Der rote Baron

Ich vermute hier liegt ein Missverständnis vor. Das erste zeitweilig deutlich überlegene Flugzeug im Krieg auf deutscher Seite war die Fokker Eindecker, als sie 1915 mit dem ersten synchronisierten MG ausgestattet wurde. Das ist, was die Alliierten als die "Fokker Scourge" bezeichneten. Es endete als neue Alliierte Flugzeuge mit besseren Flugeigenschaften (die Fokker Eindecker war diesbezüglich nichts besonderes) und vorwärts schiessenden MGs erschienen.

Fokker Scourge - Wikipedia, the free encyclopedia

Später im Krieg gab es 1917 noch eine Periode in der die deutschen Flieger dominierten, die im "Bloody April" gipfelte. Da war die Albatros D II und III das dominante Flugzeugtyp.

Bloody April - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Ja, da hast Du zweifellos Recht. Richthofen errang den Großteil seiner Luftsiege mit Albatros-Maschinen.

Trotzdem ist sein roter Dreidecker mit Sicherheit die bekannteste Einzelwaffe des 1.Weltkriegs, wenn nicht sogar des 20.Jahrhunderts. Oder gar der gesamten Menschheitsgeschichte?
 
Wobei die Idee des Dreideckers, wie die Fokker Dr.I, zuerst bei den Briten aufkam:
Sopwith Triplane ? Wikipedia

Die Briten? Um Gottes Willen! Der geniale August Euler hatte diese Eingebung schon vorher.

Luftfahrtmuseum August Euler

Oder gar ein Gewisser Herr Chanute:

-->[bilder und notizen]: Geschichte 055 Luftfahrtgeschichte 1902 Drachenprobe mit dem Dreidecker von Chanute

Tatsache ist, dass man bei den ersten Flugzeugen alle möglichen Kombinationen probierte, bis hin zum Zehndecker oder gar ein flugunfähiges Ungetüm mit 110 lammellenartigen Flügeln von einem Briten.


Aber in der Sache hast Du vollkommen Recht. Der Fokker Dr I ist eine ziemlich schamlose Kopie vom Sopwith Triplane.

Der Fokker Anthony hatte auch sonst wenig Skrupel, gute Ideen abzukupfern. Die MG-Sinchronisierung galt lange als "seine" geniale Weiterentwicklung des geradeaus schiessenden Morane-Saulnier, mit seinem Abweiser am Propeller.

Das Prinzip der Synchronisation hatte jedoch bereits 1913 ein Ingenieur Schneider patentiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Briten? Um Gottes Willen!

Das Fokkerjagdflugzeug, woraus die Dr.I entstand, war ursprünglich als Doppeldecker mit einem Oberursel U II geplant. Es sollte als Vorführmaschine nach Östereich-Ungarn, zur MAG in Budapest gehen, wo Fokker Anteile erworben hatte. Zu diesem Zeitpunkt verlangten die deutschen Piloten, unter ihnen auch Richthofen, eine genauso wendige Maschine, wie die Sopwith. Es entstand dann der Fokkerdreidecker mit der Werksbezeichnung D VI. Die dann F I genannten Maschinen kamen zur Fronterprobung Ende August 1917 an das Jagdgeschwader 1. Richthofen errang auf der F I 102/17 dann am 7. September seinen 60. Luftsieg.
Das Bild zeigt den Prototyp, Werknummer 1661.
Fokker-DVI.jpg
Insgesamt wurden 320 Stück gebaut. Das stellte 8% des Frontbestandes an Jagdflugzeugen dar. Ein geringer Prozentsatz, wenn man den Bekanntheitsgrad, wie ihn Triton erwähnt, der Maschine bedenkt.
Die Dr. I war anfänglich mangelhaft verarbeitet. Die aufweichende Verklebung der hölzernen Flügelstrucktur führte gerade in der Anfangszeit zu Flügelbrüchen. Das wurde durch einen verbesserten Feuchtigkeitsschutz behoben.

Apropos Dreidecker. Den finde ich auch interessant:
komta.jpg
Die Shukowski "KOMTA" für 12 Passagiere. Gebaut 1921 im Auftrag der Sowjetregierung, um den Eigenbau eines Verkehrsflugzeuges zu schaffen. Einer der Mitkonstrukteure war Tupolew.
Das Ding flog aber nie wirklich gut und es wurde auch nur eine davon gebaut.
 
Eine Frage von mir (Beitrag #15) aus dem Jahre 2007 ...
In diesem Zusammenhang würde mich mal interessieren, warum ein Kollege des Roten Barons, Hermann Göring, aus dem Veteranenverein dieses Geschwaders ausgeschlossen wurde.

