Besiedlung Amerikas: solutréische Hypothese, Beringia, oder Südpazifik?

Liebe Ingeborg! …
Noch mal, damit Du es auch wirklich verstehst: ...
Die Herablassung darfst du dir gerne verkneifen; sie steht dir so gar nicht an. Ebenso könntest du vielleicht generell bei den Formulierungen auf Netiquette achten – siehe:
Ich habe Dein Geranze nicht zu Ende gelesen
Ich formuliere jetzt mal nicht aus, wessen Einlassungen sich die Ehrenmedaille "Geranze" erarbeiten und wessen nicht.

Ich weiss nicht, wo Deine Gürtellinie sitzt - unter meine hast Du kräftig gezielt!
Danke der Nachfrage – als ich das letzte Mal prüfte: an der üblichen Stelle. Die deine jedoch hast du höchstselbst und eigenhändig positioniert, und über deren Höhe möchte ich hier keine Andeutungen formulieren, das könnte dem moderativen Auge mißfallen.

Die Positionierung findet übrigens folgendermaßen statt:

Schließlich ist da dieses:
Anomalous Native American DNA: New Tests Show Middle East Origins?

Native Americans are conventionally held to fit into a handful of haplogroups. (..) Haplogroup T is not among the haplogroups most geneticists recognize as Native American. Yates, however, said that it is prevalent among the Cherokee and has been for a very long time.
He wrote in his report, released earlier this month: “T is the leading haplogroup (23.1 percent), with a frequency on a par with modern-day Egyptians (23.4 percent) and Arabs (24.4 percent). T is thus a defining mark of Cherokee ancestry. … We can safely rule out recent European admixture. As we have discussed again and again, there was no available source for a huge, sudden influx of female-mediated Middle Eastern DNA on the American frontier. Even Sephardic Jews (11 to 14 percent), many of whom were also Indian traders, could hardly have accounted for such admixture.
Vorsicht ist in mehrerlei Hinsicht angeraten: Zum einen waren die Tests nicht repräsentativ, sondern bezogen sich v.a. auf Individuen, die ihre "Reinblütigkeit" genealogisch über mindestens 4 Generationen belegen konnten, aber durch den für die Erlangung von Sozialhilfe vom Stamm obligatorischen DNA-Test gefallen waren. Alle ermittelten Prozentsätze sollten also auf einen (unbekannten) Bruchteil reduziert werden. Des weiteren haben sich an diese Ergebnisse teilweise obskure Spekulationen angeschlossen ("12 Stämme Zions" etc.) - wohl auch, um mormonisches und orthodox-jüdisches Geld für weitere Tests zu mobilisieren.
Festzustellen bleibt aber ein meßbarer, jedoch in seiner Größe unbestimmter Anteil verschiedener originär nahöstlicher mtDNA bei den Cherokee. Die Cherokee waren traditionell matrilokal/ matrilinear, insofern steht nennenswerter Zuzug europäisch-nahöstlicher Frauen im 17.-19. Jahrhundert eigentlich nicht zu erwarten. Auch läßt sich die festgestellte Admixtur kaum kolonial erklären, weil typisch britische/ spanische mtDNA weitgehend fehlt. Postkolumbianische Erklärungsansätze richten sich im wesentlichen auf frühen Zuzug sephardischer Juden samt Familie, um der Inquisition in den spanischen Kolonien zu entgehen. Ob dieser Erklärungsansatz historisch und genetisch tragfähig ist, bleibt abzuwarten.

ad 1
:
Bei der von dir verlinkten Zeitung handelt es sich um die Epoch Times, die von Personen betrieben wird, die der Falun Gong nahestehen. Die im übrigen zb die „Schulmedizin“ ablehnt. Man ist also ganz offenbar völlig der Wissenschaft verschrieben...

ad 2:
Der im FG-Artikel verlinkte Aufsatz ist von einem Donald Yates, auch Donald Panther Yates etc. Ich hatte bereits Anlaß, sowohl Herrn Yates wie auch seine Ansichten und -äh: wissenschaftliche bzw kommerzielle Tätigkeit darzustellen:

http://www.geschichtsforum.de/f74/die-melungeons-40892/
Insbesondere dort Beitrag # 8 bis #13. Kurz Zusammengefaßt:

Donald Yates ist Inhaber einer Firma, die kostenpflichtige DNA-Tests anbietet.
Donald Yates, auch bekannt als Donald Neal Yates, Donald Panther-Yates, Donald Neal Panther Yates wechselt seine ethnischen Zugehörigkeiten offenbar nach Gusto oder auch mit den veröffentlichten Büchern. Im Jahr 1996 war er noch Mitglied und Chief der American Cherokee Confederacy ( Brian Wilkes-Anyone know anything about him? ). Die ACC ist in einer von den Cherokee herausgegebenen Liste von Gruppen, Vereinen etc aufgeführt, die alle zu Unrecht behaupten, Cherokee zu sein. Oft geht es bei diesen Organisationen um Mitgliedsbeiträge bzw um Gelder, die aus dem Verkauf von Bescheinigungen, Ausweisen etc zu ziehen sind. Solche Papiere sind nichts wert, finden keine offizielle Anerkennung, können aber recht teuer sein.

Yates behauptete seinerzeit bzw teils offenbar auch heute noch (siehe zb eine Info zum Autor bei der britischen Amazone, dort als „Donald Panther-Yates“), indigener Herkunft zu sein.

Um 2000 herum orientierte sich Yates jedoch in seiner Abstammung um und gibt sich seitdem auch in Kurzbios bei entsprechenden Büchern als Melungeon aus.
Er ist beruflich "professor of communications and advertising".


Die DNA-Tests seiner Firma sind übrigens wissenschaftlich nicht anerkannt. Der Link im Epoch-Artikel führt - ach schau! - direkten Wegs auf die Seite der entsprechenden Yates-Firma. Ja so.

ad 3 – wir erinnern uns, du hattest folgende steile Behauptung aufgestellt:
Zum einen waren die Tests nicht repräsentativ, sondern bezogen sich v.a. auf Individuen, die ihre "Reinblütigkeit" genealogisch über mindestens 4 Generationen belegen konnten, aber durch den für die Erlangung von Sozialhilfe vom Stamm obligatorischen DNA-Test gefallen waren.
Wer hat denn da die angebliche „Reinblütigkeit“ festgestellt – Mr Donald Panther Yates mit seinen ungeeigneten Tests?

Zum anderen ist es absoluter Schwachfug, daß die Cherokee die Antragsteller von Sozialhilfeleistungen durch einen DNA-Test jagen – mal ganz abgesehen davon, daß so ein DNA-Test keine – in Worten: keine, null, nada, rien, /la shay/, zero, f+++-all – Auskunft darüber bietet und auch nicht ermöglichen kann, welcher Ethnie eine Person angehört! Die Cherokee fordern das im übrigen auch nicht und schon gar nicht „obligatorisch“ – es läßt sich sogar im Internet nachlesen:

Family Assistance

General Assistance

ELIGIBILITY
To be eligible for this program, families must meet eligibility standards developed by the Bureau of Indian Affairs (CFR 25, Part 20). The basic eligibility is as follows:

1. Must be a member of a federally-recognized tribe.
2. Live within the Cherokee Nation jurisdiction.
3. Not have sufficient resources to meet the essential living needs.
4. Additional eligibility criteria could be required based upon family situation.
5. Cannot receive General Assistance from another tribe concurrently while receiving General Assistance from the Cherokee Nation. Documentation is required for all eligibility elements before assistance can be rendered.


Tribal Emergency Assistance (TEA)
ELIGIBILITY
An applicant must meet all the following criteria before an emergency assistance payment can be processed for the household.

1. A household applying for assistance must have at lease one member that is a Cherokee Nation citizen. If, however, the family has already received assistance from another tribe, the family will be referred back to that tribe for further assistance.

2. Applicants must live within the Cherokee Nation jurisdiction.

3. Household income may not exceed income eligibility standards developed by the Cherokee Nation.

4. Applicants must not qualify for, or have exhausted eligibility for other services from existing Cherokee Nation programs or any federal, state, local or other tribe's resources and / or programs.


Na komisch – da können sich sogar Familien bewerben, bei denen nur ein Haushaltsmitglied Bürger der Cherokee Nation ist.... Ja, füttern die dann am Ende gar noch Personen durch, die gar keine Cherokee sind? ? ? : Sarkasmus off :

Daß Herr Yates sich da womöglich anderslautend verbreitet – man muß wohl einbeziehen, daß er eine Zugehörigkeit zur Cherokee Nation zwar behauptete, aber nie Anstalten machte, diese nachzuweisen, sondern sich lieber gleich bei einem als betrügerisch bekannten „Trachtenverein“ anzumelden... Yates wird gegenüber den Cherokee einen völlig neutralen Standpunkt einnehmen, ist schon klar... : Sarkasmus off :

Meine Berufserfahrung hat mir nahegelegt, solche Quellen zu prüfen...
Ah so. Danke für die Klarstellung, wer von uns beiden nun (ich zitiere) „Ranz“ verbreitet. Und eben auch noch ungeprüft – prüfen ist ja nur bei der WP nötig (oder vielleicht doch nur bei Seiten, die von anderen in der Diskussion angeführt werden?), auf irgendwelchen dubiosen Internetseiten mit gequirltem Sch.... Oberunfug steht selbstverständlich das reinste Evangelium der Wissenschaften.

Daß man auch mal mit einem Link in unerquickliche Substanzen tritt, ist menschlich und vermutlich auch nicht zu 100% zu vermeiden. Wenn aber jemand grundsätzlich zu allen aufgegriffenen Themen Schwurbelkram un- und pseudo-wissenschaftlicher Natur stolz als Fakten präsentiert, sollte das zu denken geben. Sofern die Selbstimmunisierung noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

Frage ins Off: Kann neuerdings multipel unwissenschaftlicher Unsinn eingestellt werden, der bar der Fakten ordentlich seine Blöße durch die Boards wedelt und darüber hinaus auch noch deutlich rassistische Unter- und Obertöne als hehre Wissenschaft hinstellt?
 
Was R1b angeht - der verlinkte Wikipedia-Artikel Y-DNA haplogroups in indigenous peoples of the Americas nennt jeweils die Quellen für die Ergebnisse je Ethnie. Meine Berufserfahrung hat mir nahegelegt, solche Quellen zu prüfen, oder zumindest Fußnoten zu lesen (im WP-Artikel findet sich zur Zeile "Athabascan" die FN 2: "Athabaskan ethnic groups: Chipewyan, Tłı̨chǫ, Tanana, Apache and Navajo."), bevor ich, an Thema und Text vorbei, mich zu didaktischen Exkursen wie etwa zum Verhältnis zwischen amerikanischen Sprachgruppen und Ethnien hinreißen lasse.n

Wäre schön, wenn du die Quellen prüfen und hier daraus zitieren würdest, denn in deinem Wikipedia-Artikel steht nur R1 und nicht R1b, was ein Unterschied ist.

Soweit ich es überblicke, gibt es zwei ernstzunehmende Theorien zum Vorkommen von R1 bei der amerikanischen Urbevölkerung: 1.) Diese Haplogruppe war bereits bei den ersten Einwanderern vorhanden. 2.) Sie wurde bei der Kolonisation Amerikas durch die Europäer mitgebracht.
Vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem.

Bei 1.) spielt der Fund der Überreste des 24.000 Jahre alten sibirischen Mal'ta Jungen eine Rolle. Sein Genom zeigt, dass seine Population genetisch sowohl zu den Europäern als auch zu den amerikanischen Ureinwohnern, nicht aber zu den Ostasiaten beigetragen hat. Seine Y-DNA-Haplogruppe war übrigens R*.

