1.WK - Einfluss Englands auf die Schweiz ?

ein Kopfschuss wird zumeist nicht überlebt...
Interview: ?Kopfschuss kann man überstehen? | Politik

...das unterscheidet ihn gravierend von einer (wenn auch nur knapp und nicht für alle) überstehbaren Hungerzeit.
Jetzt nicht die Blockade Deutschlands betreffend, allerdings gute 20 Jahre später im damaligen Leningrad:

"Die Alkoholiker starben sehr schnell weg..." Georgi Kukagin, Tagebuch (Petersburger Stadtmuseum)

"Mit mir im selben Haus wohnte eine junge Frau mit Zwillingen. Im ersten Blockadewinter lagen beide im Sterben. Auch sie hatte nicht mehr lange zu leben. Sie sah schwach, verlassen und einsam aus.
Eines Tages fasste sie einen Entschluss. Ich weiß nicht, wie ich das nennen soll - ein Verbrechen oder eine mutige Tat? Nein, diese Worte klingen falsch. Vielleicht gibt es in der menschlichen Sprache dafür keinen Ausdruck. Sie hatte realisiert, dass sie nicht beide Söhne durchbringen würde. Also hörte sie auf, den einen Zwilling zu füttern. Er starb.
Aber der zweite stand die schlimme Zeit durch. Ich habe ihn gestern gesehen, wie er im Hof spazierte. Ein dünner, blasser Knabe mit traurigem Blick - aber am Leben.
" Leonid Pantelejew, Lebendige Erinnerungen

Die Belagerung Leningrads war natürlich um vieles brutaler, als die Seeblockade Deutschlands im I. WK. Die Hintergedanken allerdings ähnlich.
 
Jetzt nicht die Blockade Deutschlands betreffend, allerdings gute 20 Jahre später im damaligen Leningrad:
[...]
Die Belagerung Leningrads war natürlich um vieles brutaler, als die Seeblockade Deutschlands im I. WK. Die Hintergedanken allerdings ähnlich.

Ich habe befürchtet, dass das Bsp. Leningrad käme. Nur ist hier die Sachlage ganz anders. In Leningrad war es tatsächlich das Ziel, die Bevölkerung nicht auzuhungern um die Kommandantur zur Aufgabe zu zwingen, sondern im rassistischen Konzept des Vernichtungskrieges verhungern zu lassen, a) um an der Stadt die Lenins Namen trug ein Exempel zu statuieren und b) um den geplanten Gau Ingermanland (Generalplan Ost) einrichten zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Vorrednern kann man sich nur anschließen. Wer mag, kann im Leningrad-Thema die Ausrottungspolitik nachlesen.
 
Da bin ich mächtig falsch verstanden worden, oder habe es wohl eher falsch angepackt. Ich wollte Leningrad und die Blockade gegen Deutschland nicht an sich miteinander vergleichen. Mir kam es auf die Auswirkungen einer Hungerblockade an. Hatte eben die von mir zitierten, schriftlichen Zeugnisse zur Hand.
In Leningrad ging es um das perfide Verhungernlassen an sich und war kein Druckmittel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Freund Maddin meint folgendes

Bei der Objektivität von Wikipedia-Texten habe ich partiell ernste Zweifel.

Vielleicht war die Schweiz kein großer Nahrungsmittel-Exporteur, aber sie war immer schon umfassend industrialisiert und exportorientiert. Auf die Ressourcen der Schweiz hätte das Deutsche Reich sicher gern zurückgegriffen, denn in Kriegszeiten braucht man alles. Und die Schweiz lag strategisch günstig zwischen Deutschland und Italien, zweier (anfangs) Verbündeter. Darüber hinaus war die Schweiz ein Auffangbecken für politisch Gestrandete (u.a. Lenin) - darum ließen die Engländer und Franzosen nichts anbrennen. Es wimmelte dort von Agenten/Spionen aller Nationalitäten.

Zu Ferdinand Sauerbruch ist zu sagen, dass er vor dem 1. WK in der Schweiz lebte und arbeitete. Er beschreibt in seinem Buch die Tragödie, das bei Kriegsausbruch alle "Gastarbeiter" in CH sich voneinander verabschiedeten, in ihre Heimatländer zurückkehrten und dann aufeinander schießen mussten.
 
Bei der Objektivität von Wikipedia-Texten habe ich partiell ernste Zweifel.

