Anton Wilhelm Amo

Am 23. August 2025 wurde die Mohrenstraße in Berlin-Mitte in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt. Grund für diese Namensänderung war es, den Begriff "Mohr" als Bestandteil eines Straßennamens zu ersetzen, da dieser Begriff allgemein als rassistisch konnotiert gilt. Ich möchte an dieser Stelle nicht erörtern, ob diese Einstufung zu recht besteht. Mir persönlich reicht es, daß weite Teile der Menschen in Deutschland mit subsaharaafrikanischem Hintergrund diesen Begriff als rassistisch empfinden.

Anton Wilhelm Amo gilt als erster afrodeutscher Akademiker, er gehörte dem Volk der Nzema im heutigen Ghana an, und kam 1707, noch als Kind, in Begleitung des Sergeanten Christian Bodel auf einem Schiff der Niederländisch-Westindischen Kompanie nach Amsterdam. Von dort kam er an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Am 29. Juli 1708 wurde Amo in der Schlosskapelle Salzdahlum in Wolfenbüttel evangelisch getauft. Seine Taufpaten und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und dessen Sohn August Wilhelm. Einige Forscher vermuten, dass Amo von 1717 bis 1721 die Ritterakademie Rudolph-Antoniana in Wolfenbüttel besuchte. Im Juni 1727 schrieb Amo sich an der hallischen Universität für Philosophie ein. Im November 1729 hielt er eine Disputation über das Thema De iure Maurorum in Europa. Am 2. September 1730 immatrikulierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg und erhielt den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, was ihm erlaubte, Vorlesungen anzubieten.

Nach einer erfolgreichen akademischen Laufbahn als Dozent und Autor verließ Amo auf eigenen Wunsch Ende 1746 Deutschland und kehrte nach Ghana zurück, wo er im April 1747 eintraf. Dort lebten noch sein Vater und eine seiner Schwestern. Amo genoss in Afrika in der Folge offenbar Ansehen als Eremit und Wahrsager. Amo lebte zunächst als Einsiedler in Axim und später im Fort San Sebastian bei Shama. Sein genaues Todesjahr ist nicht bekannt, auf seinem Grabstein vor dem Fort Shama steht das Sterbejahr 1784.

Dies ist in der Tat eine interessante Laufbahn, und Amo erscheint deswegen auch als würdiger Namensgeber für eine Straße als Nachfolger der "Mohrenstraße". Hier jedoch beginnen die Schwierigkeiten. Bisher wurde angenommen, Amo sei als Sklave an den Hof nach Braunschweig-Wolfenbüttel gekommen. Dokumente aus dem Bestand der „Zweiten Westindischen Compagnie“ der Niederlande, die sich heute im Nationaal Archief in Den Haag befinden, und über die der Historiker und Sklavereiforscher Michael Zeuske in der "Berliner Zeitung" schreibt, legen jedoch nahe, daß Anton Wilhelm Amo gar kein Sklave war. Stattdessen gehörte er nach Zeuske „zur Elite einer politischen Gemeinschaft, die Sklaven hielt und Kriegsgefangene sowie Sklaven an die verbündeten Niederländer lieferte und verkaufte“. Wenn Zeuske mit seiner Analyse der vorhandenen Dokumente recht hat, war Amo kein Opfer, das durch den Sklavenhandel nach Deutschland kam, sondern Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, und durch den Sklavenhandel, unter anderem mit den Niederlanden, reich geworden war.

Zeuske schreibt:

„Die Analyse der Dokumente erlaubt es uns festzuhalten, dass weder der junge Amo noch der Amo am Hof in Wolfenbüttel jemals Sklave gewesen ist. Der Vertrag von 1706 erlaubt es im Gegenteil, von Amo als Mitglied einer indigenen Sklavenjäger- und Sklavenhalter-Gemeinschaft zu sprechen“.

