Der rote Baron

Das ist mir neu. Göring war ja Richthofens Nach-Nachfolger als Geschwaderführer.

Von diesem Ruhm sollte Göring auch lange profitieren. Als letzter Kommandeur des legendären Richthofengeschwaders und Ritter des Pour le Merite hatte Göring Zugang zu Adel und Geldadel, darunter dem ehemaligen Kronprinzen. Dass Göring ausgeschlossen wurde, kann ich mir daher schwer vorstellen.
 
Dass Göring ausgeschlossen wurde, kann ich mir daher schwer vorstellen.
Vielleicht nach seiner Beteiligung am Hitler-Putsch und der Flucht nach Österreich?

Irgendwo habe ich eine Biographie herumliegen ... :motz:

(Band 24, Alfred Kube: Pour le mérite und Hakenkreuz
Hermann Göring im Dritten Reich. 1986. 2. Auflage 1987)
 
Übrigens bedeutete ein Absturz im I. Weltkrieg den fast sicheren Tod, denn erst in den letzten Kriegsmonaten wurden die Jagdflieger mit Fallschirmen ausgestattet.

Das mit den Fallschirmen habe ich auch gehört. Die deutschen Piloten mussten ohne Fallschirm fliegen, weil ihre Kommandeure befürchteten, dass die Piloten ihr Flugzeug zu leichtfertig aufgaben, wenn sie einen Fallschirm dabei hatten.

Man muss bei den Luftkämpfen des 1. Weltkriegs übrigens vorsichtig sein. Viele Menschen glauben noch heute an den Mythos der "Ritter der Lüfte", die sich im ehrenhaften Zweikampf maßen. Auch am Himmel war das Sterben alltäglich und genau so grausam wie am Boden.
 
Man muss bei den Luftkämpfen des 1. Weltkriegs übrigens vorsichtig sein. Viele Menschen glauben noch heute an den Mythos der "Ritter der Lüfte", die sich im ehrenhaften Zweikampf maßen. Auch am Himmel war das Sterben alltäglich und genau so grausam wie am Boden.

Natürlich war das Sterben auch am Himmel nicht weniger grausam etc., wobei der Seitenverweis auf die "Ritter der Lüfte" insofern wichtig ist, da seinerzeit nicht wenige Kampfpiloten ihre Kampfeinsätze eben durchaus als Zweikämpfe am Himmel betrachteten, in denen Fairness und Ehrenhaftigkeit zu befolgen sei. Dies rührte noch von Ehrauffassungen des Adels (welchem sie selbst zu einem nicht unbedeutenden Teil angehörten) her, über welche sie sich definierten.
Ich hatte dies in einem anderen Thread schon einmal kurz angemerkt: http://www.geschichtsforum.de/277256-post92.html

Wichtige Anmerkung: Diese Anmerkung stellt keine Glorifizierung der Kampfpiloten des 1. Weltkriegs dar, sondern soll verdeutlichen, daß insbesondere der Adel bis weit in die jüngste Neuzeit ritterlichen Idealen verhaftet blieb. Ob und inwieweit sie solchen Idealen folgen konnten bzw. folgten, steht auf einem anderen Blatt... :fs:
 
Einige Jagdflieger wie die Richthofens stammten aus Garderegimentern und hatten sicher den Ehrenkodex des preussischen Offizierskorps verinnerlicht. Ich denke aber, dass vor allem die Individualisierung des Luftkampfs dazu beigetragen hat, Vorstellungen vom fairen Zweikampf zu konservieren.

Die Staffelführer und Fliegerasse hatten Erkennungszeichen. Am bekanntesten wurde Richthofens "fliegender Zirkus". Aber auch Flieger wie Georges Guynemer, Rene´ Fonck, Mannock u. a. konnte man an Markenzeichen erkennen. Lothar von Richthofen verwendete gelb, Löwenhardt rot- blau. Udet trug auf dem Heckruder sein Motto "Du doch nicht". Im Kampf ging es mit äusserster Härte zur Sache, doch irgendwo fühlte man sich den Assen der Gegenseite als Kollegen verbunden. Udet überlieferte eine Geschichte von einem Luftkampf mit Guynemer. Die beiden bekämpften sich erbittert, als Udet aber keine Munition mehr hatte, nützte sein Gegner das nicht aus, sondern flog nebenm ihn und salutierte. Nach Boelckes Tod warf das RFC einen Kranz hinter der Front ab. Den toten Richthofen bestatteten die Briten mit allen Ehren.

