Sepiola
Aktives Mitglied
Das war der erklärte Wille der OHL. Nachdem aber Prinz Max von Ludendorff dahingehend aufgeklärt worden war, eben dass das Heer im Westen noch bis zum kommenden Frühjahr halten konnte, bestand kein Grund für diese Eile.
Prinz Max wurde von Hindenburg, Ludendorff, Haeften und Bussche dahingehend "aufgeklärt", die Lage sei so katastrophal, dass das Waffenstillstandsangebot keinen Aufschub dulde.
Prinz Max hat sich, seinen Erinnerungen zufolge, gegen das Waffenstillstandsangebot mit Händen und Füßen gewehrt:
"Ein sofortiges Waffenstillstandsangebot ist unwirksam und schädlich; es wird in der ganzen Welt als das Eingeständnis der deutschen Niederlage wirken;
es wird den Chauvinismus in Feindesland so stärken, daß Wilson dagegen machtlos sein wird;
die ganze friedenfördernde Wirkung der neuen Regierungsbildung wird unter der Sensation des Waffenstillstandsangebotes verloren gehen."
Nachdem ihm wieder und wieder erklärt worden war, es gäbe keinen Spielraum mehr, forderte er von der OHL eine schriftliche Erklärung:
"Nur unter einer Voraussetzung bin ich bereit, mich für ein sofortiges Absenden einer Note, aber allerdings nicht nur an Wilson, sondern an sämtliche Feinde zu erklären. Nämlich für den Fall, daß die Oberste Heeresleitung schriftlich erklärt - so daß ich imstande bin, diese Mitteilung heute im Kabinett, später öffentlich weiterzugeben -, daß die militärische Lage an der Westfront eine Verzögerung der Absendung der Note bis zu meiner Rede oder richtiger bis zum Eintreffen der Übermittlung der Rede am Sonnabend (5. Oktober) an die Feinde nicht mehr erträgt."
Hindenburg gab ihm das prompt schriftlich:
"Berlin, den 3. Oktober 1918
Die Oberste Heeresleitung bleibt auf ihrer am Sonntag, dem 29. September d. J., gestellten Forderung der sofortigen Herausgabe des Friedensangebotes an unsere Feinde bestehen.
Infolge des Zusammenbruchs der mazedonischen Front, der dadurch notwendig gewordenen Schwächung unserer Westreserven und infolge der Unmöglichkeit, die in den Schlachten der letzten Tage eingetretenen sehr erheblichen Verluste zu ergänzen, besteht nach menschlichem Ermessen keine Aussicht mehr, dem Feinde den Frieden aufzuzwingen.
Der Gegner seinerseits führt ständig neue frische Reserven in die Schlacht.
Noch steht das deutsche Heer festgefügt und wehrt siegreich alle Angriffe ab. Die Lage verschärft sich aber täglich und kann die Oberste Heeresleitung zu schwerwiegenden Entschlüssen zwingen.
Unter diesen Umständen ist es geboten, den Kampf abzubrechen, um dem deutschen Volke und seinen Verbündeten nutzlose Opfer zu ersparen. Jeder versäumte Tag kostet Tausenden von tapferen Soldaten das Leben.
von Hindenburg, Generalfeldmarschall"
Die Oberste Heeresleitung bleibt auf ihrer am Sonntag, dem 29. September d. J., gestellten Forderung der sofortigen Herausgabe des Friedensangebotes an unsere Feinde bestehen.
Infolge des Zusammenbruchs der mazedonischen Front, der dadurch notwendig gewordenen Schwächung unserer Westreserven und infolge der Unmöglichkeit, die in den Schlachten der letzten Tage eingetretenen sehr erheblichen Verluste zu ergänzen, besteht nach menschlichem Ermessen keine Aussicht mehr, dem Feinde den Frieden aufzuzwingen.
Der Gegner seinerseits führt ständig neue frische Reserven in die Schlacht.
Noch steht das deutsche Heer festgefügt und wehrt siegreich alle Angriffe ab. Die Lage verschärft sich aber täglich und kann die Oberste Heeresleitung zu schwerwiegenden Entschlüssen zwingen.
Unter diesen Umständen ist es geboten, den Kampf abzubrechen, um dem deutschen Volke und seinen Verbündeten nutzlose Opfer zu ersparen. Jeder versäumte Tag kostet Tausenden von tapferen Soldaten das Leben.
von Hindenburg, Generalfeldmarschall"
Prinz Max Von Baden. Erinnerungen Und Dokumente
Meiner Meinung nach spricht hieraus die Priorität, den Mythos des "siegreichen" Heeres zu bewahren, den militärischen Zusammenbruch um jeden Preis zu vermeiden, indem man die zivile parlamentarische Regierung dazu zwang, die weiße Flagge zu hissen, noch bevor die Generäle ihrerseits zur Kapitulation gezwungen waren.