Klar, dass dem Experten, auch wenn er nur Amateurt ist, dutzende von Ungereimtheiten auffallen. Aber demjenigen, der gerade anfängt sich mit Gescichte zubefassen, oder im Laufe der Sendung etwas über einen Geschichtsabschnitt erfährt, wo er vorher wenig bis gar nichts kannte, dem wird so was nicht auffallen. Für den ist das alles neu und interessant.
Genau das ist aber auch das Problem, das die Professoren in der ZDF Nachtrunde angesprochen haben. Visualisierung ist das Stichwort.
Auch wenn Brissotin noch die Abstufung vornimmt, aber egal ob Fernsehn, Reenactor, Museum, Freilichtmuseum, 3 D Rekonstruktion und andere Methoden, es wird ein Bild kreiert. Und wenn dies ein "Unwissender" abder "Interessierter" sieht, prägt sich dieses Bild ein. Mit allen Fehlern, Klischees oder Lückenfüllern (also umgesetzt was wir gar nicht wissen). Das geht auch weiter bei Verhalten, Gestus, Sprache, Alltag.
Sehr schnell sind dann "Typen" gebildet, die so vielleicht kaum oder gar nicht real sind. Bestes Beispiel sind die AusRüstungstypen der Römerdarsteller. Aussagen über Verteilungsrelation in bestimmten Truppeneinheiten können momentan nur extrem theoretisch getroffen werden. Bei jedem "Römerfest", im musealen Bereich zudem sanktioniert, wird einem aber ein Bild vor Augen geführt. Zumeist ist dies jenes des "Asterixrömers", mindestens aber das der eindeutigen Unterscheidbarkeit der Legionare und der Auxilare (im Sinne des brachialen Unterschiedes, nicht der Details oder der Qualität).
Kurzum: Sieht jemand "ohne Ahnung" diese Sendung, und beobachtet wie 20 Statisten ohne Sinn, Verstand und Formation mit dem Bajonett aufeinander loslaufen, nebelumwabert und mit unartikuliertem Schrei auf den Lippen kann davon durchaus sein Bild der damaligen Abläufe geprägt werden.
Die euphemistische Formulierung: "aber damit wird Interesse geweckt" trifft ja nur auf einen Teil der Zuschauer zu. Viele fühlen sich mit dem Abspann auch gesätigt, zumal 45 min. mglw. den heutigen Aufmersamkeitsspannen entgegen kommen, aber doch wirklich nur "FastEducation" darstellen.
Und noch viel weniger tragen die Worte dem Rechnung, was hier doch eigentlich geradezu im Vordergrund steht: das visualisierende Medium achtet nur zu einem bestimmten Teil auf den Inhalt seiner Bilder.
Geht es um Worte kann man sich ein Buch kaufen, geht es um gesprochenes Informationsmaterial kann man sich Hörbücher kaufen oder sich vorlesen lassen (oder eine Software nutzen). Fernsehn vermittelt nunmal Bilder. Visualisiert. Und wie in der Runde gesagt: vieles der historischen Lebenswelten kennen wir nicht genug, um es überhaupt darzustellen.
Und das sage ich bewußt als jemand, der in seiner Freizeit gerne mal tunica trägt.