Die Bemerkungen zum Hl. Gral haben es mir sehr angetan. Selbstverständlich handelt es sich um eine Legende bzw. Sage, vielleicht sogar Märchen. Doch ist er ein Symbol für die Suche nach dem "Selbst" in uns.Hallo Kirlon,
ich habe noch einige Sachen zum heiligen Gral gefunden. Vielleicht hilft es dir ja weiter.
Liebe Grüsse
:bussi:
Kassandra
Die Einflüsse, die das Konzept des Grals geformt haben beziehen indisches, persisches, griechisches und arabisches Wissen mit ein. Eine Wurzel geht auf den keltischen Kessel der Fülle, der Weisheit, der Wiedergeburt, kurz des Lebens, zurück.
Ende des 12. Jhd. Beschreibt Chrétien de Troyes zum ersten Mal einen Gral als kostbare edelsteinbesetzte Schale. Später erst wird er zum besonderen, geheiligten Gefäß. Später setzt Robert de Boron den Gral mit der Abendmahlschale gleich, in welcher Joseph von Arimathea das Blut Christi auffing. Der Gral, d.h. das heilige, christliche Gefäß, versorgte ihn während seiner langjährigen Gefangenschaft mit körperlicher und geistiger Nahrung. Nach der englischen Überlieferung bringt er den Gral nach Glastonbury. Er soll dort im Chalice Hill, an dessen Fuß die heilige Quelle, Chalice Well, in einem wohlgepflegten Garten sprudelt, vergraben worden sein.
Als der Gral in weiße Seidentücher gehüllt am Artushof erschien und an der Tafelrunde entlangglitt, fand jeder Ritter zwar die Speise an seinem Platz, die er sich heimlich gewünscht hatte, gleichzeitig fühlte er jedoch im Herzen eine solche Sehnsucht, das Mysterium des Grals zu ergründen, dass alle Artus’ Hof verließen und sich auf die Suche machten. Jetzt spielt nicht mehr das physische, sondern das spirituelle Leben die Hauptrolle. Der Gral greift, im Geistigen nähernd, heilend, belebend ein, aber nicht mehr für die reale Welt, sondern für ein davon abgetrenntes Jenseits , das allerdings mit dem ewigen Leben gekoppelt ist. Sicher ist der wichtigste Unterschied zwischen dem christlichen Gral und seiner keltischen Vorlage ist, dass er nicht mehr als Durchlaufpunkt in einer ewigen Wiederholung, sondern als Endpunkt einer linearen Entwicklung gesehen wird.
Quellen:
- Botheroyd, Paul & Sylvia: Keltische Mythologie von A-Z.
- Coterell, Arthur: Die Enzyklopädie der Mythologie.
Vielleicht ist der folgende Hinweis ebenfalls interessant, weil er einen interreligiösen bzw. interkulturellen Pfad verfolgt: Der (nachchristliche) Heilige Gral (Gral = Kelch) hat ein orientalisches Vorbild, und zwar den persischen Dschâm-i Dscham (جام جم), wörtlich zu übersetzen mit »Pokal/Kelch des Dscham«. "Dscham" ist die Kurzform von "Dschamschîd" (جمشيد), dem Namen des mythischen Urkönigs Persiens, welchem dieser Kelch von König Salomo weitergereicht wurde. Salomo selbst gilt ja auch zugleich als Herrscher über die Genien (arab. "dschinn"). Dieser Pokal des Dscham ist gefüllt mit dem Lebenselixir und hat die Form eines Kristalls, welches das Universum in seinen Existenzformen spiegelt. Wer ihn besitzt, bleibt unsterblich. Und somit wurde er auch zu einem Topos der christlichen wie islamischen Mystik (Sufismus), vielleicht sogar, darüber hinaus, der manichäischen Gnosis, die ja bis nach Westeuropa gelangte und unter dem christlichem Gewand der "Katharer" bekannt wurde. Somit kamen also viele Gedanken aus dem iranischen Raum bis nach Westeuropa. Allein schon in der Parzifal-Legende tauchen Personennamen auf, die durchaus auf persische Ursprünge hinweisen, so z. B. "Gawan", ein Edler. Dies entspricht dem persischen "dschawân (= jung)" (جوان), vielleicht sogar dem persischen "dschawân-mardî" (جوانمردى), was zwar wörtlich "Jungmanntum", im angewandten, übertragenen Sinn jedoch "Ritterlichkeit, Edelmut" bedeutet.
Jedenfalls geht es beim "Dschâm-i Dscham" um ein Symbol der (inneren) Reinheit (Kristall), nach der sich das Herz des Menschen sehnt.