Noch ein paar Worte zum Thema Kriegsbegeisterung:
Zunächstmal wäre festzuhalten, dass diese Zahlen an Kriegsfreiwilligen über den gesamten Krieg hinweg zustande kamen und das konnte länderspezifisch sehr verschiedene Gründe haben
In Großbritannien z.B. gab es bis 1916 keine Wehrpflicht, so dass die Verluste der britischen Expeditionsstreitkraft im Herbst 1914 (die war bis nach der Marneschlacht in etwa auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Stärke zusammengeschrumpft, der Rest der Kader war bereits ausgefallen) nur durch Heranführung von Truppen aus den Kolonien und durch Freiwillige ausgegliechen werden konnten.
Entsprechend des Umstands, dass Großbritannien mit seinem Berufsheer zu Lande auf einen langen Abnutzungskrieg überhaupt nicht eingestellt war, man sich aber zunächst scheute die Bevölkerung mit der allgemeinen Wehrpflicht zu belasten wurde durch die Regierung in Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland (waren damals de jure noch nicht eingeständig) sehr stark die Werbetrommel für die Anwerbung von Freiwilligen gerührt.
Sukzessive passierte das auch in den anderen Kolonien, wo man den Bewohnern in der Regel eine größere Autonomie vom jeweiligen "Mutterland" versprach, wovon die Briten und Franzosen dann später auf der Pariser Friedenskonferenz nichts mehr wissen wollten.
Auch in Europa wurde mit verschiedenen anderen Motivationen um Freiwillige geworben.
Z.B. versuchten die Deutschen und Östereicher im besetzten russischen Teil Polens gezielt polnische Freiwillige mit dem Versprechen der Wiederherstellung eines polnischen Staates auszuheben um sie gegen Russland ind Feld schicken zu können.
In Irland meldeten sich viele Freiwillige für den Dienst in der britischen Armee, weil sie der Meinung waren, dass wenn sie ihre Loyalität zum britischen Gesamtimperium unter Beweis stellten, ihnen das britische Parlament in Sachenn "Home Rule" aulso weitgehender Selbstverwaltung und Autonomie entgegenkommen würde.
Mitunter gab es sogar das Phänomen, dass Personen, die eigentlich aus Europa nach Nord- oder Südamerika ausgewandert waren, wegen des Krieges zurückkamen, weil sie die Teilnahme auf der Seite ihres Herkunftslandes für eine art patriotische Pflicht hielten.
Was Freiwilligkeit in den Kriegsführenden Ländern selbst angeht, konnte Freiwilligkeit auch verschiedene Motivationen haben. Z.B. konnte der Umstand dass die eigene Heimatregion besonders vom Krieg betroffen war sicherlich zu höheren lokalen Freiwilligenzahlen führen.
Auch konnte sicherlich im Verlauf des Krieges der Gedanke eine Rolle spielen, dass es möglicherweise vorteilhaft sein könnte im Bezug auf die eigene Beurteilung einer demnächst ohnehin ausstehenden Einziehung zum Militärdienst dadurch sich freiwillig zu melden zuvor zu kommen.
Je länger der Krieg ging, desto länger wurde natürlich auf Seiten aller kriegsführenden Staaten auch in den Schulen die Propagana-Trommel gerührt.
Im Sommer 1917, um einen willkürlichen Zeitpunkt heraus zu greifen, lief der Krieg seit 3 Jahren und das bedeutet, dass die 16-18 Jährigen seit sie 13-15 Jahre alt waren in einer Tour mit Kriegspropaganda überschwemmt wurden, hinzu kam die immer deutlicher sichtbar werdende Not in der Heimat durch die Unterversorgung (Betraf ÖU und Russland in ähnlichem Maße), das hatte natürlich Auswirkungen auf die Tendenz im Besonderen der Jurgendlichen, sich ggf. freiwillig zu melden.
Insofern ist es schwierig von Freiwilligenzahlen direkt auf Kriegsbegeisterung und vor allem Kriegsbegeistertung bereits im Sommer 1914 zu schließen.
Die Freiwilligen hatten da mitunter ganz andere Motive und waren, insofern die jeweilige Regierung mit politischen Gegenleistungen, guter Verpflegung etc. warb, spielten da mitunter auch ganz andere Einflüsse eine Rolle.
Sowohl im Buch, als auch in den beiden älteren Verfilmungen kommt eigentlich relativ stark zum Ausdruck welche Rolle vor allem der Lehrer Kantorek dabei spielte die Klasse dazu zu bewegen sich freiwillig zu melden.
