Der historische Western

Was sind die bedeutensten historischsten Westernfilme?

  • "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968)

    Stimmen: 7 21,9%
  • "Django" (1966)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Erbarmungslos" (1992)

    Stimmen: 4 12,5%
  • "Tombstone" (1993)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "Mein Name ist Nobody" (1973)

    Stimmen: 2 6,3%
  • "Young Guns" (1988)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "Zwei glorreiche Halunken" (1966)

    Stimmen: 5 15,6%
  • "Für eine Handvoll Dollar" (1964)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "Weites Land" (1958)

    Stimmen: 3 9,4%
  • "The Shootist" (1976)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Leichen pflastern seinen Weg" (1968)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "The wild bunch - sie kannten kein Gesetz" (1969)

    Stimmen: 2 6,3%
  • "Missouri" (1971)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Pale Rider - Der namenlose Reiter" (1985)

    Stimmen: 0 0,0%
  • "Silverado" (1985)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    32
Kompliment, Brissotin@ schöne Beiträge! Leider kann ich dich nicht schon wieder bewerten. Ich denke, "Der mit dem Wolf tanzt" ist ein eindrucksvoller Beweis, daß das Genre des Westerns noch längst nicht tot ist und eine wunderbare Hommage an die Great Plains Kulturen. Ich möchte an dieser Stelle einmal eine Lanze für den amerikanischen Western brechen. Es ist ja durchaus nicht so, daß in den USA keine Filme produziert würden, die sich kritisch mit der eigenen Geschichte und dem Mythos des Wilden Westens auseinandersetzen. Auch wird man nicht leugnen können, daß die klassischen Western John Fords Meisterwerke der Filmgeschichte waren. Hollywood hat das Genre des Westerns zur Vollendung gebracht, und ich denke, daß es mit Filmen wie "Erbarmungslos" gezeigt hat, daß es immer noch die alte Meisterschaft besitzt. Die manichäische Sichtweise, die man "den Amerikanern" häufig vorwirft, findet sich auch in "Spaghetti Western" und so großartig Filme wie "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "The Good, the Bad and the Ugly" auch sein mögen, so denke ich nicht, daß man ernsthaft behaupten kann, daß Hollywood nur sentimentalen Trash produziere und Europa die USA in diesem "amerikanischsten" aller Genres übertroffen habe. Doch hat sich Hollywood durchaus von Meistern wie Sergio Leone inspirieren lassen.
Ein sehr guter amerikanischer "Antiwestern" ist natürlich auch "Erbarmungslos" mit Clint Eastwood, Morgan Freeman, Gene Hackman und Richard Harris.
Als Hommage an den guten, altmodischen, amerikanischen Western, möchte ich aber noch einen sehr sensiblen Spätwestern hier anfügen. "The last Sharpshooter" (USA 1980). Es ist eigentlich vor allem ein Film über das Älterwerden und über den Krebs. Der damals selbst krebskranke John Wayne ist in seiner letzten Rolle zu sehen, gemeinsam mit einer anderen Westernlegende, Jimmy Stewart.
Der legendäre Revolverheld J.B Books zieht sich in eine Kleinstadt des Mitleren Westens zurück, um einen befreundeten Arzt (Jimmy Stewart) zu konsultieren. Dieser eröffnet ihm, daß er Krebs hat und ihm bald auch das gute Laudanum nicht mehr gegen die Schmerzen helfen kann. Automobile machen die Straßen unsicher, und Books erkennt, daß seine Zeit abgelaufen ist. Symbolisch gut gezeichnet durch den Tod Queen Victorias, von dem Books in der Zeitung liest. Er will in dem verschlafenen Ort sterben und entwickelt eine Zuneigung zu seiner etwas puritanischen, aber sehr sensiblen Zimmerwirtin. Seine Identität läßt sich natürlich nicht geheimhalten und Revolverhelden wollen sich mit seinem Tod einen Namen machen. Books sucht und findet schließlich in dem obligatorischen Duell den Tod.
 
