Ravenik
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Als "feudal" kann man die byzantinischen Heere des besprochenen Zeitraums nur sehr bedingt bezeichnen. Einerseits gab es auch stehende Truppen, jeweils mehrere tausend Mann starke Tagmata, die anscheinend zu einem guten Teil aus Kavallerie bestanden. Andererseits lassen sich auch die in den Themen angesiedelten Soldaten nur sehr bedingt mit europäischen Feudaltruppen vergleichen, da sie im Prinzip Wehrbauern waren, die bei Bedarf eingezogen wurden und kein den Rittern vergleichbares Standesbewusstsein oder Standesprivilegien hatten.Kein feudales Heer, egal ob okzidentaler oder orientalischer Herkunft kannte Disziplin in dem Sinne wie wir sie verstehen,
Erst die Pronoiai der Komnenenzeit waren den Rittern vergleichbar.
Warum sollten die kaiserlichen Tagmata nicht entsprechend trainiert gewesen sein?denn das hätte regelmäßiges Training im Verband vorausgesetzt, was wiederum einer universalen Heeresleitung bedurft hätte; beides existierte nicht.
Im ersten Viertel des 11. Jhdts. war man unter Basileios II. noch höchst offensiv und unterwarf das Bulgarenreich. Aber auch nach seinem Tod waren die Byzantiner nicht nur defensiv, z. B. eroberten sie den Osten Siziliens zurück. Sie schlugen auch erfolgreich mehrere bulgarische Aufstände nieder. Im Osten gab es bis zur Niederlage bei Mantzikert noch wiederholt Gebietsgewinne.Die Byzantiner führten während des gesamten 11.Jhd. einen Abwehrkrieg der vor allem die Verteidigung fester Plätze mit einschloss.
Insbesondere unter Nikephoros II., Iohannes Tzimiskes und Basileios II. waren die Byzantiner gegen die Moslems klar im Vorteil und befanden sich auf allen Fronten im Vormarsch. Aber auch davor konnten sich die Byzantiner seit dem 9. Jhdt. gegen die Moslems gut behaupten und eroberten u. a. Kreta zurück. So schlecht können sie sich also nicht geschlagen haben.Davon abgesehen hatten die Byzantiner ja genug Zeit gehabt zu erkennen, dass mit solchen Truppenkörpern ohnehin gegen die Muslime nicht gut anzukommen war.