Der historische Western

Was sind die bedeutensten historischsten Westernfilme?

  • "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968)

    Stimmen: 7 21,9%
  • "Django" (1966)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Erbarmungslos" (1992)

    Stimmen: 4 12,5%
  • "Tombstone" (1993)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "Mein Name ist Nobody" (1973)

    Stimmen: 2 6,3%
  • "Young Guns" (1988)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "Zwei glorreiche Halunken" (1966)

    Stimmen: 5 15,6%
  • "Für eine Handvoll Dollar" (1964)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "Weites Land" (1958)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "The Shootist" (1976)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Leichen pflastern seinen Weg" (1968)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "The wild bunch - sie kannten kein Gesetz" (1969)

    Stimmen: 2 6,3%
  • "Missouri" (1971)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Pale Rider - Der namenlose Reiter" (1985)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Silverado" (1985)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    32

Brissotin

Aktives Mitglied
Hallo!
Mir geht es diesmal nicht darum einfach alte Westernfilme zusammen zu tragen, sondern mir geht es darum, Filme zu beleuchten, die tatsächlich historische Zusammenhänge kritisch beleuchten und auch eine politische Tiefe haben.
Als ein Beispiel würde ich "Once upon a time in the West" sehen. Schon diese Aussage wird noch heute kritisch beäugt. Viele US-Kritiker wollen in dem Film keine politische Aussage erkennen, oder ignorieren diese (?), europäische Kritiker meinen eine politische, sozialistische Aussage hinein interpretieren zu können, die von Corbuccis Werk beeinflusst sein soll. Macht Leone selbst dazu Aussagen? Eines ist ganz klar, der Film ist ein Monument eines der bedeutensten und kennzeichnensten Ereignissen der US-Geschichte: dem Eisenbahnbau. Wie in seiner Dollar-Triologie steht das Geld als Machtfaktor im Mittelpunkt. Etwas schwierig ist die Einsicht in die Systematik der Eisenbahngesellschaften der Zeit, da nur ein Mr. Morton stellvertretend für diese zu erkennen ist, nicht aber ein Verweis auf die Anzahl der Investoren...

Meinetwegen dürfen auch weniger "politische" Filme wie "Tumbstone" (u.a. mit Val Kilmer) betrachtet werden, die einfach ein wenig die Geschichte als Aspekt beinhalten, da einfach die Geschichte des Weste(r)ns untrennbar mit der US-Geschichte verbunden ist. Tumbstone erzählt die Geschichte einer US-Legende, ohne dass ich aber ein großes historisches Ereignis der US-Geschichte als Grundthema erkennen kann.
 
Tombstone. Spontan würde mir jetzt mal Alamo (2005) einfallen, ein Film den ich sehr mag. Den hier wird ein Ereigniss beleuchtet das letztlich zum Krieg mit Mexiko führte.
 
"Der mit dem Wolf tanzt".

Zurecht hoch gelobt und prämiert. Der klassische Rahmen "Indianer böse - Weißer gut" wird durchbrochen, beide Seiten werden kritisch aber gerecht dargestellt.

Der Film behandelt zwar kein konkretes historisches Ereignis, betrachtet dafür aber die Zeit um 1870, kurz nach dem Bürgerkrieg.

Gut gelungen ist Kostner der Sinneswandel, den ein weißer Offizier bei seinem Kontakt mit den Sioux durchmacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Fan von Emilio Estevez Filmen hab ich mir immer gern den sogenannten MTV-Western "Young Guns" angeschaut dazu die etwas schwache Fortsetzung "Blaze of Glory". Die Filme erzählen die Geschichte des Billy the Kid. Soviel ich weiß orientierte sich der erste Teil halbwegs an der historischen Vorlage. Beim zweiten Teil bin ich mir nicht sicher. Da ging es darum das in den 1950er Jahren ein über Neunzigjähriger Cowboy behauptet Billy the Kid zu sein und erzählte seine Geschichte bis zu seiner vorgeblichen Erschiessung duch Pat Garrett.

Es gibt da noch einen älteren Film "Pat Garrett and Billy the Kid". Aber den kenne ich nicht.

Ist "Little Big Man" auch ein Western? Da geht es zum Ende hin um die Indianerkämpfe Colonel (oder auch General) Custers und die Schlacht am Little Big Horn.
 