El Quijote@, Brissotin@, Florian@
Als Meisterwerke der Filmgeschichte und ausgewogene Beiträge zur wahren Geschichte der amerikanischen Ureinwohner werdet Ihr die DEFA Produktionen nicht ernsthaft aufführen wollen, nicht wahr? Ich sehe ja immer wieder gerne mal den jungen Manfred Krug und andere, aber die Filme sind doch ziemlich hausbacken, noch dazu meistens schwarz-weiß. Dieser LPG Winnetou, es war ein jugoslawischer Schauspieler, ich weiß seinen Namen nicht mehr, reitet aber wieder in Bad Segeberg und Elpse.
Von einem anderen Kaliber ist da schon der von El Quijote@ abgeführte Film "Birth of a Nation" von David W./Griffith. Er ist natürlich in seinen rassistischen Aussagen ein übles Machwerk, aber ebenso filmtechnisch ein wirkliches Meisterwerk. Es war der Kinoskandal des Jahres 1915. Die Kritiker lobten die schauspielerischen Leistungen der Akteure. Die technische Perfektion der Großaufnahmen des Kameramannes Billy Bitzer, die Aufnahmetechnik, die Dramaturgie und die Musikbegleitung begeisterten die Kritik, und man kann durchaus sagen, daß dieser Film technisch zu den Meilensteinen der Filmgeschichte gehört. Ob er allerdings, ganz streng genommen, in die Genregattung des klassischen Westerns fällt, ist eine andere Frage.
Der KKK, der damals eher ein Schattendasein führte, erlebte allerdings nicht zuletzt durch den Film eine Renaissance, und wenn die Rede darauf fällt, bekommen Clansmen und Rednecks heute noch feuchte Augen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Scorpio
Genau solche Filme wie "The Schootist" (auf Deutsch: "Der letzte Scharfschütze"(!) ist übrigens von 1976) zeigen eine positive Seite des US-Western. John Wayne besticht, wenn er sich selber nicht so ernst nimmt bzw. seine Rolle in den früheren Filmen ein bisschen karikiert ("Rio Lobo" 1970). http://de.wikipedia.org/wiki/John_Wayne In "The Shootist" wird allerdings ein eigener Weg gegangen, der nichts vom zweifelhaften Helden weiß, aber immerhin die Tragik des alten Gunmen in den Mittelpunkt rückt.
In "Erbarmungslos" wird unverhohlen auch der Wert des Gunmen in Frage gestellt und die Frage, ob das was auf den ersten Blick "gerecht" erscheint das auch wirklich ist bzw. ob diese Gunmens nicht auch einfach grausam waren und nichts weiter. (die Opfer der Gunmens in dem Film sind ja noch extrem jung) Eigentlich wird gerade in dem Film dem Charakter des Gunmen noch ein wenig näher auf die Spur gegangen. Ist er nicht nur eine bemitleidenswerte Figur? Was bedeutet Selbstjustiz (auch vielleicht etwas kritischer schon in "Big Jake" 1971 hinterfragt)? In wie weit ist die Frage nicht substanziel mit dem Gunmen an sich unlösbar verbunden? Eastwood selbst machte einige Filme, wie "High Plains Drifter" ("Ein Fremder ohne Namen" http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Fremder_ohne_Namen ) in denen er kritisch die Werte dieser Zeit hinterfragt, vielleicht sogar so weit geht diese (versteckt als Western) Normen allgemein zu hinterfragen. Ich denke aber schon, dass gerade die kritischen US-Produktionen wie die von Eastwood sich am Italo-Western orientieren. Obwohl sich Eastwood mit Leone am Ende der Dreharbeiten an "Il buono, il brutto, il cattivo" (1966) zerstritten haben sollen, gilt "Erbarmungslos" als eine Homage an den Maestro, obwohl die Sprache des Films etwas abweicht, für mich zwischen Corbucci und Leone liegt, aber ohne die Sprache der großen Bilder aufzugeben.