Die technisierteste Form des Krieges konservierte sozusagen ein chevalereskes Ethos.
 
Zu Anfang der beginndenden Luftkämpfe im WKI waren die Flugzeuge noch
nicht mit automatischen Waffen ausgerüstet.
Die Piloten beschossen sich mit Faustfeuerwaffen ( Pistolen u. Revolver).
 
Hallo,
das ist so nicht ganz korrekt.

Bereits im Frühjahr 1915 montieren französische Konstrukteure erstmals Maschinengewehre hinter den Luftschrauben. Dank Ablenkplatten aus Stahl an den Propellerblättern konnten die französischen Piloten durch die rotierende Luftschraube schießen. Mit dieser Erfindung ist das Jagdflugzeug geboren.

Doch diese Periode der alliierten Luftüberlegenheit endet schnell. Anthony Fokker, einem niederländischen Flugzeugkonstrukteur in deutschen Diensten, gelingt eine Synchronisierung von Propeller und Maschinengewehr.
Jetzt können auch die Deutschen durch die Luftschraube schießen. Diese Technik sowie wendigere und schnellere Flugzeuge von Fokker sichern den deutschen Fliegern für acht Monate die Luftüberlegenheit.
Gruss Urvo







http://www.luftfahrtgeschichte.com/re8.htm


http://www.frontflieger.de/9flugzeug.html

 
Das synchron feuernde MG von Anthony Fokker verlieh den Deutschen die Dominanz im Luftkampf. Jagdflieger wie Max Immelmann und Oswald Boelcke stellten dann als erste Richtlinien für den Luftkampf auf wie die "Dicta Boelcke". Es begann die "Fokker Plage", die erst 1916 bei Verdun beendet werden konnte. Es stellte sich heraus, dass die Fokker E I und
E III keineswegs die besseren Flugzeuge waren, aber das synchrone MG verlieh ihnen Dominanz. Erst, als die Alliierten die Niuport 11 und 17 die und Spad Maschinen einsetzten, endete die deutsche Dominanz. bei Immelmanns Absturz 1916 versagte möglicherweise das MG und der "Adler von Lille" schoss sich vielleicht selbst den Propeller ab. Anfang 1917 hatten dann die Deutschen wieder die Nase vorn mit der Albatros D III. Richthofens Geschwader tauchte damals erstmals mit bunt bemalten Fliegern auf, Richthofens "Fliegender Zirkus". Technisch konnten die Deutschen bis 1918 mithalten und hatten teilweise sogar bessere Maschinen wie die Fokker D VII, bei der die Alliierten im Versailler Vertrag eine Sonderklausel einfügten. Doch die deutschen Jagdflieger konnten nicht die zahlenmässige Überlegenheit der Alliierten ausgleichen.

Aber für die Propaganda waren Jagdflieger natürlich ideal, und in den Heeresberichten der OHL wurden oft die Abschüsse von Richthofen, Voss, Udet oder Löwenhardt erwähnt.
 
Hallo,
das ist so nicht ganz korrekt.

Bereits im Frühjahr 1915 montieren französische Konstrukteure erstmals Maschinengewehre hinter den Luftschrauben. Dank Ablenkplatten aus Stahl an den Propellerblättern konnten die französischen Piloten durch die rotierende Luftschraube schießen. Mit dieser Erfindung ist das Jagdflugzeug geboren.

Doch diese Periode der alliierten Luftüberlegenheit endet schnell. Anthony Fokker, einem niederländischen Flugzeugkonstrukteur in deutschen Diensten, gelingt eine Synchronisierung von Propeller und Maschinengewehr.
Jetzt können auch die Deutschen durch die Luftschraube schießen. Diese Technik sowie wendigere und schnellere Flugzeuge von Fokker sichern den deutschen Fliegern für acht Monate die Luftüberlegenheit.
Gruss Urvo







http://www.luftfahrtgeschichte.com/re8.htm


http://www.frontflieger.de/9flugzeug.html



Fokker, ein Holländer in "deutschen Diensten" ist so nicht richtig. Er stand eigentlich ausschließlich in seinen eigenen Diensten, und hat durch den 1. Weltkrieg Unsummen verdient. Mit Ende des Krieges hat er seine Aktivitäten zügig nach Holland verlegt.
In Kreisen der dt. Flugzeugbauer hat man ihm allerhand Schlimmes zugetraut. Unter anderem soll er bei einem Flugzeug-Vergleichsfliegen eine Konkurrenz-Maschine geflogen und dabei absichtlich "hingeschmissen" haben. Was davon Konkurrenz-Neid ist? Keine Ahnung.
Die Syncronisation des MG´s reklamiert natürlich gleich auch noch ein anderer für sich.