Raghavan et al.: http://www.nature.com/nature/journal/v505/n7481/full/nature12736.html

... and the Y chromosome of MA-1 is basal to modern-day western Eurasians and near the root of most Native American lineages5. Similarly, we find autosomal evidence that MA-1 is basal to modern-day western Eurasians and genetically closely related to modern-day Native Americans, with no close affinity to east Asians.
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Ingeborg,
Die Herablassung darfst du dir gerne verkneifen; sie steht dir so gar nicht an.
Die "Herablassung" war nicht als solche gemeint, sondern bezog sich auf die diversen Anmerkungen Deinerseits, amerindische X2a und europäische X2 hätten (fast) nichts miteinander zu tun ("nur einen Tick näher miteinander verwandt als wir alle per Adam und Eva bzw Afrika", etc.)
Ebenso könntest du vielleicht generell bei den Formulierungen auf Netiquette achten – siehe:
Ich habe Dein Geranze nicht zu Ende gelesen
Ich formuliere jetzt mal nicht aus, wessen Einlassungen sich die Ehrenmedaille "Geranze" erarbeiten und wessen nicht.
Um einen potentiell durchaus interessanten und produktiven Diskurs zwischen uns zukünftig von, sagen wir, "athmosphärischen Störungen" freizuhalten, empfände ich es förderlich, wenn Du Dich in Zukunft vielleicht etwas mehr bei Äußerungen wie den folgenden zurückhieltest:
Auhauerha. Derselbe Herr – das nächste Thema, dasselbe Schema....(..)
Im folgenden zitierst du zwar den WP-Artikel - gelesen oder verstanden hast du aber offenbar nicht (..)
Man muß gar nicht per Zangengeburt Konstrukte in die Welt setzen (..)
Hast du eigentlich den WP-Artikel geschrieben bzw die Statistik aufgestellt? Derjenige hat nämlich ein ähnlich schlechtes Verständnis vom Unterschied zwischen „Ethnie“ und „Sprachfamilie“. (..)
Hast du den Thread eigentlich gelesen oder reichte dir der letzte Beitrag?
Dann habe ich auch keinen Anlass, über "Geranze" und Gürtellinien zu sprechen, und wir können uns beide den Sachfragen zuwenden.
Möglicherweise - ich will Dir da nicht zu nahe treten - erscheint es Dir ja auch rückblickend etwas unglücklich, einen Artikel des "American Journal of Human Genetics" ob seiner conclusions übersehen zu haben, und ihn mit Blogeinträgen zu "rothaarigen Riesen" auf dem Weg vom Schwarzen Meer zur US-Südküste in eine Reihe zu stellen.

Die Positionierung findet übrigens folgendermaßen statt:

ad 1
:
Bei der von dir verlinkten Zeitung handelt es sich um die Epoch Times, die von Personen betrieben wird, die der Falun Gong nahestehen. Die im übrigen zb die „Schulmedizin“ ablehnt. Man ist also ganz offenbar völlig der Wissenschaft verschrieben...
Danke für den Hinweis. Zum Thema haben noch diverse andere Zeitschriften/ Blogs publiziert. Ich habe die Epoch Times, in Unkenntnis ihrer Ausrichtung, gewählt, weil dort die Ergebnisse relativ gut zitierbar zusammengefasst wurden. Weitere Erwähnung/ Diskussion u.a. (Qualität variiert, und mach mich bitte nicht für einzelne dort auffindbare Thesen verantwortlich) in
DNA scientists claim that Cherokees are from the Middle East - National Native American History | Examiner.com
Cherokee DNA from History Channel - from "Who Really Discovered America"
Cherokees Spoke Greek and Came from East Mediterranean
Anomalous DNA in the Cherokee | ancient america
The secret history of the Sequoya?s Cherokee syllabary
Did Cherokee Religion Originate in the Middle East? | People of One Fire
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Der im FG-Artikel verlinkte Aufsatz ist von einem Donald Yates, auch Donald Panther Yates etc. Ich hatte bereits Anlaß, sowohl Herrn Yates wie auch seine Ansichten und -äh: wissenschaftliche bzw kommerzielle Tätigkeit darzustellen:(..)
Die DNA-Tests seiner Firma sind übrigens wissenschaftlich nicht anerkannt.
Daß der gute Hr.Yates manchmal etwas fragwürdig argumentiert, hatte ich selbst schon be- und angemerkt. Dennoch sind die Testergebnisse an sich erst mal da, und werden auch nirgendwo angezweifelt.
Wissenschaftlich anerkannt sind die wenigsten kommerziellen Testlabore. Hat u.a. mit "Rückverfolgbarkeit" vs. "Schutz persönlicher Daten" zu tun.
ad 3 – wir erinnern uns, du hattest folgende steile Behauptung aufgestellt:
Zum einen waren die Tests nicht repräsentativ, sondern bezogen sich v.a. auf Individuen, die ihre "Reinblütigkeit" genealogisch über mindestens 4 Generationen belegen konnten, aber durch den für die Erlangung von Sozialhilfe vom Stamm obligatorischen DNA-Test gefallen waren.
Wer hat denn da die angebliche „Reinblütigkeit“ festgestellt – Mr Donald Panther Yates mit seinen ungeeigneten Tests?

Zum anderen ist es absoluter Schwachfug, daß die Cherokee die Antragsteller von Sozialhilfeleistungen durch einen DNA-Test jagen – mal ganz abgesehen davon, daß so ein DNA-Test keine – in Worten: keine, null, nada, rien, /la shay/, zero, f+++-all – Auskunft darüber bietet und auch nicht ermöglichen kann, welcher Ethnie eine Person angehört! Die Cherokee fordern das im übrigen auch nicht und schon gar nicht „obligatorisch“ – es läßt sich sogar im Internet nachlesen
Bitte, bitte - etwas mehr Recherche, etwas weniger zitieren am Thema vorbei, und vielleicht in Zukunft auch Zurückhaltung bei Wörtern wie "Schwachfug". Lies mal hier im Internet:
Tribal Enrollment and Genetic Testing | Genetics
Case Studies: How Tribes Are Currently Using DNA Testing
Case Study A: Using DNA testing to inform new tribal enrollment decisions
The Mashpee Wampanoag and the Eastern Band of Cherokee Indians have used DNA testing to prove or disprove both maternity and paternity claims by potential tribal enrollees. While the Mashpee have been using the testing for a decade as one piece of information obtained in their application for enrollment, the EBCI turned to this method of corroborating birth records and supporting applications for tribal enrollment after an audit of the rolls by the Falmouth Institute indicated that many documents, such as birth certificates, were missing from files of enrolled citizens.
Weitere Infos
Cherokee Bloodline Battle Intensified by Casino Riches - The Washington Post
Cherokee enrollment quandary leads to talk of DNA testing
Tribe moves to implement DNA testing for new applicants to Cherokee rolls
Bitter Fight to Determine Who Is an American Indian Turns to DNA Testing - ICTMN.com
TranshumanTech: [tt] NS 2817: Tribal wars: DNA testing divides American Indians
Man mag von Hr. Yates halten, was man will, aber seine Tests und zugehörigen Publikationen haben dazu geführt, daß die Eastern Band of Cherokees die DNA-Tests offenbar inzwischen wieder aufgegeben hat (der/die eine oder andere Board Member hatte an seinem Projekt teilgenommen, wohl auch um die Entscheidung für DNA-Tests zu legitimieren, entpuppte sich aber als Träger "anomaler" mtDNA).

Die "Reinblütigkeit" ist eine vielleicht mißverständliche Übersetzung der "fool-bloodedness" aus den indianischen Blood quantum laws. Die Eastern Band of Charokees forderte bis vor kurzem 1/16 "indianisches Blut", also mindestens ein über Stammesregister belegbares Ur-Urgoßelternteil. Die von Yates getesteten Individuen konnten die mütterliche Linie teilweise noch weiter zurück verfolgen und belegen. Yates berichtet u.a. von folgendem Fall, der mir zu viele nachprüfbare Details enthält, um erfunden zu sein
More Anomalous Mitochondrial DNA Lineages in the Cherokee Part 3
Kathleen Rogalla of Panama City, Fla. (49) joined the project in July 2010, after learning family secrets from her 92-year-old mother (Fig. 11) and receiving "disappointing" results from other companies. (..) Her maternal line traces to Elizabeth Hensley of Stafford County, Va. But her genealogy on file with the project also identifies Deborah Cook(e), wife of William Chisholm (born 1720 in Amelia County, Va.) as a remote ancestor. Amy or Annie, no last name, was Deborah's mother. Both Deborah and her husband were associated with the Cherokee in historical documents. Rogalla descends from their daughter Sarah, who married Thomas Tinsley.(..)
Suffice it to say that the Chisholms and all their marriage partners were well known to Cherokee leaders from the 1760s on, first in the East and later, continuously in the West. The famous Chisholm Trail was named for the family. All the names are well documented in Cherokee and Melungeon genealogies, as well as U.S. Indian treaties, chiefs-lists and agency records. If we estimate the earliest named Cherokee's birthdate to be around 1700, we are in a period when the first intermarriages between English settlers and Indian women took place. It is unlikely that Amy or Annie was the daughter of an English woman, and the line she founded was "admixture." There is every reason on genealogical grounds to regard her T* haplotype as Cherokee, not Eurasian.
Bei Deinen nachfolgenden Ausführungen ist mir nicht klar, auf wen und was Du Dich im einzelnen beziehst. Mir scheint es, als wolltest Du mich in eine Ecke packen, in die ich weder gehöre noch ohne Gegenwehr stellen lasse, aber vielleicht verstehe ich da auch was falsch. Bitte nimm doch noch mal im Licht meiner obigen Erläuterungen Stellung, bevor ich "ins off" auffordern lasse, die Formulierung "rassistische Unter- und Obertöne" aus einem an mich gerichteten Post zu entfernen !
Prüfen ist ja nur bei der WP nötig (oder vielleicht doch nur bei Seiten, die von anderen in der Diskussion angeführt werden?), auf irgendwelchen dubiosen Internetseiten mit gequirltem Sch.... Oberunfug steht selbstverständlich das reinste Evangelium der Wissenschaften.

Daß man auch mal mit einem Link in unerquickliche Substanzen tritt, ist menschlich und vermutlich auch nicht zu 100% zu vermeiden. Wenn aber jemand grundsätzlich zu allen aufgegriffenen Themen Schwurbelkram un- und pseudo-wissenschaftlicher Natur stolz als Fakten präsentiert, sollte das zu denken geben. Sofern die Selbstimmunisierung noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

Frage ins Off: Kann neuerdings multipel unwissenschaftlicher Unsinn eingestellt werden, der bar der Fakten ordentlich seine Blöße durch die Boards wedelt und darüber hinaus auch noch deutlich rassistische Unter- und Obertöne als hehre Wissenschaft hinstellt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre schön, wenn du die Quellen prüfen und hier daraus zitieren würdest, denn in deinem Wikipedia-Artikel steht nur R1 und nicht R1b, was ein Unterschied ist.
Die entsprechenden Studien sind meist älter (typischerweise 2003-2005) und unterschieden vielfach nicht weiter zwischen R1a und R1b. Wo unterschieden wurde, zeigte sich, daß eindeutig R1b, genauer gesagt R1b-M269 (die westeuropäische Variante, nicht die schwarzafrikanische oder die ural-altäische Form) dominiert. Für die amerindische Bevölkerung gesamt wurde ein Anteil von 21,9% R1b-M269, dazu 0,3% weitere Varianten von R1b, sowie 1,5% R1a-M17 ermittelt (1. Link, Fig.1). Einzelmessung zeigte für die Gwich'in 39% R1b-M269 vs. 3% R1a-M17, für die Inuvialuit 32% R1b-M269 vs. 2% R1a-M17 (2. Link, Table 1). Insofern kann man die genannten Zahlen für R1 wohl weitgehend, mit einem Abschlag von ca. 10%, als Zahlen für R1b-M269 extrapolieren. Dies wird übrigens auch aus der von mir dem Vorbeitrag beigefügten weltweiten Verteilungsgrafik deutlich.
https://www.familytreedna.com/pdf/HammerFSIinpress.pdf
Y-chromosome analysis reveals genetic divergence and new founding native lineages in Athapaskan- and Eskimoan-speaking populations
Soweit ich es überblicke, gibt es zwei ernstzunehmende Theorien zum Vorkommen von R1 bei der amerikanischen Urbevölkerung: 1.) Diese Haplogruppe war bereits bei den ersten Einwanderern vorhanden. 2.) Sie wurde bei der Kolonisation Amerikas durch die Europäer mitgebracht.
Vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem.

Bei 1.) spielt der Fund der Überreste des 24.000 Jahre alten sibirischen Mal'ta Jungen eine Rolle. Sein Genom zeigt, dass seine Population genetisch sowohl zu den Europäern als auch zu den amerikanischen Ureinwohnern, nicht aber zu den Ostasiaten beigetragen hat. Seine Y-DNA-Haplogruppe war übrigens R*.

