Die Mär vom blonden Germanen?

@balticbirdy:
Ich glaube, bei den Germanen hat es ein gewisses Nord-Süd-Gefälle gegeben, was die Hellhaarigkeit usw. betrifft.
Das gibt es selbst heute noch in Europa.
Aber da die germanischen Völkerschaften eher in Nordeuropa beheimatet waren, bevor sie sich in den Süden vorgearbeitet haben, ist auch anzunehmen, dass sie vermehrt hellere Haare und Haut hatten.
Zumindest deutlich mehr als das heute ihre Nachfolger haben.

Ein besonders wichtiges Indiz für die vermehrte Hellhaarigkeit von Germanen ist meiner bescheidenen Meinung nach, dass die Germanen einen regen Handel mit ihrem naturblonden Haar trieben - sprich sie verkauften es an römische Perückenmacher.
Da musste also schon ein ordentliches Potential vorhanden gewesen sein.

Klar ist aber natürlich auch, dass sicher nicht alle Germanen Blond waren, vielleicht nicht mal die Hälfte, ich weiß es nicht.
Deutlich mehr, als heute bei den Deutschen, werden es aber wohl gewesen sein.
 
@Uthred: Aber da die germanischen Völkerschaften eher in Nordeuropa beheimatet waren, bevor sie sich in den Süden vorgearbeitet haben, ist auch anzunehmen, dass sie vermehrt hellere Haare und Haut hatten.
Die allmähliche Ausbreitung der "Germanen" in Mitteleuropa von Norden her war mehr eine Ausbreitung ihrer Kultur und Sprache als von Menschenmassen im Sinne einer Völkerlawine. Das Gebiet war ja vorher nicht menschenleer und ein kompletter Bevölkerungswechsel fand nicht statt.
Was später am Ende der Antike lief (Völkerwanderung) fällt demgegenüber nicht ins Gewicht, gemessen an der Gesamtzahl der Menschen in den von den Germanen besetzten römischen Provinzen.
 
Lieber Theodisk
das Buch welches du heranziehst ist nun mal in fast allen Belangen überholt.
Trotz der Neuauflage hat sich an wesentlichen Inhalten nichts geändert.
Ich würde dir folgendes Buch mal ans Herz legen.
Malcom Todd
"Die Germanen, Von den frühen Stammesverbänden zu den Erben des Weströmischen Reiches"
Theiss Verlag, 2000

Sie bestanden aus zwei total verschiedenen großen Urvölkern. Das eine waren die so genannten "Mega-lith Bauern" (Megalith=Großstein) das andere die uns gut bekannten Indogermanen bzw. Indoeuropäer. Die Großstein-Gräberleute waren schon vor den Indogermanen in Europa ansässig und daher sesshaft. Die Indogermanen waren ein Hirtenvolk das aus der Steppe vom Osten her kam. Aus diesem Volk bildeten sich alle Europäischen Völker (auch Inder und andere...) darunter die Germanen durch vermischung mit den Megalith-Bauern. Die Megalith Leute waren nach Archäologischen Funden breitschultrig relativ groß und hatten fast Quadratische Schädel. Die Indogermanen waren groß, Langschädlig blond und blauäugig.
Fett markiert habe ich mal das worauf ich beziehen möchte.
Also von den Kulturen des Neolithikums die Träger der Steinsetzungen waren bis zu den Germanen ist es zeitlich ein sehr langer Weg, dazwischen kommen noch so "unbedeutende" :pfeif:Zeithorizonte wie die Bronzezeit z.b.
Du machst hier die Geschichte lang, übrigens entspricht das leider im Prinzip den Vorstellungen der Naziideologen im 3. Reich.
Über die Indogermanen/eurpäer haben wir hier schon reichlich diskutiert, lies dir einfach mal den Thread durch und die wirst wiederum sehen, das die von die dir zitierten Argumente, nicht haltbar sind.
Außerdem waren Träger der Megalithbauweise nicht eine Kultur sondern sehr viele verschiedene Kulturen.
Aus Wiki
Seit etwa 4200 v. Chr. in der Norddeutschen Tiefebene zwischen den Niederlanden und der Weichsel sowie im südlichen Skandinavien nachgewiesen, erbauten die Träger der Trichterbecherkultur ebenso wie der primär in Westfalen und Hessen verbreiteten Wartberg-Kultur ab 3500 v. Chr. die zu dieser Zeit völlig neuartigen Anlagen. Vorwiegend mittels großer Findlinge wurden teilweise große begehbare Kammern errichtet, in denen entfleischte Knochen (Exkarnation) und Beigaben deponiert wurden. Die unter dem volkstümlichen Namen „Hünengräber“ (Hüne = Riese) bekannten Anlagen dienten einer Siedlungskammer oder einer Region als Grablege. Sie wurden über einige Generationen genutzt und dann verschlossen und mit einem Erdhügel bedeckt. Daneben sind auch hölzerne Totenhäuser bekannt.
Die Megalithanlagen wurden durch die Angehörigen der Schnurkeramik, der Kugelamphoren-Kultur und der Glockenbecherkultur teilweise ausgeräumt und nachgenutzt. Mit der Schnurkeramik beginnt die Niederlegung intakter Körper in den Steinkammern und in andersartigen Anlagen
Schau einfach mal auf Wiki nach der Artikel gibt Grundlagenwissen dazu.
Ansonsten kann ich mich meinen Vorredner in vielen Belangen anschließen.
 
So viel ich mal gelesen hab (leider weiß ich nicht mehr genau wo, aber ich könnt ja noch mal nachsehen), waren wirklich nicht alle Germanen blond. In einigen Regionen des heutigen Deutschlands siedelten vorallem Germanen mit rötlichem Haar.

Aber inwieweit das jetzt stimmt, weiß ich nicht. Wenn mir jemand genauers sagen könnte, oder Hinweise geben könnte, wäre ich dankbar.
 
Kleine Anmerkung für den Fall, dass ihr auf Antwort von Theodisk wartet.

Er hat sich zwar gestern im Forum angemeldet und sich dann wieder selbst gelöscht. Er kann euch hier nicht mehr antworten.
 
Die Germanen waren wohl in erster Linie an den Grenzen zu den Kelten und Slawen durchmischt.
Frage: Wie sieht dass denn mit den Römern aus? In wie weit gab es denn da eine Durchmischung?

Und noch eine Frage: Mein Geschichtlehrer hat mir erzählt, dass die Germanen in Deutschland hierher erst vom Norden her (allen voran die Kimbern und Teutonen) gekommen sind. Stimmt das? Wenn ja, wer war dann vorher hier?
Gab es da auch eine Durchmischung?
 
@tum quoque, die Kimbern sind um 120 v. Chr. wohl wirklich aus Jütland gekommen, schon bei den Teutonen ist man sich nicht mehr so sicher. Germanen oder besser deren Vorläufer saßen auch früher schon in Deutschland.
Siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Jastorfkultur
Das dürfte auch die Frage "Wer saß vorher hier?" beantworten (Karte, weiterführende Links im Artikel).

Das vor- und frührömische Italien war gleichfalls ein Flickenteppich von Völkern und Kulturen, am bekanntesten wohl diese: Etrusker ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie

Trotz aller Vermischungen und Sklavenimporte blieben die regionalen Besonderheiten in Italien erhalten, noch heute nachweisbar in gewissen genetischen Besonderheiten der heutigen Bewohner Nord- und Süditaliens sowie der Toskana. Darüber schrieb dieser Herr: Luigi Luca Cavalli-Sforza ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie

...hier:
Amazon.de: Verschieden und doch gleich. Ein Genetiker entzieht dem Rassismus die Grundlage.: Luca Cavalli-Sforza, Francesco Cavalli-Sforza, Luca Cavalli- Sforza, Francesco Cavalli- Sforza: Bücher
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ging es eher um die Vermischungen auf germanischem Boden...

Denn: Wenn es eine gewisse Anzahl an Durchmischung geben würde, würde dass auch eine Veränderung der Haarfarbe bedeuten (meines Wissens hatten die Römer (zum Großteil) dunkle Haare, verbessert mich bitte wenn ich irre, und die germanen u.a. (das kann keine Seite der vorangegangenen Diskussion bestreiten) blonde)
 
Mir ging es eher um die Vermischungen auf germanischem Boden...
Die Kimbern in Norditalien waren nicht die gleichen, die 20 Jahre zuvor in Jütland aufbrachen. Viele Andersstämmige haben sich unterwegs angeschlossen, andere blieben zurück und wurden sesshaft. Sogar ihr Anführer (Boiorix) war offenbar keltischer Herkunft. Aussehen und Sprache spielten offenbar keine Rolle, sondern nur das gemeinsame Anliegen und die individuellen Fähigkeiten. Sie hätten vermutlich auch Bantus integriert, so sie welche angetroffen hätten.
 
Ich muss mal ne Frage dazwischen werfen.

Ich hab auch mal gehört, dass die Germanen schon größer waren als zb die Römer. Wie weit stimmt das? Waren die Germanen nur größer als die Römer oder auch größer als die anderen Mittelmeervölker (zb Griechen)?
 
@Naph, ja sie waren IM DURCHSCHNITT größer als die Mittelmeervölker (1.65 vs. 1.73 bei Männern um Chr. Geburt). Gemessen an heutigen Verhältnissen waren sie alle Zwerge.
 
Ich hatte da bloß mal eine Untersuchung gesehen, wo ein germanischer Skelett von einem Mann und einem römischen Skelett von einem Mann untersucht wurden. Der Römer war 1,60 glaub ich und der Germane war ca. 1,80 groß.
 
Ich hatte da bloß mal eine Untersuchung gesehen, wo ein germanischer Skelett von einem Mann und einem römischen Skelett von einem Mann untersucht wurden. Der Römer war 1,60 glaub ich und der Germane war ca. 1,80 groß.

Das war soweit auch in Ordnung; wobei wir jedoch nicht darüber hinwegsehen dürfen, daß dies nicht mit irgendwelchen ethnischen Spezifika o. dgl. zu tun hat, sondern mit den Ernährungsgewohnheiten.
Die Faustformel lautet in etwa "je höher der Fleischanteil in der täglichen Ernährung, desto höher das durchschnittliche Körpermaß". Sprich: im Vergleich zu den Römern, welche ein eher ausgewogenes Verhältnis zwischen pflanzlichen und tierischen Anteilen in der Kost hatten, wurde bei den Germanen mehr Fleisch gegessen.
Anm.: Äußerst signifikant merkt man diesen Sachverhalt beim Rückgang der durchschnittlichen Körpergröße von Angehörigen des Adels zwischen dem Hochmittelalter (3...4 Fleischgerichte pro Woche -> ca. 1,75) und dem Spätmittelalter (max. 3 Fleischgerichte pro Woche -> ca. 1,70).
 
Warum bin ich dann nur 1,72m
bei uns gabs und gibts jeden tag Fleisch und ne Stracke (ahle Wurscht) :cry:
 
Äußerst signifikant merkt man diesen Sachverhalt beim Rückgang der durchschnittlichen Körpergröße von Angehörigen des Adels zwischen dem Hochmittelalter (3...4 Fleischgerichte pro Woche -> ca. 1,75) und dem Spätmittelalter (max. 3 Fleischgerichte pro Woche -> ca. 1,70).

Ist ja verblüffend: ein Fleischgericht weniger macht 5 cm aus? Woher stammt das?
 
@Guntbot & JSchmidt
Bitte; weswegen schrieb ich wohl etwas von "Faustformel", "durchschnittlicher Körpergröße", "ca. ..." und "max. 3"?
Nehmt die Zahlen doch bitte relativ und nicht absolut.
Und ja - es kommt natürlich auch auf die Veranlagung u.ä. an...

PS(EDIT): Diesbezüglich gab und gibt es verschiedene Untersuchungen (die angegebenen Zahlen sind Merkzahlen zur etwaigen Orientierung, damit ich diese parat habe, wenn jemand mit dem Bild der 1,50 Zwerge im Mittelalter daherkommt).
 
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