Auch wenn nur ein kleiner Ausschnitt der Entwicklung der USA, stellt doch die Zeit der Gunmens in der 2. Hälfte des 19.Jh. eine Epoche eines großen Wandels in der amerikanischen Gesellschaft, besonders während und nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg dar. Die hohe Beachtung der Geschichten nicht zuletzt der Filme zum Thema des Westerns zeigt doch deutlich die Spuren, welche diese Ereignisse und diese besondere Zeit mit ihren eigenen Gesetzen für die Nachwelt auch über die Grenzen der USA hinaus erhalten hat.

Danke für die schönen Beiträge, die beweisen, wie seriös man durchaus über ein so triviales Thema wie den Film diskutieren kann. Während gerade für den Western oftmals die Bezeichnung der Trivialität im besonderen gilt, zeigen doch unsere Beiträge auf, dass man mit dem Urteil leicht fehlen kann, wenn man sich die besseren Vertreter des Genres von Nahem betrachtet. :yes:
 
In dieser Reihe darf "Heavens's Gate" (1981) nicht fehlen, in dem arme osteuropäische Einwanderer gegen die etablierten Großgrundbesitzer den Kürzeren ziehen.

Mit Kris Kristoffersen und Isabelle Huppert (*seufz*). Ein grandioser Film und ein gewaltiger (kommerzieller) Flop - der Film war eben zu wahr, um schön zu sein.
 
El Quijote@, Brissotin@, Florian@
Als Meisterwerke der Filmgeschichte und ausgewogene Beiträge zur wahren Geschichte der amerikanischen Ureinwohner werdet Ihr die DEFA Produktionen nicht ernsthaft aufführen wollen, nicht wahr? Ich sehe ja immer wieder gerne mal den jungen Manfred Krug und andere, aber die Filme sind doch ziemlich hausbacken, noch dazu meistens schwarz-weiß. Dieser LPG Winnetou, es war ein jugoslawischer Schauspieler, ich weiß seinen Namen nicht mehr, reitet aber wieder in Bad Segeberg und Elpse.
Für mich sind es eben die schauspielerischen Leistungen (vielleicht die), die fast mangelhafte Ausstattung (ich denke an das komische Knallen der Pistolen), welche diesen DEFA-Filmen etwas unfreiwillig Komisches gibt. Rolf Hoppe ist dabei eine angenehme Ausnahme, da er schon damals eine ganz große Mime war und in der Rolle des Verbrechers brillierte. "LPG-Winnetou" ist, wenn auch zum Schmunzeln anregend, nun wieder garnicht gerechtfertigt, da ja die DEFA-Filme zum Teil auf Literaturvorlagen von Liselotte Welskopf-Heinrich beruhen und so garnichts mit Karl-May zu tun haben. Erstaunlich ist vielleicht, dass Karl-May-Romane nicht auch in der DDR verfilmt wurden, obwohl das Karl-May-Museum in Radebeul über einen erheblichen Schatz an Quellen über den berühmten Autor und wohl auch die Entstehungsgeschichte der Romane verfügt haben muss.
http://www.cinemusic.de/rezension.htm?rid=1565 Dass die Karl-May-Bücher auch ein bisschen Pate standen, wird hier erwähnt, zumindest ab Ende der 1980er.

Während die Karl-May-Verfilmungen in der BRD eher nebenher mit den großen Geschehnissen der Zeit zu tun haben, wird in der DDR-Verfilmungen besagter Bücher bewusster das Thema des schicksalhaften Kampfes der Indianer thematisiert. Dass der Protagonis Gojko Mitic http://de.wikipedia.org/wiki/Gojko_Mitić sich durch sein muskulöses Äußeres so extrem von den anderen Indianerfiguren in den DEFA-Filmen abhob, wirkt wirklich skuril. Etwas erinnert er damit an Giuliano Gemma, der als Muskelprotz in den Sandalenfilmen auftrat, bevor er ins Western-Geschäft wechselte.
Als filmisch bedeutend und auch gesellschaftskritisch gilt unter Gemmas Filmen eigentlich nur "Der Tod ritt dienstags" (1968), welcher allerdings auch von Leones Assitenz-Regisseur Valerii stammt. Die Handlung erscheint aber zumindest mir als etwas weit her geholt, auch wenn die Bildung von Syndikaten durchaus in den Zeitschnitt passt.
 