Raghavan et al.: http://www.nature.com/nature/journal/v505/n7481/full/nature12736.html
Der Artikel ist mal wieder hinter einem paywall, so daß nicht herauszufinden ist, ob yDNA R* sich auf das Fehlen weiterer Mutationen bezieht, oder lediglich besagt, daß die DNA zu degeneriert für genauere Bestimmung war. Hast Du vielleicht nähere Info?
Im ersteren Fall würde ich Teilnahme an der Originalbesiedlung Amerikas für unwahrscheinlich halten - dann müßte sich R1b-M269 parallel zueinander in Westeuropa und Nordamerika entwickelt haben. Wobei dies nicht völlig ausgeschlossen ist - R1b-M269 (oder R insgesamt?) zeigt nämlich ein sehr eigenwilliges Mutationsverhalten, wie kürzlich ein belgisch-niederländisches Forscherteam herausfand:
Recent Radiation within Y-chromosomal Haplogroup R-M269 Resulted in High Y-STR Haplotype Resemblance - Larmuseau - 2014 - Annals of Human Genetics - Wiley Online Library
We observed high resemblance of Y-STR haplotypes between males belonging to different subhaplogroups of haplogroup R-M269. Several subhaplogroups within R-M269 could not be distinguished from each other based on differences in Y-STR haplotype variation.
Was dies genau bedeutet (übrigens nicht nur für Paläo-/Archäogenetik, sondern auch für Forensik, Vaterschaftstests etc.), darüber zerkratzen sich gerade diverse Leute den Kopf. In jedem Fall erinnert das jetzt in B/NL festgestellte Muster (bzw. offensichtliche Fehlen klarer Muster, soweit mit Y-STR-Analysen gearbeitet wird) stark an Befunde aus den o.g. Studien bei amerindischen Bevölkerungsgruppen. Damit wird auch das "klassische" Argument für erst postkolumbischen R1b-Zufluß nach Amerika, wie im folgenden Beispiel, hinfällig oder zumindest stark fragwürdig:
Asymmetric Male and Female Genetic Histories among Native Americans from Eastern North America
In contrast to the Q-M3*, Q-M242*, and C-M130 networks, which all exhibit area-specific clusters of haplotypes, the R-M173 network (fig. 6) shows no clear-cut patterns. Haplotypes in this network do not cluster by population, culture area, language family, or geography (fig. 6a). This lack of structure is consistent with the hypothesis that haplogroup R-M173 represents recent (post-1492) European admixture in eastern North America rather than a founding Native American lineage.
Die weitere Argumentation dort ist übrigens ebenfalls aufschlußreich:
Comparative data from the YHRD, Zegura et al. (2004), and Bortolini et al. (2003) further support this conclusion: the most common R-M173 haplotype in eastern North America is also the most common R-M173 haplotype in Europe, but this haplotype is rare in Asia (and therefore unlikely to be a founding lineage). In addition, the 62 other R-M173 haplotypes found in eastern North America appear to be rare or absent in Asia, whereas 43 of them are common in Europe and 14 others are one mutational step away from known European haplotypes (fig. 6b). Five haplotypes are 4–8 mutational steps away from European haplotypes, but they probably also stem from recent European admixture: the median-joining network suggests that they derive from separate European haplotypes (fig. 6b), whereas one would expect them to cluster together in a distinct clade if they represented a founding lineage from Asia. Thus, few, if any, R-M173 haplotypes in eastern North America are likely derived from founding lineages of the Americas.
Also: (1) Amerindische R1b-Varianten kommen kaum in Asien vor, deshalb müssen sie postkolumbisch sein [klar, die Erde ist ja eine Scheibe, wer anderes behauptet, wird exkommuniziert..], und (2) es gibt bei Amerindern zwari fünf nicht-europäische Haplotypen, aber die müssen auch post-kolumbisch-europäisch sein, weil sie aus unterschiedlichen Wurzeln stammen und nicht zusammenclustern.
Letztere Aussage steht im Widerspruch zur dortigen Figure 6b, wo 4 der 5 nichteuropäischen Haplotypen aus einer Wurzel, (Turtle Mountain Chippewa) stammen, und zwei von ihnen nur bei Stillwell Cherokees auftreten.
Die Sache mit Mutationsraten ist kompliziert und heiß umstritten, und R1b-M269 ist offensichtlich noch mal ein Fall für sich, aber grundsätzlich geht man von einer Mutationswahrscheinlichkeit zwischen 0,125% und 0,5% je Generation aus. Im schnellen Szenario bedeuten 8 Mutationen Entfernung von Europa also 1.600 Generationen ~ 5.000 Jahre genetische Trennung, im langsamsten Szenario 6.400 Generationen ~ 19.000 Jahre. Post-kolumbisch - alles klar!

Zurück zum Mal'ta-Jungen. Die mtDNA war U (irgendwo meine ich, U5 gelesen zu haben) - typisch für nord-/mitteleuropäische Mesolithiker (Loschbaur, Blätterhöhle, Motala/Schweden etc.), und natürlich gemeinsam mit R* der genetische Link zur heutigen europäischen Bevölkerung. Falls R1b-M269 nicht von Mal'tas Verwandten über die Beringstraße nach Amerika gebracht wurde, dann dürfte der genetische Link zu Amerindern wohl über mtDNA U(5) laufen - übrigens auch bei den Cherokee als "anormale" DNA festgestellt.
 
@Augusto

Vorab Folgendes: Wer verlinkt, trägt die Garantenstellung dafür, dass die links "einwandfrei" und auch nicht gewerblich sind.

Wenn Du also staubsaugerartig durchs Internet fegst, und dabei links aufsammelst, die dubios und/oder gewerblich sind, liegt das Problem bei Dir.

Darauf bezieht sich die Reaktion von Ingeborg. Offenbar ist Dir der Kontext nicht klar, wozu dieser Müll im Internet dient. Den Hintergrund kannst Du ebenfalls dem Beitrag von Ingeborg entnehmen.

Nun zur Studie:
Bis vor kurzem schien auch vorgeschichtlicher transatlantischer Kontakt ausgeschlossen, da das Vordringen von R1b nach Westeuropa erst für die Bronzezeit angenommen wurde. ...
Betrachtet man die hohe Korrelation zwischen yDNA R1b, und mtDNA X2a - nicht gerade beim Kennewick-Mensch, aber bei Algonquin, Ojibwe, Sioux etc. - drängt sich der Eindruck spät- bzw. postglazialer Migration von Westeuropa (hier insbesondere das kantabrische Refugium) nach Nordamerika auf - vielleicht gefördert durch damals noch sehr viel niedrigeren Meeresspiegel und mehr Inseln, v.a. entlang des Atlantischen Rückens.
Theoretisch denkbar ist auch eine Fortsetzung der maritimen neolithischen Expansion aus dem Nahen Osten heraus über Gibraltar hinweg.

Diese transatlantische Reiseroute von Europa aus - dargestellt am Kennewick-Mann, dem eine Abweichung von Native Americans unterstellt wurde - ist mit der fachwissenschaftlichen Publikation ad acta gelegt worden.

Wir als Laien der Populationsgenetik sollten uns weitergehenden (über diese Studie hinaus) fachwissenschaftlichen Ausdeutungen enthalten, und besser weitere Expertenmeinungen dazu abwarten, insbesondere solcher Migrationsthesen "Vor-Kennewick".

Vorsicht - ein genauerer Blick auf die Studienergebnisse ist lohnend. Der Kennewick-Mensch hat die xDNA-Haplogruppe Q-M3. Diese ist typisch amerikanisch, kommt sonst nur in eher homöopathischen Dosen in Zentral- und Nordsibirien vor. Etwas anders steht es um seine mtDNA-Haplogruppe X2a

Um die Fragestellung zu simplifizieren: nach einer bisherigen Hypothese wurde Kennewick vorwiegend aufgrund craniologischer Analysen nicht in Verwandtschaft zu den Native Americans gesehen.

"Based on an initial study of cranial morphology it was asserted that Kennewick Man was neither Native American nor closely related to the claimant Plateau tribes of the Pacific Northwest, who claimed ancestral relationship and requested repatriation under the Native American Graves Protection and Repatriation Act (NAGPRA). The morphological analysis was important to judicial decisions that Kennewick Man was not Native American and that therefore NAGPRA did not apply."

Das ist nun erledigt:

"Our results are in agreement with a basal divergence of Northern and Central/Southern Native American lineages as suggested from the analysis of the Anzick-1 genome12. However, the genetic affinities of Kennewick Man reveal additional complexity in the population history of the Northern lineage. The finding that Kennewick is more closely related to Southern than many Northern Native Americans (Extended Data Fig. 4) suggests the presence of an additional Northern lineage that diverged from the common ancestral population of Anzick-1 and Southern Native Americans (Fig. 3)."

Was Du nun anhand der mtDNA X2/X2a bzw R1b/X2a-Kombination hier betreibst, ist eine Spelulation über eine "Vorverlegung" des Streitpunktes in einer Europa->Amerika versus Asien->Amerika-Migrationssdiskussion.

Für eine solche - von Dir ausdrücklich offengehaltene - "direkt-europäische, transatlantische Migration-Vor-Kennewick-These" oder einen solchen Disput gibt es derzeit keine Basis in der populationsgenetischen Fachliteratur.

Deshalb muss man auch nicht weiter über Gründe und Regeln wissenschaftlicher Zitiertweise mutmaßen ("wird offenhalten"), wieso über eine "Vor-Kennewick-transatlantische Migration" im neusten Aufsatz nicht weiter spekuliert wird.

Das ist der Stand:
Soweit ich es überblicke, gibt es zwei ernstzunehmende Theorien zum Vorkommen von R1 bei der amerikanischen Urbevölkerung: 1.) Diese Haplogruppe war bereits bei den ersten Einwanderern vorhanden. 2.) Sie wurde bei der Kolonisation Amerikas durch die Europäer mitgebracht.
Vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem.

Raghavan et al.: http://www.nature.com/nature/journal/v505/n7481/full/nature12736.html
 
Die Sache mit Mutationsraten ist kompliziert und heiß umstritten, und R1b-M269 ist offensichtlich noch mal ein Fall für sich, aber grundsätzlich geht man von einer Mutationswahrscheinlichkeit zwischen 0,125% und 0,5% je Generation aus. Im schnellen Szenario bedeuten 8 Mutationen Entfernung von Europa also 1.600 Generationen ~ 5.000 Jahre genetische Trennung, im langsamsten Szenario 6.400 Generationen ~ 19.000 Jahre. Post-kolumbisch - alles klar

Die Jahresrechnung solltest Du bei 25a/Generation in einer Zehnerstelle überprüfen, ...

aber auch abseits von der "Generationenrechnung" ist auch die Anwendung der Population Mutation Rate von 0,0067 (oder in stabilen Populationen auch geringer) in dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung mE so unzutreffend, jedenfalls in dem einfachen Dreisatz Prozentrate kombiniert mit 8 Mutationen = 1600 Generationen (bezogen auf 0,005).
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Artikel ist mal wieder hinter einem paywall, so daß nicht herauszufinden ist, ob yDNA R* sich auf das Fehlen weiterer Mutationen bezieht, oder lediglich besagt, daß die DNA zu degeneriert für genauere Bestimmung war. Hast Du vielleicht nähere Info?

Das hat weder mit degenerierter DNA noch mit fehlenden weiteren Mutationen zu tun und ist auch ohne paywall aufzuklären.

yDNA R* (xR1/R2) bezieht sich auf eine Zuordnung zeitlich unmittelbar vor dem R1/R2-Split, und wird für Mal'ta so verortet.
 
Erwähnenswert scheint mir in diesem Zusammenhang ein anderes, viel diskutiertes Phänomen, nämlich die Häufigkeit der "eigentlich" westeuropäischen Haplogruppe R1b (Y-DNA) in einigen amerindischen Gruppen. Heraus stechen hier u.a. Ojibwe (50-80%, je nach Analyse), Seminole (50%), Sioux (50%), Cherokee (37-47%), Papago (39%) und Algonquin (38%) [Quelle: Y-DNA haplogroups in indigenous peoples of the Americas].
Die traditionelle Erklärung ist post-kolumbische europäische Admixtur - bei Gruppen wie den Sioux oder Dogrib (40% R1b) scheinen Interaktionsdauer und -intensität mit Europäern aber zu gering, um den hohen gemessenen R1b-Anteil zu erklären. Das "überlebende Wikinger"-Modell scheitert an der verhältnismäßig geringen R1b-Frequenz in Skandinavien, und dem weitgehenden Fehlen typisch skandinavischer Haplogruppen, v.a. I1, in den entsprechenden amerindischen Populationen.
Bis vor kurzem schien auch vorgeschichtlicher transatlantischer Kontakt ausgeschlossen, da das Vordringen von R1b nach Westeuropa erst für die Bronzezeit angenommen wurde.

Die Wiki-Links sind unbeachtlich und unergiebig für die Behauptungen.

Aus welcher Fachstudie soll hervorgehen:

A) "westeuropäischer" R1b-Anteil in indianischen Gruppen?
B) Spekulation oder Hypothese über vorkolumbischen "Eintrag"?
C) welche Untersuchungen stützen die vorkolumbischen R1b-Spekulationen bzgl. Sioux und Dogrib?

Zu R1 (nicht R1a/b), mit Bezug auf postkolumbischen Eintrag schon aufgrund der geographischen Verteilung (Karte 2b):
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2584155/pdf/nihms64490.pdf
Mahli et.al., Distribution of Y chromosomes among Native North Americans: A study of Athapaskan population history
 
Zuletzt bearbeitet:
@Augusto

Vorab Folgendes: Wer verlinkt, trägt die Garantenstellung dafür, dass die links "einwandfrei" und auch nicht gewerblich sind.

