eine seiner Schwestern. Amo genoss in Afrika in der Folge offenbar Ansehen als Eremit und Wahrsager. Amo lebte zunächst als Einsiedler in Axim und später im Fort San Sebastian bei Shama. Sein genaues Todesjahr ist nicht bekannt, auf seinem Grabstein vor dem Fort Shama steht das Sterbejahr 1784.
Dies ist in der Tat eine interessante Laufbahn, und Amo erscheint deswegen auch als würdiger Namensgeber für eine Straße als Nachfolger der "Mohrenstraße". Hier jedoch beginnen die Schwierigkeiten. Bisher wurde angenommen, Amo sei als Sklave an den Hof nach Braunschweig-Wolfenbüttel gekommen. Dokumente aus dem Bestand der „Zweiten Westindischen Compagnie“ der Niederlande, die sich heute im Nationaal Archief in Den Haag befinden, und über die der Historiker und Sklavereiforscher Michael Zeuske in der "Berliner Zeitung" schreibt, legen jedoch nahe, daß Anton Wilhelm Amo gar kein Sklave war. Stattdessen gehörte er nach Zeuske „zur Elite einer politischen Gemeinschaft, die Sklaven hielt und Kriegsgefangene sowie Sklaven an die verbündeten Niederländer lieferte und verkaufte“. Wenn Zeuske mit seiner Analyse der vorhandenen Dokumente recht hat, war Amo kein Opfer, das durch den Sklavenhandel nach Deutschland kam, sondern Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, und durch den Sklavenhandel, unter anderem mit den Niederlanden, reich geworden war.
Zeuske schreibt:
„Die Analyse der Dokumente erlaubt es uns festzuhalten, dass weder der junge Amo noch der Amo am Hof in Wolfenbüttel jemals Sklave gewesen ist. Der Vertrag von 1706 erlaubt es im Gegenteil, von Amo als Mitglied einer indigenen Sklavenjäger- und Sklavenhalter-Gemeinschaft zu sprechen“.
Dies ist insofern von Bedeutung, daß nach dem Berliner Straßengesetz die Benennung von Straßen nach Personen, Orten oder Ereignissen, die mit dem Kolonialismus oder der Sklaverei zusammenhängen, unzulässig ist. Wenn Amo also kein Sklave war, sondern im Gegenteil Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, mit Sklaven Handel trieb, könnte die Umbenennung der "Mohrenstraße" in "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" unrechtmäßig gewesen sein. Ich selbst bin gespannt, wie diese Causa weitergeht, vielleicht werden in Zukunft noch weitere Dokumente gefunden, die Aufschluß darüber geben, wer Anton Wilhelm Amo wirklich war. In diesem Beitrag ging es mir nur darum, darzustellen, wie der Stand der Dinge momentan ist (soweit mir dies zugänglich ist), ich selbst kann keinerlei Urteil in dieser Sache abgeben. Ich möchte weiterhin betonen, daß ich die Umbenennung von Straßen, deren Name eindeutig rassistisch konnotiert ist, richtig finde. Inwieweit Anton Wilhelm Amo der richtige Namenspatron für die ehemalige "Mohrenstraße" war, wird sich zeigen.
Anton Wilhelm Amo gilt als erster afrodeutscher Akademiker, er gehörte dem Volk der Nzema im heutigen Ghana an, und kam 1707, noch als Kind, in Begleitung des Sergeanten Christian Bodel auf einem Schiff der Niederländisch-Westindischen Kompanie nach Amsterdam. Von dort kam er an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Am 29. Juli 1708 wurde Amo in der Schlosskapelle Salzdahlum in Wolfenbüttel evangelisch getauft. Seine Taufpaten und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und dessen Sohn August Wilhelm. Einige Forscher vermuten, dass Amo von 1717 bis 1721 die Ritterakademie Rudolph-Antoniana in Wolfenbüttel besuchte. Im Juni 1727 schrieb Amo sich an der hallischen Universität für Philosophie ein. Im November 1729 hielt er eine Disputation über das Thema De iure Maurorum in Europa. Am 2. September 1730 immatrikulierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg und erhielt den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, was ihm erlaubte, Vorlesungen anzubieten.
Nach einer erfolgreichen akademischen Laufbahn als Dozent und Autor verließ Amo auf eigenen Wunsch Ende 1746 Deutschland und kehrte nach Ghana zurück, wo er im April 1747 eintraf. Dort lebten noch sein Vater und eine seiner Schwestern. Amo genoss in Afrika in der Folge offenbar Ansehen als Eremit und Wahrsager. Amo lebte zunächst als Einsiedler in Axim und später im Fort San Sebastian bei Shama. Sein genaues Todesjahr ist nicht bekannt, auf seinem Grabstein vor dem Fort Shama steht das Sterbejahr 1784.
Dies ist in der Tat eine interessante Laufbahn, und Amo erscheint deswegen auch als würdiger Namensgeber für eine Straße als Nachfolger der "Mohrenstraße". Hier jedoch beginnen die Schwierigkeiten. Bisher wurde angenommen, Amo sei als Sklave an den Hof nach Braunschweig-Wolfenbüttel gekommen. Dokumente aus dem Bestand der „Zweiten Westindischen Compagnie“ der Niederlande, die sich heute im Nationaal Archief in Den Haag befinden, und über die der Historiker und Sklavereiforscher Michael Zeuske in der "Berliner Zeitung" schreibt, legen jedoch nahe, daß Anton Wilhelm Amo gar kein Sklave war. Stattdessen gehörte er nach Zeuske „zur Elite einer politischen Gemeinschaft, die Sklaven hielt und Kriegsgefangene sowie Sklaven an die verbündeten Niederländer lieferte und verkaufte“. Wenn Zeuske mit seiner Analyse der vorhandenen Dokumente recht hat, war Amo kein Opfer, das durch den Sklavenhandel nach Deutschland kam, sondern Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, und durch den Sklavenhandel, unter anderem mit den Niederlanden, reich geworden war.
Zeuske schreibt:
„Die Analyse der Dokumente erlaubt es uns festzuhalten, dass weder der junge Amo noch der Amo am Hof in Wolfenbüttel jemals Sklave gewesen ist. Der Vertrag von 1706 erlaubt es im Gegenteil, von Amo als Mitglied einer indigenen Sklavenjäger- und Sklavenhalter-Gemeinschaft zu sprechen“.
Dies ist insofern von Bedeutung, daß nach dem Berliner Straßengesetz die Benennung von Straßen nach Personen, Orten oder Ereignissen, die mit dem Kolonialismus oder der Sklaverei zusammenhängen, unzulässig ist. Wenn Amo also kein Sklave war, sondern im Gegenteil Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, mit Sklaven Handel trieb, könnte die Umbenennung der "Mohrenstraße" in "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" unrechtmäßig gewesen sein. Ich selbst bin gespannt, wie diese Causa weitergeht, vielleicht werden in Zukunft noch weitere Dokumente gefunden, die Aufschluß darüber geben, wer Anton Wilhelm Amo wirklich war. In diesem Beitrag ging es mir nur darum, darzustellen, wie der Stand der Dinge momentan ist (soweit mir dies zugänglich ist), ich selbst kann keinerlei Urteil in dieser Sache abgeben. Ich möchte weiterhin betonen, daß ich die Umbenennung von Straßen, deren Name eindeutig rassistisch konnotiert ist, richtig finde. Inwieweit Anton Wilhelm Amo der richtige Namenspatron für die ehemalige "Mohrenstraße" war, wird sich zeigen.
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