Bevölkerungsdichte ist relativ, sie muß zu den Ressourcen passen, sonst wird gehungert und gestorben. Die Bevölkerungsdichte in den Polargebieten ist noch außerordentlich viel dünner und weite Gebiete sind mit Eis, Schnee und Ödland bedeckt, trotzdem kann es zu Hungersnöten, Seuchen kommen.
Man muss auf jeden Fall davon ausgehen, dass angesichts der geringen Bevölkerungszahl im europäischen Neolithikum die Siedlungen weit auseinander und wie Inseln in der unberührten Landschaft lagen. Ich habe dazu Modelle gesehen, die das eindrucksvoll nachvollziehen.
Das könnte stimmen, wir wissen es aber nicht genau, das hatte ich versucht am Beispiel der heutigen Region Sachsen in Beitrag 23 zu erklären. Den Pfostenlöchern kann man nicht ansehen, wie lange das zugehörige Haus bewohnt war. Für nur eine Generation scheint der Aufwand recht hoch, wir wissen aber nicht, wie die Bandkeramiker darüber dachten.
Dass die jungsteinzeitlichen Siedlungen nach Erschöpfung des Bodens verlassen wurden, wird allgemein angenommen. Inwieweit Archäologen diese Aussage stützen können, vermag ich leider nicht zu sagen. Möglicherweise erfolgte auch später eine Wiederbesiedlung durch nachziehende Gruppen.
Paßt irgendwie nicht zusammen oder ich verstehe dich falsch. Die 15-20 Jahre sind in etwa eine Generation. Es gibt die These, dass die jeweils nächste Generation oder der Nachkommenüberschuss ein Stück weiter am Fluß ein neues Langhaus baute und ein Feld rodete.
Unter Wanderfeldbau versteht man eigentlich etwas anderes
Wanderfeldbau ? Wikipedia, dabei werden u.a. die wenigen Nährstoffe von armen Böden durch Feuer erschlossen, die Asche wirkt als Dünger. Bei dieser Wirtschaftsweise lassen idR schon nach 3-5 Jahren die Erträge extrem nach.
Wie ich das stets verstanden habe, war der auslösende Faktor zum Abbruch des Siedlungsplatzes die Erschöpfung des Bodens. Die erfolgte allerdings nicht schon nach 3-4 Jahren, sondern nach längerer Zeit. Immerhin gibt es bereits Anzeichen für eine Fruchtwechselwirtschaft: "Aus der Fülle der bandkeramischen Kulturpflanzen ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit, dass der Anbau in Form einer Fruchtwechselwirtschaft stattgefunden hat" (Frühe Bauernkulturen in Niedersachsen, Oldenburg 1983, S. 203, Ausstellungskatalog)
Ob bereits die erste Generation fortzog oder erst die zweite (oder sogar dritte) lässt sich kaum sagen. Auf jeden Fall wird durch die Wirkung beider Faktoren (Generationswechsel + Bodenerschöpfung) die rasche Ausbreitung des frühen Ackerbaus vom Balkan bis Mitteleuropa erklärlich. Dass es daneben auch einen Kulturtransfer gab und lediglich die Kenntnis des Ackerbaus an eine mesolithische Bevölkerung vermittelt wurde, ist ebenfalls zu berücksichtigen.
Wie begründet denn "die Forschung" dieses Fehlen von Hierarchien?
Wenn es die Grabbeigaben sind, könnte man diskutieren, ob dieses Indiz aussagefähig genug ist. Es gibt eben auch andere Indizien, wie die oben genannten Gemeinschaftsbauwerke.
Im bereits oben zitierten Ausstellungskatalog zu den frühen Bauerkulturen wird betont, dass sich die Archäologie bei Aussagen zu den gesellschaftlichen Verhältnissen - besonders was ihre Struktur und Organisation betrifft - auf schwankendem Boden bewegt. Es wird allerdings darauf hingewisen, dass die Gräber bzw Grabform und Beigaben keine Unterschiede erkennen lassen, die als Ausdruck gesellschaftlicher Differenzierung gedeutet werden können. Es werden demnach flache Hierarchien vermutet und eine stärkere Differenzierung erst mit der Erschließung neuer Rohstoffquellen angenommen, die zu bestimmten Machtstrukturen führten.
Etwas anders sieht das im späten Neolithikum bei der Trichterbecherkultur und ihren Megalithgräbern aus. Da lässt sich zuweilen vermuten, dass manche Grabstellen für sozial herausgehobene Persönlichkeiten errichtet wurden. [1]
[1] Hans-Jürgen Häßler (Hrsg.), Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens, Stuttgart 1991, S. 143 f.