Der Erste Weltkrieg und seine Bedeutung in der heutigen Zeit.

Wien hätte sicherlich den eigenen Truppenführern keine Erlaubnis gegeben, gegen Griechenland vorzugehen, wenn im Rahmen der griechischen Neutralität die serbischen und montenegrinischen Militärkader dort entwaffnet und bis zum Ende des Konfliktss festgesetzt worden wären.
Das hat beim neutralen Albanien ja auch prima geklappt. Das ist spekulativ.
 
Deine royalistischen Positionen ziehen sich durch den ganzen Faden.
Ich sage es noch einmal im Guten: Die Positionen, die du hier als "royalistisch" verunglimpfst waren rein zufällig die damals verfassungsmäßigen Realitäten.

Es scheint für dich ja auch selbstverständlich zu sein, dass der griechische König eine Regierung einfach so absetzen kann, wenn sie ihm gerade nicht passt.

Es ist für mich erstmal eine Selbstverständlichkeit dass jedes Land das recht hat sich eine Verfassung nach eigener Vorstellung zu geben und dass in einem Land, das solches getan hat, die Verfassung die legale Grundlage politischen Handelns darstellt, nicht die Sentiments Auswärtiger.

Das war nicht explizit in der Verfassung verankert,
........... also bleiben wir doch bitte bei dem, was in der Verfassung verankert war und als Recht greifbar ist, nicht bei dem, was du gerne zu Recht erheben würdest.

Du wirfst mir Talkshow-Vokabular vor
Ich wüsste nicht, inwiefern Kritik an einer, meiner Meinung nach unangemessenen Wortwahl, eine Spitze gegen deine Person darstellte, es ist eine gegen deinen Argumentationsstil.
 
Nein das ist nicht spekulativ. Das ist ein Fakt. Fort Roupel - Wikipedia

Natürlich spekulativ.

Du behauptest Griechenland brauchte Truppen der Entente um präventiv einem Angriff Bulgariens vorzubauen.
Genau so ließe sich auch behaupten dass die Massierung von Truppen an der Grenze zu Bulgarien Sofia möglicherweise auf die Idee brachte von grichischer Seite unter Protektion der Entente bedroht zu sein und daher losschlagen zu müssen um der griechischen Seite zuvor zu kommen.

Ich spreche leider kein bulgarisch und kann daher die Entscheidungsfindung in Sofia, die zu dem Angriff führt nicht nachvollziehen, daher ist auch meine Einlassung spekulativ.
Wenn du allerdings für Griechenland in Anspruch nimmst, dass es prventiv Maßnahmen ergriff um eventuellem Übergreifen des Krieges auf das eigene Land vorzubauen, sollte man das gegebenenfalls auch bei Bulgarien als mögliche Sichtweise in Rechnung stellen.
Immerhin dass Griechenland auf den bulgarischen Teil von Thrakien schielte wusste man in Sofia, entsprechend beunruhigt durfte man über die griechische Mobilisierung und den Anschluss an die Entente sein.

Freilich ohne dass das die von bulgarischer Seite begangenen Verbrechen rechtfertigte.
 
Es ist für mich erstmal eine Selbstverständlichkeit dass jedes Land das recht hat sich eine Verfassung nach eigener Vorstellung zu geben und dass in einem Land, das solches getan hat, die Verfassung die legale Grundlage politischen Handelns darstellt, nicht die Sentiments Auswärtiger.
Ich würde dir dringend empfehlen, dich mal mit dem Begriff Verfassungswirklichkeit auseinanderzusetzen. Das könnte dir enorm weiter helfen.
Eine weitere Diskussion mit dir erübrigt sich für mich. Aufgrund deines permanenten streitsüchtigen Tonfalls kommst du zurück auf die Ignorierliste. Eine anderes Mitglied war bei mir auch noch nie auf dieser Liste.
 
Ich würde dir dringend empfehlen
...... anmaßende Empfehlungen an den Gegenüber zu unterlassen.

