Das Lever ist meiner Meinung nach aber eine der weniger aufregenden Zeremonien.
Das Mittagessen Louis XIV muss da wohl noch extremer durchgearbeitet worden sein.
Da war dann auch ein Zeremonienmeister nötig.
Louis XIV betrat den Saal mit Paucken und Trompeten.
Im ersten Vorzimmer war ein breiter Tisch vor dem Kamin aufgebaut, ihm gegenüber gab es eine Tribüne für die Musiker, der Raum war bis zum bersten voll mit Höflingen die das Spektakel sehen wollten.
(zu allen - wirklich zu allen Zeremonien mussten die Musiker spielen, die hatten Schichtdienst).
Nach und nach wurden die „Gänge“ in den Saal gebracht, immer von mehreren Diener und in Begleitung des Militärs.
Die Speisen waren unter silbernen Hauben verborgen, zu denen nur der erste Kammerdiener (Mr Bontemps) den Schlüssel hatte. Er schloss wohl auch die Speisen in der Küche selbst ab und begleitete jedes Mal die kleine Karawane.
Außerdem mussten sich alle Anwesenden vor dem Essen des Königs verneigen – das war wohl stets üblich, man hatte sich auch zu verneigen, wenn beim Lever die Kleidung gebracht wurde.
Das Essen wurde vom Zeremonienmeister angekündigt, dann auf einem Tisch aufgeschlossen. Über mehrere Diener bis zum Tisch des Königs weitergereicht, dann trat der Vorkoster vor und testete die Speisen.
Erst dann aß der König.
Der Zeremonienmeister schlug dabei jedes Mal lautstark mit seinem Stab auf den Boden und sagte an was der König gerade tat. „Der König isst“ oder „der König trinkt“
Das mag sich im ersten Moment lächerlich anhören, aber ich glaube, dass es in der Realität überhaupt nicht mehr so wirkt, sondern die Wichtigkeit des Königs unterstreicht.
Dies war wohl auch dazu gedacht die übrigen Höflinge zu informieren, die nicht mehr in den Saal passten und im Gardesaal warteten.
Nach dem Diner wurden die Reste des königlichen Essens am Eingang des Schlosses verkauft, sie galten als heilig.
Man glaubte ja auch dass der König heilende Hände hatte.
Es gibt Kupferstiche aus der Zeit die zeigen wie der König die Kranken heilt (durch Handauflegen)
Selbst bei Louis XVI glaubte man noch an diese göttlichen Fähigkeiten.
So ist fast jede „Station“ des täglichen Lebens am Hof des Königs geregelt – nicht nur das Lever, selbst der Spaziergang im Park.
Die Messe ist ja auch noch so ein Spezielfall. :winke:
Leider gibt es noch keine wirklich gute Publikation zu dem Thema, aus diesem Grund werde ich ja auch das auch alles im Selbstversuch testen