Doch, er wusste es. Wir können davon ausgehen dass er gute Quellen hatte.
Oh ja, er hatte fantastische Quellen. Er hatte die Protokolle der cheruskischen Generalstabsbesprechungen auf seinem Schreibtisch liegen, daneben die Generalstabskarten der Germania Magna im Maßstab 1:200.000 und nicht zuletzt das Traumtagebuch des Germanicus zur Hand, in dem nachzulesen war, wovon der Feldherr Nacht für Nacht geträumt hat.
Und dann hat er sich leider alle Mühe gegeben, sein Material so wirr und unverständlich aufzubereiten, dass Historiker seit Generationen auf Zigtausend Seiten versuchen, das tatsächliche Geschehen zu enträtseln und wir im Geschichtsforum uns in Zigtausenden Beiträgen die Finger wundtippen.
Die Schlachtszenen sind so eindrücklich und farbig gestaltet, dass sich mir immer wieder der Vergleich mit den Schlachtszenen aus einem Hollywoodschinken aufdrängt: Der Feldherr hält seine Ansprache, die Trompeten schmettern, die Kavallerie stürmt los, man sieht Infanteristen in Schlamm und Blut waten, man sieht verwundete Pferde zusammenbrechen, aber wie die Aufmarschwege auf der Landkarte aussehen, erfährt man nicht.
Anders als Cassius Dio schmückt er weniger aus, sondern verdichtet, kondensiert das Material
Im Ernst?
Was schreibt denn Dio über die Feldzüge des Germanicus?
Einen einzigen Satz (Übersetzung Goetz-Welwei):
"Weil Germanicus aber neue Unruhen (der Soldaten) befürchtete, fiel er in Feindesland ein, wo er sich einige Zeit aufhielt, indem er die Truppen zugleich in Aktivität hielt und in reichlichem Maße aus der Beute versorgte."