Rom, seine Küche und wer hat's schon selber ausprobiert?

Bockstein, Liebstöckel (getrocknet u. gerebbelt) solltest du bei einigermaßen sortierten Lebensmittelmärkten über Discounterstufe in der Gewürzabteilung finden können, mehrheitlich im Bio-Segment - so ist's zumindest hier.
 
muß sich um einen entwickelten Landstrich handeln
Sowieso, wir sind anderen Landstrichen mindestens ein halbes Zeitalter voraus. Das Kraut wächst hier in jedem Vorgarten, wir essen's frisch vom Busch, böse Geister machen wegen dem Gewächs einen weiten Bogen um unsere Region, während unsere Kids es beim Versteckspiel nutzen (wächst ausladend, ca. 2 m hoch). Wir tragen alle Stöckelschuh, sind lieb zueinander, furzen nicht. Wer nicht mindestens einmal die Woche zum Essen nach Apicius mit levisticum officinale lädt, hat die Wahl, Exil oder ne Flasche Maggi auf Ex - die Große natürlich.
 
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Bezüglich Liebstöckel, dieser ist in dem von mir eingestellten Rezept ebenfalls enthalten, sehe ich kein zwingend, das ist ne Geschmacksfrage. Ich selbst würde nicht drauf verzichten, da ich seine Würznote sehr schätze.
Ist ein wenig OT, aber falls Lukullus, der anscheinend Wildschwein mag, auf die Idee kommt, nach antiker Art sein Wild selbst zu jagen, Vorsicht, wenn es in der Dickung auf mal stark nach Liebstöckel oder auch Maggi riecht, das ist der verräterische, und gleichzeitig gefährliche, Geruch vom Wildschwein.......
 
@Rappaul, da ich avatarsichtlich unter schwerem Kelten-Gallier-Obelix-Trauma leide, beschränken sich meine aktuellen Jagdgelüste auf das Aufstöbern von Pilzen.
Dass Wildschweine unter Maggi-Sucht leiden ist mir vertraut. Als Funghi-Jäger bin ich viel im Unterholz unterwegs, sehe häufig Spuren und vernehme Fluchtgeräusche, sehe seltener die Viecher selbst, doch ihre Schlummerkuhlen verströmen das Liebstöckel-Bouquet. Vor 2 Wochen durfte ich den Duft ganz hautnah erleben, habe einen Förster im Wald getroffen der seinen Abschuss in seinen Offroader verlud - das Aroma ist wirklich eindrücklich.

Apicius war die wildwutzeigene Maggi-Note jedenfalls nicht ausreichend, der hat fast alle Soßen zum Wildschwein mit Liebstöckel gepeppt (De re coqinaria VIII):
  • Reibe Pfeffer, Liebstöckel, Majoran, ausgekernte Myrtenbeeren, Koriander und Zwiebel; gieße Honig, Wein, Brühe und etwas Öl hinzu, mache es heiß, ziehe es mit Kraftmehl ab und gieße es zum Wildschwein, welches im Ofen schmort. So mache es auch mit allen Arten Wildfleisch.
  • Pfeffer, Liebstöckel, Selleriesamen, Minze, Thymian und geröstete Pinienkerne; Wein, Essig, Brühe und ein wenig Öl. Wenn der einfache Sud kocht, dann tue die geriebene Masse daran und vermenge es mit Zwiebel und einem Bündchen Raute; willst du die Soße fett machen, füge noch flüssiges Eiweiß zu, rüttele die Soße behutsam, streue geriebenen Pfeffer darüber und richte es an.
  • Pfeffer, Liebstöckel, Kümmel, Silphium, Majoran, Pistazienkerne, Feigendatteln, Honig, Senf, Essig, Brühe und Öl.
  • Pfeffer, Feldkümmel, Liebstöckel, gestoßenen Koriandersamen, Dillsamen, Selleriesamen, Thymian, Majoran, Zwiebeln, Honig, Essig, Senf, Brühe und Öl.
  • Pfeffer, Liebstöckel, Kümmel, Dillsamen, Thymian, Majoran, etwas Silphium, etwas mehr Erucasamen [Rucola], gieße reinen Wein zu, etwas grüne Kräuter, Zwiebel, geriebene Pontische Mandeln, Datteln, Honig, Essig und etwas reinen Wein; färbe es mit eingekochtem Most, Brühe und Öl.
  • Reibe Pfeffer, Liebstöckel, Majoran, Selleriesamen, Laserwurzel*, Kümmel, Fenchelsamen, Raute, Brühe, Wein und Rosinenwein, laß es kochen, wenn es gekocht hat, ziehe es mit Kraftmehl ab, bedecke das Fleisch innen und außen damit, laß es von allen Seiten durchziehen, und richte es an.
(Übersetzung: E. Danneil 1911)

* In der Antike verwendetes, sauteures Würzmittel aus dem Gebiet Cyreanaika. Die Pflanze ist wohl bereits während der frühen Kaiserzeit ausgestorben. Eine sichere botanische Einordnung entlang antiker Schriften ist nicht möglich.

Da der ortsansässige macellarius gerade regelmäßig aprum im Angebot hat, wird eine dieser apicianischen Variationen definitiv in Kürze verkochlöffelt.
 
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