Dies ist insofern von Bedeutung, daß nach dem Berliner Straßengesetz die Benennung von Straßen nach Personen, Orten oder Ereignissen, die mit dem Kolonialismus oder der Sklaverei zusammenhängen, unzulässig ist. Wenn Amo also kein Sklave war, sondern im Gegenteil Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, mit Sklaven Handel trieb, könnte die Umbenennung der "Mohrenstraße" in "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" unrechtmäßig gewesen sein. Ich selbst bin gespannt, wie diese Causa weitergeht, vielleicht werden in Zukunft noch weitere Dokumente gefunden, die Aufschluß darüber geben, wer Anton Wilhelm Amo wirklich war. In diesem Beitrag ging es mir nur darum, darzustellen, wie der Stand der Dinge momentan ist (soweit mir dies zugänglich ist), ich selbst kann keinerlei Urteil in dieser Sache abgeben. Ich möchte weiterhin betonen, daß ich die Umbenennung von Straßen, deren Name eindeutig rassistisch konnotiert ist, richtig finde. Inwieweit Anton Wilhelm Amo der richtige Namenspatron für die ehemalige "Mohrenstraße" war, wird sich zeigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte an dieser Stelle nicht erörtern, ob diese Einstufung zu recht besteht.
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Ich möchte weiterhin betonen, daß ich die Umbenennung von Straßen, deren Name eindeutig rassistisch konnotiert ist, richtig finde.

Ein paar Gedanken dazu …
Grund für diese Namensänderung war es, den Begriff "Mohr" als Bestandteil eines Straßennamens zu ersetzen, da dieser Begriff allgemein als rassistisch konnotiert gilt. […] Mir persönlich reicht es, daß weite Teile der Menschen in Deutschland mit subsaharaafrikanischem Hintergrund diesen Begriff als rassistisch empfinden.
Das Wort "Mohr" taucht im allgemeinen Sprachschatz kaum mehr auf und gehört auch nicht zum gewöhnlichen Vokabular des Deutschunterrichts, deswegen ist es zweifelhaft, ob "weite Teile der Menschen in Deutschland mit subsaharaafrikanischem Hintergrund" diesen Begriff überhaupt kennen, geschweige denn eine Meinung dazu haben. Die Umbenennung ging denn auch auf die grüne Bezirksverordnetenfraktion zurück, nicht auf Beschwerden aus weiten Teilen der migrantischen Bevölkerung.

Davon abgesehen, lässt es sich ganz vortrefflich darüber streiten, ob der Begriff "Mohr" rassistisch konnotiert ist. Bei "Neger" ist die Lage klar, bei "Mohr" jedoch nicht. Warum etwa heißen viele Apotheken in Deutschland "Mohrenapotheke"? Warum warb Sarotti mit einem Mohr? Noch in der Belle Époque hatte das "Mohrenland" eine durchaus positive Konnotation: Gelehrsamkeit, Feinsinnigkeit, Mystik.

Stereotypen, gewiss, aber ich halte nicht viel davon, deren bloße Existenz als Rassismusbeweis abzutun. Niemand käme darauf, von Rassismus zu sprechen, weil Deutsche weltweit als humorlos, Spanier als heißblütige Liebhaber und Finnen als chronische Alkoholiker gelten.
Dokumente aus dem Bestand der „Zweiten Westindischen Compagnie“ der Niederlande, die sich heute im Nationaal Archief in Den Haag befinden, und über die der Historiker und Sklavereiforscher Michael Zeuske in der "Berliner Zeitung" schreibt, legen jedoch nahe, daß Anton Wilhelm Amo gar kein Sklave war. Stattdessen gehörte er nach Zeuske „zur Elite einer politischen Gemeinschaft, die Sklaven hielt und Kriegsgefangene sowie Sklaven an die verbündeten Niederländer lieferte und verkaufte“. Wenn Zeuske mit seiner Analyse der vorhandenen Dokumente recht hat, war Amo kein Opfer, das durch den Sklavenhandel nach Deutschland kam, sondern Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, und durch den Sklavenhandel, unter anderem mit den Niederlanden, reich geworden war.

Zeuske schreibt:

„Die Analyse der Dokumente erlaubt es uns festzuhalten, dass weder der junge Amo noch der Amo am Hof in Wolfenbüttel jemals Sklave gewesen ist. Der Vertrag von 1706 erlaubt es im Gegenteil, von Amo als Mitglied einer indigenen Sklavenjäger- und Sklavenhalter-Gemeinschaft zu sprechen“.