Aufgrund deines permanenten streitsüchtigen Tonfalls kommst du zurück auf die Ignorierliste.

Joa, sich mit Gegenmeinungen nicht auseinandersetzen zu wollen ist natürlich auch eine Möglichkeit mit seiner Umwelt umzugehen.
Schade eigentlich, ich halte mehr davon sich gegenseitig auszutauschen, auch wenn das zuweilen anstrengend ist.
 
Wilson bestreitet, dass das Deutsche Reich durch die Regierungsumbildung vom 3. Oktober tatsächlich eine parlamentarische Demokratie geworden sei. Nach wie vor sei die Macht der Militärs sowie des Königs von Preußen ungebrochen. Er unterstreicht, dass die Vereinigten Staaten wirkliche Friedensverhandlungen nur mit einer Regierung führen könnten, die eine „wahrhaftige Vertretung des deutschen Volkes“ sei.

Der Ausdruck "wahrhaftige Vertretung des deutschen Volkes" ist allerdings vollkommen schwammig und keine klare Forderung nach dem Ende der Monarchie.
Das kann genau so lediglich aus Forderung nach Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Reichstag verstanden werden.

Und so würde ich das in erster Linie verstehen.

Wenn es keine wirkliche Demokratisierung gebe und stattdessen mit den „militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten“ verhandelt werden müsse, seien Friedensverhandlungen ausgeschlossen und nur eine Kapitulation des Deutschen Reiches möglich. Diese Passage in der amerikanischen Antwortnote bedeute nach Auffassung der deutschen Seite, dass Wilson nicht nur die Abdankung Wilhelms II., sondern auch die Abschaffung der Monarchie fordere.

Bedeutete sie das nach Auffassung der deutschen Seite?
Das meine ich eigentlich nicht. Für die deutsche Seite bedeutete es zunächstmal, dass man seine Verhandlungsposition möglicherweise verbesserte, wenn man sich sichtbar von den vorherigen Verhältnissen distanzierte.
Das ließ sich durch eine Beendigung der Monarchie sicherlich am deutlichsten unterstreichen und der Umstand, dass sowohl Kaiser als auch Kronprinz kompromittiert und möglicherweise durch ihre Person Friedenshindernisse waren, konnte natürlich auch ein gewichtiges Argument dafür sein, mit der Monarchie Schluss zu machen.

Auf der anderen Seite gab es auch nach der Note und der Absetzung von KWII ja durchaus auch bei den Beführwortern des Waffenstillstands durchaus noch Debatten darüber, ob man bei der Monarchie bleiben könne, ob eine andere Dynastie oder eine Reichsverweserschaft bis zur Regierungsfähigkeit von KWII seinen Enkeln eine denkbare Option wäre und das spricht aus meiner Sicht etwas dagegen, dass man in Deutschland die Note als Ultimatum zur Beendigung der Monarchie aufgfasst hätte.

Forderung nach Parlamentarisierung ja, Ende der Monarchie nein.
 
Die Antwort des US Präsidenten Wilson auf die dritte Note der Reichsregierung bringt endgültig Klarheit.

Wilson teilt mir, die Alliierten seien bereit den Gedanken an einen Waffenstillstand näher zu treten, aber die Waffenstillstandsbedinungen müssten die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten unmöglich machen. Wenn die Alliierten aber gezwungen mit militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten zu verhandeln, dann werden man Deutschland nur den Weg in die Kapitulation lassen.

Die Reaktion der OHL war der Armeebefehl vom 25.Oktober, in dem es hieß, der Kampf müsse mit allen Mitteln fortgesetzt werden. Das kostete Ludendorff den Job.