Wenn Du also staubsaugerartig durchs Internet fegst, und dabei links aufsammelst, die dubios und/oder gewerblich sind, liegt das Problem bei Dir.

Darauf bezieht sich die Reaktion von Ingeborg. Offenbar ist Dir der Kontext nicht klar, wozu dieser Müll im Internet dient. Den Hintergrund kannst Du ebenfalls dem Beitrag von Ingeborg entnehmen.
Vorab: Explizit gewerblich war kein Link - was dieser Vermerk hier soll, erschließt sich mir nicht. Der Kontext für die Cherokee-Studie war mir schon klar, und wurde von mir auch geschildert: (1) Einführung von DNA-Test beim "tribal enrollment" der Eastern Band of Cheriokee Indians als konkreter Anlass (Ingeborg offenbar unbekannt), (2) Versuch der Einwerbung von Drittmitteln für weitere Studien, dabei auch Interpretation der Ergebnisse in eine Richtung, die für Mormonen und Teile des orthodoxen Judentums interessant ist. (1) halte ich für legitim, (2) weniger. Genauso hatte ich es dargestellt.
Bei einer Quelle hatte ich etwas ins Klo gegriffen. Wobei der Link selbst unproblematisch ist, aber ich kann Ingeborgs Vorbehalte gegen den Host nachvollziehen, und bin ihr für den entsprechenden Hinweis dankbar. Den Versuch, nicht nur die Interpretation, sondern die Meßergebnisse an sich mit mit Verweis auf "obskure Quelen" unter den Tisch fallen zu lassen, halte ich nicht für angemessen, dazu werden sie in den USA zu breit, bis hin zum "History Channel", diskutiert.
Und das ganze als Aufhänger für "ins off" gerichtete Anmerkungen über "rassistische Unter- und Obertöne" zu nehmen, finde ich schon ein starkes Stück. Daß Du dies als Moderator so stehen lässt und nicht kommentierst, kann eigentlich nicht angehen!

Nun zur Studie:
Diese transatlantische Reiseroute von Europa aus - dargestellt am Kennewick-Mann, dem eine Abweichung von Native Americans unterstellt wurde - ist mit der fachwissenschaftlichen Publikation ad acta gelegt worden.
Ist es? Dazu habe ich in der Studie nichts gefunden. Soclhe Aussage wäre auch aus methodischen Gründen gar nicht zu treffen, da "Due to high levels of recent admixture in many Native American populations, we masked European ancestry from the Native Americans". Hinzu kommt, daß die interkontinentalen Vergleichsdaten kein einziges Sample aus dem Nahen Osten enthielten.
Wir als Laien der Populationsgenetik sollten uns weitergehenden (über diese Studie hinaus) fachwissenschaftlichen Ausdeutungen enthalten, und besser weitere Expertenmeinungen dazu abwarten.
Genau. Und da sind nun die Themen "nicht Native american" und "Ainu" vom Tisch, zu Europa/ Naher Osten wude bislang nicht geforscht.
Was Du nun anhand der mtDNA X2/X2a bzw R1b/X2a-Kombination hier betreibst, ist eine Spelulation über eine "Vorverlegung" des Streitpunktes in einer Europa->Amerika versus Asien->Amerika-Migrationssdiskussion.
Nein. Für X2/X2a zitierte ich die letzte detaillierte wissenschaftliche Untersuchung, die leider auch schon ein paar Jährchen zurückliegt. Diese stellt nahöstlichen Ursprung von X2 (einschließlich X2a) fest, sieht ausdrücklich von einer Festlegung des Migrationswegs (Europa oder Asien) ab, und konstatiert, daß keine genetischen Spuren auf einem hypothetischen asiatischen Weg hindeuten.
Bei R1b zitierte ich aus einer Studie von 2006, mit den folgenden Feststellungen:

  1. Keine Anzeichen für Migration von R1(b) aus Asien nach Amerika,
  2. 19 (von insgeamt 63) amerindische Haplotypen von R1(b) sind nicht-europäisch/ nicht-asiatisch.
  3. 14 dieser 19 weichen lediglich über eine Mutation von europäischen Haplotpen ab, sind also prinzipiell über postkolumbische Admixtur erklärbar [Ob sie wirklich so entstanden, wurde nicht untersucht].
  4. 5 weitere Haplotypen sind 4-8 Mutationen, also relativ weit, von europäischen Haplotypen entfernt [Die Entfernung zum phylogenetischen Mittelpunkt beträgt in allen diesen Fällen mindestes 8 Mutationen].
Ergänzend zum letzten Befund hatte ich eine überschlägige TMRCA (Time to Most recent common ancestor)-Berechnung beigefügt. Die methodischen Details solcher Berechnungen sind komplex und kontrovers diskutiert. Z.B. tragen einzelne genetische Marker (STR) unterschiedliche Mutationswahrscheinlichkeiten, die Generationslänge ist umstritten (25 oder 30 Jahre), die Mutationswahrscheinlichkeit scheint mit dem Alter der Eltern anzusteigen, etc. Dementsprechend variieren, je nach Methode, vorgelegte TMRCA Schätzungen stark voneinander ab (siehe Link, die dortige Grafik ist leider zu groß zum Anhängen).
Dienekes’ Anthropology Blog: Genealogical vs. Evolutionary Y-STR mutation rate
Ich hatte für meine überschlägige Betrachtung typische Minimal- und Maximalwerte für Mutationen zugrundegelegt (dies nenne ich nicht Spekulation, sondern Anwendung wissenschaftlich anerkannter Methoden).
Ich will die Betrachtung aber gerne verfeinern, in dem ich die bekannten mittleren Mutationsraten für alle 9 in der o.g. Studie untersuchten STRs, verwende (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Y-STR_markers, basierend jeweils auf Standards des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology):
DYS392 0,052%
DYS19 0,151%
DYS385 0,226%
DYS389II 0,242%
DYS390 0,311%
DYS391 0,265%
DYS393 0,076%
DYS439 0,477%
aggreg. 1,860%

Das entspricht im Schnitt einer Mutation alle 53 Generationen - bei 25 Jahren Generationsabstand also alle 1.350 Jahre, bei 30 Jahren Generationsabstand alle 1.600 Jahre. Für 8 Mutationen komme ich auf einen Mittelpunkt der statistischen Verteilungskurve, je nach angenommenem Generationsabstand, bei 11.000-13.000 Jahren. Da muß ich nicht weiter statistisch modellieren (was ich könnte, übrigens auch studiert habe), um zu sehen, daß schon die Wahrscheinlichkeit, eine solche Mutation (wir reden aber von fünf nachgewiesenen) sei über postkolumbische Admixtur entstanden, unter dem 5%-Signifikanzniveau liegt.
Hier ist dennoch Vorsicht - in alle gedanklichen Richtungen hin - angesagt, weil eben kürzlich herausgefunden wurde, dass STR-Mutationen bei R!b-M269 sehr eigenwillig verlaufen. Bis da weitere Erkenntnisse vorliegen, sollte auf jeden Fall abgewartet werden.

Schließlich hat Heine dankenswerterweise auf die Studie zum Mal'ta-Jungen hingewiesen. Diese trägt, falls es jemand übersehen haben sollte, folgenden Titel "Upper Palaeolithic Siberian genome reveals dual ancestry of Native Americans". Der Abstract schreibt u.a. folgendes (meine Hervorhebung):
The MA-1 mitochondrial genome belongs to haplogroup U, which has also been found at high frequency among Upper Palaeolithic and Mesolithic European hunter-gatherers10, 11, 12, and the Y chromosome of MA-1 is basal to modern-day western Eurasians and near the root of most Native American lineages5. Similarly, we find autosomal evidence that MA-1 is basal to modern-day western Eurasians and genetically closely related to modern-day Native Americans, with no close affinity to east Asians. This suggests that populations related to contemporary western Eurasians had a more north-easterly distribution 24,000 years ago than commonly thought. Furthermore, we estimate that 14 to 38% of Native American ancestry may originate through gene flow from this ancient population. This is likely to have occurred after the divergence of Native American ancestors from east Asian ancestors, but before the diversification of Native American populations in the New World. (..) Our findings reveal that western Eurasian genetic signatures in modern-day Native Americans derive not only from post-Columbian admixture, as commonly thought, but also from a mixed ancestry of the First Americans.
Auch hier enthält der Abstract keine Festlegung auf mögliche Migrationsrouten, insbesondere keinen Ausschluß eines transatlantischen Wegs. Wenn ich Überschrift ("Dual ancestry") und insgesamt vier Verweise auf "Western Eurasians" in einem halbseitige Abstract so betrachte, scheint mir da aber ein ordentlich großer Zaunpfahl zum Winken benutzt zu werden. Im Haupttext mögen Migrationsszenarien detaillierter diskutiert und bewertet werden - wer da Aussagen beitragen kann, ist herzlich willkommen.

Was die populationsgenetische Fachliteratur angeht, besteht inzwischen weitgehend Eingkeit darüber, daß die frühe (vor ca. 2.000 BC) Besiedlung Amerikas in mehreren Wellen erfolgte. Anzahl (mindestens 3) und Ursprünge/ Wege sind noch umstritten bzw. harren weiterer Klärung. Ein Beispiel hier (2012, vor Mal'ta)
Y-chromosome analysis reveals genetic divergence and new founding native lineages in Athapaskan- and Eskimoan-speaking populations
The data suggest that Canadian Eskimoan- and Athapaskan-speaking populations are genetically distinct from one another and that the formation of these groups was the result of two population expansions that occurred after the initial movement of people into the Americas. In addition, the population history of Athapaskan speakers is complex, with the Tłįchǫ being distinct from other Athapaskan groups. The high-resolution biallelic data also make clear that Y-chromosomal diversity among the first Native Americans was greater than previously recognized.
Oder siehe unten (2012), wo genetische Beziehungen zwischen südlichem Altai und amerikanischen Ureinwohnern nachgewiesen werden, zum Erstaunen der Autoren in einem Fall (YDNA Q-M3) datiert nach der Pedigree-Methode (oben von mir für R1b verwendet) auf ca. 3.000 v. Chr., also die Kupferzeit (bei mtDNA geht die Datierung der Trennung generell auf vor etwa 13-15.000 Jahren). Keine Diskussion von Migrationswegen, nur der schon obligatorische Hinweis, daß genetische Spuren in Nordostsibirien fehlen.
Mitochondrial DNA and Y Chromosome Variation Provides Evidence for a Recent Common Ancestry between Native Americans and Indigenous Altaians
Eine weitere Fachpublikation mit Diskussion genetischer Ergebnisse (2010) schlägt eine alternative Migrationsroute vor, die weder pazifisch noch atlantisch ist aber wohl mit Robbenjägern zu tun hat, nämlich vom Altai aus über den Jenissei und das Polarmeer (siehe Karte in der Anlage):
The Human Genetic History of the Americas: The Final Frontier
As neither archaeological nor genetic data have yet been able to unequivocally resolve many of the longstanding questions regarding American colonization, the generation of new models and hypotheses to which new and more powerful analyses may be applied is essential. In this spirit, we illustrate an alternative migration route from north Asia to the Americas (Figure 1). As a coastal migration scenario to the Americas has gained currency, it is useful to recall that Beringia had two coastlines, northern and southern. People were inhabiting the north coast of Beringia very early (>30 kya). If they were exploiting coastal resources, foraging movement along that coast in the early stages of the last glacial cycle could easily have resulted in occupation of the north coast of modern Alaska prior to the LGM [42]. Accordingly, movement to the interior of the continent via the McKenzie river drainage prior to the LGM is plausible. Moreover, if, as some simulations suggest, the Innutian ice sheet formed late in the last glacial cycle, open coastal areas for continued movement eastward would have provided access to the open water of Baffin Bay and Davis Straight, and a coastal route south along the eastern seaboard of North America.(..)
This scenario is, of course, speculative. It does have the advantage of bringing Asian populations to eastern North America early, to serve as a source for the development of Clovis, in the region where Clovis artifacts are found early and in highest density. It also provides a geographically shorter route to both the interior and the east coast of North America than alternative scenarios, and requires movement of populations from an interior Siberian source population in regions that share the most mt- and yDNA haplotypes with modern Native American populations. The implied early migration to the western hemisphere also is consistent with some genetic coalescent estimates predating the LGM; although it is important to recognize that such estimates contain little geographic information.
Mal'ta hat dieses "spekulative" Szenario keinesfalls uninteressaner gemacht, auch die eine oder andere DNA-Kartierung passt dazu (yDNA Q vs. mtDNA M in der Anlage).
Unterstützung findet der Ansatz einer teilweisen Besiedelung über bzw. entlang des Polarmeers durch mtDNA C4c und X2a in folgender Studie aus 2013 (dortige Fig. 4 angehängt),
Reconciling migration models to the Americas with the variation of North American native mitogenomes
Schließlich, aus 2014
Welcome to Beringia
Archaeologists once considered Beringia, a now partly submerged landmass that once stretched from Siberia to northern Canada, as chiefly a highway between continents. Now, a flurry of studies suggests that this lost world could have been an ice age haven, dotted with game and wildflowers, for both animals and humans. According to one model, the ancestors of today's Native Americans may have stayed in Beringia for thousands of years before coming to the Americas.
 