Ich möchte an dieser Stelle einmal eine Lanze für den amerikanischen Western brechen.

@ Scorpio: und das ist sehr löblich. Ich finde, dass schon "Die Glorreichen Sieben" den späteren Spaghetti-Western vorweg nehmen. Die Figuren waren noch nicht ganz so zynisch gezeichnet wie in den Leone-Filmen, und es gab unter den Sieben auch noch Personen, die eindeutig positiv besetzt waren (z.B. Bernardo, gespielt von Charles Bronson, oder Chico, gespielt von Horst Buchholz). Dennoch handelt der ganze Film eigentlich von armen Schweinen: sowohl den Revolverhelden, die für einen Hungerlohn ihr Leben aufs Spiel setzten, als auch den Dorfbewohnern, als auch den Banditen, die selbst nichts zu beißen haben, wenn sie die Bauern nicht ausnehmen können. Dies kulminiert in dem finalen Zitat von Chris/Yul Brynner, der nach dem überstandenen Kampf am Ende, bei dem vier der Revolverhelden umkamen, feststellt: "Wir gewinnen niemals."

Abgesehen davon mag ich auch die klassischen, "idealistischeren" Western, in denen es häufig darum geht, dass Männer in schwierigen Situationen über sich selbst hinauswachsen. Dafür stehen besonders die beiden John Wayne-Klassiker "El Dorado" und "Rio Bravo", besonders letzterer mit Dean Martin als alkoholsüchtigem Sheriff.

Das andere Extrem ist der (ebenfalls geniale) Film "The Wild Bunch" von Sam Peckinpah. Anders als bei den Leone-Filmen, die oft noch einen etwas sentimentalen Touch haben (gerade die letzteren wie "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Nobody") gibt es nicht mehr nur keine ehrenwerten Männer mehr, sondern noch nicht mal ehrenwerte Motive. In "The wild bunch" sind alle Beteiligten von einem hemmungslosen Egoismus und Hedonismus bestimmt, der zunächst daran gipfelt, dass sie einen ihrer Kameraden opfern. Zwar überwinden sie sich, als der Mann tot ist, was aber in einer - letztlich sinnlosen Orgie der Gewalt gipfelt, in der so ziemlich jeder Beteiligte des Films stirbt.
 
@ Ashigaru
Ich selber schätze "Die gloreichen Sieben" auch recht hoch ein. Leone gibt ja selber zu, sich auch von diesem Klassiker beeinflusst worden zu sein.
Sicherlich ist es kein Wunder, dass mit dem Film eine Wirkung auf alle Western eingehen sollte. Die Verwendung eines japanischen Vorbildes bewies ja in dem Fall, wie im Falle der besseren Italo-Western, dass Western tiefgründiger sein kann und durchaus das Prädikat wertvoll verdienen.
Mit Eli Wallach und Charles Bronson treten ja auch schon zwei der späteren Stars in Leones Filmen ("Zwei glorreiche Halunken", "Spiel mir das Lied vom Tod") auf, was wahrscheinlich auch auf den Erfolg dieses Filmes zurück zu führen ist, dem einige schlechtere Remakes folgen sollten.

Dennoch bleibt die Wirkung des Westerns vom Karat Leones scheinbar recht unangefochten. In der Internet Movie Database wird "Zwei glorreiche Halunken" (der irreführende Titel, es sind ja eigentlich drei statt zwei, soll wohl an den Erfolg der "Glorreichen Sieben" anknüpfen helfen) rangiert er auf Platz 5 der besten Filme, womit er der beste Western überhaupt wäre (zugegeben, die Liste ist nicht unangezweifelt).http://german.imdb.com/chart/top
 
Auch wenn ich gerade nicht allzu viel darüber schreiben kann, will ich dennoch einen weiteren sehr guten Western zumindest mal in die Runde werfen: 'Silverado' mit Scott Glenn, Kevin Kline, Kevin Kostner & Danny Glover.
 