Weiss das jemand (ich nicht) bzw. ist das bekannt ?
...konnte ich mir durch den Link im Thread "Görings Putschgedanken" jetzt selbst beantworten :
Spiegel 32/1987 schrieb:
Selbst die Tapferkeit des Kampffliegers Göring, im Ersten Weltkrieg immerhin Kommandeur des legendären Jagdgeschwaders "Richthofen" und mit dem Pour le merite, Deutschlands höchstem Orden, ausgezeichnet, war umstritten. Kameraden hatten ihn im Verdacht, bei der Angabe von "Abschüssen" zu mogeln - später Grund für den Traditionsverband des Geschwaders, ihm wegen "erwiesener Feigheit" die Aufnahme zu verweigern.
 
Ich vermute hier liegt ein Missverständnis vor. Das erste zeitweilig deutlich überlegene Flugzeug im Krieg auf deutscher Seite war die Fokker Eindecker, als sie 1915 mit dem ersten synchronisierten MG ausgestattet wurde. Das ist, was die Alliierten als die "Fokker Scourge" bezeichneten. Es endete als neue Alliierte Flugzeuge mit besseren Flugeigenschaften (die Fokker Eindecker war diesbezüglich nichts besonderes) und vorwärts schiessenden MGs erschienen.

Fokker Scourge - Wikipedia, the free encyclopedia

Später im Krieg gab es 1917 noch eine Periode in der die deutschen Flieger dominierten, die im "Bloody April" gipfelte. Da war die Albatros D II und III das dominante Flugzeugtyp.

Bloody April - Wikipedia, the free encyclopedia


Offenbar waren es mehr das Synchrongetriebe und die Feuerkraft von 2 MGs, die den Deutschen einen Vorteil verschafften. Es verirrte sich während der Zeit der Fokker- Plage schließlich ein deutscher Pilot, der auf einem alliierten Flugplatz landen wollte, wodurch Pilot und Maschine in die Hände der Gegner gerieten. Es zeigte sich dabei, dass die Fokker EI- EIII keineswegs eine überlegene Maschine war, dass sie schwer zu fliegen war und selbst die Morane- Saulnier soll durchaus ebenbürtig
gewesen sein. Mit dem Erscheinen der Nieuport 11 und der Spad 7 ging die Fokker Geißel zu Ende. Im Sommer 1916 stürzte Max Immelmann unter mysteriösen Umständen ab. "Der Adler von Lille" hatte alle seine Luftsiege mit Fokker- Eindeckern erzielt. Die havarierte Maschine wurde einer Untersuchung unterzogen, und es verkündeten offizielle Stellen, dass das Unterbrechergetriebe versagte, Immelmann sich selbst den Propeller abgeschossen hatte und "unbesiegt" abstürzte. Eine Darstellung, die Anthony Fokker überhaupt nicht gefiel.
 
Ja, da hast Du zweifellos Recht. Richthofen errang den Großteil seiner Luftsiege mit Albatros-Maschinen.

Trotzdem ist sein roter Dreidecker mit Sicherheit die bekannteste Einzelwaffe des 1.Weltkriegs, wenn nicht sogar des 20.Jahrhunderts. Oder gar der gesamten Menschheitsgeschichte?


Richthofen war übrigens nur bei einem geringen Teil seiner 80 Luftsiege in einer komplett rot gestrichenen Maschine unterwegs. Er flog beige Fokker DI, comouflierte Albatros DI- DII, zeitweise auch eine grüne Fokker Dr. I, bei der nur die Kuppe rot war. Insgesamt dürfte der rote Baron kaum mehr als 20 Luftsiege, eher weniger, in komplett rot lackierten Maschinen erreicht haben.

In Geschindigkeit war der Fokker Dr. I sowohl der Spad 13, wie der Se 5 deutlich unterlegen, und einen wirklichen Vorteil hatte der Dreidecker nur in der Steiggeschwindigkeit und in punkto Wendigkeit.

Werner Voss lieferte sich ein legendäres Jagdgefecht mit dem britischen Ace of Aces James McCudden und drei weiteren Piloten.

McCudden sichtete nahe Poelcapelle in Westflandern einen Dreidecker, der soeben einen Bristolfighter abschoss. Trotz Unterlegenheit nahm Voss den Kampf an, und alle Se 5 Maschinen waren nach dem Einsatz, bei dem Voss ums Leben kam, mit Kugeln durchlöchert. Vielleicht waren es Berichte von Assen wie McCudden, die den Dreidecker so mysteriös machten.
 
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