Sicher, natürlich ist Cassius Dio für die ein oder andere Sache eine wertvolle Quelle. Aber manchmal fabuliert er eben. Und ich habe diesen Thread nicht Cassius Dio und seine Darstellung der antoninianischen Dynastie und der Severer genannt, sondern Cassius Dio als Überlieferer älterer Quellen und seine Glaubwürdigkeit.
Aber wenn wir uns die Geschichte mit Caesar im Wasser genau ansehen, gibt es doch ein paar Unterschiede:
Aus dem Corpus Caesaraum (de bello Alexandrino)kennen wir die Geschichte so:
Caesar geriet in Bedrängnis, floh auf ein Wasserfahrzeg (navigium) und, da die Feinde hinterherdrängten, sprang ins Wasser und schwamm zu den übrigen Schiffen (navis). Von dort schickte er Boote wieder zurück, um weitere Römer zu retten. Das navigium sank wegen Überfüllung.
Bei Sueton dann:
Sueton schreibt, Caesar habe seinen Mantel hinter sich her gezogen, damit er den Feinden nicht als beute in die Hände fiele, Cassius Dio hingegen behauptet das Gegenteil, nämlich dass die Ägypter den Mantel erbeuteten und wie eine Fahne aufhängten, um ihren Sieg zu zeigen ( τὴνδὲ δὴ ἐσθῆτα αὐτοῦ οἱ Αἰγύπτιοι λαβόντες πρὸς τὸτρόπαιον, ὃ ἔστησαν τῆς τροπῆς ταύτης, ἀνεκρέμασανὡς καὶ αὐτὸν ἐκεῖνον ᾑρηκότες).
Der Unterschied zwischen den drei Geschichten ist schon deutlich. Bei Sueton ist Caesar ein Held, der immer das Heft des Handelns in der Hand hält, Cassius Dio schildert das ganze viel dramatischer; die zeitgenössische Quelle weiß, dass Caesar ins Wasser sprang, aber nichts von irgendwelchen Papieren oder Kleidungsstücken, Sueton und Cassius Dio sind sich darin einige, dass Caesar Schriftstücke mit der linken Hand über Wasser haltend diese trocken rettete, berichten aber das Gegenteil darüber, was mit dem Feldherrenmantel passierte. Bei Suteon ist die Geschichte eingermaßen rund, da Caesar stets handelt und nicht getrieben wird, bei Cassius Dio ist die Geschichte unrund, weil Caesar ins Wasser fiel, fast ertrank und dennoch die Papiere trocken an Land bekam. Aber auch bei Sueton bekommen wir keinen Caesar präsentert, der Zeit hatte, sich vorsichtig ins Wasser gleiten zu lassen. Auch hier ist die Situation dramatisch. Caesar musste ins Wasser springen, um den Feinden zu entkommen, die das Boot stürmten.
Aber wenn wir uns die Geschichte mit Caesar im Wasser genau ansehen, gibt es doch ein paar Unterschiede:
Aus dem Corpus Caesaraum (de bello Alexandrino)kennen wir die Geschichte so:
Caesar quoad potuit cohortando suos ad pontem ac munitiones continere, eodem in periculo versatus est; postquam universos cedere animadvertit, in suum navigium se recepit. Quo multitudo hominum insecuta cum irrumperet neque administrandi neque repellendi a terra facultas daretur, fore quod accidit suspicatus sese ex navigio eiecit atque ad eas quae longius constiterant navis adnatavit. Hinc suis laborantibus subsidio scaphas mittens non nullos conservavit. Navigium quidem eius multitudine depressum militum una cum hominibus interiit. Hoc proelio desiderati sunt ex numero legionariorum militum circiter CCCC et Paulo [ultra] eum numerum classiarii et remiges. Alexandrini eo loco castellum magnis munitionibus multisque tormentis confirmarunt atque egestis ex mari lapidibus libere sunt usi postea ad mittenda navigia.
Caesar geriet in Bedrängnis, floh auf ein Wasserfahrzeg (navigium) und, da die Feinde hinterherdrängten, sprang ins Wasser und schwamm zu den übrigen Schiffen (navis). Von dort schickte er Boote wieder zurück, um weitere Römer zu retten. Das navigium sank wegen Überfüllung.