Little Big Man ist natürlich ein Western? Und ein sehr guter, und mit Sicherheit auch nicht ohne kritische Nebentöne.
 
"Der mit dem Wolf tanzt".

Zurecht hoch gelobt und prämiert. Der klassische Rahmen "Indianer böse - Weißer gut" wird durchbrochen, beide Seiten werden kritisch aber gerecht dargestellt.

Der Film behandelt zwar kein konkretes historisches Ereignis, betrachtet dafür aber die Zeit um 1870, kurz nach dem Bürgerkrieg.

Gut gelungen ist Kostner der Sinneswandel, den ein weißer Offizier bei seinem Kontakt mit den Sioux durchmacht.
Genau dieser Film ist mir auch als Erstes eingefallen.

Und dann die DEFA-Indianerfilme. Sie liefen zwar offiziell nicht unter Western, aber inhaltlich fallen sie vielleicht doch unter dieses Thema. Wobei hier ja wohl eher das krasse Gegenteil der Fall ist: "Indianer gut - Weißer böse".
Mich würde (an dieser Stelle) interessieren, wie bekannt diese Filme in der "alten" BRD waren und heute sind und wie sie - wenn bekannt - historisch eingeschätzt werden?
 
"Der mit dem Wolf tanzt".
Zurecht hoch gelobt und prämiert. Der klassische Rahmen "Indianer böse - Weißer gut" wird durchbrochen, beide Seiten werden kritisch aber gerecht dargestellt.

Hmmmnnnjjjj (oder so ähnlich..) Es ist nicht der erste Film, der dieses Muster durchbricht; es gibt sogar aus den 50ern Filme, in denen dies der Fall ist bzw Indianer als Menschen dargestellt werden und nicht als blutrünstige Bestien.

Der Film behandelt zwar kein konkretes historisches Ereignis, betrachtet dafür aber die Zeit um 1870, kurz nach dem Bürgerkrieg.
Gerade dadurch entstehen aber Ungereimtheiten im Film. Zu diesem Zeitpunkt waren die Lakota schon mit Weißen und mit der weißen Kultur in Berührung gekommen. Es ist daher unwahrscheinlich, daß ein Weißer so viel Unruhe ins Dorf bringt - zumal das Fort vorher von mehreren Soldaten bemannt war. Da es außerdem regelmäßige Handeslbeziehungen zwischen Lakota und weißen Händlern gab, sollte das Erstaunen über weiße Handelsgüter gar nicht so groß sein.

Weitere Ungereimtheiten entstehen dadurch, daß das Buch bei den Comanchen spielt. Ansonsten wäre die Szene, in der der alte Häuptling dem "Wolf" einen spanischen Helm zeigt, völlig unerklärlich, denn so weit nördlich sind die Spanier nie gewesen.

Gut gelungen ist Kostner der Sinneswandel, den ein weißer Offizier bei seinem Kontakt mit den Sioux durchmacht.
Welcher Sinneswandel? Er war ja auch vorher schon interessiert, Indianer zu treffen, das war das Motiv für seinen Versetzungswunsch.
Ansonsten 'stimmt' daran, daß indianische Kulturen eine gewisse Anziehungskraft auf Weiße ausübten, ua wegen der dort vorhandenen persönlichen Freiheit.
Es wird im Film (ebenso wie im Buch) auch viel durch die 'weiße Brille' gesehen. ZB, daß der 'Wolf' sich in eine Frau verliebt, die 'eigentlich' weiß ist, aber als Kind adoptiert wurde. Da ihre vorige Ehe kinderlos blieb, sind ihm halbindianische Stiefkinder erspart.
Die Szene im Wald, als Kicking Bird und 'Wolf' die verlassene Jagdhütte der Weißen finden, reflektiert mehr heutiges weißes Umweltbewußtsein.
 
Und dann die DEFA-Indianerfilme. Sie liefen zwar offiziell nicht unter Western, aber inhaltlich fallen sie vielleicht doch unter dieses Thema. Wobei hier ja wohl eher das krasse Gegenteil der Fall ist: "Indianer gut - Weißer böse".
Mich würde (an dieser Stelle) interessieren, wie bekannt diese Filme in der "alten" BRD waren und heute sind und wie sie - wenn bekannt - historisch eingeschätzt werden?

