Was sich für die letzten Monate des Krieges aber nachweisen läßt, ist die "Inhaftnahme" des gesamten deutschen Volkes für die Verbrechen des NS,........ein starkes Bild der Schuldzuweisung durch die ns Eliten an das eigene Volk, mit der implizierenden Aussage: "Nicht nur wir sind schuldig, sondern auch ihr".
Sehe ich auch so. Mir ist der Begriff der "Schicksalsgemeinschaft" noch dazu eingefallen, um den Symbolgehalt noch ein wenig zu erweitern.
Ich will mich dabei gar nicht primär an der Musik oder einzelnen Textpassagen von Wagner orientieren, sondern eher daran, dass er durch seine Themen die "germanische Mythologie" bzw. auch deren Fortführung in den Nibelungen Symbolwelten aktualisiert und verstärkt hat. Dabei orientiere ich mich eher bei meiner Sicht an Ernst Cassirer als an einer musikalischen Deutung von Wagner.
Zu diesem Thema formuliert Kershaw zusätzlich interessante Thesen, die Deutungsangebote für die Endphase bereit stellen.
1. Kershaw konstatiert in Anlehnung an Below nach dem endgültigen Mißerfolg der Ardennen -Offensive: "Hitler hatte durchaus nicht den Kontakt zur Realität verloren"...(Hitler, 1889-1945, S. 960). Und berichtet durch Below folgende Aussagen von Hitler: " Wir kapitulieren nicht, niemals. Wir können untergehen. Aber wir werden eine Welt mitnehmen." (S. 960) Ähnlich hat sich Speer geäußert.
2. Und im folgenden untersucht Kershaw das Ringen der politischen Eliten um die Möglichkeit eines separaten Friedensschlusses. Dabei gab es im Prinzip drei Parteien. Hitler lehnte eigentlich jede Lösung ab und wurde durch Bormann, Keitel, Dönitz und seine getreuen in der WM unterstützt, weil klar war, dass die Voraussetzung immer die Beseitigung von Hitler war. Die West-Fraktion, die die Mehrheit der "Friedenssucher" bildete, gruppierte sich um Göring, Guderian, Himmler und auch Goebbels. Allerdings ergaben sich deutliche Unterschiede in der Intensität, wie im Fall von Goebbels.
Folgt man Kershaw dann ist der aktivste Gegenspieler in dieser Phase wohl Guderian, der die militärischen Notwendigkeiten durchsetzen muss, gegenüber dem Wunschdenken von Hitler. Allerdings ergaben sich innerhalb der WM / NS-Eliten keine klaren Frontenbildungen, da dieses potentiell als Hochverrat zu interpretieren gewesen wären. Und zuletzt ein Ribbentropp, der vollkommen isoliert in diesem Umfeld der NS-Eliten, die Ost-Fraktion bildete und mit Stalin gegen Churchill kämpfen wollte.
3. Dass Hitler diesen Aktivitäten, die er teilweise kannte und teilweise passiv akzeptierte, keine Chance einräumte, lag an seiner generellen politischen Bewertung. Die entscheidende Voraussetzung aus seiner Sicht war, und das klang auch in den bisherigen Beiträgen immer an, der Bruch im Bündnis der Allierten. Und darauf zielte die Offensive in den Ardennen auch in ihrer politischen Wirkung, vor allem für die USA, ab.
4. Dass es letztlich zu keiner Aktion langte, die einen Friedensschluss erzwang, lag an der "Nibelungentreue". Kershaw formuliert es folgend: "Und die "charismatische gemienschaft" war ihrem inneren Wesen nach gezwungen, dem Führer zu folgen, von dem sie stets abhängig gewesen war. Das galt selbst dann, als er sie erkennbar in den Untergang führte". (ebd. S. 974).