Dieter schrieb:
In den Gudrun-Liedern (Gudrunarkvida) und im "Mord der Niflunge" (Drap Niflunge) werden die Nibelungen/Burgunder schließlich von Atli/Attila und seinen Hunnenkriegern vernichtet.
Allein von Sigurd/Siegfrieds Einbindung in die Vernichtung des Wormser Reichs der Burgunder unter König Gunnar/Gundahar/Gunther ist also die Rede. Sie ist zusammen König Gundahar historisch verbürgt für das Jahr 436 n. Chr. – Arminius oder etwaige Römerlegionen in Germanien kommen nicht vor. Wo bleibt also noch Raum für die Gleichung Siegfried = Arminius?
An Dieter häng ich mich halt recht gerne an.
Kurz und bündig meine Meinung: Arminius aus Cheruskerland ist nicht gleich Siegfried Aus Niflungenland.
Zwei, drei kleine Kommentare, Fragen (erlaube ich mir):
(Vorweg: ich finde die Idee spannend und interessant, und Trajans Argumentation findet meine Hochachtung, auch wenn ich nicht daran glaube.)
1. Falls die Allegorie Lindwurm_röm.Legionen im Gänsemarsch stimmen sollte: Der kilometerlange Heerzug röm. Legionen müsste demnach auch in Dänemark stattgefunden haben, als die Gauten dort aufkreuzen, da auch -> Beowulf einen "feuerspeienden, die Lande verwüstenden Lindwurm" bekämpfte (dem er übrigens unterlag). Mir gefällt die Idee... aber, naja. ist doch nicht entscheidend. heerzüge gabs tausende und die Germanenkrieger trugen gewiss längst Rüstungen alla moda di Roma...
3. Weshalb wird eigentlich ständig ausgeklammert, dass der Autor des Nibelungensangs ziemlich sicher aus dem Herzogtum der Babenberger, also Österreich (oder von mir aus auch Bayern) kam? Und das er folglich einen uralten nord. Sagenstoff ins Donauländische transferierte?
Er schrieb nichts anderes als Teile anderer (hier schon von anderen erwähnten) Heldensagastoffen ab!! Und, ja, von mir aus und zugegeben, keinesfalls die allerbeste,
Aber, hier an cherusker: BITTE WER VERLANGT VON EINEM LIED HISTORISCHE GENAUIGKEIT? Das läuft doch allzu oft künstlerischen Gestaltungen zuwider!! Bei Heldenepen ist histor. Hintergründigkeit zwar vermutbar aber gewiss recht frei aus- und umgelegt. Es geht doch bitte AUCH um Dichtung, um Wortmelodie und Phantasie, werte Herren!
4. Helden gab es unzählige. Armin war vielleicht der erste große Nationalheld, ABER die Völkerwanderszeit (Ja, das ganze "Gedöns"- ich finde solche Polemiken übrigens nicht notwendig!) war in allerfrischestem Gedächtnis, gregor von Tours lieferte mit seinen Merowingergeschichten Material in rauhen Mengen.
also 5.
Ich (und viel gescheitere leute als ich) denke, dass die bisher wenig erwähnte Diedriks-(tiedriks-), also Dietrichssage den Kern des Nibelungenliedes darstellt.
Ich glaube an jene Version*, dass Zeit und Personen der Dietrichssage und des Nibelungenliedes am Höhepunkts der Völkerwanderungszeit, also der ersten Konsolidierungen von germanischen Klein- und Großkönigreichen zu suchen sind: Anfang bis Mitte des 6. Jhdts.
Andere mögliche Personen bzw. Handlungsräume:
Dieter schrieb es ja schon (wenn auch vom 5. Jhdt): der Personen dürften rund bzw. nahe um das erstarkte Merowingische Königreich zu suchen sein (Chlodwig um 510). "Rund um": es soll östlich (des Rheins), also am ripuarischen-fränkischen Ufer, zahlreiche - noch von den sal. Merowingern unabhängige - Kleinkönigreiche gegeben haben, die teils verbündet, teils in schroffer Feindschaft zueinander standen. (War ja allgemein Usus)
Das "Bern" der Dietrichssage dürfte Bonn gewesen sein. Auch wenn "Bonna" diesen latein. Namen trug: die Germanen sagten wohl Bern.