El Dorado mag ich auch gerne. Das ist der Lieblingswestern meiner Mutter John Wayne, Robert Mitchum und James Caan spielen sich dabei wirklich gegenseitig die Bälle zu. John Wayne natürlich in seiner Titelrolle als unverwüstliches Rauhbein, Robert Mitchum als versoffener Sheriff und James Caan als Spieler Missisippi, der Mitchum einen netten Cocktail aus Krötenöl, Chayennepfeffer, Schießpulver und anderen netten Substanzen zusammenbraut. Das Showdown wendet sich von der klassischen Dramaturgie etwas ab. John Wayne erschießt seinen Gegenspieler. Dieser stammelt noch: Du hast mir nicht die geringste Chance hgegeben!" Darauf Wayne: Du warst zu gut, als daß ich dir eine Chance geben durfte!"
Ich denke, daß das Genre des Westerns gerade dadurch besticht, daß Story und Plot recht einfach sind. Aus der Schauspielkunst der Darsteller haben sich dann aber immer wieder Meisterwerke entwickelt. Die Glorreichen Sieben basieren ja eigentlich auf einem "Eastern", den "Sieben Samurai" von Akira Kurusawa. Ein ganz großes Kunstwerk!
Die gute alte DEFA wollte ich übrigens nicht madig machen. Rolf Hoppe sehe ich auch am liebsten. Ich denke gerne an eine Produktion aus den 80ern zurück: "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" Am besten fand ich den Spruch: Brühl, haben wir noch Geld?"
 
Gut finde ich, daß es in den USA auch ganz hervorragende Schauspieler indianischer Herkunft gibt. Ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen, aber einer, ich glaube sogar mehrere Darsteller aus "Der mit dem Wolf tanzt" sind aktiv in der Bürgerrechtsbewegung der Native Americans. Ich glaube es bei einem Beitrag El Quijotes in einem früheren Thread gelesen zu haben, daß der Darsteller des Chingachgooks in Michael Manns "The Last of the Mohicans" ein Nachfahre Sitting Bulls sei. Ich mag diesen Film, auch wenn er Coopers Roman sehr frei behandelt. Meisterhaft ist darin Wes Studi, der dem Schurken Magua eine fast physisch spürbare Präsenz verleiht. Er ist auch als "Geronimo" phantastisch, eine erfreulich ausgewogene Darstellung dieses großen Kriegshäuptlings der Apachen.
Eine historische Persönlichkeit aus der Frühzeit der Kolonie Massachusetts ist auch "Squanto", (the Last Warrior, USA 1994).
 
@ Scorpio: und das ist sehr löblich. Ich finde, dass schon "Die Glorreichen Sieben" den späteren Spaghetti-Western vorweg nehmen. Die Figuren waren noch nicht ganz so zynisch gezeichnet wie in den Leone-Filmen, und es gab unter den Sieben auch noch Personen, die eindeutig positiv besetzt waren (z.B. Bernardo, gespielt von Charles Bronson, oder Chico, gespielt von Horst Buchholz). Dennoch handelt der ganze Film eigentlich von armen Schweinen: sowohl den Revolverhelden, die für einen Hungerlohn ihr Leben aufs Spiel setzten, als auch den Dorfbewohnern, als auch den Banditen, die selbst nichts zu beißen haben, wenn sie die Bauern nicht ausnehmen können. Dies kulminiert in dem finalen Zitat von Chris/Yul Brynner, der nach dem überstandenen Kampf am Ende, bei dem vier der Revolverhelden umkamen, feststellt: "Wir gewinnen niemals."

Und dabei ist "Die glorreichen Sieben" eine "Kopie" (oder doch sehr beeinflusst) von Kurosawas "Die sieben Samurai". Also keine typische "Westerngeschichte".
 
Gut finde ich, daß es in den USA auch ganz hervorragende Schauspieler indianischer Herkunft gibt. Ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen, aber einer, ich glaube sogar mehrere Darsteller aus "Der mit dem Wolf tanzt" sind aktiv in der Bürgerrechtsbewegung der Native Americans. Ich glaube es bei einem Beitrag El Quijotes in einem früheren Thread gelesen zu haben, daß der Darsteller des Chingachgooks in Michael Manns "The Last of the Mohicans" ein Nachfahre Sitting Bulls sei. Ich mag diesen Film, auch wenn er Coopers Roman sehr frei behandelt. Meisterhaft ist darin Wes Studi, der dem Schurken Magua eine fast physisch spürbare Präsenz verleiht. Er ist auch als "Geronimo" phantastisch, eine erfreulich ausgewogene Darstellung dieses großen Kriegshäuptlings der Apachen.
Eine historische Persönlichkeit aus der Frühzeit der Kolonie Massachusetts ist auch "Squanto", (the Last Warrior, USA 1994).