Vielleicht war die Schweiz kein großer Nahrungsmittel-Exporteur, aber sie war immer schon umfassend industrialisiert und exportorientiert. Auf die Ressourcen der Schweiz hätte das Deutsche Reich sicher gern zurückgegriffen, denn in Kriegszeiten braucht man alles. Und die Schweiz lag strategisch günstig zwischen Deutschland und Italien, zweier (anfangs) Verbündeter. Darüber hinaus war die Schweiz ein Auffangbecken für politisch Gestrandete (u.a. Lenin) - darum ließen die Engländer und Franzosen nichts anbrennen. Es wimmelte dort von Agenten/Spionen aller Nationalitäten.

Zu Ferdinand Sauerbruch ist zu sagen, dass er vor dem 1. WK in der Schweiz lebte und arbeitete. Er beschreibt in seinem Buch die Tragödie, das bei Kriegsausbruch alle "Gastarbeiter" in CH sich voneinander verabschiedeten, in ihre Heimatländer zurückkehrten und dann aufeinander schießen mussten.

Auf die Frage, welcher "Maddin" eigentlich gemeint ist, bist du noch nicht eingegangen. Ist der Komiker Martin Schneider gemeint, der als "Maddin" auftritt?
Martin Schneider ? Wikipedia

Wenn es der nämliche sein sollte, weiß er schon, dass er dein Freund ist und du ihn als Autorität vorschiebst, um Quark zu verzapfen.

Falls du nicht, wie ich anfangs vermutete noch sehr jugendlichen Alters bist, handelst du dir da womöglich noch Ärger ein.

Nicht jeder Komiker hat was Persönliches betrifft, Humor. Atze Schröder hetzte Zeitgenossen, die seinen wirklichen Namen veröffentlichten, teuer bezahlte Anwälte auf den Hals.
 
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges traf die Schweizerpolitik überraschend. Wie es im 19. Jahrhundert üblich war, wenn die Nachbarstaaten in Kriege verwickelt wurden, erklärte der Bundesrat die Neutralität. Damit verbunden waren auch Sondervollmachten für den Bundesrat. Am 1. August 1914 gab es eine Mobilmachung und es wurden ca. 220 000 Mann eingezogen. Ulrich Wille wurde von der Bundesversammlung zum General gewählt.
Ich gehe hier nun nicht näher auf die Person Ulrich Willes ein, kann dies gerne mal tun. Mir geht es hier um die Kriegswirtschaftlichen Probleme der Schweiz während des ersten Weltkrieges.
Der Aussenhandel der Schweiz mit vielen Ländern litt seit Kriegsbeginn sehr stark, auch wenn Deutschland und bis zu ihrem Kriegseintritt die USA die Versorgung mit Lebensmittel, chemischen Produkten, Kohle und andern Rohstoffen aufrechterhielten. Der Export bestand aus Munition, Aluminium oder Zement. Die Entente duldete diese Umgehung ihrer Blockademassnahmen durch die Schweiz aber nicht lange. Im Herbst 1915 musste der Bundesrat die Bildung der Sociéte suisse ds surveillance économique einwilligen. Diese Institution überprüfte vor Ort das keine von der Entente gelieferten Ware an die Mittelmächte weitergeleitet wurde.
Deutschland, das in dieser Zeit nur ein halb so wichtiger Aussenhandelspartner war, setzte 1918 eine ähnlich funktionierende Schweizerische Treuhandelsstelle für Überwachung des Warenverkehrs durch. Somit konnte die Schweiz keine souveräne Aussenhandelspolitik mehr betreiben.
Es gab schon bald Versorgungsengpässe, der Index des Konsumentenpreises stieg von 100 Punkten im Jahre 1914 auf gut 230 Punkte im Jahr 1919, dies war gleich stark wie in Deutschland und Grossbritannien. Die Bauern konnten zwischen 1914 und 1919 60 Prozent der benötigen Lebensmittel produzieren. Der Rest musste importiert werden.
Der Bundesrat griff, trotz seinen Vollmachten, erst spät in die wirtschaftlichen Missstände ein. 1915 beschloss er ein Getreidemonopol und erst im Herbst 1917 wurden die Grundnahrungsmittel rationiert. Die Bevölkerung in der Schweiz litt unter den wirtschaftlichen Missständen massiv. Was dann zum Endeffekt zum Landesstreik führt.

Weltkrieg, Erster

Société suisse de surveillance économique (SSS)

Schweizerische Treuhandstelle für Überwachung des Warenverkehrs

Buchtipp: Georg Kreis: Insel der unsicheren Geborgenheit. Die Schweiz in den Kriegsjahren 1914 bis 1918. Nzz Libro Verlag. 304 Seiten
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben