Dass Hitler an die Macht kommen konnte, ist nicht die KPD, sondern Hindenburg und andere Parteien verantwortlich gewesen.
Einverstanden, sofern wir uns bei den anderen Parteien auf die am Kabintt teilhabende DNVP beschränke (faktisch handelte es sich auch hier um ein Präsidialkabinett mit ähnlich breiter Basis wie dasjenige Brüning II, nur rechtsverschoben), könnte mich aber auch nicht erinnern gegenteiliges behauptet zu haben.
Ich hatte lediglich behauptet, dass die KPD maßgeblichen Anteil an der Herbeiführung der Weimarer Staatskrise hatte, die wiederrum über außerplanmäßige Neuwahlen die Stärkung der extremen Rechten begünstigte und durch Fernhalten das Zustandekommen einer demokratischen Mehrheitsregierung verhinderte.
Sie waren mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler einverstanden gewesen, und sie haben später auch dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt.
Veritable Teile von Zentrum und BVP waren mit dem Ermächtigungsgesetz alles andere als einverstanden. NUR nachdem infolge der "Reichstagsbrandverordnung" die KPD politisch ausgeschaltet und die meisten ihrer Organisationen faktisch zerschlagen waren und die SPD bereits massiv angegangen und in ihrer Arbeit behindert wurde, zudem die jeweiligen Landespolizeien sich fast alle bereits in den Händen der Nazis befanden, war an organisierten Widerstand kaum noch zu denken.
Zentrum und BVP konnten also dem Ermächtigungsgesetz entweder im Reichstag zustimmen oder aber riskiren, die gleiche Vorlage von Hindenburg als Notverordnung serviert zu bekommen. Nach der Ausschaltung der KPD und eines ordentlichen Teils der SPD, auf welcher Basis hätten sich die verbleibenen demokratischen Parteien wehren sollen?
Ich bin sicherlich kein Fan des Ermächtigungsgesetztes, auch nicht des Zentrums oder der BVP, dennoch kann ich nachvollziehen, dass diese unter den gegebenen Machtverhältnissen in erster Linie daran dachten ihre Mitglieder zu schützen. Der tatsächliche machtpolitische Umbruch in der politischen Landschaft Deutschlands fand nicht durch das Ermächtigungsgesetz statt, sondern durch die Reichstagsbrandverordnung, das Ermächtigungsgesetz zementierte und legalisierte nur, was ohnehin bereits begonnen hatte.
Wer in jener Zeit für Hitler war und wer gegen ihn, konnte man daran erkennen, dass die ersten jubelten, als er zum Reichskanzler ernannt worden ist, und die zweiten verfolgt und in KZs gesteckt wurden.
Und was machen wir mit der nicht ganz unerheblichen Gruppe, die weder jubelte, noch im KZ endete?
denn deiner Darstellung zur folge hätten die 2/3 der Deutschen Wähler, die ihn nicht gewählt hatte dann ja im KZ landen müssen.
Jetzt Szenarien zu entwerfen, was KPD hätte tun können, um Hitler zu verhindern, ist nichts als ein Versuch, der KPD eine Teilschuld für das Desaster aufzubürden, in das Deutschland in der Folge stürzte. Fakt ist, dass die Linke trotz der starken inneren Differenzen Hitler bekämpfte, während die Mitte- und Rechtsparteien meinten, mit dem Parvenü leichtes Spiel zu haben.
Hast du es
NOCH nicht begriffen?
Moralisierende Schuldfragen sind für mich in diesem Sinne maximal uninteressant, weil sie uns nicht weiter bringen werden, da kann man im Kreis diskutieren, wie man will.
Die Frage, warum die KPD sich einer Mitwirkung in einem demokratischen Kabinett entzog ist nicht moralischer, sondern
strategischer Natur.
Fakt ist einmal, dass die NSDAP eine extremistische Partei war, so dass man auf KPD-Seite, wenn man ernsthaft mit einer Präsidialregierung Hitler gerechnet hätte zu einen von Verfolgung ausgehen musste und zum anderen, dass diese vom Reichspräsidenten toleriert würde, denn sonst konnte dieser Hitler nicht zum Kanzler machen.
