Tatsächlich glaube ich - nach allem was ich so dazu gelesen habe - dass der deutschen Militärführung, insbesondere hier Moltke, aber auch anderen wie von der Goltz, es durchaus klar war, wie der nächste Krieg aussehen wird. ..
Danke für diesen, im folgenden sehr gut begründeten, Einwand.
Ausgerechnet Moltke, der ja den Kaiser zu einem schnellen offensiven Handeln im Sinne des Schlieffenplans drängte, ja sogar gegenüber einer vom Kaiser vorgeschlagenen Alternative mit offener Befehlsverweigerung reagierte,
schrieb am 28. Juli 1914 an den Reichskanzler Bethmann Hollweg es stünde ein Weltkrieg bevor, der die eropäische Zivilisation auf Jahrzehnte zerstören würde.
- Wolfram Wette - Militarismus in Deutschland - Seite 104
Der zitierte Autor hebt auch hervor, dass Moltke intern zu erkennen gab, dass ein kurzer Krieg unwahrscheinlich sei, es sogar so gewesen sei, dass die militärische Führung sich insgesamt dessen bewusst war.
Es sei zudem so gewesen, dass Moltke hierüber die Öffentlichkeit "wider besseres Wissen täuschte".
Wenn man also von einer "Illusion des kurzen Krieges" spricht, kommt man nicht umhin zu fragen wessen Illusion das war.
Denn, wie
DerGreif recht schlüssig darlegt, hatte der oberste Militär des DR diese "Illusion" über einen längeren Zeitraum wohl eben nicht, ..und auch nicht in der Julikrise.
Er hatte wohl gehofft, dass es anders kommen würde als es seinen Befürchtungen entsprach.
Als er alsbald erkennen konnte, dass seine Hoffnung trog, erlitt er einen Nervenzusammenbruch. (Ich würde mal annehmen, dass dieser so erklärt werden kann)