Bei Sueton dann:
Alexandriae circa oppugnationem pontis eruptione hostium subita conpulsus in scapham pluribus eodem praecipitantibus, cum desilisset in mare, nando per ducentos passus evasit ad proximam navem, elata laeva, ne libelli quos tenebat madefierent, paludamentum mordicus trahens, ne spolio poteretur hostis.
Während im de bello Alexandrino (wahrscheinlich von Aulus Hirtius geschrieben) von einer navicula die Rede ist und Caesar, nachdem er die Schiffe erreicht hat scaphas (Boote) zu Hilfe schickt, besteigt Caesar bei Sueton eine scapha, von der aus er ins Wasser springt. Wovon de bello Alexandrino nichts weiß, was bei Sueton neu ist, ist, dass Caesar Schriftstücke dabei hatte und eben seinen Feldherrenmantel (paludamenum) hinter sich her zog. Sueton kannte den bellum Alexandrinum, er erwähnt die Schrift als von einem unbekannten (im Sinne von nicht gesichert wer) Verfasser aus Caesars Umkreis verfasst, Gaius Oppius oder Aulus Hirtius: Reliquit et rerum suarum commentarios Gallicicivilisque belli Pompeiani. Nam Alexandrini Africique et Hispaniensisincertus auctor est: alii Oppium putant, alii Hirtium, qui etiam Gallicibelli novissimum imperfectumque librum suppleverit.
Cassius Dio erzählt die Geschichte dann so: προϊόντος δὲ τοῦ χρόνου στάσις τοῖς περὶτὴν Ἀρσινόην οὖσιν ἐνέπεσε, καὶ αὐτὴν ὁ Γανυμήδηςἔπεισε τὸν Ἀχιλλᾶν ὡς καὶ τὸ ναυτικὸνπροδώσοντα 1 ἀποκτεῖναι. γενομένου δὲ τούτουτήν τε ἡγεμονίαν τῶν στρατιωτῶν παρέλαβε, καὶτὰ πλοῖα ὅσα ἐν τῷ ποταμῷ καὶ ἐν τῇ λίμνῃ ἦν συνήγαγεν, ἄλλα τε προσκατεσκεύασε, καὶπάντα αὐτὰ ἐς τὴν θάλασσαν διὰ τῶν διωρύχωνκομίσας τοῖς τε Ῥωμαίοις μὴ προσδεχομένοιςπροσέβαλε, καὶ τὰς μὲν κατέπρησε τῶν ὁλκάδωναὐτῶν τὰς δὲ ἀνεδήσατο, καὶ μετὰ τοῦτο τόντε ἔσπλουν τοῦ λιμένος ἐξεκάθηρε, κἀνταῦθα ναυλοχῶν 2 πολλά σφας ἐλύπει. τηρήσας οὖνποτε αὐτοὺς ὁ Καῖσαρ ἀμελῶς ὑπὸ τοῦ κρατεῖν ἔχοντας ἔς τε τὸν λιμένα αἰφνιδίως ἐπεσέπλευσε,καὶ συχνὰ πλοῖα καύσας ἔς τε τὴν Φάρον ἀπέβηκαὶ τοὺς ἐνοικοῦντας ἐν αὐτῇ ἐφόνευσεν. ἰδόντεςδὲ τοῦτο οἱ ἐν τῇ ἠπείρῳ Αἰγύπτιοι κατά τετὰς γεφύρας ἐπεβοήθησαν αὐτοῖς, καὶ συχνοὺςτῶν Ῥωμαίων ἀνταποκτείναντες τοὺς λοιποὺς ἐς τὰς ναῦς ἐσήραξαν. καὶ αὐτῶν ὁπουδήποτεκαὶ ἀθρόως ἐσβιαζομένων ἐς αὐτὰς ἄλλοι τεπολλοὶ ἐς τὴν θάλασσαν ἐξέπεσον καὶ ὁ Καῖσαρ.