Ein Kabinet auf Basis der NSDAP, der DNVP, der SA, des Stahlhelmbundes mit Rückendeckung des Präsidenten und des Kanzlers wäre seinem Wesen nach im Zweifel auch ein Umsturz- und Bürgerkriegskabinett gewesen.
Wenn die KPD also tatsächlich von der Möglichkeit einer derartigen Konzentration ausgegangen wäre, hätte sie 1. aus ihren Wohlverstandenen Eigeninteresse alles nur mögliche dafür tun müssen, das zu verhindern (denn davon es damit im offenen Kampf aufzunehmen konnte sie bei Lichte besehen nicht einmal träumen).
Das bedeutet sie hätte unter allen Umständen versuchen müssen die NSDAP vom Kanzleramt weg zu halten, was beeinhaltet die Verständigung mit den demokratischen Parteien zu suchen um Hindenburg einen demokratisch legitimierten Kanzler vorzusetzen und zu den Mechanismen des parlamentarischen Systems zurück zu kehren und diese auf dem Wege zu zwingen das System der Notverordnungen und Präsidialregierungen aufzugeben.
Das hätte weiterhin zur Folge haben müssen, sich auf den schlimmsten Fall vorzubereiten, die Parteikasse ins Ausland zu Schaffen, Vorbereitungen für die Arbeit im Untergrund anzuleiern und die Evakuierung der wichtigsten Parteimitglieder vorzubereiten.
Das passierte aber alles nicht annähernd in dem Maße, wie das möglich gewesen wäre. Und eben dass diese Maßnahmen unterblieben, zeigt, dass die KPD die Gefahr eines Präsidialkabinetts Hitler gedeckt durch Sondervollmachten des RP, nicht wirklich ernst nahm.
Genau deswegen wäre es überzogen der KPD wegen ihrer Obstruktionspolitik eine dezidierte Schuld an der
Ernennung Hitlers, geben zu wollen. Hier kann man eher von Fahrlässigkeit sprechen, kein Vergleich mit der Verantwortung der NSDAP-Unterstützer oder Hindenburg (
wie ich bereits mehrfach schrieb, was anscheinend geflissentlich ignoriert wurde um bestimmte andere Sachverhalte nicht wahrhaben/diskutieren zu müssen).
Von einem gerüttelt Maß an Schuld am Untergang der Demokratie hingegen wird man sie kaum freisprechen können.
Wesentlich wichtiger in diesem Zusammehang ist aber, wie bereits angeführt, dass die Obstruktionspolitik der KPD und die Tatsache, dass sie auf die Repression und den Gang in die Illegalität als ganzes Eingangs 1933 derart katastrophal unvorbereitet war, wie sie es war, was dann zur Folge hatte, dass ihre Organisationen weitgehend zerschlagen wurden, eine ganze Anzahl ihrer wichtigeren Mitglieder im KZ verreckte und sich die verbliebenen höherstehenden Mitglieder in Moskau mühsam sammeln und reorganisieren mussten, sich irgendwie mit der Vorstellung beißt, dass man von KPD-Seite mit Hitler ernstlich gerechnet habe.
Du solltest die Kirche schon im Dorf lassen: Es ging um zukünftigen Krieg, nicht um Demokratie. Man kann zwar nicht mit Sicherheit wissen, wie Thälmann als Reichspräsident agiert hätte, aber einen II. Weltkrieg und einen Holocaust hätte es nicht gegeben, weil er diese Wahnvorstellungen (Lebensraum im Osten, Weltverschwörung der Juden) nicht hatte.
Nein, es ging Anno 1932 nicht um Krieg. Es ging erstmal um den Erhalt des demokratischen Systems, für den ein Ernst Thälmann als RP mit der Vollmacht nach Lust und Laune den Reichstag aufzulösen, Sondergesetzgebung nach Gusto der KPD und des Roten Frontkämpferbundes herauszuhauen, etc. für die Demokratie nicht weniger gefährlich gesesen wäre als Hitler.
Kein Extremist, der einen Systemumsturz will und dass Thälmann den wollte hatte er allerspätestens mit seiner federführenden Mitwirkung am Hamburger Aufstand 1923 bewiesen, ist für ein System dieser Art als Staatsoberhaupt tragbar.