Diese Filme sind natürlich das Kontrastprogramm zum hier bekannten Hollywood-B-Produkt ;). Von denen, die ich gesehen habe, sind viele historisch insoweit korrekt, als Ereignisse eher zutreffend geschildert werden und auch rüberkommt, daß die Indianer mehr oder weniger der Ausbeutung des Landes im Wege standen. Von kulturellen Aspekten her waren diejenigen, die ich gesehen habe, so-so - man hätte sich da mehr Mühe geben können mit der Genauigkeit. Ich erinnere mich an einen (Titel habe ich vergessen -Alzheim), in dem Apachen in Tipis wohnen. Nun ja.

Es sind zumindest Filme, die das Recht der indianischen Völker, ihr Gebiet zu verteidigen, in keiner Weise in Frage stellen, sondern dies als gegebene Tatsache akzeptieren.
 
Diese Filme sind natürlich das Kontrastprogramm zum hier bekannten Hollywood-B-Produkt ;). Von denen, die ich gesehen habe, sind viele historisch insoweit korrekt, als Ereignisse eher zutreffend geschildert werden und auch rüberkommt, daß die Indianer mehr oder weniger der Ausbeutung des Landes im Wege standen. Von kulturellen Aspekten her waren diejenigen, die ich gesehen habe, so-so - man hätte sich da mehr Mühe geben können mit der Genauigkeit. Ich erinnere mich an einen (Titel habe ich vergessen -Alzheim), in dem Apachen in Tipis wohnen. Nun ja.

Es sind zumindest Filme, die das Recht der indianischen Völker, ihr Gebiet zu verteidigen, in keiner Weise in Frage stellen, sondern dies als gegebene Tatsache akzeptieren.
Teile der Apachen (z.B. die Lipan) wohnten durchaus in Tipis, aber jedenfalls eher nicht in Pueblos. Leider gibt es in neueren Filmen inzwischen eine Tendenz auch die Indianer zu idealisieren. So ist festzuhalten, dass ein gosser Teil des amerikanischen Bisons bereits von den Indianern ausgerottet wurde und es zu einem gegenseitigen Massenschlachten bei Kriegen mit regelrechter Ritterrausrüstung kam. Den Quellenlink kann ich zur Not und bei Interesse finden (lesenswert). Leider dominiert im Western das klassische Bild des Prärieindianers. Diese Gruppe enstand aber sehr spät und war absolut nicht repräsentativ.
 
Ein guter Antiwestern ohne Glorienschein ist "Doc" Der Protagonist ist jener berühmt berüchtigte Zahnarzt, Spieler und Revolverheld Doc Holliday (Stacey Keach). Doc ist vom Tode gezeichnet doch findet er in der zynischen, aber gutmütigen Hure Long Nose Kate ( Faye Dunaway) eine kongeniale Gefährtin.In Tombstone trifft er seinen alten Kumpel Wyatt Earp wieder, einen eiskalten Geschäftemacher der seine Wahl zum Marshall nur forciert, um die Konkurrenten, die Clantons und McLauries auszubooten. Er und seine Brüder schrecken nicht davor zurück, Überfälle durchzuführen und sie den Clantons in die Schuhe zu schieben. Doc Holliday durchschaut im Grunde die Fragwürdigkeit Earps, steht aber dennoch loyal zu ihm. Das große Showdown am OK. Corral dauert nur wenige Sekunden. Holliday und die Earps haben abgesägte Schrotflinten mitgebracht, die sich den Colts der Clantons und McLauries als überlegen erweisen. Doc erschießt dabei einen jungen Mann, der ihn zuvor bewundert hatte. Auf Wyatt Earps Frage, warum er es getan habe, antwortet Doc: "wer weiß, vielleicht, weil er mich an mich erinnerte."
 
Genau dieser Film ist mir auch als Erstes eingefallen.

Und dann die DEFA-Indianerfilme. Sie liefen zwar offiziell nicht unter Western, aber inhaltlich fallen sie vielleicht doch unter dieses Thema. Wobei hier ja wohl eher das krasse Gegenteil der Fall ist: "Indianer gut - Weißer böse".
Mich würde (an dieser Stelle) interessieren, wie bekannt diese Filme in der "alten" BRD waren und heute sind und wie sie - wenn bekannt - historisch eingeschätzt werden?

Manchmal laufen diese ostdeutsch-mongolischen Produktionen auf den Dritten, einschließlich 3sat. Die, welche ich bis dato gesehen habe, fand ich eher durchschaubar erzieherisch.
 
Wenn ich's mir recht überlege fallen mir wenig historische Ereignisse im Zusammenhang mit dem "wilden Westen" ein. Das Duell am O.K. Corral, den Lincoln County Krieg und eben Little Big Horn. Ansonsten verlief die Besiedelung des Westens recht unspecktakulär.
Zu Doc Holliday fällt mir noch der Kostner-Film "Wyatt Earp" ein.
 
Manchmal laufen diese ostdeutsch-mongolischen Produktionen auf den Dritten, einschließlich 3sat. Die, welche ich bis dato gesehen habe, fand ich eher durchschaubar erzieherisch.

Hervorragend fand ich the Good, the Bad and the Ugly. Besonders die Szene mit der sinnlos umkämpften Brücke im Bürgerkrieg. Da haben die Italiener den Amerikanern gezegt, wie man Western macht. Und natürlich den Spruch: "Die einen haben eine geladene Pistole, die anderen buddeln (sehr tiefgründig).
 
Teile der Apachen (z.B. die Lipan) wohnten durchaus in Tipis, aber jedenfalls eher nicht in Pueblos.
In dem Film ging es nicht um die Lipan, sondern um andere Inde, und daß die nicht in pueblos wohnten, ist klar.

So ist festzuhalten, dass ein gosser Teil des amerikanischen Bisons bereits von den Indianern ausgerottet wurde und es zu einem gegenseitigen Massenschlachten bei Kriegen mit regelrechter Ritterrausrüstung kam. Den Quellenlink kann ich zur Not und bei Interesse finden (lesenswert).
Shepard Krech et al? Das ist nicht besonders wissenschaftlich und auch nicht besonders faktenreich. Der Link würde mich trotzdem interessieren.

Was meinst du mit 'gegenseitigem Massenschlachten'?

Leider dominiert im Western das klassische Bild des Prärieindianers. Diese Gruppe enstand aber sehr spät und war absolut nicht repräsentativ.
Die Plains waren das letzte Kulturareal, in dem eine dauerhafte Ansiedlung stattfand. Diese Kultur war erst durch die Übernahme von Pferden möglich, die eine entsprechende Beweglichkeit brachten.
Die Prärien waren besiedelt, dort lebten seßhafte Bauernvölker, zb Pawnee, Arikara, Hidatsa, Mandan, Ponca, Caddo Confederation.
 
In dem Film ging es nicht um die Lipan, sondern um andere Inde, und daß die nicht in pueblos wohnten, ist klar.


Ist mir auch schon klar, du kennst dich schon aus. Shepard Krech et al? Das ist nicht besonders wissenschaftlich und auch nicht besonders faktenreich. Der Link würde mich trotzdem interessieren.

BUFFALO WARS: AN ECONOMIC ANALYSIS OF INTER-TRIBAL RELATIONSHIPS ON THE GREAT PLAINS http://garnet.acns.fsu.edu/~bbenson/buffalo.doc Was meinst du mit 'gegenseitigem Massenschlachten'?
Steht im Text.
 
Hervorragend fand ich the Good, the Bad and the Ugly. Besonders die Szene mit der sinnlos umkämpften Brücke im Bürgerkrieg. Da haben die Italiener den Amerikanern gezegt, wie man Western macht. Und natürlich den Spruch: "Die einen haben eine geladene Pistole, die anderen buddeln (sehr tiefgründig).
Das sehe ich ähnlich. Dabei, das finde ich das erstaunliche, wurde Leone nicht mal bewusst, dass seine Western eigentlich 1. weitaus tiefgründiger 2. von der Handlung her komplexer und 3. filmerisch sogar besser waren als die US-Westernfilme. Noch in seinem Meisterwerk 1968 "Once upon a time in the west" ( http://de.wikipedia.org/wiki/Spiel_mir_das_Lied_vom_Tod ) versuchte er in Monument Valley die Altmeister wie John Ford zu kopieren. Dabei hatte er sich durch die Musik von Morricone, Schnitt usw. völlig von den US-Vorgaben entfernt.

Leone selbst beendete das Zeitalter des Western ja 1973 mit seinem "Il mio nome è Nessuno" ("Mein Name ist Nobody"). http://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Name_ist_Nobody Den Film kann man zweifach historisch betrachten. Zum einen ist er der letzte tiefgründige Western, der letzte Western von Leone, der eine Trinity-Filmfigur (Hill) einer klassischen Westernfigur (Fonda) gegenüber stellt. Im Hinterkopf kann man auch behalten, dass John Ford in dem Jahr starb und damit dem US-Western einer der bedeutensten Regisseure genommen wurde. Die Urteile der Kritik laufen von vernichtend bis in den Himmel hoch lobend. Einzelne Szenen wie der Epilog beim Barbier und der Kampf gegen "The wild bunch" (Die wilde Horde) zählen zu den bestfotographiertesten Szenen des Western überhaupt. Die Dialoge, besonders in der deutschen Übersetzung, sind gemischt aus Melancholie und tiefgründigem, schwarzem Humor. Leone schaltete sich selber ein, als er hörte, dass der Film vielleicht sogar der beste italienische Western überhaupt werden könnte( Regisseur war Valerii ). Leone wollte ein filmisches Epos machen, die Anlehnung an Homers (den Leone sehr verehrte) Figur des Einäugigen in der Odysee kommt nicht von ungefähr. In gewisser Weise schließt sich "M. N. ist Nobody" direkt an "Spiel mir das Lied vom Tod" an.
Fonda (als Jack Beauregard) erklärt eindringlich, dass sich der Westen schon verändert habe. Diese Entwicklung deutet sich ja in "S. d. Lied v. Tod" ja erst an. Beschwörend wird auf den Fortschritt, hier in Form des Telegraphen und der Eisenbahn eingegangen. Das Abtreten des Alten und Platz machen für das Neue wird über fast 120 Minuten zelebriert. Ebenso wie "Spiel mir das Lied vom Tod" blieb dieser Film ausschließlich in Frankreich und Deutschland erfolgreich, was aber nicht unbedingt gegen ihn spricht.

Für mich ist irgendwie die Philosophie zwischen dem gemeinen US-Western und dem Italo-Western eine völlig andere. Selbst in den schillernsten Hauptfiguren der Leone-Filme kann man kaum einen typischen Westernkampf zwischen Gut und Böse erkennen. Beauregard lässt sich von Sullivan (Jean Martin) bestechen, während Clint Eastwood für ein paar Dollar eigentlich auch wieder alles tut, selbst Mundharmonikas (Charles Bronson) Beweggründe sind nicht einwandfrei, da er seiner Rache auch mal die Moral opfert. Von der mehr als fragwürdigen Figur des Django ganz zu schweigen. Mit dem Italowestern wird die Figur des Antihelden geboren, ein ganz anderer Antiheld, der nicht durch seine Trotteligkeit Antiheld ist, sondern durch seine oftmals niederen Beweggründe. Außerdem wird (US-westernuntypisch) auch die eigentliche Tragik der Figur des Gunmen unübersehbar offen gelegt. Entweder er ist ein alter einsamer Mann (Beauregard (Fonda), Cheyenne(Jason Roberts)) oder tot (Frank(Fonda)).

Deswegen denke ich mal, "die Italiener" haben den US-Amerikanern am ehesten gezeigt, dass Western eben auch anders sein kann. Dass die wenigsten, denen das gezeigt werden wollte, das auch anschauen wollten, steht auf einem anderen Blatt.;)
 
Manchmal laufen diese ostdeutsch-mongolischen Produktionen auf den Dritten, einschließlich 3sat. Die, welche ich bis dato gesehen habe, fand ich eher durchschaubar erzieherisch.

Klingt da etwas Ironie oder Boshaftigkeit raus?
Alles, was aus dem Osten kommt, ist sowieso auf politisch-ideologisch getrimmt? ( Was zum Teil ja auch stimmt)
Ich finde, die DDR- yogoslawischen Filme hatten doch mehr einen geschichtlichen Hintergrund, als die BRD-yogoslawischen Karl-May Filme, die pünktlich zu Weihnachten immer wieder auftauchen.