Dies ist insofern von Bedeutung, daß nach dem Berliner Straßengesetz die Benennung von Straßen nach Personen, Orten oder Ereignissen, die mit dem Kolonialismus oder der Sklaverei zusammenhängen, unzulässig ist. Wenn Amo also kein Sklave war, sondern im Gegenteil Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, mit Sklaven Handel trieb, könnte die Umbenennung der "Mohrenstraße" in "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" unrechtmäßig gewesen sein. Ich selbst bin gespannt, wie diese Causa weitergeht, vielleicht werden in Zukunft noch weitere Dokumente gefunden, die Aufschluß darüber geben, wer Anton Wilhelm Amo wirklich war. In diesem Beitrag ging es mir nur darum, darzustellen, wie der Stand der Dinge momentan ist (soweit mir dies zugänglich ist), ich selbst kann keinerlei Urteil in dieser Sache abgeben. Ich möchte weiterhin betonen, daß ich die Umbenennung von Straßen, deren Name eindeutig rassistisch konnotiert ist, richtig finde. Inwieweit Anton Wilhelm Amo der richtige Namenspatron für die ehemalige "Mohrenstraße" war, wird sich zeigen.
Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass historische Sachverhalte verdienen, differenziert betrachtet und nicht mit Aktionismus abgehandelt zu werden. Die Tatsache, dass Afrikaner (und Araber) am Sklavenhandel in den Kolonien beteiligt waren, ist vielen Menschen ebenso wenig bewusst wie der Umstand, dass Sklaverei ein globales Phänomen war und ist.
 
Ich selbst empfinde den Begriff "Mohr" nicht als rassistisch. Und ich gebe dir (entspricht es der Netiquette, sich hier im Forum zu duzen? Wenn nicht, dann ändere ich dies natürlich, wenn es gewünscht wird) recht darin, daß viele Menschen diesen Begriff gar nicht mehr kennen dürften. Ursprünglich war es wohl eine Bezeichnung für die Mauren Nordafrikas. Ich empfinde es als einen Begriff, der eine leichte Patina aufweist, und eher literarisch klingt.

Und natürlich waren Afrikaner und Araber am Sklavenhandel beteiligt. Dir sage ich damit nichts Neues, aber der arabische Sklavenhandel ist ein eigenes Kapitel, das sich von der Spätantike bis in die Gegenwart zieht. Und afrikanische Völker haben schon lange vor Beginn des europäischen Kolonialismus Sklaven gehalten, und mit ihnen Handel getrieben. Es ist tatsächlich so, daß der europäische Sklavenhandel ohne afrikanische und arabische Sklavenhändler gar nicht möglich gewesen wäre, denn die Europäer gingen selbst fast nie auf Sklavenjagd. Dies war ihnen zum einen kaum möglich, da sie kaum jemals tiefer in den afrikanischen Kontinent vorstießen, zumindest bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Zum anderen (und das ist der wichtigere Grund) war es auch überhaupt nicht nötig, da die arabische und afrikanische Seite großes Interesse daran hatte, mit den Europäern Handel zu treiben.

Wenn heutzutage der Sklavenhandel thematisiert wird, handelt es sich fast immer um den atlantischen Dreieckshandel, und der Anteil afrikanischer Staaten, Stämme und Warlords wird beinahe immer heruntergespielt, wenn er überhaupt erwähnt wird. Über die tatsächlichen Abläufe und Verhältnisse des Handels europäischer Staaten mit afrikanischen und arabischen Sklavenhändlern herrscht bei den meisten absolute Unkenntnis, und dies liegt auch daran, wie diese Sachverhalte in vielen Medien dargestellt werden.

Ich halte dies für einen absolut ungenügenden Zustand, an dem bei dem herrschenden Zeitgeist allerdings wohl kaum etwas zu ändern ist. Ich möchte betonen (falls dies nötig ist), daß es mir nicht um eine Relativierung des europäischen Sklavenhandels geht. Aber ohne den Anteil des arabischen und afrikanischen Sklavenhandels in vollem Umfang zu berücksichtigen, kann man weder den europäischen Sklavenhandel nachvollziehen, noch den größeren, beinahe weltweiten Handel mit afrikanischen Sklaven. Arabische Sklavenhändler verkauften afrikanische Sklaven bis nach Indien und China.
 
