Ein echter B-Film, wenn ich mir auch nicht 100% sicher bin, ob er mir gefällt ist: "The Pathfinder" (1996).
Mit einer regelrecht diabolisch schlechten deutschen Synchronfassung wird der ohnehin von Klischees strotzende Streifen mit lächerlich gestelzten Franzosen, die nüscht mal eine eigene Sprache aben, sondern nur diese dämlische Akzon... in seiner wahrscheinlich ungewollt komischen Ausstrahlung noch gesteigert. Selbst Graham Greene ("Der mit dem Wolf tanzt", "Revolution"), der hier im Übrigen herzlich unmotiviert agiert, kann an diesem langweiligen Trash nix mehr ändern. Glücklicherweise erfährt man mehrfach den historischen Hintergrund des TV-Filmchens, da man ansonsten irritiert wäre und nicht recht wüsste in welcher Zeit, 1850, 1750, 1650 oder wann auch immer das Ganze spielen soll.
Basieren soll der Film wohl auf "The Pathfinder" von Cooper. Kevin Dillon spielt den jugendlichen Hawkeye/Pathfinder, der sowas wie ne gewaschene Version derselben Rolle aus dem Streifen von 1992 scheinbar sein soll, Graham Greene ist sein hier deutlich älterer und eher väterlich wirkender Freund Chingachgook, während Laurie Holden die Mabel Dunham darstellt und Stacy Keach einen blasierten Comte de Leon, den Chef der bösen Franzosen, gibt.
Wer die Ausdauer hat und sich über richtig schlecht und billig gemachte TV-Kost amüsieren kann, dem sei dieses Filmchen freilich ans Herz gelegt. Die teilweise schönen Drehorte stehen allerdings in einem eigenwilligen Kontrast zu Besetzung, Ausstattung, Drehbuch, Schauspielerei, Kamera usw..
Mich stört es immer, wenn Literaturverfilmungen sich so große Freiheiten nehmen, dass das literarische Original kaum noch zu erkennen ist, und das ist bei Verfilmungen der Leatherstocking Tales eher die Regel als die Ausnahme. Michael Manns Verfilmung von The Last of the Mohicans von 1992 wich stark von der Vorlage ab. Das (historische) Massaker von Fort William Henry war damals RTL noch zu blutrünstig, so dass die Szene, in der Magua Colonel Munro das Herz herausschneidet gekürzt wurde. Im literarischen Original wird Cora Munro getötet, während ebenso wie Duncan Heyward, im Original kein Brite, sondern ein schottischstämmiger Offizier aus Virginia, der mit Alice Munro verlobt ist. Im chronologisch letzten Teil der Lederstrumpf Romane The Prairie- A Tale rettet Hawkey deren Enkel, Captain Duncan Unkas Middleton, das Leben. Was mich aber mit Manns Verfilmung einigermaßen versöhnt, ist Wes Studi in der Rolle des Magua- meiner Meinung nach einer der überzeugendsten Bösewichte der Filmgeschichte.
In einer frühen Verfilmung des "Deerslayers" von 1920 spielt in der Bela Lugosi Chingachgook. Lugosi, neben Gary Oldman der wohl überzeugendste Draculadarsteller musste sich später in B-Filmen verdingen, um seine Morphinabhängigkeit zu finanzieren.
The Pathfinder or the Inland Sea (Der Pfadfinder oder das Binnenmeer) spielt 1758 am Ontariosee. Hawkeye, Chingachgook und ein junger Seemann namens Jasper Western genannt Süßwasser geleiten Mabel Dunham, die Tochter eines Sergeanten und deren Onkel Cap, ein furchtbar besserwisserischer Seebär sicher in ein britisches Fort die von einem Tuscaroro namens Arrowhead und dessen Frau Dew of June in die Irre geführt wurden, ganz wie Heyward und die Munro-Schwestern in "The Last of the Mohicans".
In dieser Folge segelt Natty Bumpo beinahe in den Hafen der Ehe. Im ersten Band gibt Natty am Ende Judith Hutter einen Korb, die ihre alte Liason mit einem Captain Warley wieder aufnimmt. Sergeant Dunham möchte seine Tochter mit dem Waldläufer verheiraten, der auch nicht abgeneigt ist. Aber auch Jasper Western und ein zwielichtiger Offizier namend David Muir, der schon dreimal verheiratet war, haben ein Auge auf Mabel geworfen. Bei einem Preisschießen lässt Hawkey Western gewinnen, der allerdings bald darauf verdächtigt wird, ein Verräter zu sein.
Nur durch Dew of June wird Mabel vor einem Hinterhalt der Indianer gewarnt, an deren Spitze Arrowhead steht. Dank Chingachgook, Hawkey und Jasper wendet sich die Geschichte zum Guten, wobei allerdings Sergeant Dunham beim hinterhalt ums Leben kommt. Arrowhead, einige seiner Krieger und ein französischer Offizier werden gefangen genommen. Als, Leutnant Muir die Tat Jasper Western in die Schuhe schieben will, nennt ihn Arrowhead einen Verräter und Lügner. Muir will seinen degen ziehen, wird aber von Arrowhead erstochen, den anschließend von Chingachgook mit dem Tomahawk erschlägt. Natty erkennt, dass die weit jüngere Mabel Dunham Jasper Western liebt und tritt als Bewerber zurück. Das Paar nimmt die verwitwete Dew of June auf. "The Pathfinder or the Inland Sea" wurde in den 70ern von der BBC originalgetreu verfilmt- es handelt sich um die genaueste westliche Verfilmung, denn auch Fritz Umgelter nahm sich in den 70ern große Freiheit bei der Verfilmung der Lederstrumpfgeschichten mit Helmut Lange in der Titelrolle.
Wie sah es eigentlich mit der Detailtreue der östlichen Verfilmungen aus? Die Sowjetische Post gab einige Marken mit Lederstrumpfillustrationen heraus und Gojko Mittek spielte ebenfalls den Chingachgook, doch erinnere ich mich nicht mehr daran, ob "Chingachgook die Große schlange" und andere Streifen originalgetreuer waren.