Köln nannten sie wohl auch nicht Colonia (oder CCAA), sondern eben eine Vortform von Kölle. Und zu Trier sagten die auch nicht xxx-Treverum, ne, zu Trier sagten sie Rom!
Zur geographischen Lage des Nibelungengeschehens kommen einige Forscher den alten Cheruskern recht nahe, die jedoch zum Zeitpunkt der Niflungengeschehens (um 500) nur mehr ein Hauch der Erinnerung waren.
(so nicht doch "jemand an der Uhr gedreht hat" *ch*)
Das "Hünenland" (das beschäftigt mich auch seit langem, und deshalb hab ich bei dir, Cherusker, auch mal bzgl. "Hünengräber" nachgefragt)
Die
Hunen (es soll auch einen König "Hunding" gegeben haben) sind, so die Autoren, die ich hier nacherzähle, anscheinend ein vergessenes kleines Volk/Königreich östl. von Bonn. Hunding soll der Namensgeber des Hunen- bzw. Hunalandes gewesen sein.
UND, ÜBERRASCHUNG, ich glaube sogar Gregor von Tours erwähnt einen König AttAla. (ja: Attala) Attala, Attila heißt german. nichts anderes als "Väterchen". im "Widsith-Lied (Widsith, der Weltfahrer) werden berühmte Könige der Zeit (wieder 6. Jhdt.) aufgezählt: auch ein "Aetla weold Hunum" wird erwähnt. :grübel: Ich würde natürlich auch eher zum weltberühmten Hunnen-Mongolenkönig Attila tendieren, in der Aufzählung geht es allerdings um rheinsiche Königreiche! (Ja, ich weiß, der hunne Attila herrschte bis zur Katalaunischen Felderschlacht auch dort oben... tat er das? Nein. Die Könige unterwarfen sich seiner Oberhoheiit, blieben aber Könige ihres Volks.
Es wurde bei Soest ein Fürstengrab geborgen. Darin Beigaben, auf der Rückseite einer kostbaren Schmuckfibel Runen: die Inschrift. "Atano" oder "Atalo"...
Es soll ein Niflungenland erwähnt worden sein. (NiF = f also vor der 2. Lautverschiebung, passt geradezu perfekt), es gibt einen Ort und Bach Nef(f)elbach. Ich kenn mich in Westfalen nicht aus, vielleicht kann das wer hier genauer orten. (südwestl. von Köln)
Schluss: Das Nibelungenlied steht, wie auch die noch spätere "Lieder-Edda" am Ende, und zwar sehr weit am Ende des immer gleichen Heldenliedes, das auch ich am ehesten in der Diedriks-Sage sehe.
Der Dichter des Nibelungenliedes war vermutl. Österreicher, die Ungarn als Erbfeind nahe, (welche man auch nicht Madyaren nannte, sondern in Erinnerung an die früheren Herrscher "Hungar(e)n").
Die Assoziation (schon alleine zu Ehren des Babenbergerhofes) zu Attila dem Hunnenkönig in der Theissebene war für den Dichter zeithistorisch gefragt, aktuell, attraktiv.
Falls wer in Frage stellen möchte, dass der Autor von der Donau kam: er kannte sie topographisch einfach zu genau, selbst die Marschabstände stimmen recht genau, zB. Eferding(en) - Pöchlarn (bechelaren)). Und er deutet hier auch genau an, wo die Donau nicht schiffbar war.
An Armin den Cherusker dachte der Nibelungensänger, so denke ich, gar nicht mehr. Dafür hatten die Jahrhunderte 4-8 einfach massig mehr Stoff aufzubeiten gehabt. er wob viel eher eine Stoffabart der Dietrichssage.
Und dieser Dietrich kam vom Niederrhein. :winke:
Ich will nicht behaupten, dass auch des Cherukers Heldentaten und seine rachsüchtige Familie ein wenig Pate standen. Aber: welche Königsfamilie sah zur Glanzzeit der Germanenreiche bitte anders aus?
*Da schreib ich doch gleich mal den Nibelungenforscher (dieser version) her (eigentlich müsste das die Rheinischen herzen eh ganz hoch schlagen lassen):
Heinz Ritter (-Schaumburg). Viele Bücher über seine Nibelungenforschung hat der Mann zw. 1987 und 1990 herausgebracht.
Na, aktuell genug?