Interessant ist vielleicht noch, dass viele dt. Kriegsflugzeuge von 14-18 durch einen nach franz. Lizenzen gebauten Umlaufmotor (der Motor dreht sich um die Kurbelwelle) angetrieben wurden.
 
Das mit den Fallschirmen habe ich auch gehört. Die deutschen Piloten mussten ohne Fallschirm fliegen, weil ihre Kommandeure befürchteten, dass die Piloten ihr Flugzeug zu leichtfertig aufgaben, wenn sie einen Fallschirm dabei hatten.

Man muss bei den Luftkämpfen des 1. Weltkriegs übrigens vorsichtig sein. Viele Menschen glauben noch heute an den Mythos der "Ritter der Lüfte", die sich im ehrenhaften Zweikampf maßen. Auch am Himmel war das Sterben alltäglich und genau so grausam wie am Boden.


Das ist vor alllem für die deutsche Propaganda während WKI wichtig. Die Flieger boten angesichts des millionenfachen anonymen "feldgrauen" Sterbens auf dem Boden die idealen, bzw. einzigen, Identifikationsfiguren für Front und Heimatfront. Dementsprechend wurden sie auch als regelrechte Popikonen verehrt.
 
Der Franzose Fonck und der Brite Mannock überkreisten nach jedem Abschuss die Absturzstelle und eröffneten auf das kleinste Lebenszeichen das MG- Feuer. Die durchschnittliche Lebenszeit eines Piloten an der Westfront betrug durchschnittlich um 2 Wochen, und im Luftkampf war 1916/17 die Zeit vorbei, einen Gegner zu schonen. Die Kämpfe waren zu erbittert, um dem Gegner eine Chance zur Revanche zu geben. Viele Jagdflieger hatten eine traumatische Angst, in der brennenden Maschine umzukommen. Ein Brite sprang aus der brennenden, trudelnden Maschine, weil er den Tod durch Absturz dem verbrennen vorzug. Ein Franzose kehrte vom Feindflug zurück mit seiner Maschine über und über besudelt mit Blut. Er hatte einen Zweisitzer mit Piloten und Heckschützen mit mehreren Garben getötet. Im Fliegerhorst sagte er ganz trocken, er habe "eben aus kürzester Entfernung feuern müssen" und er war sehr befriedigt darüber, zwei "boches" abgeschossen zu haben.

Richthofen begrüßte den "alten Herrn" mit den Worten "Hallo Papa, ich habe gerade einen Engländer abgeschossen."
 
@Scorpio: Der Franzose Fonck und der Brite Mannock überkreisten nach jedem Abschuss die Absturzstelle und eröffneten auf das kleinste Lebenszeichen das MG- Feuer.

Speziell Mannock war diesbezüglich ein Fall für sich ("Die Schweine sollen sterben. Keine Gnade."). Von ihm wurde berichtet, dass als im britischen Kasino ein Toast auf den gerade gefallenen Richthofen ausgebracht wurde, er das Glas absetzte und demonstrativ den Raum verließ.
 
Ich weiß nicht, ob die Gesellschaft der Jagdflieger und "flying aces", ganz egal von welcher Seite, aus heutiger Sicht eine sehr erfreuliche war. Sicher muss man die Ideologie der Zeit berücksichtigen und das es unbedarfte junge Männer waren, die noch nicht viel erlebt hatten. Aber viele von ihnen waren ausgesprochen großspurig, nassforsch, eitel und ordenssüchtig bis dort hinaus.

5 Abschüsse und den Pour le Merite, das Victoria Kreuz oder das der Ehrenlegion war das Ziel, und bei den Mitteln war man nicht gerade wählerisch. Allerdings brachte der Luftkampf auch enorme psychische Belastungen, die sich bei sensitiven Typen wie Albert Ball oder Georges Guynemer deutlich niederschlugen. Das Handwerk war riskant. Etwa beim Angriff auf Fesselballons kam zum Risiko der Flak auch die Gefahr von der Explosion der Ballonkugel erfasst zu werden.