 
Mit Verlaub, das hattest du vorher bereits angeführt, aber eine klare Forderung nach der Beendigung der Monarchie ist das für mich nicht.
Eine Verfassungsreform, die das Volk statt des Kaisers zum Souverän gemacht und Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Parlament, anstatt dem Kaiser begründet hätte, bei Beibehalt der Monarchie die Behauptung, es handle sich um eine autokratische Herrschaft entkräften können.
Die absetzung der "militärischen Beherrscher" aus den Reihen der Generalität, hätte sich ebenfalls durch deren Abberufung und gegebenenfalls zeitweilige Ausweisung aus dem Land (man hätte sie ja z.B. für die Dauer des Waffenstillstands auf Urlaub in die Schweiz schicken können) erreichen lassen.

Dafür musste man nicht die Monarchie abschaffen.

Dafür entschid sich die deutsche Seite schon aus ganz eigenem Antrieb.
 
Ich sehe das nicht so.

Wilson Angriffen gegen die innenpolitischen Verhältnisse Deutschlands durchzieht den ganzen Notenwechsel.
Schon in seiner ersten Note frage er, ob der Kanzler nur für diejenigen Gewalten des Reiches spricht, die den bisherigen Krieg geführt haben. Ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl einer Revolution von oben herbei zu führen. So verstehe ich es.

Wenn die Alliierten aber gezwungen mit militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten zu verhandeln, dann werden man Deutschland nur den Weg in die Kapitulation lassen.

Diese Passage in der amerikanischen Antwortnote bedeute nach Auffassung der deutschen Seite, dass Wilson nicht nur die Abdankung Wilhelms II., sondern auch die Abschaffung der Monarchie fordere.

Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw43-revolutionskalender-21-231018-569868

Schon am 28.Oktober wurde das Deutsche Reich in eine parlamentarischer Monarchie umgewandelt. So sollte beispielsweise der Kanzler vom Vertrauen des Reichstages abhängig sein. MSPD und Zentrum unterstützten diese Reform. Letzten Endes war es schlicht zu spät. Die Monarchie wurde mit der am 09.November beginnenden Novemberrevolution weggespült.
 
Wilson Angriffen gegen die innenpolitischen Verhältnisse Deutschlands durchzieht den ganzen Notenwechsel.
Schon in seiner ersten Note frage er, ob der Kanzler nur für diejenigen Gewalten des Reiches spricht, die den bisherigen Krieg geführt haben. Ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl einer Revolution von oben herbei zu führen. So verstehe ich es.

Für mich eher eine Frage dahingehend, ob der Kanzler und die bisherigen Gewalten noch so fest im Sattel sitzen, als dass sich Verhandeln mit ihnen lohnen würde.

Das liest sich für mich weniger nach einer Aufforderung zur Revolution als viel mehr nach Zweifeln daran, ob die Leute, die heute Verhandlungen anbieten auch noch morgen die maßgeblichen Kräfte sein werden und ob Verhandlungen insofern nachhaltig sind.

Diese Passage in der amerikanischen Antwortnote bedeute nach Auffassung der deutschen Seite, dass Wilson nicht nur die Abdankung Wilhelms II., sondern auch die Abschaffung der Monarchie fordere.
Wie gesagt, angesichts der Tatsache, dass auf deutscher Seite auch nach der Abdankung von KWII. die Sukzession ernsthaft verhandelt wurde, spricht für mich dagegen.
 
Für mich eher eine Frage dahingehend, ob der Kanzler und die bisherigen Gewalten noch so fest im Sattel sitzen, als dass sich Verhandeln mit ihnen lohnen würde.

Das konnte die USA nicht beurteilen, da sie u.a. gar nicht wissen konnten, ob das Militär zum Einsatz kommt, um das System zu halten.

Das liest sich für mich weniger nach einer Aufforderung zur Revolution als viel mehr nach Zweifeln daran, ob die Leute, die heute Verhandlungen anbieten auch noch morgen die maßgeblichen Kräfte sein werden und ob Verhandlungen insofern nachhaltig sind.

Wie schon ausgeführt. Woher wollten die USA denn bitte die Erkenntnis haben, das es sich um eine "friedliche" Revolution, will heißen ohne Einsatz des Militär, werden würde. Du spekulierst, um an deiner These festzuhalten.

Wilhelm II. hatte erst am 28.11. offiziell abgedankt gehabt.

Aufgrund der 3. Note vom 23.Oktober von Wilson leitete die Reichsregierung eine weitere Verfassungsreform in die Wege. In dieser wurden die monarchischen Vorrechte, in dem sie die parlamentarische Verantwortlichkeit des Regierungschefs gesetzlich fixierte und von Kaiser Wilhelm II. ausdrücklich bestätigen ließ. Ab diesem Zeitpunkt konnte man in Deutschland von einer parlamentarischen Regierung sprechen. (Quelle: Machtan, Der Endzeitkanzler. Prinz Max von Baden und der Untergang des Kaiserreichs).
 
Das konnte die USA nicht beurteilen, da sie u.a. gar nicht wissen konnten, ob das Militär zum Einsatz kommt, um das System zu halten.
Weswegen es Sinn machte wegen entsprechender Erkundigungen vorzufühlen.

Wie schon ausgeführt. Woher wollten die USA denn bitte die Erkenntnis haben, das es sich um eine "friedliche" Revolution, will heißen ohne Einsatz des Militär, werden würde. Du spekulierst, um an deiner These festzuhalten.

Nein, du unterstellst mir Positionen, die ich eigentlich nicht vertrete.

Es ist ja nicht so, dass keine Nachrichten aus Deutschland heraus kamen oder man vollkommen blind gewesen wäre.
Es war ja durchaus Möglich, sich z.B. vermittels der neutralen Schweiz oder über die Niederlande ein Bild von den innenpolitischen Verhältnissen in Deutschland einzuholen.
Demzufolge, wird man in Rechnung stellen dürfen, dass die Massenstreiks im Januar 1918 auf Seiten der Entente nicht gänzlich unbemerkt blieben, ebenso wie die zunehmend gespaltene Stimmung im Reichstag, was den Krieg betrifft.
Es dürfte durchaus möglich gwesen sein, die Konkreten Folgen der Blockade auf die Versorgung der Bevölkerung einigermaßen zu erfassen und die deutschen militärischen Misserfolge seit dem Sommer 1918 waren auch offenkundig.
Außerdem taten die Bolschewiki mittlerweile ihr Möglichstes revolutionäre Stimmungen in Deutschland zu schüren.

Aus dieser Summe abzuleiten, dass sich in Deutschland sehr wahrscheinlich eine revolutionäre Situation anbahnte, war kein besonderes Kunststück und die Frage ob sich die gegenwärtige Regierung Deutschlands würde halten können, somit eine durchaus Berechtigte.
Welchen Charakter eine revolutionäre Situation annehmen würde, dürfte für die Entente von nachrangiger Bedeutung gewesen sein, die dürfte eher interessiert haben, ob sich die Regierung eine solche überstehen würde, weil andernfalls natürlich alle Verhandlungen und Ergebnisse nichtig wären und es daher keinen Sinn macht mit einer untergehenden Regierung zu verhandeln.

Ab diesem Zeitpunkt konnte man in Deutschland von einer parlamentarischen Regierung sprechen.
Wenn man wohlwollend war, sicherlich nur das wird man für den Kriegsgegner nicht unterstellen können.
Da musste die Frage natürlich auch sein, was garantierte dafür, dass das auch in Zukunft so blieb?
 
Um abseits griechischer Nebenschauplätze mal wieder auf die eigentliche Diskussion zu kommen:


Der Stil des Vertrags gab den Revanchisten in Deutschland Gelegenheit zur Hetze, sein Inhalt änderte dagegen nichts daran, dass sich die strategische Lage des besiegten Gegners gegenüber der Vorkriegszeit im Prinzip sogar verbessert hatte.

Man hätte sicherlich die unnötig provokante Mantelnote unterlassen können, zumal diese keine technische Fuktion erfüllte, aber ich verstehe nicht so ganz, warum du darüber hinaus den Stil des Vertrags für ein Problem hältst.