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Dies ist insofern von Bedeutung, daß nach dem Berliner Straßengesetz die Benennung von Straßen nach Personen, Orten oder Ereignissen, die mit dem Kolonialismus oder der Sklaverei zusammenhängen, unzulässig ist. Wenn Amo also kein Sklave war, sondern im Gegenteil Angehöriger der afrikanischen Elite, die selbst Sklaven hielt, mit Sklaven Handel trieb, könnte die Umbenennung der "Mohrenstraße" in "Anton-Wilhelm-Amo-Straße" unrechtmäßig gewesen sein.
Dat is vollkommener Quatsch.

Eine Benennung könnte allenfalls dann unrechtmäßig/unangebracht sein, wenn die Person selbst in Kolonialismus und Sklavenhandel involviert gewesen wäre. Das ist aber, wenn er bereits als Kind nach Europa übersiedelte und von da ab mit den afrikanischen Kontexten erstmal nicht mehr viel zu tun hatte, offensichtlich nicht gegeben.
Angeblich soll er 1703 geboren und 1707 oder 1708 nach Braunschweig gekommen sein, von wo aus die weitere Laufbahn sich entwickelt.

Wenn man also nicht unterstellen wollte, dass der junge Amo schon im zarten Alter von 3-4 Jahren Sklaven an die Niederländer vertickt hätte, was reichlich weit hergeholt erscheint, während er dazu von Norddeutschland aus kaum Gelegenheit gehabt haben wird, könnte man ihm also wohl allenfalls vorwerfen aus einer Familie oder Schicht zu stammen, die irgendwie in den Sklavenhandel verstrickt war.
Das dürfte aber ohne eine konkrete eigene Beteiligung kaum ausreichen, um in irgendeiner weise diesem Grundsatz zu unterfallen (ein Gesetz, dass das dezidiert verbieten würde habe ich übrigens nicht finden können), denn der ist sicherlich nicht dazu ersonnen worden, Namen von den Straßenschildern zu tilgen, nur weil deren Träger mit irgendwem verwandt waren, der sich unschicklich benommen hat.

Zumal man Begriffe wie "Schicht" oder "Elite" beliebig weit ausdehnen könnte.

Wenn die bloße Möglichkeit, dass er aus einer solchen Familie oder Gruppe gestammt haben könnte, die irgendwie mit dem Sklavenhandel in Verbindung stand oder auch nicht, erübrigt sich diese Diskussion, das hat keine Substanz.
 
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zum Begriff "Mohr"

ein Satz aus dem Interview:
Aber es hat keine Relevanz, wie es gemeint war oder wie Historiker das einordnen, sondern wie sich die betroffene Menschengruppe dabei fühlt.
 
Zum von @beetle verlinkten Artikel:

"Man muss sich den Begriff mal angucken. Es wird immer gesagt, dass dieser Begriff ursprünglich für Mauren stand und eben nicht diskriminierend ist. Tatsächlich ist es aber so, dass der Begriff aus dem Griechischen und Lateinischen kommt und auszulegen ist mit "dumm", "töricht" und "einfältig" für schwarze Menschen."

Zu der Behauptung hätte ich ja gerne mal den Beleg gesehen, die scheint mir dann doch ziemlich abenteuerlich zu sein.

Im Besonderen auch wenn es um die Übernahme des Begriff in die deutschen Dialekte geht, die sich ja dann wahrscheinlich irgendwann im Mittelalter, also ausgerechnet um die Zeit der kulturellen Blüte der islamischen Reiche auf der iberischen Halbinsel vollzogen haben dürfte.

Schwer vorstellbar, dass ausgerechnet damit Begriffe wir "töricht" oder "dumm" asoziiert worden wären.
 