Das war Russell Means: http://de.wikipedia.org/wiki/Russell_Means

Kann man den Film "Der letzte Mohikaner" (1992), denn ich auch sehr gerne sehe, auch als Western bezeichnen? Immerhin spielt er ja zur Zeit des Französisch-Indianischen Krieges im 18. Jahrhundert.

Wes Studi ist der Hollywood-Indianer schlechthin. Er spielte schon in "Der mit dem Wolf tanz" mit. In "The new World" spielte er den Onkel von "Pocahontas", Powhatan-Chief Opechancanough. Das war aber sicher kein Western.
 
...wie wär's denn mit "Der scharlachrote Buchstabe" ? Neben der amerikanisch-overacted Version mit Demi Moore gibt es auch eine ältere deutsche mit Senta Berger und Hans-Christian Blech, die wesentlich glaubwürdiger ist.
 
Klaus@
"Was soll daran historisch sein" Der "scharlachrote Buchstabe" mag ein amerikanischer Historienfilm sein, aber ein Western ist es sicher nicht. Eigentlich sind auch Filme wie "The Last Mohican" "The New World" "The Last Warrior" "Birth of a Nation" oder "Gone with the Wind" "Gods and Generals" oder Gettysburgh" keine Western im engeren Sinne.
Der Bau der Eisenbahn, die Ausbeutung des Westens, Indianerkriege, Goldrausch, Der Weidekrieg, der Einbruch der modernen Zivilisation sind die historischen Ereignisse vor deren Hintergrund die meisten angeführten Filme spielen, wenn sie oft auch nicht betont darauf verweisen. Ich denke schon, daß das historisch genug ist. Im Zweifelsfall fällt es in die Rubrik Film- und Kulturgeschichte. Also, die angeführten Klassiker sind ja fast schon Bildungsgut, und es ist doch auch eine Superdiskussion!
 
Ich denke auch, dass "Der letzte Mohikaner" kaum ein Western ist. Dieser ist stilistisch und örtlich recht festgelegt. Wenn eine Cooper-Verfilmung ganz gut gemacht ist und nah am Buch, dann würde ich es als Literaturverfilmung ansehen. Dabei ist der DEFA-Film "Chingackgook - die große Schlange", wenigstens inhaltlich einigermaßen am Text von Cooper, was allerdings noch mehr die fast gleichzeitigen BRD-Verfilmungen des Cooperstoffes für sich reklamieren können. Diese erscheinen vor allem durch den recht alten Hauptakteur (im Buch ist er im ersten Band um die 20!) allerdings etwas trockener als der DEFA-Streifen. Auch den USA kenne ich bis jetzt keine Verfilmung des Stoffes oder gar aller Bücher der Lederstrumpfreihe, welche nahe am Original bleiben und dennoch gut ausgestattet wären.

@ tela
En detail kann ich mich nicht an "Silverado" erinnern, habe ihn aber eher als langatmig in Erinnerung. Das ist aber ein sehr subjektives Empfinden, denn der große Film "Spiel mir das Lied vom Tod" soll ja auch in den USA wegen einer angeblichen Langatmigkeit gefloppt sein, dabei fesselt er mich von Anfang bis Ende. Vielleicht ist ein Epos, welches bei Leones Triologien und selbst "Mein Name ist Nobody" vorliegt, als ein Western schwieriger für den Zuschauer zu verdauen.

