Feuergeschwindigkeiten fernab von Spekulationen
Was haben da Vorderladerschützen dagegen gemacht ?
Einmal mit dem Ladestock leer durchstossen ? , eine gewisse Zeit vor dem
nächsten Nachladen abgewartet ?
Man hat nichts dagegen gemacht. Mit Pech wurden eben die Gewehrläufe so heiß, dass man sie kaum noch halten konnte. Aber ich habe bezeichnenderweise auch noch nicht davon gelesen, dass Feuersteine während eines Gefechts ausgewechselt wurden. Dennoch wurden Ersatzfeuersteine mitgeführt. Einige zigmal (ich kann mal nachschlagen wie oft ungefähr) konnte/kann man den Feuerstein verwenden bis er abgenutzt war/ist oder zersprang/zerspringt. Man darf sich eine Schlacht aber auch nicht als ein ständiges Feuern mit Musketen vorstellen. Zum anderen erlahmten die Schützen schon rein physisch.
Der gefilmte Schütze im ersten Youtubevideo schafft
diese rasche Schusssequenz aus mehreren Gründen.
1. Er schießt nicht mit Kugeln. Das Laden mit Kugeln und mit Exerzierpatronen weicht von dem Zeitaufwand deutlich voneinander ab. Daher nahm man damals auch schon die Zeit und ermaß wie oft man das Gewehr mit Exerzierpatronen oder gefechtsmäßig mit Patronen inkl. Kugeln laden und abfeuern kann. Drei bis viermal wurde ersteres und
zwei bis dreimal letzteres im Schnitt pro Minute erreicht.
Scharnhorst kommt in seiner Untersuchung
"Über die Wirkung des Feuergewehrs" von 1813 bei einem Versuch mit Soldaten auf 5 bis 8 Minuten, welche Soldaten für 10 gezielte Schüsse benötigten. In einem anderen Versuch lässt er 10 Soldaten 20 gezielte Schüsse abgeben, wobei die besten 7 Min. 30 Sek. und die langsamsten Schützen 13 bis 14 Minuten brauchten.
Man erkennt da eine ziemliche Differenz! Hinzu kommt, dass das
Salvenfeuer oft als wirksamstes angesehen wurde. Bei dem Salvenfeuer mussten aber die langsamen und schnellsten Lader zusammen anlegen. D.h. das Tempo richtete sich dann nach den langsamsten Schützen.
2. Der Schütze führt seine Handgriffe sehr "schlampig" aus. D.h. er geht nicht präzise jeden Schritt durch, spannt den Hahn etc. aus der Hüfte und schwingt direkt zum Schießen herrüber.
Von einem gezielten Schuss könnte bei einer solchen Ausführung genauso wenig die Rede sein, wie davon, dass man sowas früher bei dem Exerziertum der Zeit geduldet hätte.
3. Was
Martin Rohrmann richtig sagte. In der engen Formation kann man nicht so leicht hantieren. Man ist eingekeilt zwischen Kameraden, deren Gewehre es wiederum schwieriger machen z.B. an die Patronentasche etc. zu gelangen.
4. Man denke daran, dass man solch ein Laden auch nicht mit einer Gefechtssituation vergleichen (im Sinne von gleichsetzen) kann. Im Gefecht ist man mehr in Hektik... Kanonenkugeln schlagen ein, die anderen Soldaten sind ebenso in Hast. Man hat keine Seelenruhe beim Laden, was allerdings andersrum auch anspornend sein kann.