Davon abgesehen, lässt es sich ganz vortrefflich darüber streiten, ob der Begriff "Mohr" rassistisch konnotiert ist. Bei "Neger" ist die Lage klar, bei "Mohr" jedoch nicht. Warum etwa heißen viele Apotheken in Deutschland "Mohrenapotheke"? Warum warb Sarotti mit einem Mohr? Noch in der Belle Époque hatte das "Mohrenland" eine durchaus positive Konnotation: Gelehrsamkeit, Feinsinnigkeit, Mystik.
Annekdotisch zum Thema historische Konnotation:

Karl Marx wurde im Familien- und Teilweise Freundeskreis zum Teil mit dem Spitznamen "Der Mohr/Mohr" betitelt. Findet man einige Male auch im schriftlichen Briefverkehr zwischen Marx und Engels.

Über diese Korrespondenz gibt es mittlerweile auch ein Buch von Klaus Körner mit dem einschlägigen Titel: "Dear Frederick! Lieber Mohr! Friedrich Engels und Karl Marx in Briefen."

Spricht jetzt für mich auch nicht unbedingt dafür, dass der Begriff historisch um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum in irgendeiner Form als despektierlich betrachtet worden wäre.
 
@beetle das Resümee des verlinkten Aufsatzes
Der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gegenüber einer weitgefassten Verwendung des Begriffs Rassismus im Zusammenhang mit der frühneuzeitlichen Bedeutung des Begriffs M* ist somit nicht haltbar. Vielmehr hängt die Verwendung eines auf die Legitimationsfunktion zielenden, eines eng- oder weitgefassten Rassismus-Begriffs vor allem davon ab, wie sich die Autor*innen theoretisch und politisch verorten.
macht auf mich keinen sonderlich stichhaltigen Eindruck.
 
Zum von @beetle verlinkten Artikel:

"Man muss sich den Begriff mal angucken. Es wird immer gesagt, dass dieser Begriff ursprünglich für Mauren stand und eben nicht diskriminierend ist. Tatsächlich ist es aber so, dass der Begriff aus dem Griechischen und Lateinischen kommt und auszulegen ist mit "dumm", "töricht" und "einfältig" für schwarze Menschen."

Zu der Behauptung hätte ich ja gerne mal den Beleg gesehen, die scheint mir dann doch ziemlich abenteuerlich zu sein.
Im "Postkolonialen Wörterbuch" heißt es:
"Das Wort „Mohr“ geht etymologisch sowohl auf das griechische „moros“ zurück, welches „töricht“ oder auch „dumm“ bedeutet. Aber auch auf das lateinische „maurus“, das für „schwarz“, „dunkel“ und „afrikanisch“ steht."
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass das Wort gleich zwei Wurzeln hat. Wie ich lese, nannten die Römer die Berber Mauren (mit dem Königreich und dann den römischen Provinzen Mauretania), und das wird mit einer etwas dunklere Hautfarbe zusammenhängen. Auf die Mauren geht der Mohr zurück. Man möge mich bitte korrigieren, wenn ich mich irre, aber ich habe den Verdacht, dass einfach Zusammenhänge erfunden werden, um die eigene kulturpolitische Agenda zu befördern.
 
Zeuske schreibt:

„Die Analyse der Dokumente erlaubt es uns festzuhalten, dass weder der junge Amo noch der Amo am Hof in Wolfenbüttel jemals Sklave gewesen ist. Der Vertrag von 1706 erlaubt es im Gegenteil, von Amo als Mitglied einer indigenen Sklavenjäger- und Sklavenhalter-Gemeinschaft zu sprechen“.
Muss ich da die Berliner Zeitung kaufen, um nachzulesen, was er gefunden hat?
 
Im "Postkolonialen Wörterbuch" heißt es:
"Das Wort „Mohr“ geht etymologisch sowohl auf das griechische „moros“ zurück, welches „töricht“ oder auch „dumm“ bedeutet. Aber auch auf das lateinische „maurus“, das für „schwarz“, „dunkel“ und „afrikanisch“ steht."
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass das Wort gleich zwei Wurzeln hat.

Was Du da zitierst, ist auch Stuss. Da geht alles durcheinander. Kein Wunder, als "Quelle" wird eine Apotheken-Website angegeben. Wörterbücher wurden offensichtlich nicht zu Rate gezogen, von etymologischen Wörterbüchern ganz zu schweigen.