Was die Piloten so geeignet für die Propaganda machte, war dass es von ihnen nicht viele gab, zumal von den "flying aces" mit 5 Abschüssen und mehr. Es waren daher noch Individualisten und das Sterben nicht so anonym wie in den Gräben. Dazu war ein Erfolg weithin auf Kilometer deutlich sichtbar. Remarque berichtet, dass seine Kameraden Wetten auf die Flieger abschlossen, wenn sie Luftkämpfe beobachteten.
 
Speziell Mannock war diesbezüglich ein Fall für sich ("Die Schweine sollen sterben. Keine Gnade."). Von ihm wurde berichtet, dass als im britischen Kasino ein Toast auf den gerade gefallenen Richthofen ausgebracht wurde, er das Glas absetzte und demonstrativ den Raum verließ.

Die Szene stammt aus einem Hollywodd Film.
 
Die Szene stammt aus einem Hollywodd Film.
...was nicht automatisch dagegen spricht, das sie wirklich stattfand. Der Galland-Spruch zu Göring (Mein Wunsch - rüsten sie mein Geschwader mit Spitfires aus) tauchte auch in einem Film wieder auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Charaktereigenschaften "großspurig, nassforsch, eitel" würde ich so nicht unterschreiben. Immerhin gelang es den meisten der "großen" Asse, ihre Ziele zu erreichen, OHNE die eigenen Kräfte waghalsig und leichtsinnig zu verheizen, was sich an den gesunkenen Verlustzahlen, z.B. nach Staffelübernahme durch Boelcke oder von Richthofen belegen lässt.
 
Boelckes "Dicta" als das erste Regelwerk des Luftkampfs ist übrigens heute noch gültig.

Jagdflieger sollen sich den Vorteil an Höhe und Position sichern, ehe sie angreifen. Der Gegner sollte grundsätzlich von hinten, von 6.00 angegriffen werden.

Boelcke machte es sich zur Gewohnheit, stets mit der Sonne im Rücken anzugreifen, daher das motto der Briten

"beware of the Hun in the sun!"
 
In Zeiten von AMRAAM und Sidewinder haben seine Regeln aber erheblich an Bedeutung verloren. Und Bordkanonen für Jäger sind meistens nur noch "Plazebos" nach dem Motto: wenn gar nichts mehr da ist, schieß ich einfach damit.
 
Da mich das Thema z.Z sehr interessiert, bin ich gerade auf der suche nach Sachbüchern über Manfred von Richthofen.
Wißt ihr gute Sachbücher über ihn?? Bei Amazon bin ich mir nicht so sicher was ich von den Büchern halten soll!


Mfg tomcat
 
Eine gewisse Zeit war die Fokker DR I überlegen und gegen Ende des Krieges die Fokker D VII, die als bestes Jagdflugzeug des ersten Weltkrieges gilt. Sie wurde als einziges Flugzeug in den Waffenstillstandsbedingungen erwähnt; alle Flugzeuge des Typs und die Produktionseinrichtungen waren an die Alliierten zu übergeben.
Die D VII war überlegen, aber der Dreidecker? Dazu war er viel zu langsam. Erfahrene Piloten wie von Richthofen konnte man damit losschicken, aber bei unerfahrenen ist es schon nicht schlecht, wenn sie sich einfach dem Gefecht entziehen können in dem sie das Gaspedal durchdrücken.

Richthofen war kein Draufgänger, wie viele andere "Asse" sondern eher der Typ des rationalen Piloten, der nur angriff, wenn er sich in überlegener Position befand. Seine "Coolness" wurde ihm zum Verhängnis als er einem unerfahrenen Gegner ohne Ausweichmanöver erlaubte, ihn auf 300 Meter Entfernung anzuvisieren. Damit wollte er erreichen, dass dieser seine Munition verbraucht, bevor er in gängige Schußnähe kommt. Ein Glückstreffer am Kopf war das Ergebnis und danach war er, wie bereits erwähnt, nicht mehr der Alte.

Eigentlich verdankte er seinen Erfolg den Grundsätzen Immelmanns und Boehlkes, die bis weit in die Moderne Gültigkeit besaßen und erst durch zielsuchende oder ferngelenkte Waffen obsolet wurden.
 
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