Zu dieser „Pola“. Die Theorie stammt nach meiner Erinnerung aus einer Sonderausstellung „Mit dem Pfeil, dem Bogen...“ die, wenn ich mich nicht irre, vom Federseemuseum stammt. Der Katalog ist immer noch ein nettes Vademecum für den schnellen Zugriff auf frühe Funde in Sachen Jagdwaffen.
Das ganze hat nur einen Haken. Der Theorie liegt die Interpretation von wirklich fast kugelrunden gepickten, etwa tennisballgroßen Steinen aus einer Mousterienschicht vor.
Da kam dann der Vorschlag auf, diese als neandertalzeitliche Pola zu deuten.
M.E. handelt es sich jedoch eher um Schlagsteine aus der Geräteindustrie. Da liegen aus Frankreich einige Exemplare vor, Experimente haben gezeigt, dass sich genau die „gepickte“ Oberfläche ergibt, wenn sie als Schlagsteine zur groben Vorbereitung von Steinwerkzeugen eingesetzt werden. Die Kugelform ergibt sich aus der damit möglichen bequemen Handhaltung.
Ich denke auch, dass man einem Gerät per se nicht ansieht, ob es eine Waffe oder ein Werkzeug ist. Wenn man es genau nimmt, sind ja sogar viele „Waffen“ ab der Bronzezeit eigentlich Statussymbole und damit wohl eher der Kleidung, der Selbstinszenierung zuzurechnen...
(Weil: Sehr viele Einzelstücke, die einen ernsthaften Einsatz nicht aushielten...)
Wenn ich nach dem ersten Gerät suchte, dass offenbar die erste Waffe war, also ein Gerät, das in seiner Intension vermutlich eher dem Töten gewidmet war, bleibe ich auch bei den Speeren oder Lanzen hängen. Clacton-on-Sea wäre mein ältester Kandidat, ich kann mich da auch täuschen.
Weil: Auch das Schwert der Mittel-BZ hat seine Vorläufer in der Dolchen der Früh-BZ, die widerrum ihre Vorgänger in der Kupferzeit und letztlich in den neolithischen Dolchen finden.
Pfeilspitzen, nach einer gewagten Theorie vielleicht schon ab 14.000 BC im Einsatz, haben wieder ihre Vorgänger in den Geschossspitzen des Magdaléniens, des Aurignaciens oder vielleicht sogar im Moustérien.
Eine Lanze, ein Speer wird in der Absicht hergestellt, zu töten. Dass sie/er, wie das Lehringer Beispiel zeigt, wohl auch als Werkzeug diente, ergibt sich aus dem Umständen.
Aber, wenn, wie bei den Schöninger Exemplaren, das Gerät ballistisch optimiert ist, liegt die Intention auf Entfernung zu wirken, auf der Hand. Die Entfernungswirkung lässt m.E. schon eine starke Hypothese auf „Jagd“ zu.
Hier eine andere Theorie zur Verwendung zu erstellen...ich weiß nicht, ich fände sie unnötig und recht gewollt.
Bei Clacton-on-Sea oder beim Lehringer Fund liegt der Schwerpunkt wohl nicht im vorderen Drittel, beide Geräte sind wohl keine Speere.
Da aber zumindest beim Lehringer Exemplar ein Ende deutlich angespitzt ist, das andere aufgrund der Abriebspuren zwar irgendwie genutzt, aber nicht intentionell dafür vorbereitet, sprich irgendwie in irgendeine gezielte Richtung bearbeitet wurde, wäre für mich die primäre Absicht die Herstellung einer Waffe mit einer gewissen Stoßkraft und Entfernungswirkung.
Der Waldelefant, in dem sie gefunden wurde, würde dem vielleicht sogar zustimmen.
Für Clacton-on-Sea kenne ich leider keine näheren Untersuchungen, es ist, m.W. auch „nur“ ein Bruchstück.
Damit lässt sich m.E. jedoch keine Aussage über die „ersten Kampfhandlungen“ machen.
(Laut Bibel war es wohl, da Kain und Abel Hirte und Bauer waren, wohl erst im Neolithikum...)
Affen schlagen sich mit Holzknüppel. Aus der australopitecinen Oldowan-Industrie liegen genug „Pepple-Tools“ herum, die wohl nicht als Waffe gedacht, aber doch genutzt werden können. Ich wüsste nicht, warum ich dem Australopithecus eine Tötungshandlung untereinander nicht zutrauen sollte.
Ab wann allerdings Mord und Totschlag als kulturelles Ereignis und organisiertes Mittel diente um soziale Probleme zu „lösen“.....lt. Befund der Offnethöhle vielleicht Mesolithikum...
Eine bestimmte Bevölkerungsdichte bräuchte man schon für „Krieg“....
Thomas
OK, in manchen foren reichen schon zwei Mitglieder.......:cry: