Für das Reich und seine Territorien hat der Westphälische Frieden meiner Ansicht nach die allergrößte Bedeutung, denn er schreibt endgültig die Handlungsunfähigkeit der zentralen Reichsorgane fest und macht das Reich von den Garantien ausländischer Mächte abhängig, was sich später als wirkungslos erweisen sollte. Zwar wird heute immer wieder hervorgehoben, daß z.B. endlich ein dauerhafter Reichstag an einem festen Ort etabliert wurde, doch dieser Reichstag hatte nichts zu entscheiden..
Für Deutschland markierte der Dreißigjährige Krieg und der Westfälische Friede in der Tat einen tiefen Einschnitt und das Ende einer Epoche: Das "Heilige Römische Reich" versank in politische und militärische Ohnmacht und wurde von den aufsteigenden Territorien der machtbewussten Landesfürsten endgültig überflügelt. Der römische Kaiser übte nur noch eine schattenhafte Herrschaft aus, was Zeitgenossen dazu veranlasste, vom HRR als einem "lebenden Leichnam" zu spotten.
Die Friedensbestimmungen lockerten die Reichseinheit beträchtlich, da die Fürsten volle Landeshoheit erhielten und sogar Bündnisse mit ausländischen Mächten abschließen durften. Auch territorial erlitt das Reich schwere Einbußen: Schweden erhielt Vorpommern, das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden als Reichslehen, Frankreich wurde im Besitz von Metz, Toul und Verdun bestätigt, die Niederlande und die Eidgenossenschaft schieden endgültig aus dem Reichsverband aus.
Durch die Kriegereignisse und den wirtschaftlichen Zusammenbruch, den Seuchen und Hungersnöte begleiteten, verlor Deutschland etwa 40% seiner Bevölkerung. In vielen Städten mordete der Krieg ein Drittel aller Einwohner dahin, auf dem Land mancherorts sogar die Hälfte. Die beträchtliche Entvölkerung weiter Reichsgebiete führte in der Zukunft zu gesellschaftlichen Um schichtungen und einem wirtschaftlichen Strukturwandel.
Wichtig waren immerhin die abschließenden Bestimmungen auf konfessionellem Gebiet, die für die Zukunft die Gefahr von innerdeutschen Religionskriegen bannten. So wurde der Augsburger Religionsfriede von 1555 bestätigt und auf die Calvinisten als dritte Konfession ausgedehnt. Gültig blieb auch der Grundsatz "Cuis regio, eius religio" (Wes das Land, des der Glaube) und dafür der Gebietsstand des Jahres 1624 für die Konfessionszugehörigkeit festgesetzt.
All das bedeutet freilich nicht, dass ganz Deutschland in Machtlosigkeit versank. Aus dem Heer der über dreihundert Territorien (exklusive der Reichsritterschaft) ragte der Vielvölkerstaat der Habsburger als Großmacht heraus, später gefolgt von Brandenburg-Preußen, das nach dem Siebenjährigen Krieg 1763 ebenfalls zur europäischen Großmacht aufstieg.
Dennoch wäre die Geschichte Deutschlands wohl anders verlaufen, wenn es die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges nicht gegeben hätte, der politische Gewichte und gesellschaftliche Strukturen in Zentraleuropa so entscheidend verändert hat.