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Augusto schrieb:
Vorab: Explizit gewerblich war kein Link - was dieser Vermerk hier soll, erschließt sich mir nicht.
Dazu gehören zb auch Links, deren Inhalt nicht öffentlich zugänglich ist, weil ein paywall davor liegt.

Und jetzt habe ich dann doch den Siedepunkt ziemlich erreicht....:

Der Kontext für die Cherokee-Studie war mir schon klar, und wurde von mir auch geschildert: (1) Einführung von DNA-Test beim "tribal enrollment" der Eastern Band of Cheriokee Indians als konkreter Anlass (Ingeborg offenbar unbekannt),...
ad 1
Im ursprünglichen Beitrag sprichst du nur von „Cherokee“. Daher habe ich auf die Cherokee Nation geschlossen. Insgesamt gibt es drei von Washington anerkannte Ethnien: die Cherokee Nation, die Eastern Band of Cherokees in North Carolina und die United Ketowah Band.

Das sind jedoch Marginalien, die sich mit einem anders auftretenden Diskutanten allerdings auch erheblich schneller klären ließen als mit jemand, der einmal aufgestellte Behauptungen um Himmels willen nicht korrigieren müssen möchte.

ad 2
Auch bei der Eastern Band wurde *kein* DNA-Test für das Enrollment eingeführt! Das ist schlicht eine Desinformation, die du entweder von einer Webseite beziehst, die mit solchen Desinformationen bestimmte Absichten verfolgt, oder dein Leseverständnis ist beim Googeln schlicht ausgeschaltet.

Die Webseite der Eastern Band teilt zum Thema DNA-Test Folgendes mit:

Check Genealogy | Enrollment

Can I take a D.N.A test to prove my Cherokee heritage? Unfortunately DNA testing has not advanced to the point of determining tribal affiliation. The Eastern Band of Cherokee Indians accepts DNA testing only in regards to the parentage of an applicant.
Für die Mitleser eine Übersetzung der Antwort:
Leider sind die DNA-Tests nicht so weit fortgeschritten, daß damit eine tribale Zugehörigkeit bestimmt werden kann. Die Eastern Band of Cherokee Indians akzeptiert DNA-Tests nur bezüglich der Verwandschaft eines Antragstellers.

Also: Antragsteller können mit dem DNA-Test nachweisen, daß Papi und Mami auch wirklich Papi und Mami (und hoffentlich war Mami auch immer brav...) sowie daß Oma und Opa auch wirklich für die Existenz von Mami und Papi verantwortlich waren. Das ist ein ganz offensichtlich anderer Stiefel als „fürs Enrollment gefordert“.

MaW: nicht nur Ingeborg war es unbekannt. Wenn es denn sogar der EB selbst unbekannt ist, ist deine Herablassung bis Häme als Treffer in genau wessen Allerwertesten eingeschlagen?

Auch der von dir gepostete Dünnfug:
Man mag von Hr. Yates halten, was man will, aber seine Tests und zugehörigen Publikationen haben dazu geführt, daß die Eastern Band of Cherokees die DNA-Tests offenbar inzwischen wieder aufgegeben hat (der/die eine oder andere Board Member hatte an seinem Projekt teilgenommen, wohl auch um die Entscheidung für DNA-Tests zu legitimieren, entpuppte sich aber als Träger "anomaler" mtDNA).
betreibt nur die kommerziell orientierte, un-/pseudowissenschaftliche Argumentation von Herrn Yates, der kein Genetiker, sondern Werbefachmann ist. Die Unterstellung, die Council Member der EB hätten selbst unpassende DNA vorzuweisen, ist diffamierend und letztlich auch rassistisch. Offenbar ist Yates bei den EB eben nicht zum Zuge gekommen und tritt nun gehörig nach – nur nicht faktenbasiert, sondern mit Dreckschleuderei.

Eine Quelle hast du dazu ja nicht angegeben..., also mußt du es hinnehmen, daß eine derartig gepolte Unterstellung dann dir gutgeschrieben wird. Zumal du ja auch keinerlei inhaltliche Distanz zu dieser Aussage durchschimmern läßt, sondern im Gegenteil mit vorgetäuscht ganz umfangreichen Beinkleid einen auf „Ich weiß es man besser, ätsch!“ machst.


Und das ganze als Aufhänger für "ins off" gerichtete Anmerkungen über "rassistische Unter- und Obertöne" zu nehmen, finde ich schon ein starkes Stück.
Es ist dies nun nicht der erste Fall, in dem du auf dubiose Seiten zurückgreifst, deren angebliche Fakten bzw Argumentationen aufnimmst und daraus teils wiederum neue Annahmen schlußfolgerst – das zieht sich mittlerweile doch durch mehrere Threads. Du kannst sogar nachlesen, daß ich dich anfangs durchaus dezent auf derartige Mißgriffe hingewiesen habe. Im Laufe der Zeit und mit deinem Festhalten an dieser „Arbeits“methode kommen mir jedoch die dezenten Anwandlungen zunehmend abhanden.

Und ja: wer sich bei Seiten bedienen mag, die auf Tea-Party-Linie liegen – und schlimmer noch: bei Seiten, deren Betreiber die Tea-Party bereits als Linksextremisten wahrnehmen, läßt nicht mehr viel Raum für Interpretationspielraum. Diese Seiten haben in der Tat rassistische Ober- und Untertöne und wollen diese ja auch haben; man geht zb von der unumstößlichen Überlegenheit der „weißen Rasse“ aus, die doch bitteschön perpetuiert gehört, da sonst die Welt unterginge. Wer auf solchen Seiten nichts Müffelndes findet, hat möglicherweise ein arges Problem mit den Geruchsrezeptoren. Und selbst für den Fall, daß die besagten Rezeptoren mal durch Schnupfen beeinträchtigt sind: das enthebt nicht der Pflicht, sich *vor* dem Verlinken solcher Seiten davon zu überzeugen, daß das auch wirklich Material ist, das man zitieren darf, ohne prompt losgeschickt zu werden, um sich den Mund mit Wasser und Seife auszuspülen.

Ich bin ja diesbezüglich auch nur der Bote der unangenehmen Nachricht. An der Sachlage selbst ändert sich somit auch dann nichts, wenn die Moderation deiner Anregungen Folge leisten und mich sperren würde. Dann wäre halt eine Person weniger an Bord, die dich auf unangenehme Fakten hinweisen und die Mitlesenden schlau machen könnte – dein Vorgehen aber bliebe: du haust mit einem einzigen Beitrag soviel … raus, daß anschließend mehrere Mitdiskutanten alle Hände voll zu tun haben, um all das wieder geradezurücken, was du aus dubiosen Quellen, falsch, halb, unverdaut, ungeprüft oder sonstwie nicht wirklich faktengetreu wiedergegeben hast.
 
Liebe Ingeborg,
Auch bei der Eastern Band wurde *kein* DNA-Test für das Enrollment eingeführt! Das ist schlicht eine Desinformation, die du entweder von einer Webseite beziehst, die mit solchen Desinformationen bestimmte Absichten verfolgt, oder dein Leseverständnis ist beim Googeln schlicht ausgeschaltet.

das wird mir jetzt wirklich zu albern! Ich weiß nicht, warum Du nicht in der Lage bist, beigefügte Links zu lesen und zu verstehen (übrigens zum 3. Mal, das Muster hatten wir auch schon bei der Baumwolle und bei türkischen Hunden):
Cherokee Bloodline Battle Intensified by Casino Riches - The Washington Post
April 11, 2004: After decades in poverty, a scramble for newfound casino riches has turned one of the nation's most storied tribes against itself in a battle over bloodlines and who can be considered a real Cherokee. At the heart of the conflict is the 60,000-square-foot Harrah's Cherokee Casino that seven years ago transformed the tribe's chronically depressed reservation into the only place in North Carolina where people can legally gamble. Rows of slot, video poker and blackjack machines give the tribe an annual payout from Harrah's of $155 million, enough for each tribe member to get a $6,000 check every year. But during last year's tribal election season, a simmering power struggle erupted between the 8,000 tribe members who live and work in Cherokee, and the 5,000 who live outside the reservation and long exercised absentee-voting rights. (..)
They [tribal voters] also approved an audit of the tribe's enrollment list, which could lead to some members being removed and losing their annual casino payouts. Tribal leaders are still debating how the audit will be conducted, but they said DNA tests are being considered to resolve specific cases.
Cherokee enrollment quandary leads to talk of DNA testing
13. May 2010: The Eastern Band of Cherokee Indians is talking about moving to DNA testing as a way of verifying the blood requirment to be enrolled as a tribal member.
The tribe’s latest quandaries over its enrollment audit have led Principal Chief Michell Hicks and a number of members of the Tribal Council to point to DNA testing as the way forward when enrolling new members of the tribe. (..) Making DNA testing mandatory for those who want to be included on the tribe’s rolls became the focal point of discussion at a Tribal Council meeting earlier this month.(..)
The auditors report showed that 50 people on the rolls don’t meet the blood degree to qualify as a member of the tribe. Another 303 people on the rolls can’t prove they have an ancestor on the Baker Roll, a 1920s-era federal roster of tribal members considered a litmus test for enrollment today.
Even the Baker Roll is a contested issue. When the roll was adopted in 1924, the Tribal Council approved 1,924 names and challenged 1,222 names on the 3,146-person list. The painstaking and lengthy audit has led some sitting council members to push for the use of DNA testing in the future.
Tribe moves to implement DNA testing for new applicants to Cherokee rolls
Wednesday, 23 June 2010; The Tribal Council of the Eastern Band of Cherokee Indians has passed a new enrollment ordinance that requires DNA testing for new applicants to the tribe’s rolls. The DNA testing will be used to verify the applicant’s parental lineage.
The new enrollment ordinance also creates a process for disenrolling those who don’t qualify as Cherokee.
The Tribal Council’s vote earlier this month paves the way for non-Cherokee to be purged from the tribe’s rolls as soon as a month after Principal Chief Michell Hicks signs it into law.
(..) The audit revealed another 50 members who lack the adequate blood degree. That last group is in the crosshairs of the new ordinance. According to the newly adopted policies, members in question will be informed of their status by certified mail and granted the right to a hearing before the enrollment committee within 30 days. If they don’t appear at that hearing, they’ll be automatically disenrolled.
Kurz in Deutsch, für alle:

  1. Die Eastern Band of Cherokees baut ein Casino und schwimmt plötzlich in Geld. Der Verteilungskampf beginnt, es melden sich diverse Leute, die schon lange nicht mehr im Reservat wohnen. Schließlich wird Audit der Mitgliederlisten beschlossen.
  2. Der Audit fördert diverse Probleme zu Tage, u.a. fehlende Dokumente und Schwächen des Ur-Registers (Baker rolls). Um diese in den Griff zu bekommen, wird intensiv über verpflichtende DNA-Tests diskutiert.
  3. Der Council beschließt verpflichtende DNA-Tests für die Neuaufnahme (einschließlich Neugeborener) als Abstammungsnachweis. Gleichzeitig werden Maßnahmen zur Bereinigung der Mitgliederrollen bei unvollständiger Abstammungsdokumentation beschlossen.
Also: Antragsteller können mit dem DNA-Test nachweisen, daß Papi und Mami auch wirklich Papi und Mami (und hoffentlich war Mami auch immer brav...) sowie daß Oma und Opa auch wirklich für die Existenz von Mami und Papi verantwortlich waren. Das ist ein ganz offensichtlich anderer Stiefel als „fürs Enrollment gefordert“.
Nein! " a new enrollment ordinance that requires DNA testing for new applicants to the tribe’s rolls" ist hier eindeutig: Fürs Erollment gefordert.
Wobei die Sache mit der "nicht immer braven Mami" oder - um Deine Frauenfeindlichkeit zu relativieren - dem abgehauenen Papi, oder dem verwaisten, adoptierten Patenkind für sich schon schlimm genug wäre. Aber da steckte, zumindest in einigen Köpfen, noch mehr dahinter, nämlich die Hoffnung, über DNA-Tests auch gleich die ganzen Probleme mit dem "Papertrail" (Schwächen der Baker-Rolls, fehlende Geburtsurkunden von (Ur-)Oma/Opa etc,) loszuwerden.
Für die Mitleser eine Übersetzung der Antwort:
Leider sind die DNA-Tests nicht so weit fortgeschritten, daß damit eine tribale Zugehörigkeit bestimmt werden kann. Die Eastern Band of Cherokee Indians akzeptiert DNA-Tests nur bezüglich der Verwandschaft eines Antragstellers.
Woher wohl der Meinungswechsel? Hat sicher auch etwas mit inzwischen publizierten Testresultaten zu tun gehabt - wobei, wohl nicht nur:
Bitter Fight to Determine Who Is an American Indian Turns to DNA Testing - ICTMN.com
In August [2011], the Cherokee Nation appears to have won a long and bitter fight to disenroll nearly 3,000 freedmen, the descendants of black slaves owned by Cherokee, who had briefly tried to use DNA to show their “Indianness.”
. Manchmal ist es offensichtlich auch opportun, DNA-Tests anzuzweifeln. Weiteres zu der Geschichte steht hier (Vorsicht, fragwürdige Quelle:winke:): https://en.wikipedia.org/wiki/Cherokee_freedmen_controversy
Die Unterstellung, die Council Member der EB hätten selbst unpassende DNA vorzuweisen, ist diffamierend und letztlich auch rassistisch.
.
Wie Bitte? Rassistisch ist, davon auszugehen, jemand der sich als Cherokee begreift und der Kultur zugehörig fühlt, dürfte keine andere mtDNA als A,B,C,D oder X2a haben. Nur unter solch rassistischer Prämisse kann die Präsenz von "anomalous DNA" als unpassend und diffamierend verstanden werden.
Mit der Aussage selbst hatte ich mich allerdings etwas im institutionellen Wirrwarr der Cherokees verheddert. Yates beschreibt namentlich mehrere getestete "CBC-Member". Dies hatte ich als "Cherokee Band Council" interpretiert. Stattdessen handelt es sich aber um die "Central Band of Cherokees", eine nicht offiziell anerkannte Gruppe aus Tennessee.

Lass mich zusammenfassen
.. jemand, der einmal aufgestellte Behauptungen um Himmels willen nicht korrigieren müssen möchte.
.. schlicht eine Desinformation
. .Leseverständnis ist schlicht ausgeschaltet.
.. Herablassung bis Häme als Treffer in genau wessen Allerwertesten eingeschlagen?
.. rassistische Ober- und Untertöne
.. tritt nun gehörig nach – nur nicht faktenbasiert, sondern mit Dreckschleuderei.
Wen beschreibst Du da eigentlich? Mit genau einer Information (und die leider unhistorisch) in 14 Absätzen?
 
Schade, dass ihr so viel Zeit auf Rumgehacke verschwendet. Euer Pläsier.

Ich les hier nur interessiert mit. So mal als Einwurf: der Umgang der Stämme mit der Zugehörigkeit wäre in Deutschland m.E. so nicht denkbar. Zugang zu den Fleischtöpfen der Gesellschaft nur mit DNA-Nachweis, Abstammungslisten, ..? Geht gar nicht. Hatten wir schon. Haben wir verworfen.

Es bringt m.E. nichts, Augusto Rassismus vorzuwerfen, wenn er versucht , die Stammesregeln zu verstehen. Nach deutschem und meinem Verständnis sind die halt rassistisch. Über Feinheiten braucht man da gar nicht zu reden.

Ich versteh das ja. Die Stämme haben sich nach Jahrhunderten der Benachteiligung einige wenige lukrative Einnahmequellen erschlossen. Natürlich wollen die nicht, dass jeder clevere Hobo sich jetzt als Cherokee oder Apache registrieren lässt.

Das ist eigentlich ein interessantes Thema. Rassismus führt ja meist nicht weiter. Ist für den deutschen Bildungsbürger eher ein Problem der Unterschichten und der AfD.

Hier haben wir jetzt aber das Phänomen, dass eine benachteiligte Minderheit versucht, sich über das Blut zu schützen. Sind das jetzt alles rothäutige Nazis?

Long Story Short: vertraute Reflexe helfen hier nicht weiter.
 
Schade, dass ihr so viel Zeit auf Rumgehacke verschwendet. Euer Pläsier.

Ich les hier nur interessiert mit. So mal als Einwurf: der Umgang der Stämme mit der Zugehörigkeit wäre in Deutschland m.E. so nicht denkbar. Zugang zu den Fleischtöpfen der Gesellschaft nur mit DNA-Nachweis, Abstammungslisten, ..? Geht gar nicht. Hatten wir schon. Haben wir verworfen.

Es bringt m.E. nichts, Augusto Rassismus vorzuwerfen, wenn er versucht , die Stammesregeln zu verstehen. Nach deutschem und meinem Verständnis sind die halt rassistisch. Über Feinheiten braucht man da gar nicht zu reden.


Das ist eigentlich ein interessantes Thema. Rassismus führt ja meist nicht weiter. Ist für den deutschen Bildungsbürger eher ein Problem der Unterschichten und der AfD.

Hier haben wir jetzt aber das Phänomen, dass eine benachteiligte Minderheit versucht, sich über das Blut zu schützen. Sind das jetzt alles rothäutige Nazis?

Long Story Short: vertraute Reflexe helfen hier nicht weiter.

Oberflächliche Analysen auch nicht und dubiose Internetschnipsel und -Spam, den die Moderation beseitigen muss erst recht nicht.

Schon abgefahren, "God´s own Country", Dort stand im 19. und 20. Jhd die "One drop Rule hoch im Kurs, und die Rothäute führen doch tatsächlich so eine Art kleinen Ariernachweis wieder ein, um den Zugang zu den "Fleischtrögen" und "sozialen Hängematten" zu regulieren.

Im Land der Dichter und Denker wäre so etwas unmöglich, "wir Deutschen" wissen ja schließlich wozu das geführt hat. Rassismus gibt es daher nur unter einem von "kleinen asozialen Haufen", jedenfalls sagte das Kohl nach den Pogromen von Hoyerswerda, Mölln und Rostock. Aus diesen Pogromen wurde die Lehre gezogen, dass endlich das Grundrecht auf Asyl abgeschafft werden musste.

So etwas wie Stammesregeln wäre bei "uns" rassistisch. Die rothäutigen Nazis" sollten mal ins Land Old Shatterhands reisen, da würden sie lernen, wie man Rassismen sprachlich verklausuliert. Manche Gegenden in der Heimat Karl Mays wären vielleicht weniger empfehlenswert für "Rothäute", selbst für "rothäutige Nazis", denn heimische Nazis und Rassisten würden sie auf Anhieb nicht als Brüder im Geiste erkennen, aber "Neger und Zigeuner werden im Land der Dichter und Denker nicht nur aus dem Stadtbild, sondern aus dem Sprachschatz verbannt.

Wer Neusprech versteht, und mitdenken kann, weiß aber trotzdem, was gemeint und beabsichtigt ist, wenn "Ermittlungspannen" vorkommen, bei der Aufklärung von "Dönermorden". Rassismus führt zu nichts, nur zu einem schlichten Weltbild, und das ist nicht auf die Nazis beschränkt.
 
Jop, das ist genau der Punkt. Fuer einen Europaer ist vollkommen klar: Rassismus schuetzt eine 95 + x- Mehrheit vor Forderungen von Minderheiten. Fertig. Hab ich nie weiter drueber nachgedacht. Ist halt so.

Und jetzt leb ich in einer Gesellschaft, in der es mit der Mehrheit nicht mehr so weit her ist und die Minderheiten nicht mehr so winzig sind wie aus Europa gewohnt.

Und seh jetzt, dass die Minderheiten ihre muehsam erkaempften Rechte mit Argumenten verteidigen, die ich persoenlich bisher 100 Prozent abgelehnt habe. Reisen bildet. Wieder was zum Nachdenken

Aber das ist mehr Philosophie als Historie und gehoert sicher nicht in diesen Thread. Die Frage ist ja letztendlich: "Gibt es guten und schlechten Rassismus?"
 
Interkontinentale Zeitleiste

Um wieder zum Hauptthema zurückzukommen, habe ich mal eine Zeitleiste relevanter Ereignisse zusammengestellt - ich verlor da manchmal den Überblick, andere vielleicht ebenfalls. Alle Daten sind BP (vor Christus), nicht YBP (Years before Present, "present" = 1950) - ich kann mich in ersterer Skala leichter orientieren. Die Daten sind selbstverständlich als "ca." zu verstehen, v.a. bei den Kulturepochen sind 300-500 Jahre Abweichung zwischen verschiedenen Quellen leider eher Regel als Ausnahme. Die von mir verwendeten Quellen, sofern nicht hier im Thread schon auf den letzten 2-3 Seiten enthalten, oder gesondert genannt/ verlinkt, sind jeweils die einschlägigen englischsprachigen Wikipedia-Artikel.

24.000: Zunahme Vergletscherung
22.000: Mal'ta-Junge;
21.000: Last Glacial Maximum (Mitteleuropa)
19.000: minimaler globaler Meeresspiege (130 m u. NN)
. . . . . . Beginn Lascaux-Interstadial (Zwischenwarmzeit),
. . . . . . Beginn Solutrean (E,F)
18.000: Erneute Abkühlung,
17.000: Beginn Gletscherrückgang Nordhalbkugel, Meeresspiegelanstieg (5m/ Jtsd)
15.500: Ende Solutrean, Beginn Magdalénien (F)
14.000: Erste Siedlungsfunde Nordamerika
13.700: Neubesiedlg.Mitteleuropas: Magdalénien in SW-Deutschland, Hamburger Kultur
12.500: Meiendorf-Interstadial (Zwischenwarmzeit),
. . . . . . Gletscherzerfall Antarktis, abrupter Meeresspiegelanstieg (ca.40m)

12.300: Weiterentwicklung Magdalénien zu Azilien-/ Federmesser-Kulturen
11.800: Älteste Dryas (ca. 100 Jahre Kaltphase)
11.600: Beginn Ältere Dryas (ca. 200 Jahre Kaltphase)
11.400: Alleröd-Interstadial (Warmphase), ca. 20 m Meeresspiegelanstieg
11.000: Beginn Clovis, späteste Ankunft von mtDNA X2a in Nordamerika
. . . . . . erste Haustierhaltung (Schaf) in Kleinasien*
10.700: Jüngere Dryaszeit (Kaltphase), Aussterben nordam. Megafauna
10.600: Anzick-Junge ("Clovis-DNA")
10.200: Levantinische Neolithik
9.600: Präboreal (Eiszeitende, ca. 6° Temperaturanstieg in 20-40 Jahren),
. . . . . ab jetzt ca. 15m Meeresspiegelanstieg/ Jtsd.
9.000: Ende Clovis (Auffächerung in Einzelkulturen)
8.800: neolith. Besiedlung Zyperns (->größere, seetaugliche Schiffe)
8.700: Boreal (Klimastufe) (weitere Erwärmung)
8.000; Frühatlantikum (Erreichen heutiger Temperaturen)

. . . . . Kürbisanbau südl. Mexiko*
6.300: Kennewick Man
6,200: Beginn Atlantikum (wärmste Phase)
. . . . . engültige Überflutung Doggerland/Nordsee
6.000: Neolithisierung des westl. Mittelmeers (Cardial- oder Impressokultur)
5.500: R1b-M269 (mesolithisch, Samara, Russland)**
. . . . : Neolithikum (Bandkeramik) erreicht Mitteleuropa
5.100: Kultivierung Teosinte (Urform des Mais) im südl. Mexiko*
5.000: Mittleres Atlantikum (leichter Temepraturrückgang)
. . . . . Meeresspiegelanstieg weitgehend abgesschlossen, Nordseeküste an westfries. Inseln

Wenn ich das so ansehe, kommen für frühe transatlantische Kontakte wohl v.a. das Meiendorf-Interstadial und das frühe Alleröd-Interstadial in Frage.
Im ersten Zeitraum ist die vom weitgehend eisfreien Doggerland stammende Hamburger Kultur spannend - da gabs früh die ersten nassen Füße. Vermutlich wird die Unterwasserarchäologie aber noch einige Fortschritte machen müssen, bis wir erfahren, ob sich die Hanburger Jungs und Mädels auch damals schon mit Seefahrt auskannten...
Im Gegensatz zum inländisch orientierten Solutrean siedelten die Magdalénien-Leute auch an der portugiesischen Atlantikküste und am Golf von Biscaya, und fertigten Angelhaken und Harpunen, sowie zur Holzbearbeitung geeignete Werkzeuge. Soweit schon mal ganz passable Grundvoraussetzungen für Seefahrt. Ob es für mehr reicht, ist zu prüfen.
Ganz ordentliche Seefahrer, die neben Mann und Maus auch Schaf, Ziege und Co auf ihren Pötten unterbrachten, gab es offenbar um 9.000 v. Chr. (und bekanntermßen auch später) an der Levante. Damit es für Clovis und X2a-Export reicht, müssten die aber schon 2.500 Jahre früher ausreichend seefest gewesen sein. Denkbar isses... Wenn die Levante von der ältesten und äteren Dryas im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt wurde, ist es durchaus vorstellbar, daß einige Leute sich per Schiff auf die Suche nach wärmeren Gefilden machten, während die Zurückgebliebenen sich von ihren ostanatolischen Obsidianlieferanten spätestens in der Jüngeren Dryas die Sache mit der Tierhaltung erklären liessen. Da wäre auf dem Weg nach Amerika natürlich noch ein Stückl Mittelmeer zu durchkreuzen, an dessen Ufer sich die eine oder andere Spur solcher Reise zeigen müsste. Andererseits - auch die mediterranen Ufer wurden seit dem Ältesten/ Älteren Dryas etwa 80 Höhenmeter nach oben verlegt (die nordamerikanischen übrigens ebenso); mit Luftbild und Spaten wird man schwerlich was finden...

