althochdeutsches Wort eskin?

Gemeint ist der Ort Eschwege, dass damals offensichtlich noch nicht zu Hessen, sondern zu Thüringen gehörte ("tam civitates quam etiam curtes cum plenissimis eorum appertinentiis quocumque locorum sitis, id est Eskiniuuach, Frioda, Mulenhusa, Tutinsoda, Sletheim in regione Turingia in Germarene marcha")

Außerdem genannt: Frieda, Mühlhausen und Schlotheim. Tutinsoda existiert wohl nicht mehr, dürfte aber, da sich die Orte wie an einer Perlenkette an der Straße entlang ziehen, zwischen Mühlhausen und Schlotheim gelegen haben.

 
Asciugare ist allerdings ein Verb und dieses kommt wohl von exsucare, also von einer verbalisierten Komposition aus ex ('aus, heraus') und sucus ('Flüssigkeit', später 'Saft'). Mit Asche (ital. cenere) und Esche (ital. frassino) hat das wenig zu tun. Vgl. auch die ähnliche Bildung prosciugare (perexsucare). Man kann asciugare also mit 'entflüssigen' übersetzen.

...was ja genau die mythologische Bedeutung der Esche ist (ich zitiere mich selbst):

Die Wörter Asche (Ueberreste vom Feuer) und Esche (Baum) sind miteinander etymologisch verwandt:
- Asche spielt auf Trockenheit an ("die Trockene")
- bei den Eschen gab es einen alten Aberglauben, dass diese erosionsgefährdete Böschungen etc. wie durch Zauberkraft zusammenhalten können (und ev. dadurch Ueberschwemmungen vorbeugen). Der Name Esche würde dann so in etwa "die Trocknende" bedeuten.

was in etwa heisst: trocknen = aussaugen
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Dietemann:

so, Du willst also die Bedeutung des Namens von Eschwege wissen/erklärt haben? Warum hast Du das nicht gleich gesagt?

Grundsätzlich sollte man bei solchen Ortsnamensdeutungen nicht nur von einer Schreibweise, sondern die paar ältesten Schreibweisen miteinander vergleichen und sich einen Ueberblick machen. Hast Du eine Uebersicht über die paar ältesten Schreibweisen von Eschwege?

Dann sollte man auch noch je nachdem einen Blick in die Geschichte werfen, die archäologischen Funde betrachten, die Lage der Ortschaft, etc.

Im Falle von Eschwege gibt es bereits Deutungen des Ortsnamens:
Eschwege – Wikipedia

Der vordere Teil des Namens dürfte wohl unbestritten sein (eskin = eschen). Ueber den hinteren Teil liesse sich noch diskutieren. Gibt es noch andere Ortsnamen mit gleichem/ähnlichem Suffix?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wegen der Eschen und ihrer Funktion als Trocknende, das kannst Du in Keltische Mythologie von A-Z von Sylvia und Paul F. Botheroyd nachlesen. Der Rest ist das Ergebnis meiner eigenen Forschungen. Du kannst glauben, dass ich lange darum herumstudiert habe... Aber eben: vergleiche mit italienisch Asciugamano (Händetrockner).

die zeit hätte man offensichtlich besser einsetzen können

Asciugare ist allerdings ein Verb und dieses kommt wohl von exsucare, also von einer verbalisierten Komposition aus ex ('aus, heraus') und sucus ('Flüssigkeit', später 'Saft'). Mit Asche (ital. cenere) und Esche (ital. frassino) hat das wenig zu tun. Vgl. auch die ähnliche Bildung prosciugare (perexsucare). Man kann asciugare also mit 'entflüssigen' übersetzen.
 
...was ja genau die mythologische Bedeutung der Esche ist

Ich habe keine Ahnung, ob die Esche eine mythologische Bedeutung hat. Interessiert mich auch nicht*. Ob sie etwas mit "trocknen" zu tun hat, wie von dir vermutet, weiß ich auch nicht. Sie trocknet Ufer ja nicht, sondern hält den Mutterboden zusammen. Und ob Asche damit hereinspielt, weiß ich ebenfalls nicht. Ich habe da aber so meine Zweifel an der Stimmigkeit. Was ich aber weiß, ist, dass das italienische asciugare und seine Derivate hier völlig irrelevant sind, da die Wortfelder nichts miteinander zu tun haben.