Die Revanchisten in Deutschland hatten ja doch eine recht präzise Vorstellung davon, welche einzelnen Artikel des Versailler Vertrags sie für nicht hinnehmbar hielten, abseits irgendwelcher Stilfragen.

Das sich die strategische Lage Deutschlands im Prinzip sogar besserte, sehe ich auch so, die Frage die ich sehe ist aber diejenige, wie man auf Seiten der Entente, im Besondern auf Seiten Frankreichs anders verfahren hätte können?
Nach Lage der Dinge war klar, dass man Deutschland sowohl territorial, als auch finanziell schmerzhafte Forderungen auferlegen musste, denn einen Verzicht auf das Zurückholen Elsaß-Lothringes oder auf Reparationen hätten die Entscheidungsträger innenpolitisch nicht durchhalten können, selbst, wenn sie gewollt hätten.
Erschwerend hinzu kommt, dass Frankreich eben eine Republik war, in der es keine Möglichkeit gab Politiker, die die Unterstützung der Bevölkerung hatten von den Hebeln der Macht fernzuhalten, so dass auch aus wahlkampftechischen und parteipolitischen Gründen hier ein Wettbieten an Forderungen nachgerade stattfinden musste weil diese Tehmatik eine denkbar dankbare und einfache Möglichkeit darstellte die verbitterte und wütende Bevölkerung auf die eigene Seite zu ziehen.
Auch andere Forderungen, wie die nach der Bestrafung von Kriegsverbrechern nicht wenigstens zu erheben, musste vor dem Hintergrund der Tatsache, in welchem Zustand sich Teile Lothringesn und Nordfrankreichs 1918/1919 befanden, nachgerade undenkbar sein.
Der Umstand, dass sich die Bolschewiki weigerten die Schulden des zaristischen Russlands anzuerkennen, machte Frankreichs Situation nicht besser.

Wenn aber von er französischen Seite her diese Forderungen gegenüber Deutschland ohnehin erhoben werden mussten, schon um nicht von der eigenen Bevölkerung davon gejagt zu werden, war dann nicht ohnedies Revanche zu fürchten?


Und auch dass es keine Kolonien mehr gab, war für Deutschland letztlich nur vorteilhaft.

Man könnte sagen, dass es aus drei Gründen nicht besonders vorteilhaft für die Entente-Mächte war Deutschland seine Kolonien zu nehmen:

1. Stärkte das Deutschland finanziell, weil die Kolonien mehr kosteten, als sie einbrachten (allerdings wäre zu hinterfragen, inwiefern man das auf Seiten der Entente korrekt einordnen konnte).
2. Zog das Deutschland aus den schärfer werdenden Konflikten in Ostasien heraus (Qingdao/Konzessionen in Shandong), während die britische und französische Präsenz bestehen blieb und sich zu den Geschehnissen dort und zum Aufstieg Japans irgendwie verhalten musste.
3. Musste der Verlust der überseeischen Einflussgebiete natürlich zu einem verstärkten deutschen Bedürfnis führen die Lage der Dinge in Europa zu den eigenen Gunsten zu verändern und zwar ohne dabei Sicherheitsbedenken wegen überseeischer Gebieten haben zu müssen, die gegen Großbritannien und Frankreich nicht zu verteidigen gewesen wären.


Insofern war der Versailler Vertrag im Ergebnis für die Westmächte alles andere als ideal, die Frage ist nur, was wäre eine realistische Alternative gewesen?
 
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Salopp gesagt: sich nach 1914-18 gemeinsam an einen Tisch zu setzen und einhellig zu beschließen "ok, wir hören auf, aufeinander zu schießen und gehen alle heim, die Schießerei und die Anstrengung, das bringt ja alles niemandem was", ich fürchte, damit hätte sich lächerlich gemacht, wer dieses Ansinnen geäußert hätte.