* https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit
** http://www.ancestraljourneys.org/mesolithicdna.shtml
 
Wenn das Klima AMOC läuft

Ich habe tiefer in die in Frage kommende Zeitstellung zwischen 12.500 BC (Alleröd-Interstadial) und 10.500 BC (Anzick-Junge) hineingezoomt.
Angehängt ist ein aus grönländischen Eisbohrkernen rekonstruiertes Temperaturdiagramm. Hier sei zunächst darauf hingewiesen, daß für die fragliche Periode Grönland und Antarktis negativ koreliert sind, d.h. wenn sich die Südhalbkugel (Antarktis) erwärmte, kühlte sich die Nordhalbkugel (Grönland) ab, und umgekehrt (sog. "see-saw effect"). Dementsprechend sind grönländische Temperaturschwankungen nicht 1:1 auf andere Regionen, einschließlich Europa, übertragbar. Dennoch lohnt Betrachtung;

  1. Zunächst fällt der massive Temperaturanstieg von über 10°C um 12.500 BC (14.500 YBP) auf, der mit dem Beginn des Meiendorf-Interstadials in Europa zusammenfällt Grönländische Temperaturen stiegen fast auf heutiges Niveau. Pollenanalysen zufolge war der europäische Anstieg weniger stark, "nur" ca. 5-6°C, aber immerhin..
  2. Es folgt ein schrittweiser, rapider Abstieg, der
  3. einen ersten Tiefpunkt um 11.800 BC mit der europäischen Kälteperiode des Ältesten Dryas erreicht. Danach geht es, unterbrochen vom deutlich erkennbaren zweiten Kälteeinbruch des Älteren Dryas (11.600-11.400 BC) wieder hinauf auf ein Temperaturplateau, das etwa in der Mitte zwischen eiszeitlichen und heutigen Temperaturen liegt, und das europäische Alleröd-Interstadial repräsentiert.
  4. Gegen 11.200 BC erfolgt ein erneuter Kälteeinbruch (Gerzensee-Schwankung), gefolgt von kurzfristiger Erholung, bevor
  5. gegen 10.950 BC ein massiver Temperatursturz die Rückkehr zu den eiszeitlichen Verhältnissen des etwa 1.300 Jahre andauernen Jüngeren Dryas herbeiführt.
Bemerkenswert ist das Ausmaß dieser Klimaschwankungen. Auch wenn man berücksichtigt, daß die grönländischen Ausschläge nur mit Dämpfung in Europa wirksam wurden, sind die Schwankungen immer noch um ein Vielfaches stärker als während des völkerwanderungszeitlichen Einbruchs (vor 9. im Diagramm) oder der "Kleinen Eiszeit" der frühen Neuzeit (10). Selbst der vieldiskutierte "8.2 ky event" (Misox-Schwankung), der als Auslöser der Neolithisierung Mitteleuropas gilt, blieb in seiner Intensität deutlich hinter den späteiszeitlichen Klimaschwankungen zurück. Entsprechend stark dürften die Auswirkungen auf damalige Kulturen gewesen sein. Von radikalen Anpassungsprozessen ist auszugehen - der Beginn der "Neolithischen Revolution" fällt nicht zufällig mit Gerzensee-Schwankung und/oder Jüngerem Dryas zusammen.

Die Ursachen der Kälteeinbrüche sind umstritten. Für das Jüngere Dryas wird die Möglichkeit eines Kometeneinschlags kontrovers diskutiert (Younger Dryas impact hypothesis). Gesichert ist der Ausbruch des Laacher See-Vulkans um 10.930 v. Chr. Dieser Ausbruch, dessen Auswurf bis nach Schweden reichte, hatte sicher erhebliche Auswirkung (vulkanische Winter etc.) auf (Mittel-)Europa, und dürfte die Migrationsneigung der betroffenen Bevölkerung sowohl materiell als auch kulturell ("Zeichen der Götter") gefördert haben. Ob er stark genug war, den langdauernden globalen Klimawandel des Jüngeren Dryas herbeizuführen, wird jedoch bezweifelt.

[In diesem Zusammenhang lohnt die Anmerkung, daß der Ausbruch des Laacher Sees mit vielfachen Irregularitäten und einer deutlichen "Delle" in der C14-Kalibrierungskurve zusammenfällt. Schon die theoretische athmosphärische C14-Kurve ist schwierig zu rekonstruieren und sehr unstetig, weil die Temperaturschwankungen zu häufiger ozeanischer CO²-Freisetzung und Neu-Einlagerung führten, einschließlich einer erneuten C14-Senke zum Ende des Jüngeren Dryas (vgl. angehängte Diagramme). C14-Datierungen zwischen 12.000-10.500 v. Chr., sowie dann wieder um 9.600 v. Chr. sind somit mit hoher Unsicherheit befrachtet. Diese Unsicherheit betrifft u.a. den Großteil der Datierungen für die amerikanische Clovis-Kultur. Weiterer Hintergurnd hier:
http://userpage.fu-berlin.de/geodyn/tutorials/Physik_der_ErdeII/pdf/Muscheler-etal2008_naturegeo.pdf ]

Unabhängig von der Frage, wie weit externe Faktoren beim Einsetzen des Jüngeren Dryas eine Rolle spielten, besteht weitgehend Einigkeit darüber, daß der Wirkungsmechanismus stark mit Oszillationen der Atlantic Meridional Overturning Circulation (AMOC) zusammenhängt. Populär ausgedrückt reden wir hier vom Zusammenbruch des Golfstroms, wobei dieser nur eine (noch nicht einmal korrekt bezeichnete) Komponente des Zirkulationssystems darstellt. Ebenso wichtig ist der Rückflußmechanismus, der kaltes Wasser aus der Arktis als Tiefenströmung entlang der amerikanischen Ostküste nach Süden führt.
Ich habe mir die Frage gestellt, welche Auswirkungen der Zusammenbruch der AMOC im Jüngeren Dryas bzw. während der vorangegangenen Kälteeinbrüchen auf Strömungs-, Wind- und Eisverhältnisse im Atlantik hatte. Dazu gibt es einiges an Forschung - nicht ganz so systematisch und umfassend, wie ich erhofft hatte, aber Meeres- und Klimaforscher haben schon viel Information erarbeitet, die ich in einem separaten Post vorstellen werde.

Vorab dazu der Hinweis, dass die AMOC Teil eines globalen Zirkulationssystems ist, und ihr Zusammenbruch das Klima weltweit beeinflußt. Zu den Auswirkungen gehören u.a. auch Abkühlung des Nordpazifik, deutlich weniger Niederschläge an der nord- und mittelamerikanischen Pazifikküste sowie in den Great Plains, jedoch wärmeres und feuchteres Klima (aber auch mehr Hurricans) rund um Karibik und Golf von Mexiko. Dies impliziert, daß es unabhängig von der Frage möglicher europäischer Beteiligung plausible klimatische Gründe für die Häufung von Fundstellen der Clovis-Kultur im Südosten der USA gibt. Die Verlagerung des Hauptabflusses des nordamerikanischen Eisschilds von Missisippi/ Missouri zu den Großen Seen und St. Lorenz-Strom am Beginn des Jüngeren Dryas gilt inzwischen als gesichert (und wird alternativ zu externen Einflüssen als "trigger" erwogen). Diese Verlagerung gab Mensch und Tier wohl weiteren Anlaß (plus Gelegenheit), die austrocknenden "Great Plains" Richtung Südosten zu verlassen.

Wer mehr über AMOC erfahren will, sei auf folgende ausführliche Darstellung verwiesen, die in der zweiten Hälfte auch diverse nachgewiesene Klimaänderungen während des Jüngeren Dryas in Amerika, Afika und Asien beschreibt:
The Potential for Abrupt Change in the Atlantic Meridional Overturning Circulation
 

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Transatlantische Überfahrten

Weiter oben im Faden wurde mehrfach auf die Probleme transatlantischer Überfahrten hingewiesen. Aus neuzeitlicher Perspektive durchaus zu Recht - aber wie war es zum Ende der Eiszeit?
Zunächst ein Blick auf AMOC. Der Mechanismus besteht aus mehreren Teilströmen (vgl. dazu auch die erste angehängte Karte):

  • Golfstrom: Vom Golf von Mexiko strömt oberflächennah warmes Wasser die nordamerikanische Küste hoch, und wird bei Neufundland nach Osten in den Antlantik hin abgelenkt. Etwa zwischen dem 50. und 40. westlichen Längengrad teilt er sich.
  • Subtropical Gyre (STG): Ein Teilstrom fließt zunächst östlich auf die Straße von Gibraltar zu. Während ein kleinerer Teilstrom weiter durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer führt, biegt der Hauptstrom bei den Azoren südöstlich Richtung Kanaren ab, und führt von dort im Bogen an den Kapverden vorbei zurück Richtung Karibik und Golf von Mexiko.
  • North Atlantic Current (Nordatlantik-Strom): Der zweite Teilstrom überquert den Atlantik in nordöstlicher Richtung bis vor die irische Küste, wo er sich vor großen Untiefen (Procupine Bank, Rockall Bank, Faröer-Bank, dazu später mehr) erneut teilt. Einige Teilströme fließen weiter "geradaus" ins europäische Nordmeer, wo sie abkühlen, absinken, und so den Rückfluß von kaltem Tiefenwasser entlang der grönländischen und nordamerikanischen Küste bewirken.
  • Subpolar Gyre (SPG): Der andere Teil wird nach Norden abgelenkt. Er führt vorbei an Island und um Südgrönland herum in die Labradorsee. Dort begegnet er dem kalten, südwärts fließenden Labrardorstrom. Dieser trifft vor Neufundland auf den Nordatlantik-Strom und wird von letzterem z.T. nordöstlich abgelenkt, so daß beide Ströme dann parallel fliessen und sich der Kreis zwischen Irland und Island schließt.
Somit beinhaltet das System der AMOC zwei große Oberflächen-Strömungskreise (Gyres), den subtropischen STG, und den subpolaren SPG. Beide korrespondieren mit, und werden gestärkt durch athmosphärische Systeme, nämlich das im Uhrzeigersinn drehende Azorenhoch im Zentrum des STG, und das gegen den Uhrzeigersinn drehende Islandtief im Zentrum des SPG. Die zweite angehängte Karte verdeutlicht diesen Zusammenhang. Beide Systeme sind letztendlich Artikulationen des subtropischen und des polaren Jetstream; Azorenhoch bzw. der südliche Rückfluß des STG auch des Passat (Windsystem).
Wie aus Wettervorhersagen weidlich bekannt, wird "im Rücken", d.h. südlich des Islandtiefs, regelmäßig mild-feuchte Luft vom Atlantik nach Nordwesteuropa geführt. Die zugehörigen (Nord-)Westwinde erreichen oft beträchtliche Stärke. Die transatlantische Überfahrt von Europa aus auf kürzesten Weg, d.h. von Irland nach Neufundland, verläuft somit gegen Wind und Meeresströmung, und verlangt Mensch und Material einiges an Seefestigkeit ab. Daher ist es nicht verwunderlich, daß frühe Seefahrer lieber mit Wind und Strömung reisten - Wikinger entlang des SPG über Irland und Grönland, Kolumbus entlang des STG über die Kanaren in die Karibik. Auf der Rückfahrt waren Nordatlantik-Strom und die zugehörigen Westwinde dagegen durchaus hilfreich.