(ich zitiere mich selbst):
Habe ich doch alles gelesen. Aber was bringt es, etwas zu zitieren, was sich längst als falsch herausgestellt hat?!

was in etwa heisst: trocknen = aussaugen

Auch wenn du nach wie vor versuchst einen Zusammenhang zwischen asciugare < exsucare und as(k)/asch herzustellen: Er existiert nicht.

*Trotzdem kannst Du ja sicher, da es sich ja um eine bekannte Mythe handelt, Belege dafür anführen. In welchem Mythos ist die Esche oder die Asche in dieser Funktion belegbar und kannst Du belegen, dass zwischen beidem ein etymolog. Zusammenhang besteht?!
 
Im Falle von Eschwege gibt es bereits Deutungen des Ortsnamens:
Die sind mir bekannt, auch die Erklärungen von 1599, 1635, 1736, 1826, 1858 usw., die letzte war meines Wissens 1952.
Der vordere Teil des Namens dürfte wohl unbestritten sein (eskin = eschen).
Das bin ich bereit zu glauben wenn ich das Wort einmal in einer Urkunde aus dem 10. Jahrhundert sehe oder mir jemand schlüssig nachweisen kann warum das Eigenschaftswort zu ask nicht askin heißt oder sich das Wort eskin nicht aus ezzin oder š (hessisch Esch, danke für das Zeichen) entwickelt haben kann.
Das Rolandslied habe ich mir bestellt, es dauert halt ein paar Tage bis es kommt, aber das ist ja aus dem 11. Jhd.

Weitere Schreibweisen sind:
Eskiniuuach in regione Thuringiae (974), Original erhalten verfasst und geschrieben von Willigis B., jüngeres Rubrum Eskinevvac,
Eskiniuuag in pago Germara marca (994), Original, verfasst und geschrieben von Hildibald H.,
Escinevuage (997) Urkunde in Eschwege ausgestellt, Original verfasst und revidiert von Hildibald H., geschrieben von Hildibald F.
Eschonouuaga (997) Urkunde in Eschwege ausgestellt, erhalten als Druck aus Piacenza 1651,
Eskeneuuage (1040) Urkunde in Eschwege ausgestellt, Original verfasst und geschrieben von einem Hilfsschreiber, wahrscheinlich italienischer Abkunft,
Eskineuuage (1040) Urkunden in Eschwege ausgestellt, erhalten im Merseburger Kopialbuch vom Anfang des 15. Jhd.
Eskeneuuage (1040) Urkunde in Eschwege ausgestellt, erhalten als Abschrift aus dem Ende des 18. Jhd. Im Kasseler Hofarchiv,
Eschenevvage (1057) Urkunde in Eschwege ausgestellt, verfasst und geschrieben von Eberhard A.
Eschinwach (1060), erhalten als Druck dr Vita Gebehardi 1854,
Heschenewege, Hescheneuuege (1070), Annales Lampertii,
Eskenenweg (1070) Annales Corbeienses,
Askinewage (1070) Annales Ottoburani,
Eschenewege (1073) Annales Lampertii,
Eskenewege (1073) annales s.Petri,
Eschenewege, Eschenwege (1075) Annales Lampertii,
Eschinewage (1075), Codexeintrag aus dem Ende des 13. Jhd.
Aeskinewag (1076), wohl Original aus Speyer,
Eschinewach (1101), Codex maior Speyer (ab 1430),
Eschinewach (1140) Eintrag in einem Speyrer Codex minor 14. Jhd.,
Eskenewege (1149) erhalten als Druck 1864,
Eskenwege (1152/1190) Tagelgüterverzeichnis sächsische Höfe, Kartular um 1200,
Eschenwege (1184) Codex maior Speyer 15. Jhd.
Eschenwege (1188) Urkunde auf der Boyneburg ausgestellt, Original,
Eschenewegen (1198), Speyrer Kopialbuch 1 Hälfte 16. Jhd.
Escenewege (ca.1233) Mainzer Bücher 14. Jhd.,
Escheneweg (1236) original,
Eschenevvege (1236), Ausfertigung A’ Original
Exenewege (1236) Ausfertigung A’’, Original,
Esgenewege (1236), Original.
Die Aufzählung ist noch nicht ganz vollständig, da arbeite ich noch daran. Als Überblick ist sie aber tauglich.

dass damals offensichtlich noch nicht zu Hessen, sondern zu Thüringen gehörte
Eschwege lag damals wirklich in Thüringen, vermutlich wurde es mit dem Kampf der Chatten und der Thüringer 531 nach Chr. in das Thüringerreich einbezogen. Hessen als Land oder Grafschaft gibt es erst ab 1264/66 wieder, als die Tochter der heiligen Elisabeth einen Teil des Thürigerreiches für Ihren Sohn sichern konnte.