In einer der beiden Verfilmungen fordert er Bäumer als Klassenprimus ja nachgerade dazu heraus sich gefälligst freiwillig zu melden und der Klasse ein Beispiel zu geben und gleichzeitig die Klasse diesem zu folgen.
Ich weiß gerade nicht mehr ob diese eine Szene so wie in der Verfilung war im Orriginal dem Buch entspricht. Das letztere habe ich mit 16 oder 17 Jahren gelesen, ist also schon eine Weile her, so dass ich mich nicht mehr an jedes Detail erinnere.
Im großen und ganzen ist es aber auch im Buch so gewesen, dass der Lehrer Kantorek schon recht deutlich und mit fragwürdigen Mitteln auf die Klasse einwirkte um sie dazu zu überreden sich geschlossen freiwillig zu melden, später versucht er Bäumer während dessen Front- (oder war es Genesungsurlaub?) dazu zu instrumentalisiern, die nächste Schulklasse in dieser Hinsicht auf Kurs zu bringen.
"Im Westen nichts Neues", jedenfalls das Buch und die beiden älteren Verfilmungen sind eigendlich eine recht kritische Betrachtung der Kriegsbegeisterung und des Umstand, mit welchen Mitteln diese mitunter beschworen und erzeugt wurde.
Apropos Remarque: Es ist erstaunlich wenig bekannt, dass es zu "Im Westen nichts Neues" mit dem Titel "Der Wer zurück" noch eine Art Fortsetzung gibt, die sich mit den letzten Tagen an der Front, der Demobilisation und dem Weg der Soldaten des 1. Weltkriegs zurück ins Zivilleben beschäftigt.
In meinen Augen, zumal um die Probleme der Veteranen in der Nachkriegsgsellschaft begreifen zu können, ein wenigstens genau so wichtiges Werk.
Edit: Ich lese grade - "Aber Millionen von Kriegsfreiwilligen in allen beteiligten Ländern (nicht zu vergessen, es waren ja schon Millionen per Mobilmachung eingezogen worden) sind nicht wegzudiskutieren."
Zunächstmal wäre festzuhalten, dass diese Zahlen an Kriegsfreiwilligen über den gesamten Krieg hinweg zustande kamen und das konnte länderspezifisch sehr verschiedene Gründe haben
In Großbritannien z.B. gab es bis 1916 keine Wehrpflicht, so dass die Verluste der britischen Expeditionsstreitkraft im Herbst 1914 (die war bis nach der Marneschlacht in etwa auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Stärke zusammengeschrumpft, der Rest der Kader war bereits ausgefallen) nur durch Heranführung von Truppen aus den Kolonien und durch Freiwillige ausgegliechen werden konnten.
Entsprechend des Umstands, dass Großbritannien mit seinem Berufsheer zu Lande auf einen langen Abnutzungskrieg überhaupt nicht eingestellt war, man sich aber zunächst scheute die Bevölkerung mit der allgemeinen Wehrpflicht zu belasten wurde durch die Regierung in Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland (waren damals de jure noch nicht eingeständig) sehr stark die Werbetrommel für die Anwerbung von Freiwilligen gerührt.
Sukzessive passierte das auch in den anderen Kolonien, wo man den Bewohnern in der Regel eine größere Autonomie vom jeweiligen "Mutterland" versprach, wovon die Briten und Franzosen dann später auf der Pariser Friedenskonferenz nichts mehr wissen wollten.
Auch in Europa wurde mit verschiedenen anderen Motivationen um Freiwillige geworben.
Z.B. versuchten die Deutschen und Östereicher im besetzten russischen Teil Polens gezielt polnische Freiwillige mit dem Versprechen der Wiederherstellung eines polnischen Staates auszuheben um sie gegen Russland ind Feld schicken zu können.
In Irland meldeten sich viele Freiwillige für den Dienst in der britischen Armee, weil sie der Meinung waren, dass wenn sie ihre Loyalität zum britischen Gesamtimperium unter Beweis stellten, ihnen das britische Parlament in Sachenn "Home Rule" aulso weitgehender Selbstverwaltung und Autonomie entgegenkommen würde.
Mitunter gab es sogar das Phänomen, dass Personen, die eigentlich aus Europa nach Nord- oder Südamerika ausgewandert waren, wegen des Krieges zurückkamen, weil sie die Teilnahme auf der Seite ihres Herkunftslandes für eine art patriotische Pflicht hielten.