@ Papa_Leo
Naja die Filmbranche lebt ja von Entlehnungen und Zitaten. Man könnte sogar fast davon ausgehen, dass das Repertoire an Szenarien, die man in 120 Minuten unterbringen kann sehr beschränkt ist. "Zwei glorreiche Halunken" wurde ja auch dann nochmal in den 1970ern kopiert und stand für "Stoßtrupp Gold" Pate, den wir dennoch heute als einen Kriegsfilm ansehen würden, auch wenn sogar innerhalb des Filmes die Verweise auf den Western nicht von der Hand zu weisen sind. Dennoch würde ich "Die glorreichen Sieben" als Western bezeichnen, der Regisseur machte sich nicht einmal die Mühe die Zahl der Protagonisten herunter oder herauf zu schrauben. Ich denke, dass mit diesen Bezügen auf alte Filme und sogar Stereotypen des ritterlichen Ritters, Mantel- und Degenhelden und Gunmen ganz bewusst gespielt wird. Ob der Showdown nun in den Straßen einer Westernstadt oder auf dem Achterdeck eines Schiffes stattfindet ist in dem Fall fast auswechselbar.

Aus dem Grund geht es mir ja um gerade die historischen Hintergründe, die besonders in Leones Filmen, aber auch im linksorientierten Italowestern gegenüber dem Protagonisten sogar manchmal in den Vordergrund treten.
Hierfür sehe ich "Spiel mir das Lied vom Tod" als ganz epochal an. Zum einen meint Frank (Fonda) er sei die entscheidende Macht und könnte selber sein Handeln bestimmen, begreift aber sogar selber am Ende, dass er immer nur Werkzeug der Eisenbahngesellschaft war. Sogar die Helden des Films gehen am Ende in der Masse der herangespülten Eisenbahnarbeiter einfach unter, bestimmten sie zuvor auch im großen Showdown an der Ranch, den keiner außer Jill wahrnahm, noch die Bühne.
So wird im gut gemachten Western bewusst was für einen Mikrokosmos eigentlich dieser Konflikt zweier Rivalen in der Welt darstellt, auch wenn beim Showdown schlaglicht artig die ganze Beachtung der Umgebung auf die Duellanten fällt (ganz gut bei "Mein Name ist Nobody" in der Szene in New Orleans (übrigens wirklich am Originalschauplatz gedreht) eingefangen).
 
Francis Ford Coppolla hat einen guten Slogan er sagte in einem Audiokommentar zu den Paten Filmen: "My father had a slogan, and it´s a good one: "You must steal from the Best." Die angeführten Filme haben immer Adaptionen bei Klassikern vorgenommen, und es sind Meisterwerke der Filmgeschichte entstanden. Europa und Amerika haben sich dabei gegenseitig sehr befruchtet. Ob man nun dem klassischen amerikanischen Western, den Meisterwerken Sergio Leones oder den neueren, von Leone inspirierten Western den Vorrang gibt, ist letztlich Geschmackssache. Zu entscheiden, ob diese oder jene produktion besser, anspruchsvoller oder brillianter ist, erscheint mir wie eine Diskussion darüber, ob Rembrandt oder Velasquez der bessere Maler gewesen ist.
Doch noch einmal zurück zum deutschen Western. Karl May spielte wohl eine höchst ambivalente Rolle in der alten DDR. Die Villa Shatterhand in Radebeul wurde zwar gepflegt, aber ansonsten war Karl May bei Genossens persona non grata. Man mag ihm ja vielleicht seine etwas zu eingleisigen teutonischen Superhelden und vielleicht auch seine etwas penetrante christlich- manichäistische Sicht übelnehmen. Doch seine Geschichten sind überaus spannend, und was er an sprachlichen, ethnologischen und geographischen Informationen liefert, zeugt von einer sehr fleißigen und gewissenhaften Recherche. Auch ist ihm hoch anzurechnen, daß er niemals rassistisch argumentierte. Mag man sich über seine Kleinbürgerallüren amüsieren, mag man ihm Trivialität und Kitsch vorwerfen, er hat doch seinen Platz in der Literaturgeschichte, und seine Bücher haben immerhin seit über 100 Jahren ganze Generationen von Jugendlichen fasziniert. Wir wollen uns nichts vormachen. Jeder von uns hat diese Streifen bestimmt schon mindestens ein Dutzend Mal gesehen, nur wird es wohl kaum jemand zugeben, daß einem mit 10-12 die Filme vermutlich gefallen haben. Der "Schuh des Manitou" hätte niemals so erfolgreich sein können, wenn die Streifen nicht Allgemeingut gewesen wären. Wenn mich meine Erinnerungung nicht täuscht, gab es da bei West und Ost viele Gemeinsamkeiten. Im übrigen liefen die Karl May Filme doch auch erfolgreich in der DDR und wurden mehrfach zu Weihnachten gesendet. Das gehörte dazu wie "Dinner for one" zu Silvester. Am I. Feiertag war bei uns immer Familientreffen. Meine Cousins saßen dann immer vor der Glotze. Mein Opa sagte, sie sollen die Kiste ausmachen, das hätten sie doch schon hundertmal gesehen. Darauf mein Cousin: aber noch nicht auf DDR.
Von der Kameraführung, den Stunts und der Farbqualität waren die Filme technisch gut gemacht, und was die Schauspieler betraf, so denke ich, daß Mario Adorf durchaus einen Vergleich mit Rolf Hoppe aushält. Ein vielgesehener Akteur, Terrence Hill tauchte dann ja auch in den Meisterwerken Sergio Leones wieder auf.
 