Es gibt kein lateinisches Wort maurus, welches 'schwarz/dunkel' bedeutet. Das lateinische Wort Maurus bedeutet ursprünglich 'Maure', also einen Bewohner Mauretaniens. Das entsprechende griechische Wort Μαῦρος (auch: Μαυρουσος) bedeutet dasselbe.
Im Altgriechischen gibt es allerdings ein Wort μαύρος mit der Bedeutung 'dunkel'.
Es ist anzunehmen, dass das Wort für 'Maure' bzw. die geographische Bezeichnung 'Mauretanien' (Mauretania / Marouiaus / Μαυρουσία) aus dem Griechischen kommt und etymologisch mit dem Wort für 'dunkel' zu tun hat.

Der Zusammenhang mit "moros" (μωρός 'stumpfsinnig, dumm') ist offensichtlich an den Haaren herbeigezogen.
 
(entspricht es der Netiquette, sich hier im Forum zu duzen? Wenn nicht, dann ändere ich dies natürlich, wenn es gewünscht wird)

Im Internet ist es das Gegenteil von dem, was es bis vor 30 Jahren noch in der Gesellschaft war. Während im Real Life das Siezen weitgehend ein Zeichen der Hochachtung ist, ist es im Internet die maximale Distanzierung von der angesprochenen Person und kommt im Prinzip einer Beleidigung gleich. Also ja, es ist absolut üblich sich hier zu duzen und entspricht der Nettiquette.
 
Aber meint das Wort dort nicht eine kleinere Gruppe von Menschen als der Mohr, welcher im Deutschen ja einfach jemand mit dunkler Hautfarbe ist (jetzt ja nur mehr altertümelnd gebraucht, von Leuten mit einigem Mut oder Lust an der Provokation)?
Und ist es in Spanien auch eher veraltet?
 
Moro steht zunächst einmal für die Mauren, dann aber auch für Muslime im Allgemeinen und auch Ungetaufte. Ein ungetauftes Baby wird moro genannt. Moros sin rey (wörtlich: Mauren ohne König) sind eine 'aufgescheuchte' oder 'hysterische Menge' und auch bei den spanischen Linken ist der Begriff pejorativ, da der Begriff Moro mit den Kolonialtruppen verknüpft ist, welche im Bürgerkrieg als besonders brutal galten.
 
Zeichnung_Amos.png

Zeichnung Amos im Stammbuch (St. 83, Bl. 111r) eines unbekannten Jenaer Studenten als Illustration zu seinem Eintrag vom 2. März 1746. Copyright Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Jena.

Wir sehen eine junge Frau, die in der linken Hand eine Tabaksdose hält, der sie eine Prise entnommen hat. Tabak zu schnupfen war zu Amos Zeit auch in der Damenwelt üblich. Die Zeichnung illustriert in einem Stammbuch ein durch Amo leicht abgewandeltes Zitat aus dem "Handbuch der Moral" des Stoikers Epiktet: Religionis ac pietatis erga Deum verum principium est rectas de EO habere opiniones;
Link: Meine Homepage - Projekte
 
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Ein paar Gedanken dazu …
Das Wort "Mohr" taucht im allgemeinen Sprachschatz kaum mehr auf und gehört auch nicht zum gewöhnlichen Vokabular des Deutschunterrichts, deswegen ist es zweifelhaft, ob "weite Teile der Menschen in Deutschland mit subsaharaafrikanischem Hintergrund" diesen Begriff überhaupt kennen, geschweige denn eine Meinung dazu haben. Die Umbenennung ging denn auch auf die grüne Bezirksverordnetenfraktion zurück, nicht auf Beschwerden aus weiten Teilen der migrantischen Bevölkerung.

Davon abgesehen, lässt es sich ganz vortrefflich darüber streiten, ob der Begriff "Mohr" rassistisch konnotiert ist. Bei "Neger" ist die Lage klar, bei "Mohr" jedoch nicht. Warum etwa heißen viele Apotheken in Deutschland "Mohrenapotheke"? Warum warb Sarotti mit einem Mohr? Noch in der Belle Époque hatte das "Mohrenland" eine durchaus positive Konnotation: Gelehrsamkeit, Feinsinnigkeit, Mystik.