Es grüßt freundlichst Dietemann
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe keine Ahnung, ob die Esche eine mythologische Bedeutung hat. Interessiert mich auch nicht*. Ob sie etwas mit "trocknen" zu tun hat, wie von dir vermutet, weiß ich auch nicht. Sie trocknet Ufer ja nicht, sondern hält den Mutterboden zusammen. Und ob Asche damit hereinspielt, weiß ich ebenfalls nicht. Ich habe da aber so meine Zweifel an der Stimmigkeit. Was ich aber weiß, ist, dass das italienische asciugare und seine Derivate hier völlig irrelevant sind, da die Wortfelder nichts miteinander zu tun haben.

lat. ex = eks oder ecs entspricht germanisch esk oder esc.

Auf englisch to ask heisst jemanden "austrocknen", "die Wahrheit aus ihm pressen" (fragen)

Es gibt eine einfache Methode: schau' Dir den Artikel betreffen Asche im Kluge an.

Auch wenn du nach wie vor versuchst einen Zusammenhang zwischen asciugare < exsucare und as(k)/asch herzustellen: Er existiert nicht.
[/QUOTE]

siehe oben, Vorsilbe ex
 
Das bin ich bereit zu glauben wenn ich das Wort einmal in einer Urkunde aus dem 10. Jahrhundert sehe oder mir jemand schlüssig nachweisen kann warum das Eigenschaftswort zu ask nicht askin heißt oder sich das Wort eskin nicht aus ezzin oder š (hessisch Esch, danke für das Zeichen) entwickelt haben kann.

Der von mir gescannte Lexikonartikel enthält hier gewissermaßen den Teil der Antwort, insofern der Umlaut im Adjektivs ("eskin") sich aus dem der Puralbildung von sing. "asc" erklären sollte. Eine andere Erklärung hatte im übrigen schon El QUIJOTE geliefert. Übrigens findet sich direkt unter Asch in dem von dir gesetzten Link:


"eschîn adj. aus eschenholz. die blanken wâren eschen En. 6965. eschîner schaft Nib. 537,4. Trist. 9172. Wigal. 3544. – die Heidelberger kaiserchr. schreibt st. eschîn, essenîn, essîn: der rost was essenîn, essîn schaft 37. b. 42. a."

Wenn du in deiner Frage weiter kommen willst, könntest du auch in deinen Bibliotheken den genaueren Literaturhinweisen folgen, die das von dir zwischendurch einmal unter "Asch" verlinkte mittelhochdeutsche online-Wörterbuch liefert; dabei fällt mir jedenfalls auf, daß das dort zit. Bsp. ("diu eiche zuo dem asche sprach") aus Grimms "Altdt. Wälder" im Singular steht. Hier übrigens noch eine andere Erklärung: "esche, esch stf. esche, weibl. bildung zu asch. ein esche linde ALBR. 31,146. esche, esch DFG. 246c."
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/bmz/bmz/nachtraege/lexer/wbgui?mode=linking&textsize=600&lemid=LE03031&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=

ebendort übrigens:
"eschîn , eschen adj. ( I. 65a) von eschenholz NIB. TRIST. EN. (eschen). eschîner schaft RUL. 282,15. KARL 5116. KCHR. 7079 (var. essîn). ET. 9086. 9114. eschîner spieჳ ALBR. 13,11. zuo dem eschînen walde J.TIT. 1677." - Da sind doch auch die Quellen angegeben.

Oder schau dir einmal genauer an, was unter "esch" (Saatfeld) steht:

" eჳჳesch, esch stm. saatfeld, ganzes von äckern, welche an einander liegend zu einer und derselben zeit entweder bebaut und abgeärntet oder als brachfeld beweidet werden. goth. atisks, ahd. eჳisc Gr. 2,25. 373. 3, 416. gesch. d. d. gesch. d. d. spr. 1032. Ulf. wb. 18. Graff 1,529. Haltaus 1445. Schmeller 1,123. Frisch 1,233. c. – ein man lât ouch sîn phert wol treten in den eჳesch mit den vordern füeჳen swsp. c. 173 W. gêt ein man in einen esch, er sol der eher brechen mit sîner hant das. 172. weiden in der brâch und nicht in dem esche Gr. w. 1,33. vgl. 128. 199. 3,645"

Für "esch" sind die Quellen anscheinend der Schwabenspiegel – Wikipedia
und Grimms gesammten "Weisthümer", während als althochdeutsche Form "eჳisc" angegeben wird. Eine Zusammenziehung unter Auslassung von "-ჳi-" erscheint mir späteren Datums. Aber das ist nur die Vermutung.
 