@ Scorpio
Das mit der persona non grata in der DDR ist schon ganz richtig bezüglich Karl May. Verwundern tut es, da man seine Romane auch durchaus als US-kritisch lesen könnte. Dem Indianer wird ja eine bestimmte Kultur gelassen und vor allem die Amerikaner lässt er recht menschenverachtend über die "Indsmen" sprechen, was ganz offensichtlich nicht Mays eigene Sicht der Dinge ist. Zum andern gibt auch Verweise auf die deutsche Geschichte, so ist die Figur eines deutschen Auswanderers einmal wegen politischer Verfolgung, ich denke mal im Zusammenhang mit 1848, geflohen. Diese Ereignisse standen Karl May auf jeden Fall noch recht zeitlich nahe, zumal Dresden ja ein Zentrum der revolutionären Bewegung nochmal 1849 gewesen war. Von dieser kritischen Stimmung bleibt wenig in den BRD-Verfilmungen der 1960er übrig, vor allem da die Textvorlagen bis zur Unkenntlichkeit verändert wurden. Auch die zeitgenössische deutsche Filmkritik registrierte dies nicht selten mit gewisser Häme.
 
Der Film, natürlich auch der Western ist immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft und Mentalität, in der er entstanden ist. Bis in die 50er Jahre war der Western natürlich vom ungebrochenen, optimistischen protestantischen weißen Amerika geprägt. Die Besiedelung des Westens war das Synonym für den Aufstieg Amerikas zur führenden Supermacht. Im Western wurden die Tugenden und Werte dargestellt, denen die USA, nach Meinung der Amerikaner, ihre Größe verdankten. Doch schon vor der Bürgerrechtsbewegung in den 60ern tauchten in den 50ern die ersten positiven Indianer auf. In "die letzte Jagd" mit Robert Taylor wird das Massaker an den Bisons thematisiert. In den 60ern tauchen dann auch schon Schwarze (Sidney Portier, Woody Strode) als Helden auf, und zeitgleich mit dem Vietnamkrieg kamen dann auch gebrochene Helden, entwurzelte Desperados, trinkende Sheriffs auf. Der Western der 60er-7oer Jahre stellte zunehmend das Konzept des "American Dream" in Frage. Und mit Beginn der 80er gab es nicht wenige, die das ganze Genre für überlebt hielten. Sie haben sich getäuscht. "Der mit dem Wolf tanzt" war eine Hommage an die Kulturen der Great Plains und ein Eingeständnis des Völkermordes an den amerikanischen Indianern.
"Erbarmungslos" war dann die totale Absage an die Legende von Gut und Böse und die Demontieruung des Helden. Die bisher letzte Entwicklung geht dann noch einen Schritt weiter und stellt mit der Thematisierung der Homosexualität auch die traditionelle Männerfreundschaft des klassischen Westerns in Frage,
 
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