Stereotypen, gewiss, aber ich halte nicht viel davon, deren bloße Existenz als Rassismusbeweis abzutun. Niemand käme darauf, von Rassismus zu sprechen, weil Deutsche weltweit als humorlos, Spanier als heißblütige Liebhaber und Finnen als chronische Alkoholiker gelten.Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass historische Sachverhalte verdienen, differenziert betrachtet und nicht mit Aktionismus abgehandelt zu werden. Die Tatsache, dass Afrikaner (und Araber) am Sklavenhandel in den Kolonien beteiligt waren, ist vielen Menschen ebenso wenig bewusst wie der Umstand, dass Sklaverei ein globales Phänomen war und ist.

Ich bin sogar der Meinung, dass dieser "Haltungs-Aktionismus" das genaue Gegenteil erreicht von dem was er erreichen will, oder vorgibt, erreichen zu wollen.

Dem Kampf gegen wirklichen Rassismus, Rassismus, über den man dringend sprechen müsste, erweisen solche gratismutigen Aktionen und gratismutigen Aktivisten einen Bärendienst.
Ich kann auch Leute nicht ernst nehmen, die allen Ernstes glauben, dass sie eine ekelhafte Sache, einen Missstand dadurch beheben, bekämpfen oder auch nur etwas erträglicher machen, indem sie ein böses, böses Wort auf den Index setzen. Die schlechte Sache, der Skandal, der Missstand, verschwindet nicht durch Umbenennung. Die verschwindet auch nicht, indem man sie einfach nicht zur Kenntnis nimmt, sie verschweigt, verharmlost, tabuisiert oder euphemistisch verschleiert.

Niemandem wird damit geholfen, nichts wird damit erreicht oder verbessert, es führt nicht dazu, dass es weniger Rassismus gibt, weniger Hass oder auch nur, dass Rassismus erträglich wird, nein!

Mehr noch, wenn immer wieder und wieder läppische Nichtigkeiten, die im Grunde keinem Menschen wehtun, zum ungeheuren Skandal aufgeblasen werden, wenn man sich an solchen Nichtigkeiten abarbeitet, wenn so etwas im öffentlichen Diskurs so große Aufmerksamkeit erfährt, während gleichzeitig wirklich skandalöse Dinge, skandalöser Rassismus, totgeschwiegen werden, dann banalisiert man wirkliche Missstände, wirklich ekelhaften Rassismus.

Der Rassismus-Vorwurf ist in den letzten Jahren so exzessiv und inflationär gebraucht worden, dass der Begriff so ausgehöhlt und sinnentleert wurde, dass er praktisch wertlos geworden ist. Rassismus lässt sich wissenschaftlich definieren. Wenn aber alles und jedes, das dieser Definition gar nicht entspricht, in diesen Topf geworfen wird und als "rassistisch" identifiziert wird, wenn überall und hinter jedem Busch ein rassistisches Komplott verortet wird und jeder jeden als "Rassist" und "Nazi" betitelt, dann ist am Ende nichts mehr rassistisch, keiner mehr ein Rassist. Mit dem inflationären Nazi-Vergleich, verharmlost man die Nationalsozialisten und den NS, verharmlost und banalisiert man Rassismus, über den man dringend sprechen müsste.

Der Rassismus-Vorwurf, auch der Nazivergleich ist in den letzten Jahren durch inflationären Gebrauch so ausgehöhlt und sinnentleert worden, dass er jede Bedeutung verloren hat. Er ist verkommen zur moralischen Keule, zum bequemen Totschlagsargument, mit dem man jeden Widerspruch im Keim erstickt, jedem Kontrahenten über den Mund fährt und ihn diskreditiert. Ja, wenn der Kontrahent am Ende noch so einer, ein "Nazi", ein Rassist" ist, dann muss man sich fragen, ob er überhaupt am Diskurs teilnehmen darf, ob er nicht unverzüglich gecancelt, aufgespürt, gemeldet, ausgestoßen gehört. Das ist sehr praktisch, da man sich gar nicht damit auseinandersetzen muss, aber es tötet und vergiftet jeden Diskurs, ist im Grunde unendlich infantil.
 
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