Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Ein Schemel oder Hocker wäre bei uns aber höher als eine Fußbank, eben so hoch wie ein Stuhl. Im Sächsischen wäre Fußbank dann aber auch eine Hitsche.
 
also ich wohn in Nordhessen hier sagen wir dreiviertel und viertel nach
und der Fußhocker heißt Schemel

Ich sage auch halb 9, statt 30 nach 8.
Weniger Wörter und jeder weiss, wass gemeint ist. Ein Schemel hat bei uns nur drei Beine. Ein Hocker 4.
Dann gibts noch den Melkschemel, der hat nur ein Bein mit einem Riemen um den Bauch, damit der nicht wegfliegt, wenn die Kuh beim melken zutritt.
 
Ein Schemel oder Hocker wäre bei uns aber höher als eine Fußbank, eben so hoch wie ein Stuhl. Im Sächsischen wäre Fußbank dann aber auch eine Hitsche.
der Schemel den ich mein den benutzen bei uns die Frauen wenn sie im Garten sitzen und die Erbsen und Bohnen schnippeln und lauter son Zeugs machen,die sind so knapp 25-30 cm hoch haben von oben gesehen ein bisschen die Form eines Knochens und halt in der Mitte das Griffloch
 
Ich bin zwar ein mathematischer Tiefflieger aber ich denke doch dass drei Viertel von 60 Minuten 45 sind. 30 Minuten sind meines Erachtens nach die Hälfte oder zwei Viertel von 60. Die Westvariante finde ich aber auch nicht schlecht, sie ist dem englischen Quarter for und Quarter past näher.
Die vor und nach Variante ist aber inkonsequent oder wird auch von halb nach/vor Zehn gesprochen (völlig ohne, dass jemand um 5 vermutet)?

PS: und mein Glas war noch nie Viertel vor leer.
 
Es ist ja auch nicht ein dreiviertel von 10 Uhr gemeint, sondern ein dreiviertel der 10. Stunde.
Im Übrigen ist das keine Ost-Variante, da in Süddeutschland und Österreich diese Ausdrucksweise auch verbreitet ist.
So isses, und 9:15 Uhr heißt viertel zehn.

Meine Urgroßmutter, die Ende des 19. Jh. geboren wurde, bestellte sich kein Taxi, sondern eine Kraftdroschke. Diesen Begriff verwendete sie noch bis zu ihrem Tod 1990. Seitdem habe ich diese Bezeichnung nie wieder gehört.
Zu der Zeit gab es die Kraftdroschke wohl auch noch im Amtsdeutsch, bspw. in der Straßenverkehrsordnung. Da halten sich solche "Fossilien" besonders gern, wie der Fernsprecher und die fernmündliche Kommunikation.

Nachdem hier auch umgangssprachliche Wörter zugelassen sind: Wegen einer Frage nach landestypischen Kopfbedeckungen, habe ich mich wieder an den Koks oder Goks erinnert. Der hat hier nichts mit Heizung zu tun, sondern es war eine andere Bezeichnung für die "Melone" oder allgemeiner für einen steifen Hut.

Ergänzung, damit alle Klarheiten beseitigt sind. 9:30 ist halb zehn, 9:20 ist fünf nach viertel, 9:25 ist fünf vor halb, 9:35 ist fünf nach halb.
 
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El Quijote, ich konnte leider nicht eher antworten. Und auch jetzt stehe ich bedauerlicherweise unter Zeitdruck. Trotzdem soll Dein beachtlicher Beitrag nicht unbeachtet bleiben. =)

Er sagt das also häufiger, "bis"? Ich hatte gedacht, Du hättest das -t- schlicht vergessen.

Er sagte "bis" nicht nur häufiger, sondern - in diesem Zusammenhang zumindest - ausschließlich. Es handelt sich also nicht um einen Schreibfehler meinerseits. Und auch nicht um einen Hörfehler. =)

Sprachwandel liegt in der Natur jeder Sprache, da kann man kein Verfechter oder Gegner von sein.

Die Unausweichlichkeit ("Notwendigkeit" möchte ich nicht uneingeschränkt verwenden) des Sprachwandels hast Du sehr anschaulich dargelegt. Da herrscht zwischen uns auch weitestgehende Übereinstimmung. Daher erübrigt sich eine Antwort auf die Frage, in welche Zeit ich den Beginn eines Niedergangs unserer Sprache verlegen würde.

Nur kann ich mich nicht so recht mit Deiner "passiven" Haltung zu den - Deiner Meinung nach wohl unvermeidlichen - Entwicklungen anfreunden.

Und ebenso richtig ist, daß neben Wohnsitz im regionalen Maßstab auch (und in erheblichem Maße) Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeit (oder welchem soziologischen Gesellschaftsmodell man sich auch immer verschrieben hat) auf das Subjekt und dessen Sprache Einfluß nimmt und das Subjekt wiederum - im Verbund mit anderen - auf die Gesamtheit (und deren Sprache) zurückwirkt oder diese gar erst ausmacht. Und im historischen Zusammenhang sei nur der Form halber darauf hingewiesen, daß der Stallknecht des 18. Jahrhunderts andere, einfachere Ausdrucksformen an den Tag legte als unsere Weimarer Klassiker. Auch da werden sich unsere Ansichten kaum unterscheiden.

Trotzdem sehe ich nicht, wieso man nicht als "Vorbild" vorausgehen, seinen bescheidenen Einfluß geltend machen und einigen Tendenzen, die man für schädlich oder falsch hält (und trotz der unleugbaren Subjektivität wird man nie mit seinen Ansichten allein stehen), entgegentreten sollte?

Du bist noch mehr "Relativist" als ich, was ich schon erstaunlich finde, weil ich mich selbst nur selten zu einem klaren Für oder Wider durchringen kann. Doch gerade die perfekt ausgewogenen Einstellungen und Meinungen bergen die Gefahr, daß man in Bewegungsunfähigkeit erstarrt. Damit meine ich, daß ich gern die Gefahr in Kauf nehme, seltenerweise als arrogant zu bezeichnet zu werden (Ist mir schon bewußt, daß das nicht persönlich gemeint war.), wenn ich durch mein Tun einer Sache dienen zu können glaube, die es mir wert zu sein scheint.

Ich sehe es eben - in diesem Bereich - etwas absoluter als Du. Dein "falsch klingt" würde ich sehr wahrscheinlich des öfteren durch "falsch ist" ersetzen, auch wenn diese sehr vereinfachte Darstellung den falschen Eindruck erwecken könnte, ich würde Autoritäten wie Duden, Wahrig, Lehrer... ihrer selbst willen feiern und ihnen unkritisch folgen.

Doch nun mal Butter bei die Fische, bevor wir immer abstrakter werden, was auch die (geistige) Beweglichkeit einengt, auch wenn es gelehrter wirkt und auf wissenschaftlicher Ebene unerläßlich ist/wäre.

Die Befehlsformen sind schon ein gutes Beispiel. Du würdest (Würdest Du?) "sehe" und "gebe" annehmen, wenn nur die Verbreitung (noch) weiter zunähme? Mein Ansatzpunkt ist chronologisch vorgeordnet: Ich möchte im Rahmen meiner sehr bescheidenen Möglichkeiten einer solchen Ausbreitung vorbeugen, weil "sehe" und "sehe" zu Verwechlungen und Mehrdeutigkeiten führen kann, während "sehe" und "sieh" eindeutig sind. Wer hatte geschrieben, er würde alles unterstützen, was der Verständigung dient? Derjenige kann auf eindeutige Befehlsformen nicht wirklich verzichten.

Um jetzt noch eine Bogen zum eigentlichen Thema zu schlagen: Mich dünkt, unser Vorrat an hochdeutschen bedrohten Wörtern ist bereits erschöpft. Die letzten Seiten bringen fast nur noch stark regional- oder umgangssprachlich gefärbte Kandidaten ans Licht.
 
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Um jetzt noch eine Bogen zum eigentlichen Thema zu schlagen: Mich dünkt, unser Vorrat an hochdeutschen bedrohten Wörtern ist bereits erschöpft. Die letzten Seiten bringen fast nur noch stark regional- oder umgangssprachlich gefärbte Kandidaten.

Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen, vermute aber, dass es bisher mehr um "vergessene" Einzelwörter ging.

Wie ist es denn mit Teilsätzen?
Nach meiner Wahrnehmung gibt es ausgesprochene "Modeformulierungen".
Vor ein paar Jahren fand man es chic, hinter Aussagen ein "wie auch immer" zu hängen.
Z.Zt geht mir die allgegenwärtige Formulierung "ist noch unklar" in Zeitungen oder Nachrichten ziemlich auf die Nerven.
Fallen euch andere Beispiele ein oder bilde ich mir diese zeitweilig scheinbar massenhaft verwendeten Phrasen vielleicht nur ein?
 
Wer hatte geschrieben, er würde alles unterstützen, was der Verständigung dient? Derjenige kann auf eindeutige Befehlsformen nicht wirklich verzichten.
Das war ich - zumindest so ungefähr. Trotzdem mag ich dir nicht uneingeschränkt zustimmen.
Die Befehlsformen sind schon ein gutes Beispiel. Du würdest (Würdest Du?) "sehe" und "gebe" annehmen, wenn nur die Verbreitung (noch) weiter zunähme? Mein Ansatzpunkt ist chronologisch vorgeordnet: Ich möchte im Rahmen meiner sehr bescheidenen Möglichkeiten einer solchen Ausbreitung vorbeugen, weil "sehe" und "sehe" zu Verwechlungen und Mehrdeutigkeiten führen kann, während "sehe" und "sieh" eindeutig sind.
Ich bin auch für die Erhaltung des sieh, aber eher wegen des sprachlichen Reichtums. sehe als Indikativ oder Konjunktiv werden bisher auch schon durch den Kontext unmissverständlich unterschieden. Das ist bei der Verwendung als Imperativ nicht anders. Außerdem haben wir noch das ! in der geschriebenen und die Intonation in der gesprochenen Sprache. Die Äußerung meiner würdevollen Hausherrin von oben verstünde wohl auch kaum jemand als höfliche Frage.

Um jetzt noch eine Bogen zum eigentlichen Thema zu schlagen: Mich dünkt, unser Vorrat an hochdeutschen bedrohten Wörtern ist bereits erschöpft. Die letzten Seiten bringen fast nur noch stark regional- oder umgangssprachlich gefärbte Kandidaten ans Licht.
buk ?
 
Die Befehlsformen sind schon ein gutes Beispiel. Du würdest (Würdest Du?) "sehe" und "gebe" annehmen, wenn nur die Verbreitung (noch) weiter zunähme?

Nein, so passiv beobachtend, wie ich mich hier im Forum gebe, bin ich in der grausamen Realität jenseits des Bildschirms nicht. ;) Ich verwende zwar relativ viele Anglizismen, bemühe mich aber, die Anglizismen nicht als Ersatz, sondern als Bereicherung zu nehmen.
Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in welcher der Genitiv beinahe schon ausgestorben ist. Ich selbst verwende den Genitiv sehr bewusst. Für mich klängen sehe und gebe als Imperativ falsch, ich würde mich also auch hier so altmodisch verhalten, wie ich es gegenüber dem Genitiv heute schon tue. Da kann Herr Sick vor seinem Schreibtischstuhl rotieren, ich handle hier zwar nach "seinen" Maßstäben, erkenne aber, dass diese Diskussion rein akademisch ist und keinen Widerhall in der breiten Masse (ich sag ja, ich bin vor der Arroganz selber nicht gefeit [noch so ein beinahe ausgestorbenes Wort, ein Partizip Perfekt, dessen Infinitiv sogar schon ausgestorben ist]!) finden wird. Die Entwicklung ist also nicht aufzuhalten, wobei festzuhalten ist, dass der Genitiv gar nicht "stirbt", sondern an anderer Stelle den Akkusativ verdrängt [sic! bzw. Sick!].
Also sieh! - gib! - wirf! - lies! werde ich alles nicht aufgeben - oder doch, wenn mich vox populi irgendwann mal überzeugt hat?
Solange werde ich aber noch festhalten, dass etwas [keinen] Sinn ergibt und nicht *macht, wiewohl sich dieses to make sense, Sinn *machen längst in meinen Sprachgebrauch, mündlich, wie schriftlich, eingeschlichen hat.
 
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Wird das nicht ohne H also "gefeit" geschrieben? Das Dehnungs-h ist doch bei einem Diphtong überflüssig, oder?

Was mich an den sich einschleichenden Anglizismen stört, ist die Tatsache, dass die Deutschen zwar gern englische Wörter hernehmen, aber sie sinnfrei einsetzen, bzw. ohne sie grammatisch anzupassen, benutzen.

Nehmen wir das Wort "Handy". Wenn im Englischen etwas handlich ist, ist es "handy", ein Mobiltelefon heißt allerdings "mobile phone" oder gar "cellular phone" bzw. als Abkürzung einfach nur "cell". Das Wort "handy" ergibt also keinen eigentlichen Sinn, denn das "Handy" ist zwar "handlich" aber "handlich" ist kein Nomen, sondern ein Adjektiv!

Vorgestern bin ich in der Mittagspause am Body Shop vorbei spaziert. Ich habe mich mittlerweile an den Namen gewöhnt, obwohl ich manchmal immer noch heimlich erwarte, dort Körper oder Körperteile im Regal zu finden. Aber was mich wirklich entsetzt hat, war das neue Motto des Ladens, welches auf der Arbeitskleidung des Personals abgedruckt war:

"Natures way to beautiful"

Zuerst muss ich natürlich sagen, dass ich es schön finde, wenn man sich vor dem "Deppenapostroph" hüten möchte, aber bei diesem Satz gehört leider eins dazu: es sollte Nature's heißen.
Was mich aber am meisten störte war der Begriff "beautiful". Dies ist ein Adjektiv und sowohl im Deutschen als auch im Englischen ergibt dieser Satz keinen Sinn.
Genau wie im deutschen "Der Weg der Natur, um schön zu sein" müsste es im Englischen heißen "Nature's way to be beautiful". Oder, wenn man es wirklich kurz und prägnant haben will "Der Weg der Natur zur Schönheit" also "Nature's way to beauty" heißen.
Wenn man allerdings schreiben will "der natürliche Weg zur Schönheit", was mAn besser klänge, würde es heißen "the natural way to beauty".

Ich stand gestern wirklich vor dem Laden und musste mich bremsen, um nicht hineinzugehen und die Leute zu fragen, ob sie lesen bzw. das Gelesene auch verstehen können.


Es ist manchmal wirklich schwer, nicht ein Mordsgezeter anzustimmen... die Bäckerei in der ich gearbeitet habe, hat sich ein Deppenapostroph in 30cm Größe oben an die Schaufenster malen lassen - "Sonntag's geöffnet" - ich habe jedes Mal, wenn ich zur Arbeit gefahren bin, mit mir kämpfen müssen um das nicht zu entfernen. Es war mir so peinlich, wenn mich wer drauf ansprach. :red:
 
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