Was Freiwilligkeit in den Kriegsführenden Ländern selbst angeht, konnte Freiwilligkeit auch verschiedene Motivationen haben. Z.B. konnte der Umstand dass die eigene Heimatregion besonders vom Krieg betroffen war sicherlich zu höheren lokalen Freiwilligenzahlen führen.
Auch konnte sicherlich im Verlauf des Krieges der Gedanke eine Rolle spielen, dass es möglicherweise vorteilhaft sein könnte im Bezug auf die eigene Beurteilung einer demnächst ohnehin ausstehenden Einziehung zum Militärdienst dadurch sich freiwillig zu melden zuvor zu kommen.
Je länger der Krieg ging, desto länger wurde natürlich auf Seiten aller kriegsführenden Staaten auch in den Schulen die Propagana-Trommel gerührt.
Im Sommer 1917, um einen willkürlichen Zeitpunkt heraus zu greifen, lief der Krieg seit 3 Jahren und das bedeutet, dass die 16-18 Jährigen seit sie 13-15 Jahre alt waren in einer Tour mit Kriegspropaganda überschwemmt wurden, hinzu kam die immer deutlicher sichtbar werdende Not in der Heimat durch die Unterversorgung (Betraf ÖU und Russland in ähnlichem Maße), das hatte natürlich Auswirkungen auf die Tendenz im Besonderen der Jurgendlichen, sich ggf. freiwillig zu melden.
Insofern ist es schwierig von Freiwilligenzahlen direkt auf Kriegsbegeisterung und vor allem Kriegsbegeistertung bereits im Sommer 1914 zu schließen.
Die Freiwilligen hatten da mitunter ganz andere Motive und waren, insofern die jeweilige Regierung mit politischen Gegenleistungen, guter Verpflegung etc. warb, spielten da mitunter auch ganz andere Einflüsse eine Rolle.
Ich bin noch nicht dazu gekommen die neue Verfilmung zu sehen (habe darüber nur allerhand schlechtes gehört).Edit: Noch ein Gedanke, dann ist ja auch "Im Westen nichts Neues" so zu sagen Bullshit. Denn der benutzt die Idee von der Kriegsbegeisterung ganz gezielt um die Tragik zu unterstreichen!
Sowohl im Buch, als auch in den beiden älteren Verfilmungen kommt eigentlich relativ stark zum Ausdruck welche Rolle vor allem der Lehrer Kantorek dabei spielte die Klasse dazu zu bewegen sich freiwillig zu melden.
In einer der beiden Verfilmungen fordert er Bäumer als Klassenprimus ja nachgerade dazu heraus sich gefälligst freiwillig zu melden und der Klasse ein Beispiel zu geben und gleichzeitig die Klasse diesem zu folgen.
Ich weiß gerade nicht mehr ob diese eine Szene so wie in der Verfilung war im Orriginal dem Buch entspricht. Das letztere habe ich mit 16 oder 17 Jahren gelesen, ist also schon eine Weile her, so dass ich mich nicht mehr an jedes Detail erinnere.
Im großen und ganzen ist es aber auch im Buch so gewesen, dass der Lehrer Kantorek schon recht deutlich und mit fragwürdigen Mitteln auf die Klasse einwirkte um sie dazu zu überreden sich geschlossen freiwillig zu melden, später versucht er Bäumer während dessen Front- (oder war es Genesungsurlaub?) dazu zu instrumentalisiern, die nächste Schulklasse in dieser Hinsicht auf Kurs zu bringen.
"Im Westen nichts Neues", jedenfalls das Buch und die beiden älteren Verfilmungen sind eigendlich eine recht kritische Betrachtung der Kriegsbegeisterung und des Umstand, mit welchen Mitteln diese mitunter beschworen und erzeugt wurde.
Apropos Remarque: Es ist erstaunlich wenig bekannt, dass es zu "Im Westen nichts Neues" mit dem Titel "Der Wer zurück" noch eine Art Fortsetzung gibt, die sich mit den letzten Tagen an der Front, der Demobilisation und dem Weg der Soldaten des 1. Weltkriegs zurück ins Zivilleben beschäftigt.
In meinen Augen, zumal um die Probleme der Veteranen in der Nachkriegsgsellschaft begreifen zu können, ein wenigstens genau so wichtiges Werk.
Zuletzt bearbeitet: