Die Kurden

Nach welcher Interpretation? Hamadan wird wohl doch nicht Ekbatana sein, die Stadt scheint verschollen.
Das ist nun aber mal die gängige Lehrmeinung. In Hamadan ist auf jeden Fall das achämenidische Ekbatana ausgegraben worden, das laut achämenidischen Inschriften bei der medischen Vorgängerstadt entstand.

Ich könnte mir vorstellen, daß die medische Stadt in der weiteren Umgebung des heutigen Hamadan durchaus noch zu finden wäre. Man weiß ja auch, daß in Shiraz eine achämenidische Festung gestanden hat und hat sie trotzdem noch nicht gefunden. Und die Gegend ist wirklich dicht besiedelt.
 
Stimmt, habe mir die Quelle auch angeschaut. Um weiteres über dieses Manuskript zu erfahren, müsste man in das Buch von Layard "Ninive and its Remains" hinein stöbern. Darin wird es genauer erwähnt. Vlt kann man sie irgendiwe zurückverfolgen.

Keine Chance. Es steht darin im Prinzip nur ein einziger Satz:
"Kasha Mendi casually confirmed to me the assertion of Rich, that the town was once called Ecbatana, by saying that he had seen a very early Chaldaean MS. in which Amadiyah was so named."
Hängt also alles an der Glaubwürdigkeit dieses Kasha Mendi. Wer war Kasha Mendi? Auch darüber gibt Layard Auskunft:
"A few miserable Nestorian Chaldaeans, and one or two half-starved Jews came to me with the usual melancholy tale of distress; and shortly after Kasha Mendi, a worthy ecclesiastic, who ministered to the spiritual wants of half the villages in the valley, hearing of my arrival, joined the party. The priest was, of course, better informed than the rest; and from him I obtained the information I required as to the state of the Chaldaeans in the district, and as to the means of reaching Tiyari."

Da wir nichts weiter über Kasha Mendi wissen, ist nun die Frage, ob er nicht 20 Jahre zuvor Claudius James Rich begegnete. Besuche von Westeuropäern scheinen ja einiges an Aufsehen erregt zu haben. Und so ist zu fragen, ob Kasha Mendi nicht irgendwelche Interessen verfolgte, als er Layard die Information zusteckte, z.B. seinen Schäfchen Arbeit zu beschaffen, in dem er reiche, archäologisch interessierte Briten lockte.
Problematisch bleibt, dass es sich hierbei um Litertaur aus dem 19. Jhdt. handelt, also vor der
 
Demnach sind die Meder nicht die Vorfahren, aber ein Teil ihrer Vorfahren. Hauptsächlich lebten sie dort bereits vor den Medern, von denen die Kurden ihre Sprache haben, und lebten bereits in Städten und bauten Getreide an. Sie gehörten also zu den ersten Bauern, da die Gene beweisen dass sie Getreide wie wir sie heute züchten und anbauen bereits seit 12 000 Jahren verzehrten.

Wenn man die Ethnogenese der Kurden verfolgen will - die keineswegs vollständig geklärt ist - muss man die Geschichte ihres Siedlungsraums betrachten. Im Siedlungsgebiet der heutigen Kurden sind im 3./2. Jahrtausen v. Chr. die Hurriter fassbar, ein altkleinasiatisches Volk mit ostkaukasischer Sprache. Die ältesten Spuren ihrer Siedlung lassen sich südlich des Van-Sees in Ostanatolien nachweisen - heute ein Kerngebiet kurdischer Siedlung. Später dehnten sich ihre Siedlungen im Tal des oberen Euphrat, in Nordsyrien und im Osten des Tigris aus.

Im 13. Jh. v. Chr. finden wir im Raum zwischen Araxea und Van-See die Urartäer, die im 9. Jh. v. Chr. das Reich Urartu gründeten und die mit den vorangegangenen Hurritern verwandt waren. Ihre Sprache gilt als Fortsetzer des Hurritischen.

Seit dem 1. vorchristlichen Jahrtausend vollzieht sich im Verlauf der medisch-persischen Expansion die allmähliche Iranisierung des Raums Ostanatolien/Van-See/Urmiasee, seit dem 10. Jh. n. Chr. kommen auch turkstämmige Einsprengsel hinzu.

Auf dem Boden dieser Völker und Kulturen entstand das Volk der Kurden, die man demzufolge als iranisierte Nachfolger einer autochthonen Bevölkerung bezeichnen muss.

Ganz unabhängig davon ist die Frage, seit wann es ein kurdisches Volk bzw. eine kurdische Identität gibt. Da ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet, denn wenn die Kurden im 7. Jh. n. Chr. erstmals erwähnt werden, werden sie nicht zu diesem Zeitpunkt entstanden sein. Eine kurdische Ethnie kann es also seit der Zeitenwende geben, vielleicht auch schon früher, wenn man Xenophons Erwähnung der "Karduchen" um 400 v. Chr. auf die Kurden bezieht, was natürlich nicht gesichert ist.

In der Fachliteratur heißt es dazu:

Die Kurden sind wohl Nachfahren der von Xenophon als Karduchen und von Strabo als Gordyäer bezeichneten Stämme südlich des Van- und Urmia-Sees. Sie entstammen sicherlich der seit der Überlieferung in diesem Raum alteingesessenen Bevölkerung (Hurriter etc.), die im 1. Jahrtausend v. Chr. vor allem durch die Meder iranisiert wurde.

(Lexikon der Völker und Kulturen, Braunschweig 1982, S. 76)
oder ...

Die iranische Hochebene war seit alters her ein wichtiger Schnittpunkt zwischen dem Vorderen Orient und Zentralasien bzw. dem indischen Subkontinent sowie Schauplatz von Wanderungsbewegungen von Völkern, die aus dem Osten kamen.

Vermutlich sind die Vorfahren der Kurden um die Wende vom zweiten zum ersten Jahrtausend v. Chr. im Zuge von Einwanderungswellen indogermanischer Arier nach West-Iran gekommen und haben sich mit der ansässigen Bevölkerung vermischt. Diese Region war Teil der altorientalischen Reiche der Sumerer, Assyrer, Urartäer und Meder. Im 6. Jh. v. Chr. lösten die Achämeniden die Meder als Herrscher über weite Teile Irans ab. In den folgenden Jahrhunderten herrschten Seleukiden, Parther und Sassaniden über diese Gegend ...

Die Einordnung der Kurden unter iranische bzw. indoeuropäische Völker gründet sich auf linguistische und nicht auf ethnogenetische Belege. Ohnehin lassen sich Herkunft und Abstammung von Völkern kaum ermitteln, weil sich über lange Zeiträume hinweg Vermischungen mit anderen Völkern ergeben haben. So auch im Fall der Kurden, die Kontakte mit semitischen und türkischen Völkerschaften gehabt haben.

(M. Strohmeier, L. Yalcin-Heckmann, Die Kurden. Geschichte. Politik. Kultur, München 2000, S. 25 f., Becksche wissenschaftliche Reihe)
 
Auf dem Boden dieser Völker und Kulturen entstand das Volk der Kurden, die man demzufolge als iranisierte Nachfolger einer autochthonen Bevölkerung bezeichnen muss.

Ungefähr so wird es gewesen sein. So sieht es auch Dr. Ferdinand Hennerbichler.
Die eingewanderten Iraner, vermutlich die Meder, vermischten sich mit der alt eingesessenen Bevölkerung. Bei diesem Vorgang soll sich die Medische Sprache durchgesetzt haben. Die Sprache der Parther, die sich den alten Medern verbunden fühlten (womöglich ihre Nachfolger), ähnelt sehr stark dem Kurdischen Dimli (Kirmancki, Krdki). Bereits im 10 Jahrhundert zählten sich die Dailami selbst zu den Kurden, wie der persische Historiker Hamzah al-Isfahani schrieb.

Das Kurdische Sorani und Kurmanci soll aus dem älteren Hewramie entstanden sein, welche wiederum den Kurdischen Dimli stark ähnelt.

Mann kann davon ausgehen das die Kurdische Sprache aus dem Medischen und Pathischen entstanden ist.

Ich kann nur sagen, wer sich für die Geschichte der Kurden interessiert, der sollte das Buch von Dr. Ferdinand Hennerbichler-"Herkunft der Kurden", gelesen haben.
 
Bei diesem Vorgang soll sich die Medische Sprache durchgesetzt haben. Die Sprache der Parther, die sich den alten Medern verbunden fühlten (womöglich ihre Nachfolger), ähnelt sehr stark dem Kurdischen Dimli (Kirmancki, Krdki).

Medisch, Parthisch und Kurdisch zählen zu den nordwestiranischen Sprachen, sodass die Iranisierung Ostanatoliens durch medische und auch parthische Stämme wahrscheinlich ist. Persisch hingegen ist eine südwestiranische Sprache und hat in der Region sicher keine Rolle gespielt - jedenfalls keine, die mit der Iranisierung zusammenhängt.

Man sollte allerdings nicht in den Fehler verfallen, das Volk der Kurden bis ins 2. oder 3. Jahrtausend zurückzudatieren, wie das kurdische Nationalisten gern tun. Obwohl man davon ausgehen kann, dass die Gebiete Ostanatoliens um den Van- und Urmiasee vermutlich seit dem 1. Jahrtausend v. Chr, iranisiert wurden, lässt sich die Existenz der Kurden keineswegs so weit zurückverfolgen. Sie mögen zwar Nachfahren einer iranisierten autochthonen Bevölkerung sein, was aber nicht die Ethnogenese der Kurden als Volk bedeutet.

Wann sich ein kudisches Volk und ein kurdisches Bewusstsein ausgebildet haben, ist völlig ungewiss. Sicher ist lediglich, dass die Kurden erstmals im 7. Jh. n. Chr. in arabischen Quellen erwähnt werden, doch ist ihre Ethnogenese unsicher. Xenophon erwähnt die "Karduchen" um 400 v. Chr., doch ob damit die Kurden gemeint sind, ist umstritten.
 
Obwohl man davon ausgehen kann, dass die Gebiete Ostanatoliens um den Van- und Urmiasee vermutlich seit dem 1. Jahrtausend v. Chr, iranisiert wurden, lässt sich die Existenz der Kurden keineswegs so weit zurückverfolgen.

Selbst das ist wohl noch zu weit gegriffen, da die genannten Gebiete noch lange armenisch blieben und der iranische Einfluß erst unter den Sassaniden größer wurde.
 
Selbst das ist wohl noch zu weit gegriffen, da die genannten Gebiete noch lange armenisch blieben und der iranische Einfluß erst unter den Sassaniden größer wurde.

Wann die Armenier in Ostanatolien einwanderten oder ob sie sogar autochthon sind, ist umstritten. Wie die ethnische Karte dieser Region vor 3000 Jahren aussah, ist ebenfalls ungwiss. Aufjeden Fall finden wir dort iranische und armenische Ethnien Jahrhunderte vor der Zeitenwende.

Vermutlich sind die Vorfahren der Kurden um die Wende vom zweiten zum ersten Jahrtausend v. Chr. im Zuge von Einwanderungswellen indogermanischer Arier nach West-Iran gekommen und haben sich mit der ansässigen Bevölkerung vermischt. Diese Region war Teil der altorientalischen Reiche der Sumerer, Assyrer, Urartäer und Meder. Im 6. Jh. v. Chr. lösten die Achämeniden die Meder als Herrscher über weite Teile Irans ab. In den folgenden Jahrhunderten herrschten Seleukiden, Parther und Sassaniden über diese Gegend ...

(M. Strohmeier, L. Yalcin-Heckmann, Die Kurden. Geschichte. Politik. Kultur, München 2000, S. 25 f., Becksche wissenschaftliche Reihe)
 
Man sollte allerdings nicht in den Fehler verfallen, das Volk der Kurden bis ins 2. oder 3. Jahrtausend zurückzudatieren, wie das kurdische Nationalisten gern tun.

Ich denke das kann kein Volk auf diesem Planaten, sein Volk zurück bis zu diesen Zeiten zu datieren. Die Völker unsere Zeit sind nicht identisch wie mit denen jener Zeit, selbst wenn sie direkt von ihnen abstammen.

Man kann sich das ungefähr so vorstellen, die Meder vermischten sich mit den Vorbewohner und erst Jahrhunderte später entstand eine stabile Ethnogese (Kurden). Das selbe trifft auf die Meder zu und wiederum auf ihre Vorfahren. Und so verhält es sich bei allen Völkern und Menschen.
 
Man kann sich das ungefähr so vorstellen, die Meder vermischten sich mit den Vorbewohner und erst Jahrhunderte später entstand eine stabile Ethnogese (Kurden). Das selbe trifft auf die Meder zu und wiederum auf ihre Vorfahren. Und so verhält es sich bei allen Völkern und Menschen.

Es ist ein grundsätzliches Problem bei alten Völkern, dass Historiker, Sprachwissenschaftler und Ethnologen nur unzureichend in der Lage sind, die Art und den Zeitpunkt ihrer Entstehung genauer zu bestimmen. Natürlich kann man Hypothesen entwickeln und das geschieht auch, aber sie bleiben in vielen Fällen umstritten.
 
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