Salopp gesagt, dass wäre möglicherweise nicht einmal so abwegig gewesen, wenn es die massive Verschuldung der Entente bei den USA nicht gegeben hätte.
Für Großbritannien wäre vielleicht sogar das noch tragbar gewesen, aber für Frankreich nicht.

Ein großer Teil von Frankreichs Montanindustrie war im Krieg unter die Räder gekommen, das Land hatte bereits vor dem Krieg ein Energieproblem, dass es zwang für seine Industrie Kohle zu importieren, wofür es eine einigermaßen stabile Währung brauchte, hinzu kommt die Innlandsverschuldung durch den Krieg, der Umstand dass man, wenn sich die Bolschewiki durchsetzten die die zaristischen Schulden nicht anerkennen wollten, alle massiven Vorkriegskredite an Russland abschreiben musste und dass nun einmal blöderweise die USA auf ihren Forderungen bestanden.

Wenn Frankreich seine Innlandsverschuldung nicht in den Griff bekam und seine Geldmenge nicht konsolidierte, was aber auf eine für die gebeutelte Bevölkerung schmerzhafte Deflation hinauslief, konnte es sich die nötigen Energiimporte für seine eigene Industrie nicht mehr leisten.

Glichzeitig mussten aber massive Mittel für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete und vor allem auch die Instandsetzung der zerstörten Bergwerke her, um die französische Industrie wieder ans Laufen zu bringen.
Sowohl hierfür, als auch für die Bedienung der amerikanischen Kredite mussten allerdings ansehnliche Mittel mehr, die Frankreich in Sinne der Konsolidierung seiner Währung, die für den Außenhandel zentral war, nicht aus Krediten bzw. begrenzter Ausdehnung der Geldmenge bestreiten konnte und im Hinblick auf den ruinösen Zustand der eigenen Industrie auch nicht aus Steuereinnahmen.

Wenn man einmal Sicherheitsfragen außer Acht, ist alleine das ein Zielkonflikt, der sich nur dann auflösen ließ, wenn Kriegsbeute hereinkam, die zumindest die Instandsetzung der zerstörten Gebiete und der eigenen Industrie, so wie die Bedienung eines Teils der Innlandsverschuldung erlaubte um der Wirtschaft eine Erhohlung zu ermöglichen und aus deren Gewinnen letztendlich die Amerikaner bedienen zu können.
 
Wenn man einmal Sicherheitsfragen außer Acht, ist alleine das ein Zielkonflikt, der sich nur dann auflösen ließ, wenn Kriegsbeute hereinkam, die zumindest die Instandsetzung der zerstörten Gebiete und der eigenen Industrie, so wie die Bedienung eines Teils der Innlandsverschuldung erlaubte um der Wirtschaft eine Erhohlung zu ermöglichen und aus deren Gewinnen letztendlich die Amerikaner bedienen zu können.
Kriegsbeute ist aber letztlich wohl gar nicht hereingekommen, wenigstens nicht in nenneswertem Ausmaß. Im Gegensatz zur deutschen Kreigsbeute von 1870/71. Die ganzen Reparationsabkommen waren ja (wie Keynes prognostiziert hatte) letztlich Fehlschläge.
 
Insofern war der Versailler Vertrag im Ergebnis für die Westmächte alles andere als ideal, die Frage ist nur, was wäre eine realistische Alternative gewesen?
Wahrscheinlich wäre ein großherziger Frieden in der französischen und auch der britischen Gesellschaft nicht durchsetzbar gewesen, aber wenn wir mal einen solchen Frieden unterstellen (der vielleicht regionale Abstimmungen über die Zugehörigkeit Elsass-Lothringens oder Westpreußens vorgesehen und nur maßvolle, also eher symbolische Kontributionen beinhaltet hätte), dann hätte eine nach westlichem Vorbild gebaute Demokratie in Deutschland eine gute Chance gehabt, und zwar auch deshalb, weil es in Deutschland in den 20er Jahren keine destruktive, nämlich auf das Vermeiden von Reparationszahlungen ausgerichtete Wirtschaftspolitik gegeben hätte.
1648 und 1815 ist der Friede gelungen, 1919 nicht, was nicht heißen muss, dass die Friedensmacher 1919 halt zu dumm waren.
 
