Zumindest anhand der austronesische Sprachfamilie hat man dies mit gutem Ergebnis untersucht. Sie hat demnach ihre Wurzeln in Südostchina und verbreitete sich über Hinterindien und via Taiwan-Philippinen über die gesamte pazifische Inselwelt und sogar nach Madagaskar.
Bisher habe ich mich nur am Rande mit Sprachen beschäftigt, daher bitte ich um Nachsicht, wenn meine Gedanken nicht den aktuellen wissenschaftlichen Konsens berücksichtigen.
Die austronesische Sprachfamilie ist ein einfaches Beispiel, weil sie sich gut mit genetischer Ausbreitung deckt, was sie andererseits zum Sonderfall macht.
Bei Cavalli-Sforza erinnere ich mich an die Schilderung der südasiatischen Seefahrer und die extreme Auslese, bedingt durch die Strapazen der Überfahrt ins Ungewisse.
Diese Seefahrer nahmen ihre austronesische Sprachgruppe mit und die Glücklichen, die Land fanden, landeten auf menschenleeren Inseln, wo ihnen keine andere Sprache "dazwischenredete".
Austronesisch breitete sich über menschenleere pazifische Inseln über 2 -3 Jahrtausende aus, während sie im Ursprachraum (Taiwan, Südchina) bedrängt und überschichtet wurde.
Vergleichbare Bedingungen für andere Sprachfamilien lassen sich schwer finden.
Nachdem mich die Wiki-Artikel über einige Sprachfamilien verwirrt haben, wünsche ich mir eine übersichtliche Tabelle, mit allen Sprachfamilien, vermutetem Zeitpunkt der Ursprache, 1. schriftlichen Nachweis, Verwandschaftsgrad usw.
Irgendwo meine ich eine Art Sprachenstammbaum gesehen zu haben, der etwas Ordnung in die komplizierte Materie bringt.
Ich möchte ganz kurz sinngemäß wiedergeben, was zum Indogermanen-Problem hier geschrieben steht, das Buch ist noch druckfrisch:
Anthropologie Europas: Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart: Amazon.de: Andreas Vonderach: Bücher
1) Der Autor lehnt Renfrews Anatolienhypothese entschieden ab.
2) Eine "Invasion" von Kurganvölkern i.S. von Gimbutas hat es nicht gegeben. Anhand der Körpermerkmale von Skeletten reicht ihr Einfluss bestenfalls bis Rumänien und Ostpolen,
3) Urheimat der indogermanischen Sprachfamilie? Wenn der Begriff überhaupt sinnvoll ist, irgendwo nördlich der Donau und westlich der Wolga. Der Autor plädiert also für ein ziemlich weit nach Westen reichendes Gebiet, dass u.U. Mitteleuropa mit einschließt.
Das Buch befasst sich mit genetischen und linguistischen Aspekten, Schwerpunkt ist aber die Anthropologie, d.h. die seit den Nazis verpönte Untersuchung von Körpermerkmalen, betr. Vorgeschichte meist Schädel. Der Autor vergleicht auch die heutigen Völker Europas, wo sich erstaunliche Unterschiede selbst zwischen Nachbarn (z.B. Deutsche/Polen oder die Sprachgruppen der Schweiz) finden.
Die zuletzt gelesenen Bücher faszinieren mich auch immer am meisten und Vonderach steht auf meiner Bibliothek-Bestellliste.
Grundsätzlich sollte man kulturelle, antrophologische und genetische Erkenntnisse in Erwägung ziehen, wenn man über Sprachausbreitung nachdenkt. Das sollte um so mehr gelten, je immobiler die Sprecher waren.
Verbreitungsschwerpunkte bei genetisch fixierten Körpermerkmalen, dazu gehören Schädelmaße, verändern sich im Generationentakt.
Ist das bei Sprachen genauso???