deutsch "Kaiser" = lateinisch "Augustus"

Dieses Thema im Forum "Das Heilige Römische Reich" wurde erstellt von Maglor, 13. November 2012.

  1. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Danke für den Hinweis. Dann wäre die Aussprache nicht mehr als zwei getrennte Vokale, sondern als einer. Aufgrund des Untergangs Pompeji im Jahr 79 (ob August oder Oktober sei hier nicht so wichtig:D) hätte man dieses Jahr als taq. Sofern nicht in den germanischen Provinzen als Kontaktzone zu den Germanen eine konservativere Aussprache sich gehalten hat, könnte es dafür sprechen, dass Caesar bereits im ersten Jahrhundert ins Germanische entlehnt worden ist.

    Das Problem ist allerdings, dass wir aus solchen Zeiten keine germanischen Sprachzeugnisse haben. Laut DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache sind im althochdeutschen keisur (um 800) belegt, allerdings im Altsächsischen kēsur und im Altenglischen sogar cāsere. Bei diesen unterschiedlichen Aussprachevarianten ist es natürlich schwer zu beurteilen, wie das im Lateinischen zum Zeitpunkt der Übernahme ausgesprochen worden ist. Unabhängig kann sich ja auch im Germanischen bzw. den germanischen Dialekten auch die Aussprache verändert haben.



    Also könnte man den Wechsel der Aussprache von k -> ts oder -> tsch grob zwischen 200 und 500 datieren. Da der ae-Diphtong bereits vorher zu einem monophtong geworden ist, müßte sich dann auch in dem Zeitraum die Aussprache von Kaesar zu Tsäsar oder Tschäsar geändert haben.

    Damit müßte die Übernahme ins Germanische auch vor dem Wechsel der Aussprache im Lateinischen erfolgt sein.

    Oder habe ich jetzt einen Gedankenfehler gemacht?o_O
     
  2. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Wäre das a in Caesar nicht zu einem e geworden, wäre (in den meisten romanischen Sprachen) auch die Palatalisierung des C- unterblieben.

    Diese Stufe der Palatalisierung dürfte sich hauptsächlich im 4. und 5. Jahrhundert ereignet haben:

    "2) Die Palatalisierung der Velare vor vorderen Vokalen erscheint massenhaft in den Inschriften erst seit dem 5. Jh. Sie passiert nicht im Sardischen und Dalmatischen.
    Lat. cella /'kel:a/] > port. cela [/'sɛla/]
    Lat. gente /'gente// > port. gente /'ʒẽtə/.

    Der Prozess ist ungefähr so abgelaufen:

      • kj > ʧ > ʦ
      • gj > ʤ > ʣ
    Also abgesehen vom Ausgangspunkt dieselbe Entwicklung wie bei der Assibilierung. /dj/ und /gj/ fallen zu /ʤ/ > /ʒ/ zusammen, und somit mit dem Fortsetzer von lat. /j/ (s. oben). Daher findet man in Inschriften:

    MADIAS statt Maias (364 n.Ch.)
    AIVTOR statt adiutor
    ZEBUS statt diebus"​
    Phonologie des Lateinischen

    In einigen (gallo)-romanischen Sprachen gab es später eine zweite Palatalisierung, die auch Wörter auf Ca- erfasst hat, so wurde im Französischen aus dem castellum das château. Ein nachträglich palatalisierter Caesar wäre aber dann zum "Schesar" geworden.
     
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  3. Clemens64

    Clemens64 Aktives Mitglied

    Ein ganz einfaches Argument habe ich hier noch nicht gefunden, vielleicht, weil es aus irgendwelchen Gründen nicht triftig ist (bin kein Germanist):
    Caesar könnte sich im germanischen Sprachraum als Kaiser deshalb gegenüber augustus oder imperator durchgesetzt haben, weil es sich leichter in die Sprache fügte: nur zwei Silben, Betonung ( wie für deutsche Wörter üblich) auf der ersten Silbe, das "er" aus vielen deutschen (germanischen?) Wörtern vertraut.
     
  4. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Bei der Übernahme von Lehnwörtern spielt es im allgemeinen keine Rolle, ob sie sich in die Nehmersprache "fügen" - was nicht passt wird, halt passend gemacht. Die lateinischen Wörter, die ins Germanische/Althochdeutsche übernommen wurden, wurden halt auf der ersten Silbe betont, fertig. "Überflüssige" Silben haben sich dann oft von selber eliminiert (Beliebtes Beispiel: fenéstra wird zu Fénster).

    Das Japanische - eine der entlehnungsfreudigsten Sprachen - hat einen Großteil seines Wortschatzes aus Sprachen entlehnt, die vom Japanischen strukturell himmelweit entfernt sind - Mittelchinesisch, Portugiesisch, Englisch etc. Das sind Wörter, die in "Originalaussprache" dem Muttersprachler nur mit großer Mühe über die Lippen gingen bzw. gehen.
    (Der Englisch-Muttersprachler darf dann rätseln, was er unter raburetā verstehen soll...)
     
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  5. Clemens64

    Clemens64 Aktives Mitglied

    Ok, aber wenn sich mehrere in etwa synoyme Wörter zur Übernahme anbieten, wird vielleicht doch das mundgerechteste genommen.
     
  6. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Vielleicht, vielleicht auch nicht.

    - équus
    - cabállus
    - paraverédus


    Welches lateinische Wort hat wohl den Sprung ins Althochdeutsche geschafft?
     
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