guten abend,
silesia:
P.S. Die Bezeichnung "SED-Regime" würde ich nicht in Anführungszeichen setzen, da wohl unumstritten für den Zeitraum 1949-1989. Oder siehst Du das Regime als fraglich an?
ich verstehe nicht, warum wir jetzt anfangen wollen, über den begriff "regime" bzw. "SED-regime" zu diskutieren. wenn du ihn für richtig hältst, dann benutze ihn halt. :winke:
silesia
Übrigens hatte ich einen Vergleich der Lebensbedingungen angesprochen ("die DDR war für die Menschen besser als"), die Qualifikation "verbrecherisch" ist wieder Interpretation von Dir.
du irrst auch hier: ich habe weder die DDR noch die anderen genannten staaten als verbrecherisch
interpretiert, sondern hier eine vokabel anderer (!) benutzt. deshalb die anführungszeichen.
timotheus
Weil man jeden Kontext aus der Zeit heraus verstehen muß...
ja und nein.
an dieser stelle kreisen wir. wir hatten diesen punkt nämlich schon, aber natürlich musst du mir nicht zustimmen, wenn ich sage, wir sollten
verstehen und bewerten in der geschichtsbetrachtung voneinander trennen. das ist meine meinung. ich behaupte, wir können uns gar nicht 100%ig in das damalige denken hineinversetzen, denn dann würden wir ja so denken wie damals. wir können immer nur aus heutiger sicht bewerten - nur jeweils mehr oder weniger "
wohlwollend".
verstehen bedeutet, dass ich weiß, warum die DDR eine mauer baute (z.B. um die massenabwanderung nach westdeutschland zu unterbinden, weil dadurch die wirtschaft zusammenzubrechen drohte).
bewerten bedeutet, dass man das
z.b. als freiheitsberaubung auffasst und deshalb nicht gut findet. auch andere bewertungen sind möglich - je nach politischem lager, also dem "wohlwollen" oder der "abneigung" gegenüber der DDR. (dieses trennen von verstehen und bewerten funktioniert auch zu anderen zeiten)
ich finde allerdings, du vermischst beides. doch nur so kannst du die DDR geißeln für etwas, was in anderen staaten,
die du aber nicht geißeln willst (
das ist nämlich der punkt!!!) und/oder zu anderen zeiten durchaus auch passierte. das ist jedoch keine
ergebnisoffene analyse historischer ereignisse, sondern eine rein
ergebnisgeleitete (man sucht sich die passenden fakten und argumente, um ein ergebnis, das bereits vor der untersuchung feststeht, nur noch zu bestätigen). ich finde das unwissenschaftlich!!!
barbarossa
Wenn du jedoch die polititschen Verhältnisse der DDR mit denen in Preußen bzw. des Deutschen Reiches des 19. Jh. vergleichen möchtest, dann muß man wohl feststellen, daß z. B. auswandern im 19. Jh. anscheinend leichter war, als in der "DDR", welche 100 Jahre später existierte, die Menschen also um 1870 z. T. schon freier waren, als in der SED-Diktatur.
wenn du dann wiederum 100 oder 200 jahre zurückgehst, dann siehst du, dass es durchaus in "deutschen landen" auch verbote gab auszuwandern. ich erinnere mich da an abwerbungen ausländischer herrscher (stichwort wolgadeutsche), muss aber zugeben, dass ich keinen beleg und keinen genauen fakt bei der hand habe. letztlich zeigt dein hinweis wieder, was ich meine:
du suchst dir nur die fakten heraus, die deine bereits vorhandene meinung über die DDR stützen. was dem widerspricht, wird ignoriert oder geleugnet oder schlecht geredet oder abgewertet.
übrig bleibt, was übrig bleiben soll. das ist zwar alles menschlich verständlich - so wie wenn wir auch privat jemanden nicht mögen ("auf dem kieker haben"), aber zur "wahrheitsfindung" trägt es wenig bei, vielmehr verstellt und verzerrt es den blick.
barbarossa
Selbst wenn noch so schöne Menschenrechte und humanistische Werte als Gesetz aufgeschrieben worden sind - wie sollen diese Gesetze in die Praxis umgesetzt werden, wenn niemand da ist, der sie durchsetzt, das heißt, wenn es keine freien Medien, keine legale politische Opposition und keine unabhängige Justiz gibt?
ich verstehe nicht so richtig, was du damit sagen willst. vielleicht interpretiere ich dich also falsch und bitte dann um
nachsicht! in den jahrhunderten "vor der DDR", gab es da schon freie medien, legale politische oppositionen??? da wäre also die DDR in diesem sinne nichts besonderes?!? oder willst du damit sagen, dass, weil es ja noch keine freien medien gab, man den damaligen staaten nachsehen muss, dass menschliche werte noch nicht so sehr beachtet wurden?
willst du folter im mittelalter damit rechtfertigen, dass es noch keine freien medien gab, die darüber berichten konnten? ich glaube, dann fußt dein geschichtsverständnis aber auch nicht gerade auf dem "
verstehen aus der zeit heraus".
ich
verstehe, warum sie im mittelalter folterten (ein stichwort, weil es sonst zu weit führen würde:
der geist ist willig, aber das fleisch ist schwach) und dennoch werde ich folter immer als unmenschlich
bewerten! (übrigens auch in der DDR, sollte es dort sowas gegeben haben.) wie könnte man denn sagen: folter im mittelalter war ok, aber heuzutage ist folter nicht mehr in ordnung?!?
gruß!