Aber wer will schon " Western" sehen, die zum nachdenken anregen?
Mehr hier
http://www.wazel.org/wildeast/peter.htm
Und eine Auswahl dieser Filme
http://www.wazel.org/wildeast/movies/dsoehne.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Klingt da etwas Ironie oder Boshaftigkeit raus?
Weder noch, nur der ehrliche Eindruck.

beschreibt im Übrigen recht gut, was ich meine:

Im DDR-Indianerfilm geht es immer auch um Politik. So, wie der Sozialismus in der Theorie ein funktionierendes Kollektiv sein wollte, so rückte der Indianerfilm in den Mittelpunkt des Blicks ein Figurenensemble. Was reichlich konträr steht zu den Bildern des Western: endlose Schießereien sieht man im DDR-Indianerfilm nur selten, dafür werden um so häufiger differenzierte menschliche Beziehungen beschrieben, Verhandlungen von Stammeshäuptlingen mit weißen Kommandeuren und Regierungsvetretern. Inklusive zum Beispiel den "guten" weißen Sheriff. Unter diesen zum Teil sehr verwobenen Geschichten leidet mitunter der Zauber der Bilder. Mitunter schaut auch eine antiimperialistische Didaktik ganz offen hervor. Manchmal wiederum hat man das Gefühl, weit entfernt vom Western-Klischee, Kulturfilme zu sehen, die regelrecht ethnologische Spurensuche betreiben. Etwa so: Was haben diese Vereinigten Staaten verloren, da sie einst so viele Indianer ausrotteten?
Das meine ich mit "durchschaubar erzieherisch", das beißt sich nämlich vielfach mit einer gut erzählten Geschichte.

Die Karl May-Filme sind keine Western sondern Kitsch!
 
Die Karl May-Filme sind keine Western sondern Kitsch!
Ganz drollig ist, dass dieser Kitsch und der Erfolg davon, die Italiener u.a. animierte selber Westernfilme zu machen. :D Während Karl May das unaufhaltsame Fortschreiten der Ausbreitung der USA nach Westen und auch die Begleiterscheinungen des Eisenbahnbaues ziemlich detailiert beschreibt, werden die kritischen Untertöne von humorigen Dialogen und Romantik in den Karl-May-Filmen völlig zugedeckt, die Protagonisten und ihre Erlebnisse, sowie eine gewisse Verharmlosung der Praktiken z.B. im Vorgehen der Kopfgeldjäger, verschleiern die eigentliche Tragik der Ereignisse.
Gerade durch die Wahl der Schauspieler wirken aber auch die DDR-Western manchmal unglaubwürdig, wo z.B. Komödienschauspieler der DEFA auf der Seite der Verbrecher auftreten. Interessant sind die DEFA-"Indianerfilme" trotzdem, besonders, da sie sich garnicht als "Western" greifen lassen, schon bei "Der mit dem Wolf tanzt" fällt das ja schwer...:fs:
 
Ganz übel und das totale Ggt. der DDR-Western ist der Film The Birth of a Nation von Griffith, der den amerikanischen Bürgerkrieg und die Zeit danach reflektiert.
Mit den Mitteln der damaligen Zeit (1915) wurden mit diesen dreistündigen(!) Stummfilm filmtechnisch Akzente gesetzt*, wohingegen die erzählte Geschichte extrem rassistisch ist (im Übrigen werden alle Schwarzen von geschminkten Weißen gespielt). Der Zuschauer erlebt aus Perspektive einer weißen Südstaaten-Familie, wie der Süden den Bürgerkrieg verliert und nach der Wahl von Schwarzen als stärkste Kraft ins Abgeordnetenhaus das Chaos ausbricht. Dagegen steht der Ku-Klux-Klan, der am Ende des Filmes als strahlender Sieger aus den resultierenden Straßenkämpfen hervorgeht, nachdem die Südstaaten-Familie noch eine persönliche Tragödie erlebte: ihre Tochter stürzt sich auf der Flucht vor einer versuchten Vergewaltigung durch einen Schwarzen in den Tod: Die Botschaft ist klar: lieber tot, als "Rassenschande".
Im Übrigen soll durch diesen Film der KKK seine Renaissance erlebt haben.


*nach heutigen Maßstäben wirken besonders die Massenszenen allerdings etwas lächerlich...
 
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