1648 und 1815 ist der Friede gelungen, 1919 nicht, was nicht heißen muss, dass die Friedensmacher 1919 halt zu dumm waren.

Nicht zu dumm, aber eben nicht willens. Die früheren vereinbarten Friedensverträge waren durch eben durch Verhandlungen zustande gekommen.

Mit den Deutschen wurden nicht verhandelt. Ihnen wurde die Knarre an die Schläfe gesetzt will heißen, unterzeichnen oder wir marschieren.

Es wurde sich so überhaupt keine Mühe seitens der Alliierten gegeben, die Deutschen in die Friedensordnung konstruktiv einzubinden. Die Deutschen wurden wie Parias behandelt. Das begann schon mit der Anreise der deutschen Delegation auf dem Wege nach Versailles. Der Zug fuhr unglaublich langsam, damit diese die Schäden durch den Krieg betrachten können, in Versailles wurden ihnen Kriegsversehrte entgegengestellt. Als ob es in Deutschland kein gegeben hätte. Die deutsche Delegation wurde fast wie Gefangene behandelt.

In Versailles wurde ein Grundstein für innen- und außenpolitischen Zündstoff der jungen Demokratie gelegt.

Mit Versailles wurde u.a., ein System installiert, welches ein diskriminierendes auf Willkür basierendes System installierte. Wurde nicht pariert, drohte Gewaltanwendung der französischen Truppen. Die Reparationskommission der Alliierten verhandelte nämlich ebenfalls nicht, sondern diktierte. Was hatte man da eigentlich seitens der Alliierten erwartet?

Die Franzosen waren so von Hass durchtränkt, das sie eigentlich vorhatten die Reichsgründung von 1871 rückgängig zu machen. Kritische Selbstreflexion komplette Fehlanzeige. Wie oft ist Frankreich über Deutschland, als es aus einen Haufen von Klein- und Kleinststaaten bestand hergefallen? War es nicht Ludwig XIV. der sich deutsches Territorium nahm und Frankreich einverleibte? Was war mit der Gewaltherrschaft mit den ersten Napoleon? Der wird ja noch heute in Frankreich verehrt. Der Invalidendom ist eine Art von Wallfahrtstort für die Verehrer Napoleon I. . Im krassen Gegensatz dazu gibt man sich in Deutschland viel Mühe beispielsweise Persönlichkeiten wie Bismarck, das Kaiserreich sowieso und Friedrich II. sehr kritisch zu betrachten. Was unsere Nachbarn wohl sagen würden, wenn wir zu Bismarck ähnlich stünden wie die Franzosen zu Napoleon I . Napoleon I. hat viel Leid über Deutschland und Europa gebracht und wird trotzdem bejubelt.

1923 wurde der Höhepunkt erreicht. Französische und belgische Truppen marschierten in das Ruhrgebiet ein. Hinrichtungen, Erschießungen, Geiselnahmen, Deportationen, diverse und willkürliche Schikanen gegenüber den Firmen und der Zivilbevölkerung waren an der Tagesordnung. Die Erbitterung in Deutschland war riesengroß. Auf so einen bestellten Acker konnte kein Frieden Bestand haben, keine Friedensordnung funktionieren.

Der neu begründete Völkerbund war für die junge Demokratie in Deutschland tabu. Die Mitgliedschaft wurde verweigert. Das war selbst den USA zu viel. Sie blieben den Völkerbund fern. In Paris und London ist man trotzdem nicht aufgewacht.

Versailles war ein Friedensvertrag ohne Frieden. 1937 wurde er dann, nicht wirklich überraschend, durch Nazideutschland einseitig aufgekündigt. Die Bundesrepublik hat noch bis in das Jahr 2010 die Reparationen aus den Versailler Vertrag abgezahlt.
 
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