An der Stelle einmal ganz der Reihe nach...
Muss man solche detallierten Schilderungen (Metalle als Mauerüberzug...) für bare Münze nehmen? Immerhin spricht der ägyptische Priester von Ereignissen die lange zurückliegen. Es kann sich auch um mündliche Überlieferung handeln, die im Laufe der Zeit ordentlich ausgeschmückt wurden.
Ich halte die genannten Zahlen (9000 Jahre vor Solon...) für Übertreibungen oder falsche Wiedergabe. Warum muss man diesen Angaben so einen hohen Stellenwert beimessen.
Ich stimme ja zu, daß man nicht alles immer wortwörtlich nehmen muß u. dgl., aber dabei stellt sich eben eine entscheidende Frage: Was kann als übertrieben, ungenau übertragen, durch spätere Tradierung und/oder Überlieferung verzerrt etc. gelten und warum? (Stichwort: Kontextualisierung und Quellenkritik)
Und damit ist eine weitere Frage verbunden: Welche Prämissen legen wir dafür fest und warum?
Die Endeckung einer differenzierten Gesellschaft (frühen Hochkultur) mit Metallverarbeitung, Sesshaftigkeit und einer entwickelten Schrift, die sich im Schwarzen Meer verbergen könnte, wäre allerdings schon spektakulär, aber warum sollte man das grundsätzlich ausschließen?
Möglich und denkbar ist immer vieles, aber was ist wirklich belegbar, beweisbar bzw. auf Basis wissenschaftlicher Methodik ableitbar?
Platon Bericht hin oder her, ich finde die Vinča- Zeichen einfach sehr erstaunlich. Ich bin kein Schriftexperte, aber das sieht für mich einfach aus wie eine weit entwickelte Schrift. Die Deutung als religiöse Zeichen finde ich unlogisch, warum sollte man zu religiösen Praktiken einen solchen Zeichensatz entwerfen? Wie kommt es, dass diese Zeichen späteren Alphabeten so ähnlich sehen?
Der Zweifel daran, daß es sich um Schriftzeichen handelt, gründet v.a. auf der Qualität und Quantität des vorliegenden Schriftmaterials: über 80% der Funde bestehen aus nur einem Zeichen, wiederholte Symbole gibt es verschwindend wenig.
Sinn und Zweck der Zeichen sind nach wie vor ungeklärt, und eine Entzifferung ist bisher weder in der einen wie der anderen Richtung gelungen.
Was den Entwurf von Zeichen für eine Kultschrift betrifft, so wäre das gar nicht so ungewöhnlich: die awarischen Runen waren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine religiös-kultische Schrift und keine Alltags- und/oder Verwaltungsschrift, und die germanischen Runen waren größtenteils ebenfalls eine Schrift, welche ursprünglich religiös-kultischen Zwecken u.ä. diente und erst später - und zumeist in geringerem Ausmaß - als zusammenhängende Schrift verwendet wurde.
Da liegt doch die Erklärung für ein nicht entdecktes Siedlungszentrum ziemlich nahe, fast näher als die Annahme, dass diese (Schrift) sich in den zerstreuten Siedlungen und lehmverschmierten Flechtwerkhüttchen der Vinca-Kultur entwickelt hat.
Auch hier gilt wieder: Möglich und denkbar ist immer vieles, aber was ist wirklich belegbar, beweisbar bzw. auf Basis wissenschaftlicher Methodik ableitbar?
Eine Überflutung des Schwarzen Meeres mit Salzwasser hat es um 5500 v. Chr. und damit großer Landstriche, die nun unter Wasser liegen, ist bewiesen.
Moment; bewiesen ist lediglich eine Überflutung in kataklystischer Weise bzw. einem Kataklysmus ähnlich: über Zeit, Zeitraum und Ausmaß bzw. Dimension der Wasseranstiegs besteht keine Einigkeit bzw. sind diese Punkte längst nicht geklärt.
Nach
Ryan und
Pitman (1997) geschah dies um 5500 v.Chr. und war mit einer Wasserspiegelanhebung von mehr als hundert Metern in kurzer Zeit.
Nach
Haarmann (2003) fand die Überflutung jedoch bereits um 6700 v. Chr. statt, hob den Wasserspiegel um 100...120 m und dauerte zumindest einige Jahre.
Nach
Giosan,
Filip und
Constatinescu (2009) lag der Wasserspiegel vor der Überflutung nur etwa 30 m tiefer als heute.
Eine plötzliche, also katastrophale Überschwemmung (Durchbruch des Bosporus) ist sehr wahrscheinlich und damit liegt eine Verknüpfung mit der Sintflutsage, von der nicht nur die Juden (Bibel) sondern auch die Griechen und andere berichten, gar nicht so weit weg.
Siehe dazu die Kontroverse hinsichtlich Zeit, Zeitraum und Ausmaß bzw. Dimension der Wasseranstiegs - Anm. oben.
Aber selbst wenn wir eine Überflutung in kataklystischer Weise akzeptieren, stellt sich doch die Frage, ob das dann immer gleich zwangsläufig Atlantis sein muß...
Flut am Schwarzen Meer = Sintflut = Untergang von Atlantis + Atlantisflüchtlinge = Träger der Vicca Kultur = Indogermanen....
Herleitungen dieser Art gehören wohl eher in eine Gesprächsrunde, wo man sich über die Romane von
Robert E. Howard austauscht.
Anm.: Außerdem heißt es
Vinča-Kultur... :fs: