Ich habe nicht nur von den Drogenhändlern gesprochen, sondern auch von den illegalen Einwanderern. Und die kommen meist auf kaum seetauglichen pateras.
Bei allen Mängeln dieser Schiffe - sie haben einen Motor und müssen nur eine relativ kurze Strecke zurücklegen. Eine Ladung Flüchtlinge kann man in wenigen Stunden nach Spanien bringen, also innerhalb einer Nacht. Und wenn sie drüben sind, war die Mission erfolgreich - es reicht den Flüchtlingen ja europäischen Boden zu erreichen.
Das moderne Beispiel ist m. E. völlig ungeeignet, um die antiken Verhältnisse und Möglichkeiten zu beurteilen. Denn da ging es um eine längere Reise längs der Meerenge.
Haben die Karthager das? Oder sagen wir mal die Punier? Wie haben die Städte untereinander kommuniziert, beide Küsten sind gebirgig, voneinander sind sie an der engsten Stelle 13 km entfernt.
Die Städte müssen nicht miteinander kommunizieren. Es reicht, daß den Griechen der Unterschlupf an Land weitgehend verwehrt war. Ein grundlegender Unterschied zu Schmugglern, deren Erfolg ja wesentlich darauf beruht, daß sie eben aus der Küstenregion selber kommen.
Ein kleines Schiff mittem im Meer siehst du kaum.
Aber ja siehst Du das! Schon vom Mastkorb eines Schiffes hast Du einen erstaunlich weiten Sichtkreis, erhöht auf Land (der typische Aussichtsturm auf einem Hügel) sieht man sehr weit hinaus aufs Meer.
Von Andalusien aus sichtbar und das auch nur von einem kurzen Küstenaschnitt bei klarer Sicht, ist der Abschnitt von Ceuta (die griechische Gründung Hepta Adelphia!) bis zum Kap Spartel, das ist ein etwa 50 km langer Streifen.
Richtig, das ist der kritischste Abschnitt, in dem wird tagsüber eigentlich jedes fremde Schiff gesehen.
Aber auch in der Region vor und nach der eigentlichen Straße sind die Chancen fremder Schiffe schlecht, unentdeckt durchzukommen. Insbesondere, wenn sie die Gegend nicht gut kennen. Denn die Schiffe dürfen sich ja nicht zu weit von der Küste entfernen - und müssen doch außer Sichtweite bleiben.
Was die Identifizierung betrifft: Ich kenne mich hier nur mit deutlich späteren Zeiten (also Segelschiffe) aus. Aber da war es für die Seeleute im Ausguck ganz normal, Schiffe und ihre Herkunft an diversen bautechnischen Details zu erkennen. Ohne Kenntnis der antiken Verhältnisse vermute ich doch, daß für beide Seiten der Unterschied zwischen einem punischen und einem griechischen Schiff ziemlich klar zu sehen war.
Und das erkannte Schiff ist dann leicht zu erwischen, wenn der eigene Startpunkt in Zielrichtung liegt. D.h. ein Schiff aus Osten fängt man am besten aus Cadiz ab, eines aus Westen am besten von Gibraltar. Dann hat das griechische Schiff eigentlich nur die Wahl, sofort umzukehren - ansonsten ist ein Zusammentreffen kaum zu vermeiden.
So allgemein: Ich hatte ja schon geschrieben, daß "Blockade" im modernen Seekriegssinne hier nicht paßt.
Vielmehr haben die Punier das Gebiet insgesamt so im Griff gehabt, daß es für griechische Handelsschiffe nicht sinnvoll war, sich dort hinein zu wagen. Denn im Zweifelsfall war es ja nicht mit einer Gebühr getan, sondern das Schiff wurde gekapert und incl. der Besatzung verwertet.
Für Handelsschiffahrt ist eine Route nur dann wirklich brauchbar, wenn in den nötigen Abständen eigene oder befreundete Stützpunkte zu finden sind, die Nachschub, Handelsmöglichkeiten und Schutz bieten. Und das haben die Punier natürlich für die eigenen Leute reserviert, de facto war das für Griechen (und Römer) eine Sperrung.