Jetzt mal ein Vorschlag für ein Forschungsprojekt, das der Spezialist vermutlich aus x Gründen als undurchführbar erkennt: Wie Maglor bemerkte, ist die Herkunft des bairischen Herzogsgeschlechts der Agilolfinger unbekannt. Jörg Jarnut hat in seinen „Agilolfingerstudien“ versucht, plausibel zu machen, dass die Vorfahren dieses Geschlechts zum Teil aus der gallorömischen Oberschicht Aquitaniens stammen. Könnte mithilfe einer aDNA-Analyse diese Hypothese wahrscheinlicher gemacht oder widerlegt werden? Dazu bräuchte es Genmaterial eines Herzogs oder seiner Verwandtschaft. Und da gibt es vielleicht eine kleine Chance: Garibalds Tochter Theodelinde wurde, wie schon früher mal erwähnt, Königin der Langobarden. In der Theodelinde-Kapelle im Dom zu Monza ist ein Sarkophag zu besichtigen, in dem sich der örtlichen Überlieferung nach die sterblichen Überreste Theodelindes, ihres zweiten Mannes Agilulf und ihres Sohns Adaloald befinden sollen (G. Haseloff, Die Funde aus dem Sarkophag der Königin Theodelinda in Monza, in: Germania 1952, 568 ff). Im Jahr 1941 wurde der Sarkophag geöffnet, und neben spärlichen Resten einst prachtvoller Beigaben wurde eine „an organischen Bestandteilen reiche, staubähnliche Masse“ (Haseloff) und der Zahn eines jugendlichen Menschen gefunden. Das müsste einer von Adaloald sein, der wohl mit Mitte 20 starb. Falls dieser Zahn noch greifbar ist, könnte man neben einer Altersbestimmung und anderen Analysen auch versuchen, eine aDNA-Untersuchung durchzuführen. Wenn das gelänge, könnte man schauen, ob die Vorfahren des Zahnträgers wie die der im PNAS-Artikel analysierten Bajuwaren-Männer nur in Nordwesteuropa zu finden sind, oder ob es auch eine mediterrane Beimischung gibt. Die wäre dann mit gewisser Wahrscheinlichkeit auf Garibalds Vorfahren zurückzuführen, denn die restlichen Vorfahren Adaloalds (auch Theodelindes Mutter Walderada) waren sämtlich Langobarden, die selbst noch kaum Kontakt mit mediterranen Gruppen gehabt haben dürften.