Nicht nur Mut, würde ich sagen, sondern auch eine erstaunliche Selbstsicherheit und die Zuversicht, dass wirklich alle Elemente des Plans gelingen würden.
Das ist zwar richtig, aber war das im Hinblick auf Annahme des Waffenstillstands, denn anders? Um den anzunehmen, brauchte man schon sehr weitgehendes Vertrauen in die freundlichen Absichten der Ententemächte und darin, dass diese die daraus resultierende militärische Wehrlosigkeit nicht ausnutzen würden.
Die OHL in ihrer vormaligen Verfassung wäre ohnedies untragbar gewesen, in der Hinsicht hat Sepiola schon recht. Man hätte hier jemand neues finden müssen, weil die Hindenburg und Ludendorff allein schon durch die Verantwortung der Wiederaufnahme des U-Boot-Krieges politisch so belastet waren, dass sie im Namen eineer friedlichen Lösung tunlichst hätten verschwinden müssen.Nicht nur musste der Reichskanzler (als "Zivilist") die militärische Lage genau richtig einschätzen - sofern wir einmal davon ausgehen, dass ein solches Vorhaben militärisch irgendwie hätte verwirklicht werden können - und die OHL dazu bringen, ihm zu vertrauen und weder in Panik noch in neue Siegeszuversicht zu verfallen.
Außerdem waren beide von ihren militärisch für diese Aufgabe nicht geeignet. Hindenburg war den halbe Krieg über lediglich Staffage, es wäre fraglich gewesen ob er der Aufgabe das alles zu koordinieren überhaupt gewachsen gewesen wäre und Ludendorff war ein Spezialist für mobile offensive Kriegsführung, als Verteidigungsexperte weniger aufgefallen.
Man hätte also ohnehin Personen finden müssen die politisch (mindestens was den Westen angeht) weniger belastet und Spezialisten für die Verteidigung und die Logistik waren, heißt man versuchen müssen Personen wie Wilhelm Groener oder Friedrich von Loßberg dafür zu gewinnen, um die Belasteten Hindenburg und Ludendorff los zu werden und aus den defensiven Möglichkeiten und der Logistik noch das maximal Mögliche heraus zu holen.
Auch Offiziere und Soldaten und die Zivilbevölkerung mussten ausreichend Kampfmoral behalten, um die Mühen des Krieges weiter auf sich zu nehmen, aber nicht so viel, dass die Friedensbotschaft samt ihren schmerzhaften territorialen Einschnitten vom Kaiser oder vom Reichstag wieder zurückgenommen werden konnte.
Wie gesagt, um die Moral hätte ich mir da noch die wenigsten Sorgen gemacht, einfach weil die Waffenstillstandsbedingungen der Entente da sehr gut geeignet gewesen wären, für den entsprechenden Motivationsschub zu sorgen.
Insofern die Entente auf Fortsetzung der Blockade bestand, eröffneten die Waffenstillstandsbedingungen der Entente die Möglichkeit Deutschland willkürlich weiter hugern zu lassen, selbst wenn dises die Waffen streckte und nach 4 Jahren Krieg, Hass, Zerstörung und Gräuelpropaganda dürfte ein nicht geringer Teil der Armee und Bevölkerung der Entente oder mindestens den Briten und Franzosen ein entsprechendes Maß an Zynismus durchaus zugetraut haben.
Entsprechend wäre es wahrscheinlich relativ einfach gewesen die Truppen zu Motivieren weiter zu machen und sich erst dann in eine Einigung einzulassen, wenn wenigestens im Gegenzug für das Strecken der Waffen die Blockade beseitigt würde.
Natürlich waren die Soldaten abgekämpft, schlecht versorgt (das waren die übrigens seit spätestens 1916) und niedergeschlagen und wollten nach Hause.
Aber zurück nach Hause zu kommen werden sich die meisten nicht so vorgstellt haben, zu Hause dann jeden Tag beten zu müssen, dass die Briten und Franzosen morgen noch die Versorgung Deutschlands mit Lebensmittelimporten zulassen würden.
Hätten die Ententemächte in den Waffenstillstandsbedingungen die Aufhebung der Blockade und den Rückzug aller Seeeinheiten in die eigenen Häfen angeboten, wenn Deutschland das gleiche täte und der Waffenstillstand die Normalisierung geboten hätte wären die Truppen sicherlich nicht mehr zu motivieren gewesen.
Aber unter den gestellten Bedingungen würde ich sagen, die Waffenstillstandsbedingungen der Entente wären die beste Motivation zum Weiterkämpfen gewesen, da sie perspektivisch existenzbedrohend waren.*
Potentielle Motivationsprobleme hätten sich vor allen Dingen bei Militärangehörigen ergeben können, die aus Provinzen kamen, deren Abtretung man hätte anbieten müssen, heißt man hätte darauf achten müssen, dass dieser Teil eines entsprechenden Angebots nicht vorzeitig publik würde und man hätte die aus Elsass-Lothringen und Posen stammenden Truppen auf den Brennpunkten der Front herausnehmen müssen.
Ich würde das anders formulieren:Zuletzt musste auch die Entente - oder meinetwegen die Mehrheit der Entente - in der erhofften Weise reagieren. Du hattest ja schon selbst vermutet, dass die "Großen Drei" persönlich nicht geneigt sein würden, auf den Sieg oder eine weitgehende Kapitulation zu verzichten.
Die drei Großen (und nicht nur die, sondern auch Italien, Japan und China) hatten so viel in diesen Krieg hineingesteckt, dass sich die politischen Anführer nicht leistenn konnten mit leeren Händen nach Hause zu kommen, heißt, dass man ihnen irgendwas hätte anbieten müssen, was sie zu Hause als Sieg und als Trophäe hätten verkaufen können.
*Anmeerkung dazu: Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass man auf Seiten der Entente jemals ernsthaft mit dem Gedanken eines Aushungerns Deutschlands gespielt hätte, wenn dieses die Waffen streckte, nicht dass ich in diesem Zusammenhang falsch verstanden werde.
Aber der deutschen Bevölkerung und auch den Truppen musste alleine bei dieser Möglichkeit mulmig werden und Ablehnung hervorrufen.