Sowohl sedimentologische Analysen als auch Klimamodelle deuten nun darauf hin, daß während und zum Ende der Eiszeit fundamental andere Wind- und Strömungsverhältnisse im Nordatlantik herrschten:

  1. Der subtropische transatlantische Jetstream, und danit zusammenhängend STG und "Azorenhoch" verliefen deutlich weiter südlich. Die heutige Lage ist generell, global betrachtet, eine Anomalie - eigentlich verlaufen die subtropischen Jetstreams leicht oberhalb der Wendekreise. Die heutige "Nordausbeulung" beginnt über dem amerikanischen Kontinent und wird durch Ablenkung an Sierra Nevade und Rocky Mountains hervorgerufen. Schon länger war belegt, daß der nordamerikanische Eisschild durch seine Höhe und Kälte diese kontinentale "Ausbeulung" verhinderte und den Jetsream nach Süden zwang. Neuere Forschung zeigt, daß sich in Abkühlungs- bzw. Kältephasen der südliche Verlauf über den Atlantik fortsetzte (siehe angehängte Abbildung) und mit Abschwächung bzw. Ausfall der AMOC einhergeht. Der Rückkopplungs- bzw. Verstärkungsmechanismus zwischen AMOC und Größe/ Verlauf des nordamerikanischen Eisschilds spielt eine wesentliche Rolle bei der Erklärung von Ausmaß und Dauer eiszeitlicher Klimaschwankungen.
  2. Für den subpolaren Jetstream gilt ähnliches. Er wurde zwischen den nordamerikanischen und grönländischen Eisschilden hindurch gepresst und verlief dadurch nördlicher, vermutlich auch schwächer als heute, eher auf 60° N (Südspitze Grönland - Bergen/NOR) statt wie heute auf/ südlich 50°N (Neufundland - Land's End).
  3. Schwache bzw. fehlende AMOC kehrte die Temperaturverhältnisse im Nordatlantik um. Ohne transatlantischen Wärmetransport fielen die Wassertemperaturen im Raum zwischen Irland und Island um bis zu 8°C (siehe angehängte Computersimulation des Alfred-Wegener-Instituts*). Dadurch kam es dort kaum noch zu Verdunstung und damit zusammenhängende Bildung von Islandtiefs. Auf der anderen Seite entfiel Kühlung der Labradorsee und der kanadischen Westküste durch arktische Tiefwasserströme, so daß dortige Gewässer sich etwas erwärmten und stärker verdunsteten. Hierdurch änderte sich auch die Salinität der jeweiligen Gewässer, und die Richtung/ Lage der zugehörigen Ausgleichsströmungen (angehängte Karte, Rottöne repräsentieren den AMOC-Fall*).
Im Endeffekt kam es zu einer Strömungsumkehr im Nordatlantik: Der heutige gegen den Uhrzeigersinn laufende subpolare Gyre (SPG) wurde durch einen Strömungskreis im Uhrzeigersinn ersetzt. Wie weit dieses System nach Süden reichte, ist unklar, änderte sich wohl auch über die Zeit. Aktuelle Klimamodelle² gehen von einer Strömungsumkehr um 11.950 BC (14 ka BP), also kurz vor dem Ältesten Dryas aus, deren Rückströmung von Europa nach Amerika auf 20-40° N lag - dies bedeutet problemloses "sich treben lassen" von Lissabon über die Azoren nach Washington bzw., wenn man sich ab der Azoren etwas weiter nördlich hält, immer "mit dem Strom" auf Neufundland zu. Von dort wäre, bei Bedarf, auch Rückfahrt etwas südlich des 50. Breitengrads Richtung Irland/ Bretagne möglich gewesen.
Älteren sedimentologischen Studien³ zu Folge verlief die Zirkulation weiter nördlich, nur bis etwa zum 45. Breitengrad, mit Rückfluß erst nördlich des 55. Breitengrads. Damit würden zwar die Azoren "verpasst", aber die Reise hätte schon in Irland beginnen können.

Wäre die Überfahrt denn halbwegs eisfrei gewesen? Zur Vereisung wurde viel geforscht und modelliert, leider mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Man scheint sich weitgehend einig zu sein, daß bei halbwegs funktionierender AMOC die Dauervereisung erst sehr weit nördlich, zwischen 75. und 80. Breitengrad, begann. Sedimentstudien zu Folge (fossile Reste von Parasiten, die auf unter dem Eis lebende Fische spezialisiert sind) war sogar der Nordpol eisfrei, und das heute bekannte arktische Eisschild bildete sich - warum auch immer - erst nach Ende der Eiszeit.
http://www.researchgate.net/profile...-ice_proxy/links/09e4150fad56ec8c8a000000.pdf
Einigkeit besteht ebenfalls, daß die diversen Gletscher heftigst Eisberge kalbten. Der Ausfall der AMOC und der dieser entgegengesetzten kalter Tiefenströmung während der Dryas fürderte das Abkalben nordamerikanischer und grönländischer Gletscher zusätzlich. Da diese nicht mehr in durch die AMOC erwärmte Gewässer trieben, schmolzen sie zudem viel langsamer. Hier beginnt das Problem - viele Klimamodelle können (und wollen) nicht unterscheiden, ob bzw. wie weit 25-60% Eisbedeckungswahrscheinlichkeit sich auf winterliche Packeisbildung, sommerliches Treibeis und/oder gut befahrene "iceberg Alleys" bezieht. Sedimentanalysen sind da genauer, leider aber aufwendig und daher alles andere als flächendeckend, und können auch nicht immer Schwankungen im Zeitablauf sauber auflösen.
Was ich laienhaft aus diversen Studien zusammengesammelt habe, ergibt folgendes Bild:

  1. Südlich des 40. Breitengrads fiel die Eisbedeckung auf unter 15%². Bei Wassertemperaturen um/über 10°C im Jahresmittel* war dort vielleicht mit etwas winterlichem Treibeis und bis in den Frühsommern noch mit Eisbergen zu rechnen. Die Umkehrung des nordatlantischen Strömungssystems schob diese Treibeis/ Eisbergzone im Westatlantik etwas nach Norden. Im Osten rückte sie näher an die iberische Halbinsel heran, wobei Biscaya und iberische Küstengewässer ziemlich sicher eisfrei blieben, und Südwestirland (20-30% Eiswahrscheinlichkeit) zumindest im Sommer eisfrei gewesen sein dürfte. An sich waren die Breiten also wohl relativ problemlos befahrbar.
  2. Sedimentanalysen vor der Südküste Neufundlands zeigen für das Jüngere Dryas Indikatoren saisonaler Packeisbildung bis ins Frühjahr, allerdings mit starker Schwankung im (auf etwa 50 Jahre aufgelösten) Zeitablauf. Im Winter für Seeefahrt teilweise problematisch (aber durchaus attraktiv für Eisfischer/ Robbenjäger), in den meisten Sommern wohl problemlos.
    Ocean lead at the termination of the Younger Dryas cold spell : Nature Communications : Nature Publishing Group
  3. Etwas nördlich des 50. Breitengrads begann die "Iceberg alley". Die nordwestlich bzw. westlich von Irland liegenden Untiefen der Rockall- und Porcupine-Bank tragen eine Vielzahl von durch Eisberge hervorgerufenen Einkerbungen.
    Iceberg keel marks on the Porcupine and Rockall Banks, NE Atlantic
    Westlich dieser Untiefen, auf 53N 20W, haben Sedimentanalysen zmindest saisonale Packeisbildung, vielleicht hervorgerufen durch "Eisbergstau", während des Jüngeren Dryas belegt. Wer also mit dem Strom nach Europa zurückwollte, war gut beraten, sich so südlich wie möglich, hart am 50. Breitengrad zu halten.
Fazit: Die Bedingungen für eine Transatlantik-Überquerung von Europa aus waren im Dryas so günstig wie wohl nie wieder seitdem. Bei Rückreisen von Neufundland aus bestand hohe Wahrscheinlichkeit, Eisbergen zu begegnen - allerdings reiste man mit diesen im Strom und fuhr ihnen nicht, wie die Titanic, entgegen.

Quellen:
*) http://www.nature.com/nature/journal/v512/n7514/full/nature13592.html, weitere kartierte Simulationsergebnisse (ab S. 57) http://epic.awi.de/35927/1/ZhangXu_PhD_Thesis_24Feb2014_Vfnl.pdf
2) http://epic.awi.de/36169/1/2014gl060891.pdf (Fig. 2 & 3)
3) Dan Seidov & Bernd J. Haupt (Plate 1 im Anhang)
 

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Schade, dass ihr so viel Zeit auf Rumgehacke verschwendet. Euer Pläsier.

Ich les hier nur interessiert mit. So mal als Einwurf: der Umgang der Stämme mit der Zugehörigkeit wäre in Deutschland m.E. so nicht denkbar. Zugang zu den Fleischtöpfen der Gesellschaft nur mit DNA-Nachweis, Abstammungslisten, ..? Geht gar nicht. Hatten wir schon. Haben wir verworfen.

Es bringt m.E. nichts, Augusto Rassismus vorzuwerfen, wenn er versucht , die Stammesregeln zu verstehen. Nach deutschem und meinem Verständnis sind die halt rassistisch. Über Feinheiten braucht man da gar nicht zu reden.

Ich versteh das ja. Die Stämme haben sich nach Jahrhunderten der Benachteiligung einige wenige lukrative Einnahmequellen erschlossen. Natürlich wollen die nicht, dass jeder clevere Hobo sich jetzt als Cherokee oder Apache registrieren lässt.

Das ist eigentlich ein interessantes Thema. Rassismus führt ja meist nicht weiter. Ist für den deutschen Bildungsbürger eher ein Problem der Unterschichten und der AfD.

Hier haben wir jetzt aber das Phänomen, dass eine benachteiligte Minderheit versucht, sich über das Blut zu schützen. Sind das jetzt alles rothäutige Nazis?

Long Story Short: vertraute Reflexe helfen hier nicht weiter.

Aber das ist mehr Philosophie als Histrorie und gehört nicht in diesen Thread. Die Frage ist letztendlich gibt es guten und schlechten Rassismus

Rassismus hat mit Philosophie herzlich wenig zu tun, und was man als "rassistisch empfindet und was rassistisch gemeint ist, hängt stark von sozialem Setting und individueller Befindlichkeit zu tun. Trotzdem ist Rassismus keine Frage individueller Deutung, sondern es handelt sich um einen relativ eng definierten Terminus aus der Soziologie. Was "deutsche Bildungsbürger" oder die AfD darunter verstehen ist dabei belanglos. Soziologische Definitionen nach Philomena Essed, Robert Miles, Albert Menni, Georg Kreis, G. M Frederickson u. a. variieren, und es gibt dabei natürlich Überschneidungen zu Antisemitismus, Antiziganismus, Fremdenfeindlichkeit und gruppenbezogener Feindseligkeit (z. B. Hass gegenüber Homosexuellen, Drogenabhängigen, "Knackis", Obdachlosen u. a.).

Die innerhalb der Rassismusforschung in Politik-, Geschichtswissenschaft und Soziologie am weitesten akzeptierte Definition stammt vom französischen Soziologen Albert Nemmi dessen Definition sowohl "rassebiologische" wie auch auf kulturelle Merkmale einbezieht.

Rassismus und auch der von dir erstellte Thread "Wer ist eigentlich Indianer" - ist ein überaus heterogenes, sensibles Thema, über das sich trefflich streiten lässt. Dass sich Rassismus nicht auf "Weiße" beschränkt, ist nun wirklich eine Binsenweisheit.

Deine Vorstellung, was rassistisch ist, ist deine persönliche Meinung, aber ich gehe doch mal davon aus, dass du nicht ernsthaft diese als "gesamtdeutsch" verbindlich erklären willst.

Ob die "Stammesregeln" rassistisch sind, darüber lässt sich diskutieren, aber bitte schön nicht nach dem Motto "das ist einfach so, basta- ich muss es besser wissen, als "deutsche Bildungsbürger", seit ich in den USA lebe, sind mir die Augen auf gegangen.

Man kann alles mögliche miteinander vergleichen, man sollte sich aber vor Gleichsetzungen hüten- Meiner Meinung nach, ist dein Vergleich der "Stammesregeln" der Cherokee oder anderer Natives mit den Nürnberger Rassegesetzen - und die sind ja wohl gemeint- ziemlich daneben und ausgesprochen starker Toback, den man unwidersprochen nicht stehen lassen muss.

Wenn man schon die wohl rhetorisch gemeinte Frage "gibt es guten und schlechten Rassismus" stellt (und sie- nehme ich an mit nein beantwortet), muss es ja wohl nicht unbedingt mit Formulierungen wie "rothäutige Nazis" geschehen, die alles andere als neutral, sondern rassistisch vorbelastet sind, auch wenn dahinter ein "?" steht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab noch gar keine neue Meinung, s.o. Rassismus wie bisher zu 100 Prozent abzulehnen , geht halt nicht mehr. Aber wie ich das jetzt einsortiere weiß ich noch nicht.

Memmis Definition halte ich auch für sowohl, umfassend wie griffig.
 
"Rassismus und native Amerikaner" ist ein komplexes und vielschichtiges Thema - da gab es ja z.B. sklavenhaltende Stämme wie die Cherokee, aber auch Gruppen, die aktiv entlaufene Sklaven auf dem Weg in die Nordstaaten unterstützt haben.
Ich denke allerdings, daß solche Diskussion diesen Faden sprengt, und möchte anregen, sie an einen geeigneteren Ort im Forum zu verlegen.
 
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