κἂν διέφθαρτο κακῶς, ὑπό τε τῶν ἱματίωνβαρυνόμενος καὶ ὑπὸ τῶν Αἰγυπτίων βαλλόμενος῾ἁλουργῶν γὰρ αὐτῶν ὄντων ἐστοχάζοντὀ, εἰμὴ καὶ ἐκεῖνα ἀπερρίφει καὶ μετὰ τοῦτο διανεύσας πῃ ἐς ἀκάτιον ἐσεβεβήκει. καὶ ὁ μὲνοὕτως ἐσώθη, μηδὲν τῶν γραμμάτων βρέξας ἃπολλὰ ἐν τῇ ἀριστερᾷ χειρὶ ἀνέχων ἐνήξατο: τὴνδὲ δὴ ἐσθῆτα αὐτοῦ οἱ Αἰγύπτιοι λαβόντες πρὸς τὸτρόπαιον, ὃ ἔστησαν τῆς τροπῆς ταύτης, ἀνεκρέμασανὡς καὶ αὐτὸν ἐκεῖνον ᾑρηκότες. καὶ ἤδηγὰρ καὶ τὰ στρατεύματα ἃ ἀπὸ τῆς Συρίας μετεπέπεμπτο 3ἐπλησίασε, τάς τε κατάρσεις ἐτήρουν καὶ πολλὰ αὐτοὺς ἔβλαπτον. τοῖς μὲν γὰρ 4πρὸς τὴν Λιβύην σφῶν προσπίπτουσιν ὁ Καῖσαρτρόπον τινὰ ἤμυνε: συχνοὺς δὲ δὴ περὶ τὰς τοῦΝείλου ἐκβολὰς πυρσοῖς ὡς καὶ Ῥωμαῖοι ὄντεςἠπάτων τε καὶ συνελάμβανον, ὥστε τοὺςλοιποὺς μηκέτι τολμᾶν παρακομίζεσθαι, μέχριςοὗ Τιβέριος Κλαύδιος Νέρων ἐς αὐτὸν τότε τὸνποταμὸν ἀναπλεύσας ἐκείνους τε μάχῃ ἐκράτησεκαὶ τοῖς σφετέροις ἀδεέστερον τὸν πρόσπλουν ἐποίησε.
Hier stürzt (ἐξέπεσον) Caesar ins Meer und wäre fast ertrunken (διέφθαρτο), der Feldherrenmantel (ἁλουργῶν) kommt hier auch vor, allerdings ncht wiel Caesar ihn mit den Zähnen hinter sich her zieht, wie bei Sueton, sondern weil die Feinde ihn so erkennen und gezielt auf Caesar schießen, weshlab dieser den Mantel loswird. Caesar wird also seinen Mantel los, und plötzlich kommt es zum logischen Bruch. Der eben noch kurz vor ertrinken stehende Caesar, der seinen Mantel abgestreift hat, um von den Feinden nicht mehr erkannt zu werden, bringt plötzlich Papiere trocken an ein Boot.Sueton schreibt, Caesar habe seinen Mantel hinter sich her gezogen, damit er den Feinden nicht als beute in die Hände fiele, Cassius Dio hingegen behauptet das Gegenteil, nämlich dass die Ägypter den Mantel erbeuteten und wie eine Fahne aufhängten, um ihren Sieg zu zeigen ( τὴνδὲ δὴ ἐσθῆτα αὐτοῦ οἱ Αἰγύπτιοι λαβόντες πρὸς τὸτρόπαιον, ὃ ἔστησαν τῆς τροπῆς ταύτης, ἀνεκρέμασανὡς καὶ αὐτὸν ἐκεῖνον ᾑρηκότες).
Der Unterschied zwischen den drei Geschichten ist schon deutlich. Bei Sueton ist Caesar ein Held, der immer das Heft des Handelns in der Hand hält, Cassius Dio schildert das ganze viel dramatischer; die zeitgenössische Quelle weiß, dass Caesar ins Wasser sprang, aber nichts von irgendwelchen Papieren oder Kleidungsstücken, Sueton und Cassius Dio sind sich darin einige, dass Caesar Schriftstücke mit der linken Hand über Wasser haltend diese trocken rettete, berichten aber das Gegenteil darüber, was mit dem Feldherrenmantel passierte. Bei Suteon ist die Geschichte eingermaßen rund, da Caesar stets handelt und nicht getrieben wird, bei Cassius Dio ist die Geschichte unrund, weil Caesar ins Wasser fiel, fast ertrank und dennoch die Papiere trocken an Land bekam. Aber auch bei Sueton bekommen wir keinen Caesar präsentert, der Zeit hatte, sich vorsichtig ins Wasser gleiten zu lassen. Auch hier ist die Situation dramatisch. Caesar musste ins Wasser springen, um den Feinden zu entkommen, die das Boot stürmten.