ursi schrieb:
In der Enzyklopädie des Nationalsozialismus von Wolfgang Benz hat es eine Abbildung der Gliederung der SS und zwar stammt diese Abbildung aus dem Organisationsbuch der NSDAP von 1940. (Leider kann ich nicht scannen, ich versuche es mal schriftlich darzustellen)
Zuerst kommt ein Organigramm vom Reichsführer SS abwärts. Und dann eine neue Abbildung von dem SS-Hauptamt abwärts und hier erscheinen die SS-Totenkopfverbände in gerader Linie, ebenso wie die Allgemeine SS und die SS-Verfügungs-Truppen.
In beiden Organigrammen fehlt die Bezeichnung Waffen-SS. Wo muss man nun diese Einordnen? Gehören sie zu der Gattung Allgemeine SS?
Und zu welchen SS-Einheiten gehörten denn die Lagerkommandant Waren das nun Angehörige der Waffen-SS oder der Totenkopfverbänden?
Vielleicht spielte die Befreiung eine "kleinere Rolle" aber gerade die Amerikaner wussten doch auch vom Massaker in Oradour-sur-Glane und das wurde von der Waffen-SS begannen. Und ich glaube nicht das es eine Minderheit war die in der Waffen-SS die Verbrechen begannen haben. Es waren wohl am Ende einfach die Jugendlichen wie Grass die am Ende den Kopf hinhalten mussten und weil sie die Uniform der SS trugen mit den Verbrechen, die die SS begannen hatte gleichgesetzt wurden.
Bei allem Verständnis aber ich mag nicht die Waffen-SS, die SS usw. nicht schön reden und glauben das in diesen Einheiten nur die Minderheiten Menschen ermordet haben. Es gibt genügend Berichte wo der Fanatismus dieser Männer bis zum 8.Mai 1945 beschrieben wird. Nein ich mag die nicht schön reden, nicht wenn ich die Bilder aus Auschwitz oder Oradour-sur Glane anschaue, oder die Erschiessungen von Frauen und Kinder in Riga.
Vergiss das obere Bild, wenn wir das diskutieren wollen, kommen wir in die Wüste. Das untere, "Gliederung der Schutzstaffeln der NSDAP", diskutiere ich unten noch einmal.
Die Organisation der staatlichen und Partei-Organisationen im Dritten Reich war sehr schlecht zu übersehen und wurde dazu vielfach geändert.
Im Internet sind zwei Quellen nach meiner Meinung recht zuverläsig, sie enthalten allerdings keine Organisationspläne und man muss etwas rumsuchen.
Diese Quellen sind:
1.
http://axishistory.com/index.php?index=31
2.
www.shoa.de/content/3/41 Auf der linken Seitenleiste suchen
Was die Verbrechen unter dem Namen SS angeht, muss man die organisatorischen Verknüpfungen berücksichtigen, die sich daraus ergaben, dass Himmler auch Chef der Deutschen Polizei war.
Die drei Grundorganisationen waren
a. Allgemeine SS, rechtlich wohl ein Verein, ob rechtsfähig oder nicht, weiß ich nicht, finanziert durch Mitgliedsbeiträge der Mitglieder der NSDAP und der SS. Unterschied sich von der SA durch besondere Bindung an Hitler ("Unsere Ehre heißt Treue"). Schwarze Uniform.
b. SS-Totenkopfverbände (bis 1936 SS-Wachverbände), die dem Inspekteur der Konzentrationslager Theodor Eicke unterstanden. Diese wurden aus dem Polizeietat finanziert. Rekrutiert aus Freiwilligen, die natürlich oft auch Mitglieder der Allgemeinen SS waren. Alle Kommandanten der KZ waren Mitglieder dieser Truppe, daneben aber wohl auch immer der Alllgemeinen SS. Schwarze Uniform der Allgemeinen SS, mit hellgrünen oder hellblauen Besätzen, ab Eingliederung in die Waffen-SS feldgrau.
c. SS-Verfügungstruppe (seit 1939 informell, später auch offziell (Wann?) Waffen-SS. Teil der bewaffneten Macht, finanziert aus Wehretat. Hitlers Armee für persönlichen Einsatz, ab 1939 OKH und OKW unterstellt. Zunächst Freiwillige, mussten SS-Rassekriterien entsprechen, als "politische Soldaten", später immer mehr auch Wehrpflichtige und in den letzten Kriegsjahren auch Verzicht auf besondere körperliche Merkmale (Größe etc.)
Schwarze Uniform, ab Kriegsbeginn feldgrau.
Daneben unterstand Himmler als Chef der Deutschen Polizei:
a. Die Ordnungspolizei (im wesentlichen Schutzpolizei und Gendarmerie).
Wurde 1936 gegründet und korporativ in die SS überführt.
b. Die Sicherheitspolizei (Kriminalpolizei und Gestapo). Kriminalbeamte wurden gedrängt auch - mit gleichem Dienstrang - in die Allgemeine SS einzutreten. 1939 erhielten sie mit Heydrich eine gemeinsame Führung mit dem Sicherheitsdienst der SS (SD).
Ab 1938/39, verstärkt ab Beginn des Unternehmens Barbarossa wurden "Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD" (EGr) aufgestellt.
Was nun die Verbrechen angeht, so sind die Verantwortlichkeiten im Groben wie folgt verteilt:
KZ: Totenkopfverbände, in die zum Teil während des Krieges auch Versehrte aus der Waffen-SS versetzt wurden.
Ermordungen von Zivilpersonen in den besetzten Gebieten (Juden, Partisanen, sonstige "Untermenschen"): EGr, denen zum Teil - in Hilfsfunktionen wie Kraftfahrer - auch Dienstverpflichtete angehörten, die mit der SS nichts zu tun hatten. Von der Ordnungspolizei gab es auch kasernierte Einheiten, von denen einige, die im Osten im Gefolge der Wehrmacht im Hinterland eingesetzt wurden, an solchen Verbrechen beteiligt waren.
Kriegsverbrechen im engeren Sinne: Sicher im Vergleich zur Wehrmacht überproportionale Beteiligung der Einheiten der Waffen-SS.
Eine Sonderrolle spielte hier die SS-Panzerdivision "Totenkopf", die aus den Totenkopfverbänden rekrutiert war, in denen eben besonders viele brutalisierte Fanatiker Dienst taten. Bereits 17 Tage nach dem ersten Einsatz wurden britische Kriegsgefangene bei Le Paradis in Frankreich mit Maschinengewehren niedergeschossen, was übrigens Himmler zu einem Wutausbruch gebracht haben soll, da er um den Ruf seiner Waffen-SS fürchtete. Die Wehrmacht verlangte eine strenge Bestrafung, aber der Fall wurde vertuscht. Gefangene von Kolonialtruppen machten die Angehörigen dieser Division in Frankreich grundsätzlich nieder, und auch später tat sich die Division besonders durch ihre Brutalität hervor.
Ein Angehöriger der "Leibstandarte Adolf Hitler" verübte das erste dokumentierte Kriegsverbrechen der Waffen-SS im 2. Weltkrieg, als er im September 1939 zusammen mit Feldpolizisten Juden in Polen in eine Synagoge trieb und erschoss. Er kam noch vors Krieggericht.
Generell kann man aber sagen dass die "klassischen" Divisionen der Waffen-SS insgesamt überwiegend sauber kämpften, vom Massaker von Ouradour durch die 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" sowie Malmedy einmal abgesehen. Der Hauptteil der Kriegsverbrechen im Osten und Südosten entfiel auf die osteuropäischen Divisionen (außer den baltischen), die sich vielfach wie Barbaren aufführten und bei denen sich die 29. Waffengrenadier-Division der SS unter Bronislav Kaminski besonders übel hervortat. Die moslemischen Divisionen "Handschar" und "Skanderbeg" wurden in Jugoslawien bewußt in Gebieten mit orthodoxer Bevölkerung eingesetzt, um die religiösen Gegensätze militärisch auszunutzen, was vortrefflich gelang. Ihr Einsatz nahm sofort grausame Dimensionen an. Ebenso kam es zu Grausamkeiten , als die 30. weißruthenische Waffengrenadierdivision der SS, deren Angehörige sich freiwillig zum Kampf gegen die Sowjetunion gemeldet hatten, dann in Frankreich gegen die Widerstandsbewegung eingesetzt wurde. Dagegen werden den baltischen, niederländischen, wallonischen, französischen, norwegischen und dänischen Einheiten kaum Kriegsverbrechen vorgeworfen.
Es ist keine Schönrederei der Waffen-SS, wenn man um eine differenzierte, den tatsächlichen Unterschieden Rechnung tragende Betrachtung der Verhältnisse bemüht ist. Ich meine, dass dies sogar dringend notwendig ist, weil heute die allgemeine Kenntnis über diesen betrüblichenTeil unserer Geschichte sich nicht gerade durch profundes Detailwissen auszeichnet und deshalb immer zu Pauschalierungen neigt. Das zeigt sich in den Medien, aber auch hier im Forum.
Dass von der Gesamtheit der Angehörigen der Waffen-SS insgesamt nur eine Minderheit gemordet hat, diese Aussage halte ich aufrecht, denn sie ist nach allen Quellen unbezweifelbar. Das schließt nicht aus, dass es Einheiten gab, in denen die Mehrheit oder sogar alle an Mordtaten beteiligt waren.