Aus der Schreibweise des Ortes lässt sich eine relativ stabile Bennenung ablesen, die in der alten Form eskinewag heißt und sich im Rahmen der mittelhochdeutschen Änderung in Eschenwege umwandelt. Dies setzt für Eskin/Eschen um 1070, für wag/weg um 1140 ein. Die Änderung wag/weg scheint nicht auf eine Lautverschiebung zurückzuführen zu sein, denn die sollte nach allem was ich weiß wag/wog lauten. Da es ein Beispiel eines Ortes gibt wo das wag zu bach wurde, könnte man annehmen, dass man damals schon die Bedeutung des Wortes nicht mehr kannte. Nachweisbar ist das für die erste bekannte Namensdeutung 1599 wo der Name als viele Wege durch den Eschenwald gedeutet wurde. Diese Deutung hat sich solange gehalten bis ein Heimatforscher ältere Urkunden und damit die alte Schreibweise entdeckt hat (Ich meine das war 1858).

Für Esch als Namensursprung sprich meiner Meinung nach Folgendes:
Der Ort wurde, so die bisherige Annahme, nicht am Wasser gegründet, sondern liegt durch einen Felsen/Berg vom Fluss getrennt, der die rauhen Winde abhielt. Der an dieser Stelle leicht ansteigende Südhang könnte gut einen Esch beherbergt haben.
Das Wappen (bekannt nur aus der Zeit ab 1588, bzw. als Münzzeichen ab 1431) weist ein Dreiblatt auf, dass man sowohl als Eschenblatt als auch als Sämling deuten könnte. Die Umwandlung zum heutigen Eschenzweig erfolgte erst im 18. Jahrhundert.
Es handelt sich um den absoluten Südrand der Verbreitung eines Esches, die landschaftlichen Verbindungen zu Niedersachsen schließen aber eine entsprechende Anlage nicht aus, ein Esch ist auch als hessisches Wort belegt.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Rahmen der mittelhochdeutschen Änderungen auch der Begriff Esch nicht mehr bekannt war (auch weil die dazugehörige Flurform in der Landschaft, anders als in Norddeutschland, bereits seit mehreren Jahrhunderten ausgestorben war) und dann ähnlich wie wag/weg zu Esche umgedeutet wurde.
Das Wort eskin ist ein Adjektiv, der Ortsname würde also übersetzt eschernes Wasser bedeuten. Einen Gegenstand der aus Eschen ist (Weg, Boot, Schüssel, Wald) kann ich mir vorstellen, ein Wasser weniger. Eschen wachsen, anders als Weiden, nicht im sondern höchstens am Wasser.
Im Althochdeutschen (und nur das scheint mir für die Namensdeutung in diesem Fall relevant) also bis 1000 n.Chr. heißt die Esche noch Asch/Ask. Es gibt auch Ortsnamen damit (Askendorp bei Hersfeld? im 14.Jahd.), die zeigen können, dass der Ortsname trotz Änderung der mittelhochdeutschen Lautverschiebung beibehalten wurde, was für Ortsnamen nicht ungewöhnlich ist.

Um die Argumentation entkräften zu können bräuchte ich einen althochdeutschen Beleg des Wortes eskin, den es aus dem 10. Jhd geben soll. Aus der Urkunde Ottos II von 974 kann man die Bedeutung und die Adjektivform nicht ableiten, also müsste es eine andere Urkunde geben.

Alternativ könnte man vielleicht schlüssig begründen, warum das Adjektiv zu ask nicht askin hieß und/oder dass sich eskin nicht aus ezzin entwickelt haben kann. Dazu fehlt mir aber jeder sprachgeschichtlicher Hintergrund.

Die mittelhochdeutschen Sprachbeispiele ab 1070 helfen mir insofern nicht weiter, als sie nur die Entwicklung esk/esch erklären, die ja aber im Namen selbst schon eindeutig sind.

Es grüßt freundlichst Dietemann
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben